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Nachgehört: Durchatmen

Eindrücke vom Wintergame 2015. Foto: Andreas Dick.

Das Spektakel ist über die Bühne, die drei Punkte sind in Düsseldorf geblieben und die Haie wieder dichter an Platz 11, als ihnen lieb sein kann. Der Frust saß tief nach dem verlorenen Derby, in dem der KEC eigentlich die bessere Mannschaft war, aber danach fragt in der Endabrechnung genau niemand. Ein paar Tage, um diese Partie abzuhaken, wird es für die Haie brauchen und auch geben.

Daniel Kreutzer sagte nach dem 3:2-Sieg seiner DEG: „Wir waren heute das glücklichere Team.“, was angesichts eines Torschussverhältnisses von 38 zu 23 zugunsten des KEC durchaus seine Richtigkeit hat, wie auch Philip Gogulla befand: „Wir haben heute 60 Minuten lang auf ein Tor gespielt. Wir haben versucht, einfach zu spielen. Düsseldorf hat aus wenig drei Tore gemacht. Sie hatten die ‚lucky bounces‘ auf ihrer Seite. Das hatten wir heute nicht. Das ist heute leider der Unterschied gewesen.“ Charlie Stephens‘ Resümee fiel ähnlich aus: „Wir hatten genug Chancen, um das Spiel 6:3 zu gewinnen. Düsseldorf hatte ein paar ‚lucky bounces‘. Es war ein gutes Spiel für die Fans mit vielen Torchancen. Es hätten speziell von uns ein paar Tore mehr sein können. Die Niederlage ist schon frustrierend für uns.“ Auch Moritz Müller kommt zum gleichen Fazit: „Wir hätten die Punkte gegen Düsseldorf sehr gut gebrauchen können. Nichtsdestotrotz haben wir ein gutes Spiel gezeigt. Ich habe uns als die aktivere Mannschaft gesehen. Es hat an der Chancenverwertung bei uns gehapert. Düsseldorf war ein bisschen glücklicher vor unserem Tor. Aber insgesamt bin ich mit der Leistung unserer Mannschaft sehr zufrieden.“

Mehr als die Niederlage vor 51.000 Zuschauern schmerzt der Verlust der drei Punkte. „In unserer Situation ist das natürlich sehr bitter. In Krefeld waren wir nicht gut. Da haben wir verdient verloren. Heute hätten wir verdient zu gewinnen“, meint Gogulla, weiß aber auch, dass es Positives aus dem Spiel mitzunehmen gibt: „Auf der Leistung von heute können wir aufbauen. Spielerisch waren wir die absolut bessere Mannschaft heute.“ Auch in diesem Punkt ist Stephens mit dem Kölner Doppeltorschützen einer Meinung: „Wir waren heute die bessere Mannschaft. Das war ein Auswärtsspiel, aus dem wir Momentum mitnehmen können. Wir nehmen nichts Zählbares aus Düsseldorf mit, aber wir wissen, dass wir heute ein gutes Spiel abgeliefert haben.“ Moritz Müller sieht die Partie auch als Statement nach den bisher verpatzten Auswärtsauftritten im Januar: „Das war definitiv eine Reaktion auf das Krefeld-Spiel. Wir waren heute eine andere Mannschaft. Wir haben nie den Kopf in den Sand gesteckt, sondern Moral bewiesen.“

Nach den vielen Spielen im vollgestopften Spielplan der letzten Wochen gibt Niklas Sundblad der Mannschaft zwei Tage frei, die anscheinend auch bitter nötig sind. „Wir werden sicher ein paar Tage brauchen, um das hier abzuhaken und es auch nochmal Revue passieren zu lassen.“ so Gogulla. Auch Stephens sieht Bedarf zum Durchatmen für die Mannschaft: „Unser Spielplan war echt der Wahnsinn im letzten Monat. Wir hatten oft drei Spiele die Woche. In den letzten 25 Spielen waren wir insgesamt wirklich gut. Jetzt haben wir seit langer Zeit mal wieder eine komplette Woche, um zu trainieren und an den Feinheiten zu arbeiten. Das wird uns helfen, wieder in einen normalen Rhythmus zu kommen. Wir freuen uns zwar auf das Heimspiel am Freitag, aber wir freuen uns auch auf die zwei freien Tage, um uns zu erholen. Dann kann man wieder losschlagen.“

Das Wintergame an sich vor dieser beeindruckenden Kulisse wird den Aktiven aber in jedem Fall in Erinnerung bleiben. „Das war schon etwas Besonderes für uns alle. Die meisten von uns waren noch nie in so einer Situation und werden wahrscheinlich auch nie wieder in diese Situation kommen. Wir spielen sonst auch in tollen Arenen vor vielen Zuschauern, aber das heute war natürlich etwas ganz Besonderes, hier die Treppe in den Innenraum hochzukommen. Die Ränge gehen fast bis unters Dach. Die Erinnerung wird lange bleiben“, so Müller. Auch auf den Tribünen hatten die Auswärtsfahrer die Oberhand über die komplette Partie. Der mitgereiste KEC-Anhang sang die größtenteils schweigende DEG-Kurve lässig an die Wand. „Mir kam es so vor, als wäre das Kräfteverhältnis auf den Rängen andersrum. Es hat sich eher nach 40.000 Kölnern und 10.000 Düsseldorfern angehört. Das war schon beeindruckend.“ lobt der Verteidiger. Auch Philip Gogulla zeigte sich begeistert von der gesamten Veranstaltung: „Das Wintergame war für ganz Eishockey-Deutschland etwas ganz besonderes. Ich hoffe, dass es das jetzt jedes Jahr gibt. Es war ein Riesen-Spektakel für die Fans, die Zuschauer und eben auch fürs Eishockey.“

Nun kehrt also der normale Liga-Alltag wieder ein. Dank des spielfreien Sonntags für die Haie zieht sich das Tabellenbild heute ein wenig gerader – was es für den KEC nicht angenehmer macht. Trotz der sehr guten Punkteausbeute im Dezember steht man auf Platz 10. Um tatsächlich das Ziel Top-6 weiter im Auge zu behalten, muss man eigentlich einen ähnlichen Lauf hinlegen wie im letzten Monat. 13 Hauptrundenspiele bleiben noch. Viel Spielraum für Aussetzer ist nicht mehr. Partien, die man unglücklich verliert, wird es immer geben, aber Auftritte wie in Iserlohn und Krefeld dürfen nicht mehr passieren. Hoffentlich behält Charlie Stephens mit seiner Prognose Recht, dass diese Woche des Durchatmens hilft, den Rest der Saison wieder mit neuem Schwung anzugehen.

Über den Autor: Henrike Wöbking

Henrike schreibt für haimspiel.de seit 2005 und wurde von Ex-NHL-Spieler Jason Marshall gelobt für "the best interview I ever did". Sie zeigte sich hauptverantwortlich für das Abschiedsvideo von Dave McLlwain. Außerdem ist sie Buchautorin und schrieb den Roman "Auf Eis" vor dem Hintergrund der Playoffs 2002.

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Drittelpauseninterview mit Dave McLlwain

1 Kommentar

  1. dickbrave
    13.01.2015

    Die Stimmung der Haie war super! Ein echtes HAImspiel! ;-) Schade, dass die Jungs das nicht aufs Eis gebracht haben.

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