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Zwei wichtige Punkte aus Ingolstadt

Torjubel auswärts - Foto: Florian Müller

Es war kein „schönes Spiel“ der Kölner Haie. Statt Schnörkeln und zu vielen Pässen gab es geradliniges, physisches, intensives Hockey und erfreuliche 30 Schüsse aufs Tor. Am Ende sprangen für den KEC zwei Punkte dabei heraus. Im letzten Spiel vor der Nationalmannschaftspause gewannen die Haie mit 4:3 nach Verlängerung gegen den ERC Ingolstadt.

Das erste Drittel lief allerdings noch nicht nach dem Geschmack von Haie-Coach Cory Clouston. Seine Mannschaft startete zwar mit viel Schwung in die Partie, doch als die Panther nach den ersten paar Wechseln ebenfalls ins Spiel gefunden hatten, geriet der KEC mehr und mehr unter Druck. Die Panther brachten Schuss um Schuss auf den Kasten von Gustaf Wesslau. Sie kreierten damit zwar keine hochkarätigen Chancen, schnürten die Haie aber in ihrem Drittel ein. Zudem leistete sich der KEC beim Spielaufbau viele Scheibenverluste.

Als Jean-Francois Boucher die erste Strafe der Partie absitzen musste, traf Thomas Greilinger im Powerplay mit einem seiner platzierten Handgelenkschüsse aus dem linken Bullykreis in der 15. Minute zur 1:0 Führung der Hausherren. Die Haie zwar um eine direkte Antwort bemüht, konnten Timo Pielmeier im Tor der Panther aber nicht in Verlegenheit bringen. Den Schlusspunkt im ersten Drittel setzte dann der ERC, als er einen schlechten Wechsel des KEC nutzte. Nach einem zunächst von Torsten Ankert gegen Brian Lebler gewonnen Zweikampf in der Bande spitzelte Brandon Buck Moritz Müller die Scheibe von der Kelle. Da die Kölner Stürmer noch auf dem Weg von der Bank waren, fand Bucks Pass Daniel Irmen allein vor Wesslau, und der netzte neun Sekunden vor Drittelende mit einer Direktabnahme zum 2:0 ein.

Im Mittelabschnitt nahmen die Haie von Anfang an das Heft in die Hand, spielten druckvoll nach vorne. In der Konsequenz nahm erst Alexander Barta eine Strafe wegen Haltens, und nur neunzehn Sekunden später folgte Daniel Irmen ihm auf die Strafbank. In der doppelten Überzahl verkürzte Danny Syvret mit seinem ersten Tor für den KEC auf 2:1. Johannes Salmonsson hatte dem bis dahin fehlerlosen Timo Pielmeier perfekt die Sicht genommen.

Das Tor tat dem Spiel der Haie sichtlich gut. Zudem begannen die Änderungen, die Cory Clouston nach dem Krefeld-Spiel in den Reihen vorgenommen hatte, Wirkung zu zeigen. Johannes Salmonsson hatte sich von Beginn des Spiels an gut in die Reihe mit Patrick Hager und Philip Gogulla eingefügt. Um noch mehr Offensive zu produzieren, stellte Clouston dann auch noch Marcel Ohmann statt Boucher in die Reihe mit Per Aslund und Andreas Falk, was dieser Formation sichtlich mehr Torgefährlichkeit gab. Die Haie kontrollierten zunehmend das Spiel, suchten den direkten Weg zum Tor und setzten konsequent nach, wenn Pielmeier Unsicherheiten zeigte. Zu einem weiteren Treffer kamen sie im Mitteldrittel jedoch nicht. Salmonsson traf bei einem Versuch zwar noch den Innenpfosten, aber nach Studium des Videobeweises entschieden die Schiedsrichter, dass der Puck die Torlinie nicht überquert hatte. Es blieb also zur Pause bei der 2:1-Führung des ERC.

Den Schlussabschnitt diktierte von Beginn an der KEC. Nach wie vor war es keine hochklassige Partie. Das Spiel lebte in erster Linie von der Spannung, denn die Haie kontrollierten das Geschehen, und die dünne Ingolstädter Führung wackelte. Es dauerte aber bis zur 49. Minute, ehe sich diese Dominanz auch auf der Anzeigetafel wiederspiegelte. Im Powerplay fälschte Alexander Weiß einen harte Hereingabe von Shawn Lalonde zum hochverdienten 2:2-Ausgleich ab. Der ERC hatte immer mehr Mühe, sich des Drucks der Haie zu erwehren. Ingolstadts Trainer Kurt Kleinendorst nahm eine Auszeit, um seiner Mannschaft die Möglichkeit zu geben, sich nochmal zu sammeln, doch die Haie blieben am Drücker. Das Unentschieden zu diesem Zeitpunkt mehr als schmeichelhaft für die Panther.

Bei einem Bully im Kölner Verteidigungsdrittel nutzte der ERC dann aber einen abgesprochenen Spielzug zur überraschenden Führung. Jared Ross gewann die Scheibe direkt zurück zu Tomas Kubalik, der sofort abzog. Der Puck fand seinen Weg durch eine Menge Verkehr und dann auch noch durch die Schoner von Wesslau zur 3:2-Führung der Gastgeber. Ein Spielzug, den die Panther schon zuvor mehrfach in der Partie versucht hatten, bis dahin aber erfolglos geblieben war. „Das Tor passt in unsere Saison. So ein Tor zu kassieren – ich meine, wieviel Pech kann man haben? Das war schon ein harter Schlag“, so Johannes Salmonsson über die Situation.

Mit nur noch 1:33 auf der Uhr schien die Partie schon so gut wie entschieden, aber die Haie fanden doch noch eine Antwort. Gustaf Wesslau hatte das Eis zugunsten eines sechsten Feldspielers verlassen. Der KEC schnürte die Panther in ihrem Drittel ein. Shawn Lalonde krönte seine wieder einmal starke Leistung dann durch einen Schuss aus dem rechten Bullykreis mit dem 3:3 Ausgleich nur 33 Sekunden vor Schluss. Und so ging die Partie in die Verlängerung. ERC-Coach Kleinendorst sagte nach der Partie: „Wer das Schlussdrittel gesehen hat, weiß, dass wir froh sein können, überhaupt einen Punkt aus diesem Spiel mitgenommen zu haben.“

Den zweiten Zähler sicherte Geburtstagskind Johannes Salmonsson den Haien. Mirko Lüdemann startete in der zweiten Minute der Overtime einen Konter mit Salmonsson. Der Schwede bekam die Scheibe, täuschte kurz vor Pielmeier einen Rückhandpass zurück zu Lüdemann an, brachte Pielmeier damit aus der Position, legte sich den Puck dann noch auf die Vorhand und netzte am kurzen Pfosten zum 4:3-Siegtreffer ein.

Johannes Salmonsson, der sich mit dem Siegtor selbst das schönste Geburtstagsgeschenk gemacht hat, resümierte: „Wir hätten heute vielleicht drei Punkte verdient gehabt. Ich selbst hatte eine Konterchance und einen Lattentreffer und dachte die ganze Zeit: Komm schon, geh rein! Dann den Siegtreffer zu machen, war toll.“

„Ich glaube, dieses Spiel zeigt den Charakter der Mannschaft. Wir geben nicht auf“, meinte Marcel Ohmann nach der Partie. „Im letzten Drittel waren wir klar die bessere Mannschaft. Wir haben es nur nicht geschafft, das Ding reinzuhauen. Dann kriegen wir kurz vor Schluss noch so ein unglückliches Teil durch sechs Paar Schlittschuhe hindurch. Trotzdem haben wir nicht aufgegeben. Das zeigt die Moral der Mannschaft. Wir wollen alle.“

Es war wirklich kein „schönes Spiel“. Das befand auch Nationaltrainer Marco Sturm, der sich die Partie vor dem Nationalmannschaftslehrgang in Garmisch-Partenkirchen angesehen hatte: „Es war ein hart umkämpftes Spiel. Man hat bei beiden Mannschaften gesehen, dass es um viel ging. Einige Spieler wirkten verkrampft im Kopf. Am Schluss zählen nur die Punkte, egal wie schön das Spiel ist oder wie schlecht man spielt. Beide Mannschaften müssen noch eine Stufe höher schalten.“

Mit dem Sieg haben sich die Haie an den Hamburg Freezers vorbei auf Platz 9 vorgeschoben. Vor der Mannschaft von Cory Clouston liegt nun eine trainingsfreie Woche, ehe es am nächsten Montag für alle gemeinsam weitergeht, wenn die Nationalspieler zurück in Köln sind.

Über den Autor: Henrike Wöbking

Henrike schreibt für haimspiel.de seit 2005 und wurde von Ex-NHL-Spieler Jason Marshall gelobt für "the best interview I ever did". Sie zeigte sich hauptverantwortlich für das Abschiedsvideo von Dave McLlwain. Außerdem ist sie Buchautorin und schrieb den Roman "Auf Eis" vor dem Hintergrund der Playoffs 2002.

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Happy Birthday Johannes Salmonsson!

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