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Zwei wichtige Tage im Halbfinale

Starting Six beim Heimspiel - Foto: Steffen Thaut

Grundsätzlich sind Niederlagen, solange man sie nicht im serienentscheidenden Spiel kassiert, kein Drama. In den bisherigen Playoffs haben die Kölner Haie sechs davon einstecken müssen. Eine gegen Mannheim, drei gegen Berlin und nunmehr die zweite gegen München. Bislang hatte die Mannschaft von Cory Clouston immer eine passende Antwort parat. Das 1:3 am Sonntag in München war allerdings anders als die fünf Niederlagen zuvor.

In Spiel 2 der Pre-Playoffs hatten die Adler die Haie mit einer härteren Gangart überrascht, die der KEC dann in Spiel 3 zum Seriensieg kontern konnte. Spiel 2 im Viertelfinale gegen die Eisbären war eine Partie auf Messers Schneide, in dem letztendlich die glücklichere Mannschaft den Overtime-Winner machte. In den Spielen 3 und 5 waren die Haie von ihrem Spiel und ihrem System abgewichen und verloren durch mangelnde Struktur, die sie in den entscheidenden Partien aber wiederfanden. Spiel 1 im Halbfinale gegen München ging verloren, weil die emotionalen Endspiele gegen Berlin noch nicht verarbeitet waren.

In der Partie am Sonntag aber war der Tank bei den Haien zum ersten Mal sichtbar leer, auch wenn das nach der Partie niemand offen aussprechen wollte. Man blieb zwar im System, aber in der Ausführung fehlten durchweg das Tempo und der letzte Schritt. Die Haie waren nicht taktisch undiszipliniert, sondern schlicht konditionell nicht in der Lage, mit dem EHC mitzuhalten. Niemand in den Reihen der Haie war in der Lage, für einen nötigen Energieschub zu sorgen. Kein Auftrieb gebendes Tor, kein knackiges Powerplay und auch kein bankbefeuernder Fight. Es war einfach nichts mehr drin.

„Wir hatten eine Menge Spiele in letzter Zeit. Seit geraumer Zeit gab es keine zwei Tage frei mehr für uns. Es liegt gerade viel daran, im Kopf und emotional nicht frisch zu sein“, so Haie-Headcoach Cory Clouston nach Spiel 3. Die mentale Seite spielt eine große Rolle, aber auch physische Erschöpfung beginnt erwartungsgemäß zunehmend ein Faktor zu werden. „Wir brauchen die Pause jetzt“, meint Clouston. „Es waren nicht nur die Playoffs. Auch der Spielplan am Ende der Hauptrunde war eine große Herausforderung. Das jetzt passiert, wenn man sich nicht in eine Position bringt, die erste Playoff-Runde nicht spielen zu müssen. Die Pause jetzt gibt uns die Chance, auszuruhen und den Akku wieder aufzuladen.“

„Die zwei Tage jetzt werden sehr wichtig“, meint auch Nick Latta. „Ich will jetzt nicht sagen, dass wir müde waren, aber allein für den Kopf ist die Pause jetzt sehr wichtig.“

Am Montag gehen die Profis nicht aufs Eis, bevor es am Dienstag seit langer Zeit mal wieder ein volles Training gibt. Auch die saisonal bedingten kleineren Verletzungen, die sich inzwischen angesammelt haben, können zumindest in Ansätzen heilen. Die körperliche Regeneration ist in diesen zwei Tagen also herstellbar, bevor es in die entscheidende Phase des Halbfinales geht.

In der Serie führen die Münchner mit 2:1. Beide Teams konnten bislang ihre Heimspiele gewinnen, also ist noch nichts Dramatisches passiert. Eine Niederlage in der nächsten Partie würde die Haie allerdings schon mit dem Rücken an die Wand drängen. Bestleistung abrufen wird also Pflicht, denn dass die Münchner in ihrem zweiten Auswärtsspiel eine ähnlich unkonzentrierte Leistung wie am vergangenen Freitag abliefern, ist eher unwahrscheinlich. Don Jackson hatte sein Team vor Spiel 3 bereits wieder eingenordet und wird alles dafür tun, diesen Intensitätslevel auch für die Partie am Mittwoch aufrechtzuerhalten.

Vor den eigenen Fans und voraussichtlich erneut gut gefüllten Rängen aufzulaufen, wird der Mannschaft von Cory Clouston helfen, emotional wieder voll im Spiel zu sein. Für Spiel 4 sind Stand heute nur noch knapp über 2000 Karten erhältlich. Mindestens die 16.000er Marke wird also wohl geknackt. In Spiel 2 hatten die Haie die Unterstützung der eigenen Fans als Antrieb genutzt. Den gleichen Support werden sie auch am Mittwoch gut gebrauchen können.

Erstes Bully in Spiel 4 ist übermorgen schon um 19:00 Uhr. Wir übertragen die Partie live ab 18:45 Uhr.

Über den Autor: Henrike Wöbking

Henrike schreibt für haimspiel.de seit 2005 und wurde von Ex-NHL-Spieler Jason Marshall gelobt für "the best interview I ever did". Sie zeigte sich hauptverantwortlich für das Abschiedsvideo von Dave McLlwain. Außerdem ist sie Buchautorin und schrieb den Roman "Auf Eis" vor dem Hintergrund der Playoffs 2002.

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Niederlage in Spiel 3

2 Kommentare

  1. Traumpass
    04.04.2016

    “Das jetzt passiert, wenn man sich nicht in eine Position bringt, die erste Playoff-Runde nicht spielen zu müssen”.

    Wenn nach der Saison eine Liste aufgestellt wird zum Thema “Wichtige Erkenntnisse aus der vergangenen Spielzeit”, dann sollte dieser Punkt da auf jeden Fall mit drauf stehen.

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