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Reaktionen nach Hager-Suspendierung

Patrick Hager beim Spiel in Bremerhaven (21.10.2016). Foto: Alexandra Schmitz
Patrick Hager beim Spiel in Bremerhaven (21.10.2016). Foto: Alexandra Schmitz

Turbulente 24 Stunden gehen im Umfeld der Kölner Haie zu Ende. Patrick Hager wechselt nach München. Wenige Stunden später wird sogar eine Suspendierung vom KEC gegenüber dem Kölner Express bestätigt. Zufall? Inzwischen sickerte durch, dass sich Hager nicht mannschaftsdienlich benommen haben soll und seine Mitspieler zu hart kritisiert hatte. Es ist aber auch klar: In einer Kabine geht es oftmals rau zu. Es ist schwer vorstellbar, dass dies der einzige Grund gewesen ist.

Wir haben viele Rückmeldungen auf direktem Wege erhalten und natürlich viele Reaktionen beobachten und nachlesen können. Verständlicherweise sind die meisten Reaktionen emotional. Doch gemeinsam haben sie alle eins: Die Frage nach dem Warum? Kann das wirklich so passiert sein? Und wenn ja, gegen wen wurde Hager so deutlich? Hat Hager sogar taktische Vorgaben kritisiert? Dinge angesprochen, die unangenehm sind?

Wer ist für die Suspendierung verantwortlich?

Zum jetzigen Zeitpunkt scheint es nicht klar zu sein. Aber es stellen sich neue Fragen: Wer hat überhaupt entschieden, dass Hager suspendiert wird? War es die sportliche Leitung oder ist diese Entscheidung auf Geschäftsführer-Ebene, eventuell sogar von der Gesellschaft getroffen worden? Geschäftsführer Peter Schönberger hatte nach Spiel 3 gegenüber dem Kölner Stadtanzeiger erklärt am 14.3.2017: “Ja. Die Mannschaft ist absolut geschlossen. Es herrscht eine sehr gute Atmosphäre, es gibt gute Hierarchien, man kritisiert sich in gesunder Weise. Ich kann nur sagen: Die Chemie im Team stimmt zu 100 Prozent.” Wenig später sagte er außerdem: “Frank Gotthardt will immer gut informiert sein und sehen, dass jeder seinen Job gut macht, wir haben die Lage natürlich besprochen. Weder er noch ich mischen uns aber in den sportlichen Bereich ein.”

Hat die sportliche Leitung also entschieden, dass Hager nach seiner Kritik am Mitspieler suspendiert wird? Laut Haie-Geschäftsführer Peter Schönberger war das so, weil das “Verhalten nach den letzten Spielen” nicht mehr stimmte. Nach Spiel 3 war aber nach eigener Aussage noch alles in Ordnung.

Team-Chemie bei 100%?

Nur zwei Tage und ein Spiel später soll sich Patrick Hager “teamschädigend verhalten” und “Kollegen zu hart kritisiert” haben. So kam es zur Suspendierung und nach dem Interview im Kölner Stadtanzeiger sind viele Fans nun irritiert. Wie passen die beiden Zitate zusammen? Hatte sich Patrick Hager etwa mit einer einmaligen Kritik gegenüber einem Mitspieler so sehr ins Abseits geschossen? Viele im Haie-Umfeld scheinen das auszuschließen und vermuten auch andere Gründe hinter der Suspendierung. Es scheint auf jeden Fall so, als wenn die Wahrheit nicht kommuniziert wurde. Entweder nach Spiel 3 – oder jetzt nach Spiel 4.

Patrick Hager hat sich noch nicht geäußert und schweigt.

Was bedeutet Fan-Vertrauen?

In Foren ist zu lesen, dass es “schade sei”, dass einige ihre Dauerkarte soeben verlängert haben. Nicht, weil die Mannschaft keine Mittel gegen Wolfsburg findet. Sondern weil viele Fans vermuten, dass die Gräben viel tiefer sind. Ewald Lienen, Trainer von Fußball-Zweitligist St. Pauli, sprach in einer emotionalen Pressekonferenz über die Fans, die viel Geld für ihre Clubs ausgeben. Aber dass es nicht nur die finanziellen Ausgaben sind, sondern auch Zeit. Freizeit. Und damit verbunden Zeit, die sie nicht bei ihren Familien, bei ihren Partnern oder mit ihren Freunden verbringen. Natürlich sollte dies jedem Club-Verantwortlichen und jedem Profi-Spieler bewusst sein. In jedem Sport, bei jedem Club. Wenn das Vertrauen der Fans mit widersprüchlichen Aussagen strapaziert wird, befindet man sich sprichwörtlich auf dünnem Eis. Denn – vor allem in Sportarten nach dem Fußball – ist die Fan-Basis wirtschaftlich, die stärkste Kraft, um die Zuschüsse der Gesellschafter zu mindern.

Quellen der Zitate von Haie-Geschäftsführer Peter Schönberger: http://www.ksta.de/26189916 // http://www.ksta.de/26204804 ©2017

Über den Autor: Robert Heppekausen

Robert ist seit 2004 für haimspiel.de tätig und hat in der Zeit unter anderem am Radio das Rekordspiel gegen Mannheim kommentiert und war Mit-Ideengeber für die "Wir sind Haie"-Shirts. Zusammen mit Dennis hat er die Facebook-Seite der Kölner Haie ins Leben gerufen und für den Club aufgebaut.

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14 Kommentare

  1. Ingo Board
    17.03.2017

    Man kann den Münchnern keinen Vorwurf machen. Einem Titelrivalen kurz vor den Playoffs den Top-Spieler wegzukaufen ist eine fiese, aber nachvollziehbare Aktion. Man kann Patrick Hager nicht vorwerfen, dass er nach München zurück zu seiner Familie möchte. Aber man kann ihm vorwerfen, dass er nicht bis nach der Meisterschaft damit gewartet hat. Er wäre es den Kölner Fans und dem Gehalt, dass er hier verdient hat, schuldig gewesen. Dass er die Chance ergriffen hat, als sie sich ihm geboten hat, ist nur zum Teil verständlich, denn er hätte sicher später auch ein ähnliches Angebot bekommen können. Aber es ist vielleicht menschlich und er ist ein junger Mann und vielleicht einfach nicht reif genug gewesen, um die Tragweite seiner Entscheidung zu überblicken.
    Wem man aber in jedem Fall einen Vorwurf machen muss, ist Cory Clouston, Mark Mahon und Peter Schönberger. Sie hätten Hager suspendieren müssen, sobald der Transfer bekannt wurde. Wie kann man einen Münchner Spieler, der Hager ab diesem Zeitpunkt war, weiter für die Haie aufs Eis schicken? Formal zwar korrekt, aber mit einem Verräter zu spielen, ist für alle anderen nicht gut. Man hätte viel früher ohne ihn spielen müssen, um der Mannschaft eine Chance zu geben, den Verlust zu kompensieren. Das man das nicht getan hat, ist das Hauptproblem, und das worüber ich mich am meisten ärgere.

    • Markus
      17.03.2017

      Habe ich was verpasst? Ich dachte er hat den Vertrag in München für ab 2018 unterschrieben?
      Außerdem sind das alles Profis, deren Beruf (also erstmal relativ unemotional) es ist Eishockey zu spielen, und Hager ist nicht so jung, dass er das nicht wüsste. Ich sehe ihn nicht als Verräter und hätte ihn durchaus zugetraut, auch wenn er weiß, dass er irgendwann für jemand anderen spielt, sich jetzt noch voll für die Haie rein zu hängen.

      Ansonsten finde ich den Artikel sehr gut, bin auch gespannt wie sich das in den nächsten Tagen entwickelt.
      Für mich würde das alles am meisten Sinn machen, wenn er nach Spiel 4 vor den Mitspielern in der Kabine Clouston kritisiert hätte…

  2. Benjamin
    17.03.2017

    Die widersprüchlichen Aussagen sind nachzuvollziehen. Soll Peter Schönberger sich denn nach Spiel 3 hinstellen und sagen im Team stimme es nicht? Der Vereinsführung jetzt vorzuwerfen sie hätte die Fans belogen ist für mich nicht richtig. Probleme klärt man intern und nicht im Stadtanzeiger.

  3. MarcelDionne16
    17.03.2017

    Und ewig grüßt das Murmeltier.
    So etwas passiert jedes Jahr, überall in jeder Sportart.
    Ein Spieler wechselt den Verein und es wird bekannt. Und?
    Bei einem wichtigen Spieler nicht unbedingt schön, aber normal.
    Also Haken dran.
    Was die Suspendierung anbelangt: Kein Verantwortlicher (egal ob sportliche Leitung oder Geschäftsführung) schmeißt einen Spieler dieser Qualität ohne triftigen Grund aus dem Kader.
    Ist nicht das erste Mal, wird auch nicht das letzte Mal gewesen sein. Nicht schön, aber kommt (leider) vor. Also auch hier Haken dran (nützt ja nichts).
    Meiner Meinung liegt hier ein viel größeres Problem vor, das es zu lösen gilt:
    Und zwar die Art und Weise, wie die Mannschaft seit ca. 10 Spielen auftritt. Seit der Derby-Pleite (0-2) ist das Niveau in spielerischer Hinsicht, naja, nennen wir es ausbaufähig. Iserlohn, Krefeld, Wolfsburg, München, Ingolstadt und jetzt die Playoffs. Wo hat die Mannschaft spielerisch und kämpferisch überzeugt? Wie will man gegensteuern (oder sollte man besser fragen mit wem?)
    Vor diesem Hintergrund sind Themen wie Vereinswechsel oder Suspendierung zwar sehr medienwirksam, aber aus meiner Sicht nichts anderes als klappernde Nebengeräusche oder Symptome.
    Aber was ist mit der Ursache?

  4. Denis Schmidt
    17.03.2017

    Man wird heute Abend sehen wie es läuft, gewinnen wir heute haushoch so stand das Team nicht hinter Hager.Blamieren sie sich heute dürfte der ein oder andere wohl auf Hagers seite stehen und dann muss leider auch die sportliche Leitung ausgetauscht werden. Denn dann trägt Sie die Verantwortung

  5. Carsten Schröder
    17.03.2017

    Ich will es mal Luxusproblem nennen! Wenn man in so einer Situation auf einen solchen Spieler verzichten kann muss man ja genug solche Kaliber im Kader haben. Allerdings finde ich es persönlich nicht schlimm, wenn in so einer Situation ein Führungsspieler das Maul aufreißt! So etwas kann ja auch helfen. Wir haben ja schon die unterschiedlichsten Versuche des Wachmachens erlebt, oder? Beispiel gefällig? Erinnert ihr euch noch an den Nürnberger Torhüter im Spiel gegen München? Oder Herr Wolf letzten Mittwoch beim Spiel hier in Berlin? Die gehen in so einer Lage das Risiko einer Spieldauer ein und werden dafür gefeiert und ein Herr Hager, der das macht was ich von einem Nationalspieler erwarte , wird entlassen? Was bitte stimmt beim KEC nicht? Liebe Funktionäre, Eishockey ist ein Männersport, da wird auch mal gerauft und gepöbelt! Es ist in meinen Augen verantwortungslos wie hier mit Geldern, keiner weiß wo Köln die eigentlich her hat, umgegangen wird!

  6. Rolf
    17.03.2017

    Suspendierung und Vereinswechsel hin oder her, über die wahren Gründe können wir spekulieren. Fakt ist die Anfangs der Saison noch überlegene spielerische Leistung hat bereits in der zweiten hälfte der Vorrunde nachgelassen. Die Gründe dafür liegen ebenso im Verborgenen und so kann man auch da nur drüber spekulieren. Ein möglicher und für mich durchaus nachvollziehbarer Grund liegt wohl auch in dem Hype der um die Neueinkäufe Ehrhof, Turnbull und Bolduc gemacht wurde.
    Für mich nachvollziehbar weil wenn ich in einem gut funktionierenden Team, welches wir Anfang der Saison waren, mittendrinn „Neue Toppspieler und Superstars“ (Bezeichnung durch die Medien) vorgesetzt bekäme und ich nur noch zweite Pfeife spielen soll würde ich auch die Lust verlieren.
    Denn der Knacks ging meiner Meinung nach bereits da durch das Team, wir haben auch vorher schon Spiele verloren aber danach fehlte auch der Wille zu kämpfen und zu Siegen und das zeigte sich auch daran wie die meisten Spiele verloren wurden.

  7. Der Hai
    17.03.2017

    Meines Erachtens hat man grade in der zweiten Saisonphase (die letzten Spiele kurz vor den Play-Offs mal ausgenommen) die besten Leistungen gezeigt. Die Siegesserie nach dem desaströsen 0:6 in Bremerhaven, nach dem sich die Mannschaft auch nochmal aufgerappelt hatte, mit zwei Siegen über München, Siegen gegen Nürnberg, hat in mir erst so richtig die Hoffnung auf eine erfolgreiche Saison entfacht. Vor allem die Art und Weise der Siege. Deswegen ist nun die Enttäuschung umso größer. Es muß also in der Zeit kurz vor den Play-Offs irgendwas Negatives entstanden sein.
    Übrigens war Turnbull bereits länger verpflichtet (weit vor Saisonbeginn, glaube unser zweiter Zugang nach Hospelt für diese Saison), daran kann es wohl nicht liegen. Und selbst mit den anderen hat es ja bis kurz vor den Play-Offs funktioniert, und zwar sehr gut. Muß also andere Gründe geben.

  8. Carsten Schröder
    20.03.2017

    Ein Lob an Herrn Hospelt!!! Seine Aussage im Interview gestern, dass all die Dinge über P. Hager nicht stimmen, zeigt mir, dass es noch Leute mit Rückrad gibt! Nicht vor der Führungsriege eingeknickt, super!

    • Denis Schmidt
      20.03.2017

      Müller hat es Hospelt gleich getan, meiner Meinung nach kann der Vorfall nicht all zu gravierend gewesen sein , denn sonst hätte Hager wohl nicht seelenruhig neben Ankert auf der Tribüne gesessen. Und Schönberger sagte gestern ja auch das da nur einen einzigen Vorfall gegeben hätte. Im Express stand das Hager wohl etwas ausfällig gegenüber den jungen Deutschen und den ausländischen Spielern wurde.
      Ich hoffe das alle beteiligten Manns genug sind und sich zusammenraufen um ins Halbfinale einzuziehen und dann wieder mit Hager.

  9. Carsten Schröder
    22.03.2017

    Das mit dem Halbfinale hat ja dann wohl dank einer mit Stars überfluteten Mannschaft ohne Mannschaft nicht geklappt! Bin gespannt , wann man beim KEC begreift, dass es nichts bringt einen Haufen Geld für Einzelkönner aus dem Fenster zu werfen, anstatt eine richtige Mannschaft zu kreieren! Mal über den Tellerrand nach Wolfsburg schauen und sehen wie es geht! Ich als Berliner ärgere mich schon, wenn unser Wissmann als überzähliger draußen bleiben muss (wohlgemerkt ein Nachwuchstalent) und in Köln lässt man freiwillig Ankert und Hager draußen. Das Ergebnis sieht man ja!

  10. Carsten Schröder
    24.03.2017

    Seltsame Aussagen gestern bei den Haien! Hager und Ankert mit laufendem Vertrag und in der neuen Saison im Kader? Wer von der Führungsetage glaubt eigentlich das alle Eishockeyfans in Deutschland im dunklen Wald wohnen? ´Gerade den eigenen Fans gegenüber die ja bis zum Schluss mehr als treu waren sollte man hier mit offenen Karten spielen! Weder Team noch Trainerstab sind in dieser Zusammensetzung für nächste Jahr tragbar, wenn man was reißen will! Aufwachen! Als Berliner weiß ich wovon ich rede! Oder seht ihr als Haie-Fans das anders? liege ich total falsch?

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