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Mahon spekuliert auf mehr Eigengewächse

Torjubel der DNLer Bindels, Pietschmann, Pruden und Aichinger - Foto: Steffen Thaut

Es ist „Tag der Junghaie“ am Sonntag beim Heimspiel der Kölner Haie gegen die Eisbären Berlin. Die Profis laufen nicht nur in Sondertrikots auf, die anschließend zugunsten des Nachwuchses versteigert werden. Unter dem Motto „PÄNZ OM IES“ werden außerdem viele Aktionen gestartet, um über die Junghaie zu informieren und ihre wertvolle Arbeit zu unterstützen. Von dieser Arbeit im Jugendbereich hoffen die Kölner Haie zukünftig noch mehr profitieren zu können. Dass die DNL ab der kommenden Spielzeit eine U20-Liga – anstatt wie bisher U19 – ist, verkleinert den Schritt aus dem Nachwuchs zu den Profis und bietet eine vergrößerte Chance auf hausinterne Lösungen für die Zukunft.

U20-Liga bietet Chancen

Dass es in Deutschland ab der kommenden Spielzeit eine längst überfällige U20-Liga geben wird, wurde im vergangenen April auf der außerordentlichen Mitgliederversammlung des DEB beschlossen.

„Durch die Etablierung einer U20-Liga besteht die Chance, dass die besten deutschen Spieler bis auf ganz wenige Ausnahmen lieber hier spielen. Die wenigen Ausnahmen sind Spieler wie ein Leon Draisaitl, der sofort erste Reihe in der Nordamerikanischen Juniorenliga gespielt hat, oder wie jetzt ein Dominik Bokk. Aber man kann es schaffen, dem Rest, der weltweit teilweise auch in schlechten Nachwuchsligen in Nordamerika verstreut ist, hier eine Heimat zu geben und hier Perspektiven aufzuzeigen“, erläutert der Geschäftsführer des KEC „Die Haie“ e.V. und Chef-Trainer der DNL-Mannschaft Rodion Pauels.

Talente vom Kaliber Draisaitl und Bokk, für die die NHL nicht nur ein Traum sondern ein realistisches Ziel war bzw. ist, wird es nie in Deutschland halten. Allen anderen will und kann man nun signalisieren, dass sich auch hier Möglichkeiten für sie eröffnen und eine Abwanderung ins Ausland oder zu unterklassigen Profi-Teams in Deutschland nicht zwangsläufig der beste nächste Schritt in ihrer Karriere ist.

Rodion Pauels erklärt am Beispiel von Lucas Dumont: „Er ist nach der DNL nach Dresden gegangen. Ich behaupte, er hätte mindestens den gleichen Schritt in seiner Entwicklung gemacht, wenn es da schon die Möglichkeit für eine hausinterne Lösung gegeben hätte. Er hat körperlich noch Defizite, an denen wir hier vielleicht mehr hätten machen können als in Dresden. Die Profis in Dresden trainieren nur dreimal die Woche, weil sie viel mehr Reisen haben. Wir hier trainieren sieben- bis achtmal die Woche, zwölf Monate im Jahr.“

Dumont und Köhler eingeplant

Die nähere Zukunft des KEC beinhaltet bereits zwei Spieler aus dem hauseigenen Nachwuchs. Lucas Dumont, der in der aktuellen Spielzeit bereits dreizehn Spiele für die Profis bestritt, und Mick Köhler spielen in den Planungen des KEC eine konkrete Rolle.

„Lucas Dumont hat uns bewiesen, dass er hier spielen kann. Längerfristig gesehen: Mick Köhler, der ja momentan in der USHL spielt, war über die Feiertage hier. Er hat auch einen sehr guten Eindruck hinterlassen. Das heißt, als junge deutsche Spieler für die Zukunft haben wir die beiden“, so Mark Mahon. Aber der Blick des KEC-Sportdirektors geht bereits darüber hinaus.

„Wir müssen diese Basis an jungen deutschen Spielern wieder auffüllen. Die nächste Welle muss jetzt langsam kommen. Die letzte Welle waren Jungs wie Valentin, Köhler und Bokk. Im Moment gehen unsere Gespräche hier um die nächste Welle“, erklärt Mahon.

„Da sind wir ziemlich eng im Austausch. Mindestens zwei-, dreimal die Woche und auch sehr konkret“, bestätigt  Rodion Pauels.

Spielerakquise weitet sich auf ältere Jahrgänge aus

Mit der DNL als U20-Liga geht es für die Nachwuchsabteilung nicht mehr nur darum, Talente in jüngeren Jahren in die Domstadt zu holen. Auch für Nachwuchsspieler, die bereits 18 oder 19 Jahre alt sind, werden die Kölner Haie als Organisation attraktiv. Dabei hilft auch der Standort Köln als Universitätsstadt.

„Da sind wir konkret in Gesprächen“, berichtet Pauels. „Es gibt die Spieler, die sich sagen, es wäre interessant, mich hier nochmal vorzustellen. Aktuell ist das ein Verteidiger, der sagt, eigentlich bin ich zufrieden, wo ich bin, aber in Köln könnte ich anfangen zu studieren und vielleicht wird die Organisation auf mich aufmerksam. Wenn ich der beste Verteidiger in der DNL bin, müsste ich eigentlich die Chance haben, reinzukommen. In der Hinsicht verändert sich also schon etwas.“

Konstanz in der hausinternen Konzeption nötig

Um langfristig Kapital aus den neuen Möglichkeiten zu schlagen, die die U20-DNL bietet, ist es von Seiten der Profi-Abteilung aber nötig, eine vom Club definierte Strategie für den Einbau von Nachwuchsspielern vorzugeben, die sich nicht mit jedem neuen Trainer ändert. Es gab unter den letzten Headcoaches jedes denkbare Extrem. Von „Ich hätte am liebsten in jedem Training drei Nachwuchsspieler dabei“ bis zu „Die Nachwuchsspieler machen mir die Übungen kaputt“ war alles dabei. Die Kölner Haie hätten die Chance, als Gesamtpaket ein Standort zu sein, der jungen Spielern auf dem Weg zum Profitum eine Heimat mit Perspektive innerhalb einer einzigen Organisation bietet. Dazu muss aber auch Konstanz in die hausinterne Konzeption.

Der KEC ist mit seiner erfolgreichen Nachwuchsabteilung und deren Anbindung an die Profis sowie dem Kooperationspartner in der DEL2 (derzeit Frankfurt) gut aufgestellt. Mark Mahon und Rodion Pauels arbeiten daran, aus den neuen Rahmenbedingungen den größtmöglichen Nutzen zu ziehen. Wenn die Räder ineinandergreifen, heißt das für die Zukunft: Mehr Eigengewächse im Trikot der Kölner Haie.

Über den Autor: Henrike Wöbking

Henrike schreibt für haimspiel.de seit 2005 und wurde von Ex-NHL-Spieler Jason Marshall gelobt für "the best interview I ever did". Sie zeigte sich hauptverantwortlich für das Abschiedsvideo von Dave McLlwain. Außerdem ist sie Buchautorin und schrieb den Roman "Auf Eis" vor dem Hintergrund der Playoffs 2002.

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7 Kommentare

  1. Dirk Frings
    20.01.2018

    Da kann man nur sagen ENDLICH!!Es ist soviel an Nachwuchsspielern vorhanden die dauernd bei anderen Clubs landen, das es einen schon weh tut beim lesen.Ich finde es auch von der Identifikation her besser, die Jungs sehen die Derbys noch als Ehrensache an und nicht als ein Spiel von vielen. Eine gute Mischung machteinem Kader aus.Dieser Weg war überfällig.

    P.S Wann benennt sich Wolfsburg eigentlich in Sharks um??

  2. Alexander
    20.01.2018

    Wir brauchen keine U20 das macht unseren Sport kaputt junge Spieler sollten in der DEL spielen ein Uwe Krupp hat schon mit 17 in der Profi Mannschaft gespielt und war später NHL Stanley Cup Sieger Dominik Bokk spielt in einer großen Liga Hungerecker mit 17 aus Mannheim spielt toll wenn die Spieler alle in die U20 gehen wird das auch für die Zuschauerzahlen negativ sein.

  3. Pat
    20.01.2018

    Junge Spieler besser und dauerhafter an die Mannschaft zu binden kann dieser nur gut tuen und auf Dauer bestimmt für mehr Konstanz Sorgen. Finde die Maßnahme gut.

  4. Mike
    20.01.2018

    Da lehnt sich der Mark Mahon aber weit aus dem Fenster…..will er wohl durch die U20 Liga die Jungs am Standort halten damit sie noch später in Profiteams unter kommen,
    oder wieder mit Profiverträgen ausstatten und in so genannte „Farmteams“ schicken weil sie eh nur bei absoluter Personalnot zum Zuge
    kommen, dann noch mit ansehen müssen wie eigentlich zu alte Spieler während der
    laufenden Saison verpflichtet
    werden.?!?!
    Es geht eh nur ums Geschäft….

  5. Thomas
    21.01.2018

    Aus meiner Sicht ist eine U20 Liga lange überfällig. Das steigert das Niveau der Liga vielleicht nicht sonderlich, aber es kann viel ausmachen wenn man ein Jahr weiter mit jungen Spielern arbeitet. Das Dumont und Köhler auf der Liste stehen wundert mich allerdings schon etwas. Sicher beides interessante Spieler, aber hier braucht man auch mal einen Trainer der junge Talente weiterentwickelt im Profi Team.

    Ihr beschreibt das im Artikel schon recht gut. Die Konstanz fehlt, um junge Talente langfristig einzubinden. Die Fans wünschen sich ja schon länger das man ein langfristiges Konzept mit Nachwuchsspielern aufbaut.

    Am Ende wurde aber alles dem Ziel, Meisterschaft, untergeordnet. Aber vielleicht wäre das genau der Weg dort hin.

    Die Zeiten das man mit 17 einfach in dieser Liga Fuß fassen kann, sind wohl auch vorbei. Es gibt Ausnahmen, aber das ist nicht mehr die Regel.

    Man darf gespannt sein, was einem zur neuen Saison erklärt wird.

    Gruß
    Thomas

  6. Bernd Haake
    22.01.2018

    Die Transferkarten in der DEL müssen reduziert werden. Send, Ondreja und Dobrzinski haben als Eigengewächse 1994 1995 eine gute Rolle gespielt und wurden von den Fans voll akzeptiert.

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