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Charakter und Belastung: KEC siegt in Nürnberg

Haie-Spieler beim Torjubel - Foto: © McFly
Haie-Spieler beim Torjubel - Foto: © McFly

Als der KEC am Freitag zur Partie gegen Nürnberg antrat, wussten die Akteure schon, was sie erwartet. Nürnberg erzielte 29 Treffer in den letzten fünf Partien, von denen sie folgerichtig vier gewannen.

Die Haie hingegen gingen nicht (mehr) in der Verfassung in die Partie, die ihnen nach dem Deutschland-Cup fünf Siege in Folge einbrachte. Drei deutliche Niederlagen mit jeweils fünf Gegentoren waren die Ausgangslage für Köln. Doch der KEC zeigten eine aufopferungsvolle Defensivleistung und schafften es, durch einen 2:1-Erfolg drei Punkte mitzunehmen. Betont wurde nach dem Spiel der Charakter der Mannschaft.

„Es ist immer für ein Eishockeyteam ein Charaktertest, wenn man nach drei Niederlagen in Folge hier in Nürnberg aufzutaucht und dann – wie auch immer – hier gewinnt“, so Draisaitl.

Reihenwechsel als Normalzustand

Viel hat der Haie-Trainerstab schon ausprobiert, um auf die immer wieder auftretenden Verletzungen in den einzelnen Mannschaftsteilen zu reagieren. So fiel für die Partie in Nürnberg Fabio Pfohl mit einer Erkrankung – und somit immerhin keiner Verletzung – aus. Sein Spot im Kader wurde durch den wieder genesenen Ben Hanowski ersetzt.

Peter Draisaitl setzte vor der Partie auf vier komplett veränderte Reihen, was dem Gedanken geschuldet war, Frederik Tiffels optimal einsetzen zu können. Für Sebastian Uvira, dessen Flügelzange mit Dumont in eine Reihe mit Zalewski zuletzt sehr gut funktionierte, kein Problem:

„Ich denke, unser Kader ist tief genug, dass wir einzelne Spieler ersetzen können. Es ist egal, in welcher Reihe man spielt, es sind alles gute Spieler. Jeder arbeitet umso härter, um den einen zu ersetzen. Wir haben einen superstarken Charakter dieses Jahr und wir können Spieler so ersetzen.“

Harte Belastungsprobe in Nürnberg

Die IceTigers bauten von der ersten Sekunden an hohen Druck auf und hielten ihn fast die gesamte Partie über. Den Haien hingegen fiel es schwer, überhaupt strukturiert in das offensive Drittel zu gelangen. Insgesamt brachte der KEC im ersten Drittel nur vier Torschüsse zustande; im zweiten Drittel acht.

Trotz viel Engagement in der Defensive in der 16. Spielminute der Rückstand. Zerressen brachte die Scheibe nicht weg und spielte sie zu Buck. Er bediente Bast, der mit einem Schuss aus schlechtem Winkel Wesslau zum 1:0 überwinden konnte. Ein haltbarer Schuss, der allerdings Wesslaus einziger Fehler im Spiel sein sollte.

Insbesondere das zweite Drittel verlangte dem KEC viel ab. Der Seitenwechsel war Fluch und Segen zugleich. Einerseits schafften es die Haie deutlich häufiger offensiv Akzepte zu setzen und Nürnberg im eignen Drittel einzuschnüren.

Aus dem eigenen Defensivdrittel war es allerdings der lange Weg auf die Haie-Bank. Ein Weg, den zu überwinden den Haien viel Kraft kostete. Da Nürnberg in der neutralen Zone aufmerksam agierte und die Haie-Angriffe gut abfing, verlängerten sich die Shifts des KEC deutlich, während Nürnberg frei wechseln konnte.

Die Konsequenz der Belastung, der verkürzten Bank (Köhler), aber auch Schonung nach geblockten Schüssen, waren aufgelöste Reihen im dritten Drittel. „So wie das Spiel sich entwickelt hat, war das ja dann mehr oder weniger irgendwann so, dass ich die drei, von denen ich dachte, dass es gerade richtig ist, rausgeschickt habe. Wir hatten sowieso irgendwann keine festen Reihen mehr“, so Draisaitl.

Verteidigung unter besonderem Druck

Offensichtlich waren es insbesondere die Verteidiger, die (erneut) besonders viel investieren mussten. Und dies geschah unter dunklen Voraussetzungen. Unter der Woche wurde bekannt, dass sich die Fußverletzung von Moritz Müller als Wadenbeinbruch entpuppte. Nach wie vor fehlte auch Alexander Sulzer (Adduktorenverletzung).

Raum für Nachverpflichtung sah Draisaitl nach der Partie aber (noch) nicht: „Ich würde mir Hilfe für unsere Verteidiger sehnlichst herbeiwünschen. Nur: Wie soll das gehen? Es sind keine Verteidiger auf dem Markt, die man sich mal eben so aussuchen kann. Wir haben nur noch eine Lizenz offen, da muss man irgendwann gucken, wo wir sie am meisten brauchen.“

Die Defensivabteilung wurde dann nach dem Spiel von Draisaitl aber besonders gelobt: „Ich denke, dass Kompliment für den Sieg geht vor allem an unsere Verteidiger, die schon seit Wochen fast schon unmenschliches leisten müssen. Mit der Hilfe eines 17jährigen, der aber heute sein eigenes Wasser halten konnte. Das hat uns heute auch wieder in Stück weitergeholfen.“

Simon Gnyp im „kalten Wasser“

Der 17jährige nominelle DNL-Verteidiger überrascht durchaus immer noch. Die Nürnberger Verantwortlichen, die ihn im Stadionmagazin nicht einmal im Haie-Kader führten, aber auch den Haie-Trainerstab: „Ein 17jähriger Verteidiger, der mal eben einspringt, der spielt in der Regel für ein, zwei Spiele ok. Jetzt hat man speziell gegen Mannheim gemerkt, dass Simon überfordert war. Wir haben ihn dann rausgenommen.

Umso erstaunlicher dann – und da muss man dem Jungen wirklich ein Kompliment machen – dass er zurückkommt und in einem nicht leicht zu spielenden Haus eine grundsolide Leistung abliefert.” Ausdrücklich betont Draisaitl, dass die Physis kein Problem darstellt: “Er bekommt nicht so viel Eiszeit, dass er das mit 17 Jahren nicht aushalten kann. Er ist ja ein fitter Junge,”

Doppelschlag sichtert den Haie-Sieg

Nachdem die IceTigers über zwei Drittel lang kein Tor erzielen, aber den KEC vom eigenen Kasten weitesgehend fern halten konnten, änderten sie ihre Strategie. Deutlich sichtbar verlegte sich Nürnberg darauf, das Ergebnis zu verwalten und Köln kommen zu lassen.

Den Haien gab das auf dem Eis Raum und Zeit, die der KEC in Chancen ummünzte. Mehrmals hatte Nürnberg die Möglichkeit das Spiel zu entscheiden. Wesslau brachte die Haie mit seinen Saves auch durch diese Phasen.

Dann kam die 54. Spielminute und binnen 18 Sekunden drehte Köln das Spiel. Erst traf der von Felix Schütz in Szene gesetzte Uvira zum 1:1. Dann verlud Jason Akeson Treutle im Nürnberger Tor und versenkte den Puck zum 2:1 von links kommend in der kurzen Ecke.

Nur Sekunden nach der Führung die Haie aber erneut in Unterzahl. Ausgerechnet der Unterzahl-Spezialist Corey Potter wanderte auf die Strafbank. Doch die Haie arbeiteten auch diese Strafe weg, kämpften bis zum Schlusspfiff und nahmen drei Punkte mit in die Domstadt.

„Das war ein hartes Spiel. Nürnberg ist eine starke Mannschaft. Wir haben versucht, Druck aufzubauen und es hat sich gut angefühlt, das Tor nachlegen zu können. Hier mit drei Punkten nach Hause zu fahren ist eine große Sache für unser Team“, so Jason Akeson.

Kommt der erhoffte Rückenwind?

Draisaitl sieht in der Regeneration den wichtigsten Anteil in der Vorbereitung auf das heutige Spiel gegen Krefeld: “Das Entscheidende ist, dass man versucht einigermaßen zu regenerieren. Das Spiel ist schon am Sonntag um 14 Uhr und gerade hinten ist die Belastung immens. Das ist das A und O.

Wir werden uns einen Weg überlegen, wie wir in das Spiel kommen. Es wäre wichtig, nach dem hart umkämpften Sieg heute auch dieses Spiel vor Weihnachten zu gewinnen. Das könnte uns etwas Rückenwind geben.”

Über den Autor: René Guzmán

René hat Haimspiel.de 2003 zusammen mit Dennis gegründet. Mit Tobias hat er die allererste Radioübertragung aus Iserlohn gesendet. Er war Mitglied des Vorstandes des KEC "Die Haie" e.V., 2010 war er an der Organisation der Ausstellung "Powerplay - Eishockey in Köln" zur Eishockey-WM im Deutschen Sport und Olympia-Museum beteiligt, hat seine Staatsexamensarbeit zum Thema "Eishockey in Deutschland bis 1945" verfasst und z.B. das "Wir sind Haie!"-Logo und das Logo des Haie-Fanprojekts entworfen.

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