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Aus den Fehlern lernen

Die heiße Phase zur Weichenstellung für die neue Saison 2015/16 hat bereits begonnen. Niklas Sundblad kann sich jetzt sein Team zusammenstellen und steht in der neuen Saison in der Pflicht. Da muss er beweisen, dass er eine schlagkräftige Truppe zusammenkriegt und aus Fehlern der Vergangenheit lernen. Mit entscheidend sind auch die letzten Spielergespräche, die der Club am morgigen Mittwoch führen wird.

Mason scheiterte nach der Vizemeisterschaft 2008/09 im Sommer 2009 mit Neuzugängen wie Harlan Pratt oder Frank Doyle, hatte Topscorer Ciernik (79 Punkte) nach einem Streit ziehen lassen und Spieler wie McLlwain, Warriner und Julien gehalten. Ullmann konnte zwar zurückkehren, aber im Vergleich zu Ciernik nur 48 Punkte als Haie-Topscorer erzielen. Das Resultat: Aufgrund der Kaderplanung verpasste der KEC erstmals sportlich die Playoffs. Doug Mason musste bereits frühzeitig gehen.

Ein ähnliches Schicksal verfolgte auch Bill Stewart, der sich vor allem mit überraschenden Transfers auf der Torhüterposition vollkommen übernommen hatte. Norm Maracle (Gegentorschnitt von 3,22), Adam Dennis (3,36), Wade Dubielewicz (3,90) und Back-Up Björn Linda (4,54) konnten sich nicht als Nummer 1 in der DEL durchsetzen. Erneut kämpfte der KEC lediglich um die Playoff-Teilnahme durch eine schlechte Kaderplanung.

Warum sind es vor allem die Transfers im Sommer und eine schlichtweg schlechte Kaderplanung, die immer wieder den Trainern zum Verhängnis werden? Sicher spielt auch das System eine Rolle, denn Scounting sucht man in der DEL – so nimmt man es wörtlich – meistens doch vergebens. Spielerberater und Agenten bieten ihre Spieler den verschiedenen Clubs an. Besonders gefährlich wird dies – wie bei Bill Stewart – wenn man sich auf nur einen Agenten verlässt und (darf man den Gerüchten Glauben schenken) Provisionszahlungen geleistet werden statt im Sinne des Clubs zu handeln.

Auch Lance Nethery bediente sich schon als Manager bei der DEG hauptsächlich von einem einzigen Spieleragenten. Diese Vorgehensweise änderte er auch im Sommer 2014 in seiner Rolle als Haie-Geschäftsführer nicht und so kam es zu den Neuzugängen wie Iggulden, Johnson und Rankin. Ob der Markt gründlich sondiert wurde, ist fraglich. Zwar wurde Iggulden Topscorer der Haie in der diesjährigen Saison, musste aber mit 30 Punkten dafür so wenig tun wie noch kein anderer Haie-Topscorer seit Clubbestehen 1972. Von dem unfreiwilligen Weggang Ziffzers und Stefaniszin als Neuzugang auf der Backup-Position der Torhüter ganz abgesehen. Dies wurde auch Uwe Krupp zum Verhängnis, der im Vergleich mit einem qualitativ wesentlich schlechteren Kader als in den Vizemeister-Jahren zuvor auskommen musste. Auch, weil vermeintliche Leistungsträger verlängert wurden trotz absteigender Tendenz.

Sundblad selbst hatte über 40 Spieltage Zeit, um mit dem Kader noch die Playoffs zu erreichen, doch schon damals war ein Punkteschnitt von 2,0 für die restlichen Spiele der Saison notwendig. Trotz des zwischenzeitlichen Hochs im Dezember und dem scheinbaren Angriff auf Platz 6 schaffte es das Team nicht, die Leistungen zu halten. War man im Dezember 2014 noch das stärkste Team in der Liga, zeigte die Januar-Tabelle (nur begrenzt auf alle Januar-Spiele) den KEC auf dem letzten Platz. Unterschiedlicher kann eine Saison nicht verlaufen.

Aus den Fehlern lernen ist die Aufgabe der Haie-Geschäftsführung und des Trainerstabs rund um Sundblad und Fritzmeier. Frische Kräfte braucht das Team um die Vorgaben des Trainers (Schnelligkeit und Dynamik) umzusetzen. Der KEC verspricht sich in der neuen Saison ein schnelles Team, aggressives Forechecking und eine ordentliche Portion an Scoring-Qualitäten. Diese müssen nun auf dem Transfermarkt aber auch gefunden werden. Im Vergleich: Die Top-Reihe der Thomas Sabo IceTigers um Reimer (62 Punkte), Reinprecht (67 Punkte) und Ehliz (45 Punkte) zeigt, welche Qualität innerhalb eines Teams vorhanden sein muss, um die Playoff-Plätze zu erreichen. Die Reihe hat genau so viele Punkte erzielt (174 Punkte) wie beim KEC die ersten sieben (!) Spieler der internen Scorer-Wertung. Auch ein Top-Verteidigerpäärchen wie Tjärnqvist und Holmqvist müssen in der Lage sein, mehr als 4 Tore zusammen in der Saison zu erzielen, wenn man höhere Ziele anstrebt. Zum Vergleich: Regehr, der augenscheinlich von Nethery abgelehnt wurde, erzielte für München diese Saison alleine 10 Tore.

Die Kaderplanung war in der Vergangenheit der Stolperstein für Trainer wie Doug Mason, Bill Stewart oder auch Uwe Krupp, teilweise durch nicht nachvollziehbare Machenschaften der sportlichen Leiter, aber auch, weil die Arbeit schlichtweg nicht kontrolliert wurde.

Sundblad hat die Chance, beim KEC zu bestehen, wenn er im Sinne des Clubs handelt und Spieler verpflichtet, die er für sein System braucht und nicht die, die ihm von wenigen Agenten zufällig angeboten werden. Die Transferpolitik der Kölner Haie steht in diesem Sommer auf dem Prüfstand wie selten zuvor in der Club-Geschichte. Jones und Uvira haben im Laufe der Saison Ausrufezeichen setzen können, nun liegt es aber an den Verantwortlichen, diesen Weg auch konsequent weiterzugehen, um nicht selbst zu scheitern.

Über den Autor: Dennis Wegner

Dennis gründete gemeinsam mit René im Sommer 2003 haimspiel.de und betreut die Seite bis heute als 1. Vorsitzender. Außerdem war er zwischendurch für das Haie-Fanprojekt tätig, hat mit dem Team und der Fanszene "Wir sind Haie" ins Leben gerufen und die Flyeraktion "Köln ohne Haie?" mit großem medialen Echo organisiert.

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Eine Verkettung von Fehlern

1 Kommentar

  1. CCAA1966
    04.03.2015

    Danke Dennis, unterschreibe ich sofort. Hoffen wir das man dieses auch so in der Chefetage verstanden hat.

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