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Peter Draisaitls Amtsantritt bei den Kölner Haien

KEC-Headcoach Peter Draisaitl im Training - Foto: Steffen Thaut

Die Kölner Haie stellten heute ihren neuen Headcoach Peter Draisaitl vor, der nach der Pressekonferenz auch direkt die erste Trainingseinheit leitete. Zu seiner Vertragslaufzeit machte der Club keine Angaben. Die Besetzung der Co-Trainer-Posten ist noch in Klärung. Die Mannschaft zeigt sich schuldbewusst.

Keine großen Umbauten nötig

Dass er seine vorrangige Aufgabe darin sieht, die Mannschaft mental wieder auf Schiene zu setzen, machte Draisaitl gleich zu Beginn deutlich: „Um es klarzustellen: Ich glaube, dass der Kopf im Moment wichtiger ist als das, was darunter ist. Es wird mit der Zeit und mit Ruhe kleine Anpassungen im System geben, aber wir sind uns jawohl alle einig, dass hier vor mir ein hervorragender Eishockeytrainer gearbeitet hat. Die Systeme sind etabliert und installiert. Die eine oder andere Idee werde ich logischerweise haben, aber große Umbauten werden nicht nötig sein.“

Draisaitl: „Werde mit Sicherheit viel fordern von den Jungs“

Seine Einsätze als „Feuerwehrmann“ in Nürnberg und Pardubice sind Erfahrungen, die Draisaitl sich bei seinem Einstieg bei den Haien zu Nutze machen will. „Das waren wichtige Erfahrungen. Man ist ja dann doch geneigt, in dem ganzen Brassel den einen oder anderen Fehler zu machen, den man sich rückblickend dann lieber erspart hätte. Man kennt die Spielertypen vielleicht noch nicht wirklich und hastet dann da rein und stellt dann irgendwann fest, dass das eine oder andere vielleicht nicht gerade glücklich kommuniziert war. Ich habe jetzt natürlich den Vorteil, dass ich nicht gestern irgendwo entlassen wurde und jetzt heute hier reinspringen muss. Ich hatte ja Zeit, mich mit der DEL zu beschäftigen.“

„Ich werde mit Sicherheit sehr viel fordern von den Jungs. Das steht fest. Aber ich will dabei vor allem fair bleiben“, beschreibt Draisaitl seine Philosophie. „Ich möchte eine klare Struktur auf dem Eis haben. Ich möchte ein stabiles, ernsthaftes und hart arbeitendes Eishockeyteam coachen. Aber ich glaube, da unterscheide ich mich nicht von anderen Trainern. Wir waren uns gestern mit Mark und den Coaches sehr schnell einig, dass wir die Mannschaft schneller spielen lassen wollen, härter spielen lassen wollen und das Ganze einfacher halten. Wir sind davon überzeugt, wenn wir das hinbekommen, dass wir mit dem Talent in der Mannschaft ein sehr gutes Eishockeyteam hier in Köln haben werden.“

Überblick über die Verfassung des On-Ice-Personals

In der Kürze der Zeit hat sich der neue Cheftrainer natürlich noch kein vollständiges Bild von der Verfassung der Mannschaft machen können, ist aber zuversichtlich, bald einen Überblick zu haben: „Ich glaube, dass wir relativ schnell ein klareres Bild haben werden, wo man eventuell noch ansetzen kann. Wir wissen, dass wir ein paar verletzte Spieler haben und einige nicht hundertprozentig gesund sind. Das ist ein Teil der Arbeit, die auf uns wartet, hier vernünftig Eiszeiten zu verteilen, um den Kader dann irgendwann wieder einigermaßen komplett zu haben.“

„Die deutschen Spieler hier im Team kenne ich natürlich alle. Von den Imports eigentlich keinen, wenn ich recht überlege. Aber es fangen eh alle bei Null bei mir an“, erklärt Draisaitl. „Ich fasse Spieler hart an, aber immer fair.“ Die derzeit bestehenden Reihen will er zunächst unangetastet lassen, spricht davon, dass sich das Team quasi erstmal von selbst aufstellt.

Die Spieler äußern sich zum Trainerwechsel

Die Mannschaft war von der Nachricht des Trainerwechsels getroffen, berichtet Sportdirektor Mark Mahon, der am Dienstagmorgen mit dem Team darüber gesprochen hat. Auch auf unsere Nachfrage bei den Spielern, ob sie sich für den Trainerwechsel verantwortlich fühlen, war der Tenor einhellig.

„Ja, auf jeden Fall. Die Mannschaft spielt auf dem Eis. Ich habe immer gesagt, dass das System, das Cory von uns gefordert hat, nicht zu schwer war. Letztendlich lag es an uns, dass wir es nicht gut genug umgesetzt haben. Da ist die Verantwortung bei uns“, so Haie-Kapitän Christian Ehrhoff. „Im Sport ist es nunmal so, dass es das einfachste ist, den Trainer zu entlassen, um einen neuen Akzent zu setzen. Und das ist jetzt passiert.“

„Die Mannschaft hat die aktuelle Situation verschuldet. Das gleiche habe ich damals auch gesagt, als Cory uns übernommen hat. Schlussendlich hat ein Coach keine Kontrolle über das, was auf dem Eis passiert. Der Trainerwechsel sollte als Tritt in den Hintern bei uns in der Kabine angekommen sein. Wir sind in der Bringschuld“, bestätigt Ryan Jones.

„Es ist das erste Mal, dass ich eine Trainerentlassung mitten in der Saison erlebe. Wir sind dafür zu 100% verantwortlich. Ein Coach kann einem Team nur einen Gameplan mitgeben und ein System eintrichtern, aber am Ende des Tages sind wir es, die das System und die Energie und die harte Arbeit aufs Eis bringen müssen. Die erste Saisonhälfte hindurch haben wir das nicht gemacht. Die Bringschuld liegt bei uns“, wählt Corey Potter sogar die exakt gleichen Worte.

„Natürlich fühlen wir uns verantwortlich. Es ist zwar Teil des Geschäfts, dass der Trainer geht und nicht zehn Spieler. Es ist blöd, dass einer seine Arbeit verliert, weil zwanzig andere ihre Arbeit nicht machen. Ich denke, das sollte jeder als nicht in Ordnung ansehen“, so Kai Hospelt.

„Die Schuld liegt komplett bei der Mannschaft. Es ist natürlich immer einfacher, einen Cheftrainer zu entlassen als 25 Spieler, die nicht hart genug spielen. Wir müssen es akzeptieren, dass es unsere Schuld ist. Es liegt auf unseren Schultern, Siege einzufahren“, meint auch Jean-Francois Boucher.

„Wir sind alle mitverantwortlich für diese Situation. Wir sind nunmal die Spieler, die auf dem Eis stehen. Da kann sich jetzt keiner aus der Affäre ziehen. Da hängt jeder mit drin. Wir wissen auch, was wir vorher falsch gemacht haben, haben es aber dann nicht mehr aufs Eis gebracht. Wir hoffen, dass es mit dem neuen Impuls jetzt wieder nach vorne geht“, sagt Pascal Zerressen.

„Wir sind die Spieler auf dem Eis. Es ist ja meistens so, dass der Trainer der erste ist, der fliegt, wenn die Mannschaft schlecht spielt. Aber jetzt sind wir an der Reihe. Jetzt gibt es keine Ausreden mehr“, meint Nick Latta.

Gutes erstes Training

Vom ersten Training unter Peter Draisaitl zeigten sich alle Spieler sehr angetan. Der gern bemühte „Reset“-Knopf fand durch die Bank Erwähnung.

„Neue Stimme, neue Ansprache, neue Übungen – das ist natürlich immer ein bisschen Umgewöhnung, aber es war gut. Es war hohes Tempo im Training“, beschreibt Moritz Müller die erste Einheit unter dem neuen Headcoach. „Es war viel Tempo drin und hat Spaß gemacht“, bestätigt auch Kai Hospelt.

Potter kehrt gegen Iserlohn ins Line-Up zurück

Gleichzeitig gab es die gute Nachricht, dass Corey Potter vor der Rückkehr ins Aufgebot steht. „Wir müssen sehen, wie er sich heute im Training fühlt, wenn er ein paar Kontakte hatte, aber wenn er sich gut fühlt, dann ist er in Iserlohn mit dabei“, gab Draisaitl an.

„Es hat sich heute gut angefühlt. Es hat ja aber auch lang genug gedauert“, freut sich Potter, wieder im Einsatz zu sein. „Es waren jetzt etwas über vier Wochen, was ungefähr dem Zeitraum entspricht, den die Ärzte mir gesagt hatten. Ich habe versucht, etwas früher in der Saison zurückzukommen, was nicht funktioniert hat. Jetzt habe ich mir die Zeit zum kompletten Auskurieren genommen und bin jetzt wieder wirklich startklar. Es fühlt sich alles wieder hundertprozentig heil an.“

Auch Jean-Francois Boucher trainierte nach auskurierter Verletzung aus dem Krefeld-Spiel vom vergangenen Mittwoch wieder voll mit und ist gegen Iserlohn einsatzbereit. Noch nicht zurück ist Alexander Sulzer. Gustaf Wesslau war vor der Mannschaft mit Jonas Forsberg im Einzeltraining auf dem Eis und macht weiter Fortschritte.

Draisaitl blickt nach vorn

Wie auch die Mannschaft jetzt schaut Peter Draisaitl nach vorn. Auf den Meistertitel von 1995 angesprochen, wiegelt er ab. Das seien zwar unvergessliche Erinnerungen, aber er lebe nicht in der Vergangenheit, sagt er. Über seinen Status bei den Fans und im Umfeld ist er sich aber dennoch bewusst. Die passende Zusammenfassung dazu liefert Kai Hospelt: „Der Peter hat mit Sicherheit auch nach außen eine gewisse Strahlkraft. Er ist Meister geworden mit den Haien und lange Nationalspieler gewesen. Ich habe ihn als Kind spielen sehen, genauso wie auch einen Thomas Brandl. Das ist natürlich was Tolles. Inwieweit das die ausländischen Spieler wissen, weiß ich nicht. Ich denke nicht, dass der Peter einer ist, der das groß erzählen will oder muss. Ich denke, dass der Peter ja auch als Trainer hierhergekommen ist und nicht als das, was er vorher gemacht hat.“

Über den Autor: Henrike Wöbking

Henrike schreibt für haimspiel.de seit 2005 und wurde von Ex-NHL-Spieler Jason Marshall gelobt für "the best interview I ever did". Sie zeigte sich hauptverantwortlich für das Abschiedsvideo von Dave McLlwain. Außerdem ist sie Buchautorin und schrieb den Roman "Auf Eis" vor dem Hintergrund der Playoffs 2002.

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Offiziell: Peter Draisaitl neuer Haie-Trainer

6 Kommentare

  1. Alexander
    21.11.2017

    Die Einstellung der Spieler gefällt mir gas geben zu müssen das macht Lust auf Spiele dadurch gibt es bestimmt auch eine bessere Zuschauerzahl.

  2. Dagi
    21.11.2017

    Henriiiikeeeee, was hab ich Deine schönen langen 1 a Interviews vermisst :)

  3. Bossy
    21.11.2017

    Hoffentlich kommt jetzt nicht noch im Nachgang heraus, dass sich die Spieler in einem desolaten konditionellen Zustand befinden.. weil, ich kann mich schon kaum noch daran erinnern, wann das Team mal annähernd 50 Minuten mit Spannung auf dem Eis unterwegs war.

    Vielleicht passt es ja mit Draisaitl auch einfach mal, würde ich ihm auch persönlich wünschen und gönnen; wenn er von den Spielern als fairer Trainer wahrgenommen wird, der nachvollziehbare Entscheidungen trifft, dann könnte es diese Saison vielleicht doch noch öfters gutes Hockey in der Arena zu sehen geben; hatte ich fast schon abgehakt.

    Auch wenn ich damit jetzt dem “hervorragenden Eishockeytrainer” noch mal einen mitgebe, ich möchte einfach keinen Trainer mehr hier in Köln sehen, der so unverfroren offen sein Desinteresse an Liga, Spielstand und Tabelle zur Schau trägt, da fühlte ich mich auf Dauer auch als Zuschauer, der schnelles, intensives Hockey und ein gutes Teampreis-Leistungsverhältnis schätzt, mehr und mehr provoziert.

    Ich möchte auch einfach mal wieder, weil ewig her, ein Team auf dem Eis sehen, dass Heimspiele als Ansporn und Verpflichtung ansieht und dem Gegner direkt im ersten Drittel selbstbewusst zeigt, dass es hier schwierig für ihn wird.

    Dieser ‘Biss’ ist hier von Trainer zu Trainer mehr und mehr verloren gegangen.

    Wie oft habe ich Heimspiele gegen Straubing oder Schwenningen verfolgen müssen, in dem das heimische Haie-Team im ersten Drittel wie unter Betäubung spielend erst einmal ewig lange abgewartet hat, was denn der Gegner heute so anbietet.. schauderhaft und mit Blick auf das kostspielige Haie-Team von mal zu mal ärgerlicher; toller Gameplan!

    Für den kommenden Auswärts-Sonntag im Dorf hatte ich schon frühzeitig Karten besorgt, darunter auch für einige, die schon lange nicht mehr oder auch noch überhaupt nicht einem Eishockeyspiel beigewohnt haben, da hatte ich zwischenzeitlich schon übelste Befürchtungen, wie die mir das hinterher wohl ‘danken’ werden.. jetzt habe ich da wieder mehr Hoffnung.

  4. Thomas
    22.11.2017

    Also ich weiß das man auch etwas zu viele “Geister” sehen kann.
    Aber ich schrieb es ja bereits mit Potter. Jetzt sind die 4 Wochen GENAU JETZT um, wo Clouston entlassen wurde? Wenn es so ist, okay blöder Zufall. Aber so recht daran glauben kann ich nicht, wenn man sich das aus der Mannschaft so anhört. Die Nebengeräusche gabe es bereits in der NHL. Ich möchte nicht sagen, dass Clouston taktisch nicht viel auf dem Kasten hatte, aber was bringt es dir als Trainer?

    Gut ich kann mir meinen Chef auch nicht aussuchen. Wenn du deinen Chef aber nicht leiden kannst, gibt es eben auch Leute die sich sagen “Okay ich mache was man verlangt aber auch keinen Handschlag mehr.” Und dann stehst du eben bei einem Mannschaftssport dumm da.

    Ich bin gespannt ob die Herren jetzt ALLE Eishockey spielen können, wie von Wunderhand? Das wäre ein Schlag ins Gesicht der Fans.

    Ich erwarte heute nicht zu viel. Wenn man Ansatzweise Verbesserungen in der kurzen Zeit sehen könnte, wäre das für mich schon genug. Ich nehme jeden Punkt der am Ende runterfallen sollte.

    Ich freue mich das der nötige Schritt getan ist. Ich sage es mal genauso, ab jetzt nur in die Zukunft schauen.

    Gruß
    Thomas

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