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Halbfinale Spiel 4: Kölle, mach es noch einmal!

Haie-Fans im zweiten Halbfinalspiel gegen München - Foto: Steffen Thaut

Über 18.000 beim ersten Halbfinal-Heimspiel. Mehr als 500 beim Spiel 3 in München dabei. Die Haie-Fans stehen in diesen Playoffs Schulter an Schulter mit der Mannschaft – und die weiß das zu schätzen. Viel Lob gab es aus den Reihen der Spieler für die Fans nach dem 5:1-Sieg in Spiel 2. Nach Spiel 3 drehte die Mannschaft auf dem Weg in die Kabine eine kleine – in den Playoffs eher unübliche – Extra-Kurve vor dem Gästefanblock, um sich für die Unterstützung zu bedanken. Nach einer Hauptrunde, in der den Fans lange der Zugang zu ihren Haien fehlte, hat sich das Team inzwischen in die Herzen seiner Anhänger gespielt und gekämpft. Dass die Mannschaft eine volle heimische Arena derzeit nicht als zusätzlichen Druck sondern als großen Vorteil für sich empfindet, belegt die Verbindung, die über die Endphase der Hauptrunde und die bisherigen Playoffs zwischen Spielern und Fans gewachsen ist.

Den bisherigen emotionalen Höhepunkt erreichte dieses Zusammenspiel während der ersten Halbfinalbegegnung zwischen den Haien und dem EHC Red Bull München auf Kölner Eis am vergangenen Freitag. Der Support in Spiel 2 ließ nicht nur die Arenatribünen erbeben sondern kam auch bei der Mannschaft an, die jeden Funken zusätzliche Energie in ihrem zwölften Playoffspiel innerhalb von 24 Tagen mehr als gut gebrauchen konnte.

„In der jetzigen Saisonphase geben die Fans der Mannschaft definitiv viel Energie und Emotion“, so Cory Clouston. „Ich kann nicht für jeden einzelnen von den Jungs sprechen, aber der Mannschaft als Ganzes geben die Fans viel Rückenwind. Wir brauchen diese Unterstützung wieder am Mittwochabend.“

Wie leer der Akku bei den Haien inzwischen war, machte der Auftritt in Spiel 3 deutlich. Als der Haie-Headcoach seine Mannschaft nach einem vollen Tag Ruhepause am Dienstag zum ersten Training seit einer gefühlten Ewigkeit auf dem Eis hatte, sah die Welt schon wieder ganz anders aus.

„Die letzte Niederlage war anders als die Niederlagen zuvor. Zum Teil lag es dieses Mal an Ermüdung. Wir haben in letzter Zeit eine Menge Eishockey gespielt. Deswegen war es wichtig, gestern diesen Tag Pause zu haben, um zu erholen“, erklärt Clouston nach der Eiszeit am Dienstagvormittag. „Das Training heute war nicht lang, aber wir haben an ein paar wichtigen Dingen gearbeitet. Hoffentlich helfen uns diese paar Tage jetzt, genug auszuruhen und unsere Beine wiederzufinden, denn wir haben im letzten Spiel auf jeden Fall wie ein müdes Team ausgesehen.“

Durch die Rückreise aus München am Sonntagabend per Flugzeug kann die Mannschaft das Maximum an Pause aus den zwei spielfreien Tagen herausholen. Im eng gestrickten Playoff-Terminkalender zählt derzeit jede Minute. „Vier Nächte im eigenen Bett schlafen zu können – das hatten wir seit ungefähr zwei Monaten nicht mehr. Für die Jungs ist das ein großer Erholungsfaktor“, so Clouston. „Wenn man müde wird, ist man schneller frustriert. Wenn man müde ist, verpasst man mal einen Wechsel. Wenn man müde ist, ist man nicht so aufmerksam. Das passiert einfach. Das sind alles Symptome von Ermüdung. Deswegen war die Pause jetzt auch so wichtig für uns. Wir haben diese zwei Tage optimal für uns genutzt.“

Mit frischer Energie geht es in die Vorbereitung auf Spiel 4. Trotz der knappen Zeit ist die inhaltlich nach wie vor detailliert und gründlich. „Wir hatten ein sehr gutes Training. Noch zwei oder drei Einheiten mehr zu haben, wäre toll, um alle nötigen Bereiche zu bearbeiten, aber mit den Videoanalysen mit der Mannschaft haben wir auch so einen guten Job gemacht, um uns in den relevanten Punkten zu verbessern“, berichtet Clouston. „Weil wir nur dieses eine Training hatten, mussten wir uns auf zwei oder drei Schlüsselbereiche konzentrieren, in denen wir einfach strikter im Plan bleiben müssen. Morgen machen wir noch ein paar Videoanalysen mit der Mannschaft, um genauso gut auf das Spiel am Mittwoch vorbereitet zu sein wie vor Spiel 2.“

Die Münchner werden allerdings nicht noch einmal über zu viel Siegessicherheit stolpern wie in Spiel 2. Die Unmutsäußerungen von EHC-Coach Don Jackson bezüglich der Leistung seiner Mannschaft nach der 1:5-Niederlage am Freitag waren deutlich.

„München wird bereit sein. Wir werden sie nicht nochmal überraschen können wie in Spiel 2“, erwartet Clouston ein anderes Auftreten des Halbfinalgegners. „Es wird nicht einfach werden. Wir spielen gegen ein sehr gutes, sehr tief besetztes und viel ausgeruhteres Team. Aber wir sind in einer ganz guten Position in der Serie und sind zuversichtlich.“

Auf das Coaching-Duell mit Don Jackson angesprochen zuckt kurz ein kämpferisches Lächeln um Cloustons Mundwinkel. Er hat viel Respekt für den Kollegen und dessen Arbeit hinter der anderen Bande. „Sie sind ein sehr gut vorbereitetes Team“, lobt er dann. „Don Jackson achtet ein bisschen mehr auf die Reihen-Matchups als Uwe Krupp es gegen uns getan hat. München hat bislang noch nichts am System oder an ihrer Art, gegen uns zu spielen, geändert. Es ist schwer gegen München zu spielen, weil sie so viele gute Zwei-Wege-Spieler haben. Sie können offensiv zuschlagen, sind aber auch in der Defensive sehr solide. Man darf sich gegen solche Spieler nicht viele Fehler erlauben.“

Um das nötige Maß an Konzentration im eigenen Spiel zu haben, gilt es, von Anfang an die zurückgewonnene Frische zu nutzen. „Wir müssen im Kopf wieder bereit und emotional im Spiel sein“, so Clouston. Was den Kopf angeht, haben seine Jungs in ihrer freien Zeit selbst alles für die nötige Frische getan. Bei den Emotionen können die Fans einen entscheidenden Beitrag leisten. Wenn die Arena am Mittwochabend noch einmal so bebt wie am vergangenen Freitag, dann kann das den Haien Flügel verleihen…

Erstes Bully in Spiel 4 ist am Mittwoch um 19:00 Uhr. Wir übertragen die Partie live ab 18:45 Uhr.

Über den Autor: Henrike Wöbking

Henrike schreibt für haimspiel.de seit 2005 und wurde von Ex-NHL-Spieler Jason Marshall gelobt für "the best interview I ever did". Sie zeigte sich hauptverantwortlich für das Abschiedsvideo von Dave McLlwain. Außerdem ist sie Buchautorin und schrieb den Roman "Auf Eis" vor dem Hintergrund der Playoffs 2002.

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