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Andreas Falk im haimspiel.de-Interview

Andreas Falk im haimspiel.de-Interview. Foto: Henrike Wöbking
Andreas Falk im haimspiel.de-Interview. Foto: Henrike Wöbking

Jede Menge Ehrgeiz, jede Menge Leidenschaft, jede Menge Kampfgeist verpackt in bester schwedischer Eishockey-Ausbildung – das ist Kölns Erste-Reihe Center Andreas Falk. Im Haimspiel.de-Interview spricht er darüber, was sich an seinem Spiel im Vergleich zur letzten Saison verändert hat, warum er seinerzeit einen Umweg in die SEL nehmen musste und wie sich die nähere Zukunft für ihn gestaltet.

Die englische Originlaversion des Interviews gibt es hier.

Andreas, die Saison nähert sich dem dritten Drittel, sozusagen. Teams außerhalb der Playoff-Ränge fangen an, um ihr Leben zu kämpfen. Iserlohn am vergangenen Dienstag war ein gutes Beispiel. Wie schwer ist es, die Intensität dieser Teams zu matchen?

Es ist schwer. Wann man in der Spitzengruppe in der Tabelle ist und gegen ein Team spielt, das um die Playoffs kämpft, dann spielen sie so, als würden sie uns jagen. Sie haben nichts zu verlieren. Wir müssen uns auf jedes Spiel vorbereiten. In jedem Spiel müssen wir sehr fokussiert sein, um zu gewinnen und in der Spitzengruppe zu bleiben. Wir müssen während unserer Saison einen guten Fluss und einen guten Rhythmus haben. Ich finde, eigentlich macht das Spaß, weil das jedes Spiel wichtig macht. Es macht die Spiele besonders im Laufe einer 52-Spiele-Saison.

Ihr habt immer noch einen unglaublich niedrigen Gegentorschnitt. Deutlich besser als der Rest der Liga und auch besser als letztes Jahr. Woran liegt das deiner Meinung nach? Seid ihr stolz darauf?

Wir als Team mögen den Wettkampf. Wir sehen die Defensive als großen Teil unseres Spiels an. Wir spielen ein gutes System, und ich finde wir sind einfach zuverlässig. Wir finden die Art und Weise unseres Defensiv-Spiels gut. Wir haben die wenigsten Gegentore der Liga zugelassen, ja, darauf sind wir stolz. Im Vergleich zur letzten Saison, glaube ich, fühlen wir uns ein bisschen wohler, weil wir inzwischen mehr Spiele in diesem System gespielt haben. Man hat ein bisschen mehr Routine, also kann man ein bisschen besser lesen, wenn etwas falsch läuft. Ich glaube, das ist der Hauptgrund. Man hat mehr Routine.

In dieser Saison scheinst du mehr Spaß daran zu haben, selbst Tore zu schießen, als letztes Jahr. Was steckt da dahinter?

(lächelt) Vielleicht fühle ich mich ein bisschen wohler als letztes Jahr. Letztes Jahr habe ich Vorlagen gegeben und dem Team auf die Art geholfen. Vielleicht habe ich mich da ein bisschen zurückgenommen, anstatt selber zu versuchen, Tore zu schießen. Aber dieses Jahr habe ich das Gefühl, wenn ich eine Torchance habe, dann nehme ich den Schuss auch. Ich bin ein bisschen hungriger vorm Tor. Ich glaube, das ist es einfach. Manchmal habe ich Scheibenglück, aber ich würde nicht sagen, dass es immer daran liegt. Ich glaube, es hat mit meinem Instinkt zu tun oder damit, was ich da draußen machen will. Ich will vor dem Tor sein, wo der Puck ist. Manchmal muss man nur die Kelle reinhalten und trifft. (lächelt)

Bei dem Tor, das du in Düsseldorf erzielt hast, hat sich die komplette Verteidigung von dir zurückgezogen und versucht, Passwege zu blockieren, so dass du jede Menge Platz für den Schuss hattest. Kann es sein, dass alle in der Liga so daran gewöhnt sind, dass du eher der Spielmacher und Passgeber bist, dass sie schlicht nicht damit rechnen, dass du schießt?

Ja, vielleicht. Vielleicht stimmt das. Ich erinnere mich an das Tor. Letztes Jahr hätte ich vielleicht hochgeschaut und einen Pass gesucht. Aber in der Situation wusste ich, dass das Tor da ist und hab’s versucht, weil ich wusste, dass ich schießen muss. Vielleicht ist das der Unterschied. Letztes Jahr hätte ich hochgeschaut, einen Pass gesucht und dann geschossen, wenn es schon zu spät ist. Dieses Jahr, wenn ich vor dem Tor bin, wenn ich schießen kann, dann schieß ich.

Es ist dein zweites Jahr in Köln und es ist dein zweites Jahr mit Chris Minard auf deinem Flügel. In einem Interview im November habe ich ihn nach der Chemie gefragt, die ihr beide offensichtlich miteinander habt. Er hat mir empfohlen, dir diese Frage zu stellen, weil es viel einfacher sei, mit dir zu spielen als mit ihm. Was meinst du dazu?

(lacht) Ich spiele gerne mit Mini. Er hat einen guten Schuss. Wenn er den Puck vor dem Tor oder im Slot bekommt, macht er Tore. Dieses Jahr ist es ein bisschen schwieriger, weil alle wissen, dass er ein guter Scorer ist. Für mich ist es ein bisschen schwierig geworden, ihn zu finden, weil er normalerweise immer einen Mann auf den Füßen stehen hat. Jetzt haben wir ein paar Veränderungen im Spiel vorgenommen, um ihm wieder für mehr Tore Scheiben aufzulegen. Ich hoffe, dass das gut funktioniert. Ich verlasse mich auf Mini, weil er ein harter Arbeiter ist und er den Puck will. Er steht nicht einfach da. Er will den Puck, und es ist mein Job, den zu ihm oder vor das Tor zu bringen. Ich kann mich wirklich nicht beschweren. (lacht)

Was hältst du davon, dass er im Powerplay jetzt als Blueliner eingesetzt wird? Mit dem Schlagschuss womöglich nicht die schlechteste Idee, vermute ich?

Nein, besonders da Holmqvist verletzt ist. Wir brauchen da jemanden, der schießen kann. Und Mini kann schießen, also versuchen wir ihn da ein bisschen mehr einzusetzen.

Einer deiner Teamkameraden hier sagte, dass niemand im Team es so sehr hasst zu verlieren wie du. Würdest du dem zustimmen?

(lacht) Ich sag mal folgendes: Es ist einfach, vom Verlieren angepisst zu sein, aber um ein Sieger zu sein, gehört ein bisschen mehr dazu. Ich sag‘s mal so: Ich bin kein schlechter Verlierer, ich will einfach nur gewinnen. Ich mag es zu kämpfen, und ich kann damit umgehen, dass ich manchmal verliere. Manchmal muss man sich eingestehen, dass man nicht seinen besten Tag hatte oder dass der Gegner besser war als man selbst. Damit kann ich umgehen, aber ich versuche immer alles zu tun, was nötig ist, um zu gewinnen. Ich finde, das ist ein Unterschied.

Wie lange hast du gebraucht, um die Niederlage im letztjährigen Finale zu verdauen?

Ich hab schonmal ein Finale in Schweden verloren, und jetzt habe ich wieder verloren. Natürlich macht das keinen Spaß. Die ganze Saison über hat man gekämpft. Wir haben gegen Berlin verloren, die das bessere Team in der „Best-of-5“-Serie waren. Ich glaube, wir würden in einer „Best-of-7“-Serie ein bisschen besser abschneiden. Ich hätte gerne gewonnen, aber wir haben gegen ein besseres Team verloren. Ich bin eine Woche später zurück nach Schweden gefahren und habe angefangen zu trainieren. Ich habe nicht allzu viel darüber nachgedacht. Ich habe die Silbermedaille in meiner Umkleide aufbewahrt, nur um mich daran zu erinnern, dass die nicht ganz so toll aussieht. (lächelt) Ich sehe sie jeden Tag an. Nicht, dass ich darüber nachdenken würde. Es ist nur eine kleine Erinnerung, dass es Spaß machen würde zu gewinnen.

Ich habe außerdem gehört, dass – wann immer es zu einem Deutsch-Schwedischen Aufeinandertreffen im Fußball kommt – deine Laune am folgenden Tag sehr vom Ergebnis beeinflusst ist. Stimmt das?

(lacht) Ja. Ich bin ein Patriot. Torsten, Mo, Gugi, wir haben ein paar Jungs, die sind sehr, sehr deutsch. Vielleicht bin ich ein sehr, sehr schwedischer Kerl, der sehr gerne Schweden gewinnen sieht. Es ist also ein Spaß in der Kabine. Wir können darüber lachen, aber als Schweden gegen Portugal verloren hat, hat mir das natürlich wehgetan.

Andreas Falk im Duell mit der DEG. Foto: Jürgen Peters

Andreas Falk. Foto: sportfoto-mueller.de

Du bist einer von den Spielern, die spürbar eine Schippe drauflegen, wenn ein Spiel auf der Kippe steht. Ist das etwas, was schon immer in deiner Persönlichkeit war oder hat sich diese Einstellung über die Jahre entwickelt?

Ich glaube, das war schon immer da. Ich spiele gerne Eishockey, wenn es Spiele sind, in denen es wirklich um gewinnen oder verlieren geht, wenn jedes Spiel und jeder Wechsel wichtig ist. Ich glaube, dann spiele ich am besten. Mitte November ist es ein bisschen schwieriger, aber jetzt oder in den Playoffs muss man sein Level steigern, weil die Gegner ihren Level steigern. Ich glaube, das kommt ganz von selbst. Ich gewinne einfach gerne. Solche Spiele zu gewinnen, in der Overtime oder wenn ein Team nur mit einem Tor führt, das sind die Spiele, die wirklich Spaß machen zu gewinnen.

Aber selbst wenn ihr Mitte November in einem Spiel hinten liegt, bist du immer einer von denen, die nochmal Gas geben und versuchen, was zu reißen.

Ich mag meinen Job. Deshalb. Ich kann nichts anderes sagen. Ich wurde mal gefragt, wie motivierst du dich? Alles, was ich sagen konnte, war, ich habe einen ziemlich guten Job. Wenn ich morgens aufwache, fahre ich gerne zur Halle. Viele Leute haben das nicht. Mein Vater ist LKW-Fahrer. Der arbeitet zwölf Stunden am Tag. Er sagt mir immer, genieße jeden Moment, wenn du Eishockey spielst, und sei glücklich. Wenn du vierzig bist, musst du anfangen zu arbeiten. Dein Kopf möchte Eishockey spielen, aber dein Körper kann nicht. Also versuche ich einfach die Zeit zu genießen, die mir bleibt.

Ich habe versucht auszugraben, ob es noch irgendwo Eishockey in deiner Familie gibt, konnte aber nichts finden. Wer war dein Vorbild, als du aufgewachsen bist?

Mein Vater hat ein wenig Eishockey gespielt, aber er hat nicht in der höchsten Liga gespielt, nur in der zweiten. Mein Vorbild, naja, natürlich haben wir jede Menge Eishockeyspieler in Schweden. Näslund, Forsberg, Sundin, Börje Salming – jede Menge Jungs, die mir ein gutes Vorbild waren, aber ich hatte nicht das eine große Vorbild. Aber gut, dann sag ich mal, der König von Schweden. (lacht) Kleiner Scherz.

Du bist ja nicht unbedingt der Größte, aber es ist schwer, dich von der Scheibe zu trennen, wenn du an der Bande entlang unterwegs bist. Würdest du sagen, das hat eher etwas mit körperlicher Kraft zu tun oder ist es eine Frage des Kopfes?

Ich glaube, es ist beides. Weil ich klein bin, habe ich immer jeden Tag trainiert. Ich versuche, meine Kraft einzusetzen, wenn es der Gegner nicht erwartet. Ich musste meine Spielweise ändern. Ich habe keine 95 Kilo, die ich einsetzen kann. Ich muss meinen Verstand nutzen. Ich kann nicht jedes Mal als erster in die Ecke gehen, sonst wäre ich jede zweite Woche verletzt. Also versuche ich, meine Kraft zu nutzen, wenn ich sie brauche, und benutze meinen Verstand, wenn die Kraft nicht reicht.

Nach der Saison 2003/04, als du 21 Jahre alt und bereit für den Schritt von deinem Heimatclub Huddinge aus der Allsvenskan in die SEL warst, war die Liga wegen des Lockout mit NHLern überflutet. Wie war die Situation für dich als junger Spieler, der versucht, in die erste Liga zu kommen?

Wie du schon angemerkt hast, war das Jahr, in dem ich in die SEL hätte wechseln sollen, das Lockout-Jahr. Viele Teams wollten mich unter Vertrag nehmen, aber dann hätten sie mich in ihre zweite Mannschaft gesteckt. Also habe ich andere Möglichkeiten in Erwägung gezogen. Skelleftea, das Team, zu dem ich dann gegangen bin, war immer in der Spitze der zweiten Liga. Sie haben mich mehr als gerne bei sich aufgenommen, um zu versuchen, mit dem Team den Aufstieg in die SEL zu schaffen. Also bin ich das Risiko eingegangen, anstatt bei einem SEL-Team zu unterschreiben und zu einem schlechteren Team geschickt zu werden, das vielleicht nur durchschnittlich war. Also bin ich zu einem etwas besseren Team gegangen. In meinem ersten Jahr war ich dann verletzt, also habe ich für ein weiteres Jahr unterschrieben. Und in dem Jahr sind wir dann in die SEL aufgestiegen.

Also war der Plan von vorneherein, es quasi durch die Hintertür in die SEL zu schaffen?

Nur wegen des Lockouts. Sonst hätte ich direkt in der SEL gespielt. Wegen des Lockouts musste ich meine Pläne ändern. Ich war wirklich glücklich mit meiner Entscheidung. Es hat Spaß gemacht. Das Team, mit dem ich aufgestiegen bin, hatte jahrelang gekämpft. Sie waren schon nah am Aufstieg dran gewesen. Es ist eine sehr kleine Eishockeystadt. Nur 40.000 oder 50.000 Einwohner. Als wir dann aufgestiegen sind – der Geschäftsführer, alle haben geweint. Es war sehr emotional, weil sie so viele Jahre gekämpft hatten. Das ist übrigens die Heimatstadt von Hardy Nilsson, dem früheren Kölner Haie-Spieler und –Trainer. Er hat in Skelleftea gespielt, als sie das erste Mal die schwedische Meisterschaft gewonnen haben. Es ist eine gute Eishockeystadt. Aber nach den zwei Jahren wollte ich weiter in den Süden von Schweden ziehen, um näher bei der Familie zu sein, also habe ich bei HV71 unterschrieben.

Skelleftea hätte dich gerne behalten. Nachdem du bei HV71 unterschrieben hast, wurdest du in einer Zeitung zitiert mit den Worten: „Ich bekomme die Chance für eines der Top-Teams in Schweden zu spielen. Wenn ich diese Gelegenheit jetzt nicht nutze, dann kommt sie vielleicht nicht wieder.“ Und du hast eben noch gesagt, wie emotional der Aufstieg war. Für mich klingt das danach, als wärst du ein bisschen hin- und hergerissen gewesen bei der Entscheidung, Skelleftea zu verlassen. War das so?

Das war definitiv eine schwere Entscheidung. Das war es. Aber wie gesagt, HV71 war ein toller Club. Sie haben eine gute Eishockey-Kultur, sie waren an der Spitze der SEL. Also wusste ich, dass ich zu einem Club komme, der Titelambitionen hat. Es war eine schwere Entscheidung. Aber ich hatte das Gefühl, ich muss den nächsten Schritt in meiner Karriere machen. Also bereue ich es nicht.

Wie sehr hat es deine Entwicklung beeinflusst für ein Team zu spielen, das jedes Jahr um die Meisterschaft mitspielt?

Ich habe gegen die besten Spieler in Schweden zu dem Zeitpunkt gespielt und trainiert. Wir hatten vier Nationalspieler aus Finnland, ich glaube drei oder vier aus Schweden. Und wir waren eine richtig gute Truppe. Der Wettkampf-Level bei jedem Training war wirklich hoch, aber immer auf eine gute Art und Weise. Es gab nie Fights oder ähnliches. Wir haben zusammen Mittag gegessen. Selbst in unserer Freizeit ist das Team zusammen Kaffeetrinken gegangen. Wir hatten einen wirklich guten Draht untereinander. Ich glaube, deshalb bin ich auch geblieben. Das Umfeld – nicht nur das Eishockey, sondern alles – war wirklich gut.

Andreas Falk. Foto: sportfoto-mueller.de

Andreas Falk. Foto: sportfoto-mueller.de

Du hast in 2011 geheiratet. HV71 hätte in 2012 gerne deinen Vertrag verlängert. Wenn man deine Lebenssituation zu dem Zeitpunkt anschaut, scheint es so, als hättest du dich niederlassen können, eine Familie gründen und den sprichwörtlichen Apfelbaum pflanzen. Stattdessen hast du dich entschieden, Schweden zu verlassen, es in einem anderen Land zu versuchen und quasi nochmal von vorne anzufangen. Warum?

Ich habe immer davon geträumt, mal außerhalb von Schweden zu spielen. In den ersten fünf Jahren bei HV71 haben wir wirklich gut gespielt. Wir waren erfolgreich, haben als Erster oder Dritter die Hauptrunde beendet. Wir haben zwei Meisterschaften gewonnen und waren noch zweimal im Finale. Danach haben wir die Hauptrunde gewonnen, sind aber im Viertelfinale ausgeschieden. Und dann in meinem sechsten Jahr hatten wir ein bisschen zu kämpfen. Schlüsselspieler waren verletzt. Wir haben zwei Spieler an die KHL verloren. Wir haben die guten finnischen Spieler verloren und die Schweden auch. Viele Dinge sind passiert. Mein Freund ist bei dem Lokomotive Jaroslawl Flugzeugunglück ums Leben gekommen. Wir hatten vier Jahre zusammen gespielt. Viele Dinge veränderten sich. Ich hatte das Gefühl, sowohl der Club als auch ich sollten etwas anderes probieren. Wie du schon sagtest, hatten sie mir eine Vertragsverlängerung angeboten. Ich war dort ein Schlüsselspieler wegen meiner Arbeit in der Defensive. Aber ich hatte das Gefühl, dass ich für mich persönlich und in Sachen Eishockey eine Veränderung brauchte. Fast sowas wie eine Trennung. Ich musste etwas anderes ausprobieren. Thomas Eichin und Sunny [Niklas Sundblad] wollten mich, und ich dachte, ok, ergreif die Chance. Schweden läuft nicht weg. Dahin kann ich immer zurück. Wenn ich diese Chance nicht wahrnehme, bereue ich es vielleicht. Ich habe ein paar Mal mit Sunny gesprochen. Er sagte, naja, wir haben die Hauptrunde auf Platz 8 beendet und sind im Viertelfinale gegen Berlin ausgeschieden, aber wir wollen einen Neuanfang dieses Jahr mit einem neuen System und so weiter und so fort. Und ich dachte, okay, auf geht’s, packen wir’s an.

Hattest du Deutschland von Anfang an auf dem Schirm, als du angefangen hast darüber nachzudenken, außerhalb von Schweden zu spielen, oder hast du auf etwas anderes gehofft?

Natürlich hofft man auf die KHL, aber natürlich weiß ich auch, was ich für ein Spieler bin. Das ist die zweitbeste Liga der Welt. Ich bin gut, aber ich bin nicht so gut. (lacht) Die Kölner Haie haben in Europa einen guten Ruf. Gute Fans, gute Stadt. Ich habe mit Johan Akerman gesprochen, der ja hier gespielt hat. Er hat gesagt, gutes Umfeld, gute Jungs im Team, guter Club, gute Fans. Also dachte ich, ich probiere es aus und gucke mal, ob es mir gefällt. Und ich liebe es. (lächelt)

Du wurdest damals in einer schwedischen Zeitung zitiert, dass du darüber nachdenkst, außerhalb von Schweden zu spielen, weil du eine neue Herausforderung suchst, dein Offensivspiel weiterentwickeln und eine andere Rolle in einem Team spielen möchtest.

In Schweden war ich ein Dritte-Reihe-Center, weil die ersten beiden Reihen ausschließlich aus Nationalspielern bestanden, die offensiv sehr talentiert waren. Diese ersten beiden Reihen haben immer Powerplay gespielt, ohne wenn und aber, und die dritte und vierte Reihe hat Unterzahl gespielt. Meine beiden Flügelstürmer und ich haben jedes Spiel gegen die Top-Reihen gespielt. Unser Trainer hat uns immer rausgeschickt, wenn die aufs Eis gewechselt sind. Wir haben immer gegen die besten Offensivreihen gespielt. Nach sechs Jahren in dieser Rolle wollte ich sehen, ob ich versuchen kann, mein Offensivtalent weiterzuentwickeln. Ich habe nie bereut, dass ich defensiv gespielt habe. Ich mache das gerne. Ich hatte nur das Gefühl, dass ich einen Schritt vorwärts machen muss. Es könnte mir auch defensiv helfen. Aber in erster Linie wollte ich meine Offensivfähigkeiten ein bisschen verbessern.

Nachdem du in Köln unterschrieben hast, hast du von deiner Frau einen Strauß rote Rosen und ein deutsches Wörterbuch bekommen. Vermutlich eine Geste dafür, dass sie dich in deiner Entscheidung unterstützt?

(lächelt) Ja.

Wie entwickelt sich denn dein Deutsch?

Ich bemühe mich. Ich habe versucht, ein bisschen Deutsch zu lernen, aber es ist schwer für mich, weil ich in der Schule kein Deutsch hatte. Meine Frau hat in der Schule sechs Jahre lang Deutsch gelernt. Ich habe Englisch gewählt. Ich versuche, Wörter aufzuschnappen und zu lernen. Mein Deutsch wird besser werden, versprochen. Es wird sich verbessern.

Anscheinend bist du der typische Eishockey-Profi, was Aktivitäten neben dem Eis angeht. Du spielst Golf, du gehst gelegentlich Fischen. Hast du irgendwelche außergewöhnlichen Hobbies?

In Schweden haben wir ja eine Menge Schnee, deshalb fahre ich gerne Schneemobil. Als ich oben im Norden gespielt habe, hatte ich ein Schneemobil. Ich liebe es, in der Natur zu sein. Jetzt habe ich angefangen, ein bisschen zu jagen. Ich habe in Schweden gejagt. Seit ich herkam, schauen Tjärnqvist und ich, wo wir jagen können. Ansonsten kann ich noch segeln. Ich bin gerne auf dem Meer. Ich kann ein bisschen Schlagzeug und Gitarre spielen. Auf der Seite der Familie meiner Mutter gab es Fischer, auf der Seite meines Vaters Musik. Der Großvater meines Vaters hat Gitarren und Geigen gebaut. Also habe ich es vielleicht daher. Ich habe die guten Dinge von beiden Seiten der Familie mitbekommen.

Ich kann dieses Interview nicht beenden, ohne nach der Zukunft zu fragen. Dein Vertrag läuft am Ende der Saison aus. Jeder – von den Fans bis zum Management – würde sich freuen, wenn du bleibst. Läuft der Club Gefahr, dich zu verlieren?

Mir gefällt es hier, aber meine Frau und ich erwarten in einem Monat ein Baby. Das warte ich ab. Wenn alles in Ordnung und alles okay ist, dann treffen wir eine Entscheidung, ob wir hier bleiben oder woanders hinziehen. Ob das Schweden ist oder ganz woanders, keine Ahnung. Ich wüsste auch gerne, ob ich bleibe. Ich weiß, dass es aus Schweden und bei den Kölner Haien Interesse gibt, aber jetzt im Moment liegt der Fokus auf dem Baby und darauf, dass da alles in Ordnung ist. Danach treffen wir eine Entscheidung. Wie gesagt, es gefällt mir hier. Ich kann nichts Negatives über die Kölner Haie sagen. Wir waren erfolgreich. Der Club, alles ist wirklich toll. Und sie kümmern sich um mich und meine Frau. Wir werden also sehen.

Wir bedanken uns bei Andreas Falk für das Interview.

Über den Autor: Henrike Wöbking

Henrike schreibt für haimspiel.de seit 2005 und wurde von Ex-NHL-Spieler Jason Marshall gelobt für "the best interview I ever did". Sie zeigte sich hauptverantwortlich für das Abschiedsvideo von Dave McLlwain. Außerdem ist sie Buchautorin und schrieb den Roman "Auf Eis" vor dem Hintergrund der Playoffs 2002.

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