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Niederlage in Spiel 3

Gustaf Wesslau. Foto: Steffen Thaut
Gustaf Wesslau. Foto: Steffen Thaut

Don Jackson schien nach Spiel 2 die richtigen Worte gefunden zu haben. Der EHC präsentierte sich deutlich konzentrierter und engagierter als bei seiner Niederlage in Köln. Die Haie erwischten zwar einen besseren Start in die Partie als bei ihrem ersten Auswärtsauftritt, aber es schwand im Lauf der Partie sichtlich Energie. Die „Roten Bullen“ gewannen Spiel 3 mit 3:1 und führen somit in der Halbfinalserie mit 2:1.

„Ich möchte unsere Leistung heute ungerne auf Müdigkeit schieben, auch wenn es mit Sicherheit so aussah“, so Haie Kapitän Moritz Müller. „Wir haben verpasst, heute mal zum richtigen Zeitpunkt ein Tor zu schießen, um Energie reinzubringen. So hat es sich die ganze Zeit danach angefühlt, dass wir dem Spiel hinterherlaufen und es nicht so richtig schaffen, in Tritt zu kommen. Ein Tor zu einem früheren Zeitpunkt hätte uns sicher gutgetan. So war es nicht das Spiel, das wir uns vorgestellt haben.“

Das Tor zum richtigen Zeitpunkt machten die Münchner in Person von Michael Wolf. Das 1:0 fiel in der 8. Spielminute und brachte das Momentum auf die Seite des EHC. Jason Jaffray fand Wolf mit seinem Pass, der dann per Rückhand Wesslau aus kurzer Distanz verlud. Es sollte aber der einzige von den 17 Schüssen der Gastgeber in diesem Drittel bleiben, den Wesslau passieren lassen musste. Die Offensivbemühungen der Haie auf der anderen Seite ließen die letzte Durchschlagskraft vermissen. Und so ging es mit dem knappen, aber verdienten Rückstand in die Pause.

„Das erste Tor war für beide Mannschaften sehr wichtig. Uns hat es ein wenig den Wind aus den Segeln genommen“, so Cory Clouston nach der Partie. „[Münchens] Unterzahl hat gut gegen unser Powerplay gearbeitet. Dann hatten wir wegen der 10-Minuten-Strafe einen Mann lange auf der Strafbank. Das hat unsere Reihenkombinationen aufgebrochen.“ Die Strafe hatte Haie-Goalie Wesslau kurz vor Ende des ersten Drittels kassiert, als er sich bei den Schiedsrichtern beschwerte. Auslöser war, dass Wesslau auf dem Weg zur Bank die Blaue Linie überquert hatte. Den Haien blieb die Wahl, ihre Auszeit zu nehmen, den Goalie zu wechseln oder eine 2-Minuten-Strafe. Clouston entschied sich für die Auszeit als kleinstes Übel. Die große Strafe saß Per Aslund für seinen Goalie ab, was Clouston zu Umstellungen in den Reihen 2 und 3 zwang.

Ab dem Mittelabschnitt wurde der Unterschied zwischen den beiden Mannschaften dann stetig größer. Das zehnminütige Fehlen von Aslund spielte dabei nur bedingt eine Rolle. Der EHC war in der Defensive immer dicht am Mann und störte die Haie bereits bei der Scheibenannahme. Die Haie ihrerseits ließen den Gastgebern viel Raum zum Agieren und waren stets einen Schritt zu spät, so dass sie nie wirklich Druck auf den Scheibenführenden aufbauen konnten. Auch die große Mehrzahl der Zweikämpfe konnte die Mannschaft von Don Jackson für sich entscheiden. Es war im Spiel der Münchner schlicht mehr Elan.

„München steht immer sehr dicht am Mann. Wir spielen eigentlich ähnlich. Wir müssen auch im zweiten Drittel mit dem langen Wechsel immer wieder die Lücke schließen, nachdem wir aus dem Drittel raus sind, um den Münchnern nicht viel Zeit bei der Scheibenannahme zu gewähren, damit der Gegner erst gar nicht Schwung aufnehmen kann. Warum uns das nicht gelungen ist, ob das Kopf oder Müdigkeit war, kann ich nicht sagen“, so Moritz Müller.

„Im zweiten Drittel haben [die Münchner] uns ihr Spiel aufgezwungen und ein entscheidendes Powerplaytor geschossen“, so Cory Clouston. „Sie sind ein schwer zu spielendes Team, wenn man gegen sie hinten liegt.“ Michael Wolf hatte in der 28. Minute in Überzahl auf 2:0 erhöht und brachte die Haie damit in Zugzwang. Mit der Rückkehr von Aslund nach abgesessener 10er konnte Clouston zumindest wieder alle vier Reihen in gewünschter Formation aufs Eis schicken, doch die Haie bekamen zu keinem Zeitpunkt dauerhaften Offensivdruck zustande. Da Frank Mauer in der 39. Minute dann einen weiteren Konter zum 3:0 abschloss, war an eine Rückkehr ins Spiel nicht mehr zu denken.

Das Schlussdrittel spielten die Hausherren aus einer sicheren Defensive abgeklärt herunter. Kurze Wechsel, Eiszeit auf alle vier Reihen verteilt und nahezu eingestelltes Forechecking. Das gab den Haien zwar die Möglichkeit, mit mehr Schwung aus der eigenen Zone zu kommen, aber Gefährliches in Richtung David Leggio kam vom KEC nicht mehr. Dass Alexander Weiß noch Ergebniskorrektur mit einem glücklichen Tor zum 1:3 betrieb, konnte den Gesamteindruck nicht mehr zum Positiven wenden.

Es war ein weiteres Spiel, das die Haie schnell abhaken und vergessen müssen. Und noch viel wichtiger ist die nun endlich gegebene Chance zu etwas nachhaltigerer Regeneration. „Man hat ja gesehen, dass wir zuhause mit einem Tag frei dazwischen eine ganz andere Mannschaft sind“, so Müller mit Ausblick auf luxuriös wirkende zwei spielfreie Tage in Folge. „Es tut mit Sicherheit allen Jungs jetzt mal gut.“

„Diese Pause ist sehr wichtig“, meint auch Danny Syvret. „Wir hatten über die letzten 20 Tage Spiel, Reisetag, Spiel, Reisetag, Spiel, Reisetag. Abgesehen von der Erholung wird es gut sein, mal wieder ein richtiges Training zu haben.“

Die Münchner haben ihr zweites Heimspiel gewonnen und liegen nun 2:1 in der Serie vorn. Mehr ist nicht passiert, meint auch Moritz Müller: „Ja, so fühlt sich das an. Wir sind im Halbfinale und spielen hier gegen eine richtig gute Mannschaft. Uns war vorher bewusst, dass das kein Kinderspiel wird. Wir hatten auch gegen Mannheim und Berlin schon solche Phasen in der Serie, wo man vielleicht mal mit dem Rücken zur Wand steht. Wir haben bisher immer eine gute Antwort darauf geliefert und ich bin mir sicher, dass wir das zuhause wieder tun werden. “

Spiel 4 am Mittwoch beginnt bereits um 19:00 Uhr. Wir übertragen die Partie live ab 18:45 Uhr.

Über den Autor: Henrike Wöbking

Henrike schreibt für haimspiel.de seit 2005 und wurde von Ex-NHL-Spieler Jason Marshall gelobt für "the best interview I ever did". Sie zeigte sich hauptverantwortlich für das Abschiedsvideo von Dave McLlwain. Außerdem ist sie Buchautorin und schrieb den Roman "Auf Eis" vor dem Hintergrund der Playoffs 2002.

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