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Viertelfinale Spiel 2: Eisbären unter Druck

Ryan Jones - Foto: Steffen Thaut

Im zweiten Viertelfinalspiel zwischen den Kölner Haien und den Eisbären Berlin sind beide Mannschaften unter Zugzwang. Ein Eisbären-Sieg in Spiel 2 würde die Serie wieder auf Anfang stellen, ein Haie-Sieg zur 2:0-Führung in der Serie das Loch für Berliner schon deutlich tiefer graben.

Erkenntnisse aus Spiel 1

Im ersten Heimspiel der Serie unbedingt nachlegen zu müssen, sieht Cory Clouston nicht als negative Drucksituation für seine Mannschaft. „Es spielt kaum eine Rolle, wo wir spielen“, so der Kanadier. „Man hat auswärts zwar nicht das Recht des letzten Wechsels, aber abgesehen davon spielt es für uns kaum eine Rolle, wo wir spielen. Wir müssen sowohl Spiele auswärts und zuhause gewinnen.“

Mit den Reihen-Match-Ups, die sich in Spiel 1 ergeben hatten, war Clouston nicht unglücklich. Krupp hatte seine Paradereihe mit Tallackson, Darin Olver und Noebels vorrangig gegen die dritte Kölner Reihe gebracht. Falk, Boucher und Aslund hatten ihre Gegner aber mit viel Biss gut im Griff. Der Frust darüber war den Berliner Top-Stürmern anzumerken und resultierte nicht zuletzt in einem Bandencheck von Darin Olver gegen Boucher, der aber im Spiel ungeahndet blieb.

Die Top-Formation der Haie sah sich vorrangig Rankel, Mark Olver und Pohl gegenüber – ein Duell, das Gogulla, Hager und Salmonsson für sich entschieden. Ein Übergewicht konnten sich lediglich Busch, Bell und Machacek gegen Weiß, Latta und Umicevic erspielen. Das Duell der beiden vierten Reihen gegeneinander verlief ausgeglichen, was aber als Erfolg für Ohmann, Stephens und Zerressen zu werten ist. Die bis in die vierte Reihe tief besetzten Berliner konnten sich gegen die körperlich präsente vierte Formation der Haie nicht abheben.

Der Plan für Spiel 2

Natürlich wollte Cory Clouston vor dem zweiten Spiel nicht verraten, wie seine Wunsch-Gegenüberstellungen aussehen, verwies aber auf den Vorteil, hier die Zügel in der Hand zu halten. „Ich werde natürlich nicht verraten, wen wir gegen wen auf dem Eis haben wollen. Aber Spiel 3 gegen die Adler war vielleicht das beste Beispiel dafür, wie es aussieht, wenn wir die Match-Ups bekommen, die wir wollen“, hält Clouston sich bedeckt. „Das ist in einem Heimspiel natürlich ein bisschen einfacher. Man bewegt sich auf einem schmalen Grat, wenn man zum einen seine Wunsch-Match-Ups möchte, aber zum anderen den Flow einer bestimmten Reihe nicht kaputtmachen will.“

Clouston will sich also nicht durch reines Reagieren auf die Berliner Reihen seine Wechsel diktieren lassen, sondern die Eiszeit so verteilen, dass vor allem seine Top-Formation im Rhythmus bleibt. „Das bedeutet, dass man auch anderen Jungs vertrauen muss, gegen unterschiedliche Reihen zu bestehen“, so der Kölner Headcoach.

Berlins Trainer Uwe Krupp will nach eigenem Bekunden für das erste Auswärtsspiel seiner Mannschaft in diesem Duell eigentlich nichts ändern. Er war mit der gezeigten Leistung seines Teams trotz Niederlage zufrieden. Im Auftaktspiel hatten die Eisbären weitestgehend auf Körperspiel verzichtet. Damit sind sie der Gefahr entgangen, durch zu Ende gefahrene Checks womöglich aus der Position zu sein, doch das spielte den Haien letztendlich in die Karten beim Spielaufbau. Die Berliner verzichteten auf physische Duftmarken und setzten auf spielerische Überlegenheit. Das hat in Spiel 1 zu Chancen, aber nicht zu Toren für den Tabellenzweiten geführt.

Anders die Haie. „Eine unserer Zielsetzungen ist, so körperbetont zu spielen, wie wir können“, gibt der Kölner Headcoach die Marschroute vor. „In der ersten Runde haben wir [mit Mannheim] gegen ein Team gespielt, bei dem die Physis Teil der Identität war. Ich glaube, sie dachten, dass sie uns auf der Ebene schlagen können. Wir haben in der Serie eine Menge körperliche und emotionale Härte gezeigt, und haben nicht zugelassen, dass das passiert. Besonders in Spiel 3. Ich glaube, die Jungs sind als Team an der Serie gewachsen. Wir können also unterschiedliche Facetten in unser Spiel bringen, wenn wir müssen.“

Moritz Müller rechnet mit mehr Körperspiel der Eisbären in der kommenden Partie. „Wir kennen den Trainer Uwe Krupp. Der wird wahrscheinlich schon Wert darauf legen, dass die Berliner im zweiten Spiel physisch präsenter auftreten werden“, meint der Haie-Kapitän. „Ich denke schon, dass Berlin körperlich eine Schippe drauflegen wird.“

Vor allem hat aber die Fehlervermeidung in der Defensive oberste Priorität. „Was die echten Torchancen auf beiden Seiten angeht, war Spiel 1 ein sehr enges Spiel. Ich glaube, dass wir weiterhin nicht viele bekommen werden“, meint Clouston. „Unser Ziel ist natürlich auch, so wenig wie möglich zuzulassen. Man will natürlich immer mehr Torchancen generieren, aber nicht auf Kosten der Defensive, wenn man zu weit aufmacht.“

Auf die Frage, ob die Eisbären in Spiel 2 den Offensiv-Druck erhöhen müssen, verwies Uwe Krupp in der Berliner Zeitung darauf, dass schon die Adler Mannheim damit ins offene Messer gelaufen sind. Speziell in den Druckphasen der Mannheimer seien sie von den Haien ausgekontert worden. Viel mehr Risiko als in Spiel 1 will der Eisbären-Coach nicht eingehen. Der Fokus auf die Defensive bleibt erhalten.

Die Haie können aber nicht nur auf ihr Konterspiel aus der eigenen Zone heraus bauen, sondern auch auf ein Element, dass es zuletzt mit Andreas Holmqvist in den Reihen des KEC zur Verfügung gab: Steilpässe. Die serviert im aktuellen Kader in erster Linie Danny Syvret. „Diese Pässe hatte ich schon immer in meinem Repertoire. Hier mit der größeren Eisfläche bieten sich für mich öfter Möglichkeiten, sie anzubringen“, erklärt der Verteidiger. „Wenn sich einer von uns an den Verteidigern des Gegners vorbeischleicht, schaue ich immer als erstes, ob ich einen Passweg habe. Es ist ein Risiko, das sich besonders auf der großen Eisfläche lohnt.“

Die Intensität hoch halten

Es wird ein Geduldsspiel werden, bei dem weiterhin volle Konzentration und gute Entscheidungen mit der Scheibe gefragt sind. Auf Gelegenheiten warten und im richtigen Moment zuschlagen. „Man muss abwarten können. Es gibt immer mal wieder Situationen, in denen man sich erlauben kann, ein wenig aggressiver zu sein“, meint Clouston. „Man muss die richtigen Situationen dafür erkennen. Wenn man eine Situation falsch liest, dann kommt man in Schwierigkeiten.“

Der 1:0-Rückstand in der Best-Of-Seven-Serie ist für die Eisbären sicher noch kein Drama. Den größeren Druck haben die Berliner in Spiel 2 aber und werden dementsprechend mit mehr Dringlichkeit auftreten. Die Haie werden für einen Sieg nicht nur dagegenhalten müssen, sondern im Duell zweier ebenbürtiger Mannschaften die Eisbären sogar um ein paar Prozent in Sachen Intensität überbieten müssen. Diese Lektion haben sie in der Mannheim-Serie gelernt. In Spiel 2 müssen sie es jetzt aufs Eis bringen.

Die Personalsituation

Bei den Eisbären könnte Laurin Braun am Freitag ins Aufgebot zurückkehren. Unklar ist, wen Uwe Krupp dafür auf der Tribüne lassen würde. Zudem hat André Rankel nicht am Donnerstagstraining teilgenommen. Ob beim Berliner Kapitän eine konkrete Verletzung vorliegt, ist nicht bekannt.

Bei den Haien deutet alles auf das Comeback von Ryan Jones in Spiel 2 hin. Der kanadische Stürmer war am Donnerstag voll im Mannschaftstraining, in dem die Sturmreihen bereits für seine Rückkehr umgestellt waren. Offiziell wird die Entscheidung über seinen Einsatz erst kurz vor dem Spiel getroffen. Sollte Jones am Freitag im Line-Up sein, kann er sich wohl auf einen emotionalen Empfang durch die Haie-Fans gefasst machen.

Erstes Bully in Spiel 2 ist am Freitag um 19:30 Uhr. Wir übertragen die Partie live ab 19:15 Uhr

Über den Autor: Henrike Wöbking

Henrike schreibt für haimspiel.de seit 2005 und wurde von Ex-NHL-Spieler Jason Marshall gelobt für "the best interview I ever did". Sie zeigte sich hauptverantwortlich für das Abschiedsvideo von Dave McLlwain. Außerdem ist sie Buchautorin und schrieb den Roman "Auf Eis" vor dem Hintergrund der Playoffs 2002.

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