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Auston Matthews wechselt nach Europa

Logo der ZSC Lions
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Nachdem bereits Mitte Mai darüber spekuliert wurde haben die Zürcher Lions am Freitag den Transfer des erst 17-jährigen Auston Matthews in die Schweizer NLA bestätigt. Der Wechsel verzögerte sich, da Matthews aufgrund seines jungen Alters zunächst die notwendigen Arbeitspapiere verweigert wurden. Nun wurde ein Kompromiss gefunden: Matthews erhält die Spielberechtigung sobald er sein 18. Lebensjahr vollendet hat und wird somit erst am 18. September im Spiel gegen Fribourg den Zürchern erstmals zur Verfügung stehen. Der Amerikaner, der in der vergangenen Saison sowohl an der U18-WM als auch an der U20-WM teilnahm, gilt als eines der größten Talente des Draftjahrs 2016 und wird von nicht wenigen Experten als derzeit heißester Kandidat für den ersten Pick gehandelt. Der am 17.09.1997 in Scottsdale, Arizona geborene Center wurde zwei Tage nach dem für den Draft des Jahres 2015 gültigen Stichtag geboren und verpasste damit die Möglichkeit bereits in der kommenden Saison in der NHL auflaufen zu können, nur sehr knapp. Dafür ist Matthews nun einer der ältesten Spieler des Draftjahrgangs 2016.

Es ist durchaus überraschend, dass ein nordamerikanisches Talent bereits in der Saison vor dem Draft nach Europa wechselt und könnte bei erfolgreichem Resultat durchaus ein Zukunftsmodell werden. Normalerweise beschreiten nordamerikanische Nachwuchsspieler zwei Wege, um sich für die NHL zu empfehlen: Entweder durch die kanadischen Juniorligen (OHL, QMJHL, WHL) oder durch die höchste amerikanische Collegeliga (NCAA). Mit großer Regelmäßigkeit wechseln auch europäische Nachwuchsspieler bereits vor dem Draft in eine dieser Ligen, um dort die Aufmerksamkeit der Scouts zu gewinnen, wie Ex-Junghai Leon Draisaitl (Prince Albert Raiders, WHL – 3rd overall 2014) oder Nickolas Latta (Sarnia Sting, OHL – nicht gedraftet). Diese Wege standen Matthews ebenfalls offen, in der WHL werden die Rechte an ihm derzeit von den Everett Silvertips gehalten, weiterhin warben wohl mehrere Colleges um ihn.

Dass sich jetzt ein hoch gehandeltes Talent für den umgekehrten Weg entschieden hat, ist bei genauerer Betrachtung gar nicht so abwegig. Während Nachwuchsspieler sowohl in den kanadischen Juniorligen als auch Collegeathleten über ein sehr überschaubares Einkommen verfügen, schloss Matthews bereits seinen ersten Profivertrag ab. Es ist bekannt, dass gerade in der Schweiz, in welcher pro Spiel nur vier Ausländer auflaufen dürfen, durchaus üppige Gehälter für Importspieler gezahlt werden. Dazu kommt, dass sich in einem so kleinen Land wie der Schweiz die Reisestrapazen in Grenzen halten.

Welche Konsequenzen die Entscheidung für die sportliche Entwicklung haben wird, ist extrem umstritten. Auf der einen Seite sind viele davon überzeugt, dass gerade die kanadischen Juniorenligen, die extra für die Ausbildung von Jugendspielern konzipiert wurden, die bestmöglichsten Ausbildungsmöglichkeiten bieten. Die Spieler absolvieren viele Spiele und gerade die Topspieler erhalten sehr viel Eiszeit, was ihrer Entwicklung sicherlich nützt. In der Schweizer NLA hingegen wird sich Matthews jede Minute Eiszeit hart erarbeiten müssen und insgesamt weniger spielen. Dieser Konkurrenzkampf kann Matthews an seine Grenzen bringen – schafft er es jedoch sich vereinsintern durchzusetzen, könnte ihm das einen extremen Schub geben. Außerdem würde er dann regelmäßig auf hohem Niveau gegen gestandene Spieler antreten, auch das sollte seiner Entwicklung zugutekommen. Mit seinen Körpermaßen (1,88m groß und 88kg schwer) dürfte der Linksschütze auf jeden Fall gute Voraussetzungen mitbringen, sich auch im Alter von dann 18 Jahren bei den Profis durchzusetzen.

Insgesamt geht Matthews wohl ein sehr überschaubares Risiko ein. Die Scouts der NHL-Teams werden ihn sicherlich auch in der NLA im Auge behalten, sodass sich an seinem Status als Toptalent wenig ändern sollte. Wenn es für ihn bei den Lions nicht gut läuft, dürfte auch ein Wechsel zurück nach Nordamerika eine realistische und kurzfristig durchführbare Option darstellen. Der letzte Spieler, der aus einer europäischen Liga an erster Stelle gedraftet wurde, war übrigens Alexander Ovechkin 2004.

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