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War es das letzte Heimspiel der Saison?

Alexander Weiß im Halbfinale gegen Münchens Konrad Abeltshauser - Foto: Steffen Thaut

Es haperte an allen Ecken und Enden bei den Kölner Haien bei der 1:5-Niederlage in Spiel 4. Zu viele unnötige Scheibenverluste, schwindende Kräfte und dazu noch Pech beim Abschluss. Ein souveräner EHC erhöhte in der Serie somit verdient auf 3:1 und kann am Freitag auf eigenem Eis den Finaleinzug klarmachen.

„Wir haben zu kompliziert gespielt und es für München zu einfach gestaltet, uns unter Druck zu setzen. Den Gameplan, den wir eigentlich hatten, haben wir phasenweise nicht so umgesetzt, wie wir uns das vorgestellt hatten“, fasst Patrick Hager die Partie aus Haie-Sicht zusammen. „Es mag mit an Müdigkeit und Unkonzentriertheit gelegen haben. Wenn du frisch im Kopf und vielleicht auch vom Körper her bist, triffst du vielleicht bessere Entscheidungen mit der Scheibe. Aber in der Häufigkeit, in der wir heute Entscheidungen nicht richtig getroffen haben, kann man es nicht nur auf Müdigkeit schieben. Wir waren heute einfach nicht schlau genug.“

Die Fans verabschiedeten die Mannschaft trotz der Niederlage mit viel Applaus. Nicht nur, weil es womöglich das letzte Heimspiel der Saison war, sondern auch um die Leistung des Teams in den letzten Monaten zu honorieren. Der Kraft- und Arbeitsaufwand bis zum Erreichen des Halbfinales war groß. Wie es aussieht, fordert der nun gegen ein tief besetztes, ausgeruhteres Münchner Team seinen Tribut.

Die nötigen drei Siege in Folge einzufahren, um ins Finale um die Deutsche Eishockeymeisterschaft einzuziehen, scheinen ein Ding der Unmöglichkeit. Die Wahrscheinlichkeit liegt deutlich höher, bereits am Freitag gegen den Liga-Krösus und Hauptrunden-Ersten auszuscheiden. Zu dominant waren die Münchner in dieser Serie auf eigenem Eis. Zu wenige Reserven haben die Haie noch – falls überhaupt noch welche vorhanden sind.

Erschwerend kommt hinzu, dass die ohnehin schon dünne Personaldecke des KEC in Spiel 5 noch ein wenig dünner wird: Nick Latta wird aufgrund seiner zweiten großen Strafe im möglicherweise serienentscheidenden Spiel gesperrt sein. Cory Clouston wird also nicht mal vier volle Sturmreihen aufs Eis bringen. Die einzige Auffülloption wäre Max Faber gewesen, doch der ist mit den Heilbronner Falken in der 2. Playdown-Runde gegen den ESV Kaufbeuren im Einsatz.

Die Haie-Bank wird aber nicht nur kurz sein. Auch gesundheitlich sind nicht alle auf der Höhe. Die Erkältungswelle hat auch vor der KEC-Kabine nicht Halt gemacht. Dass er einer der angeschlagenen Profis war, kam in Alexander Weiß‘ Statement nach der Partie heraus. „Ich war die letzten zwei Tage krank. Für mich war es eh ein anstrengendes Spiel. Aber das soll keine Ausrede sein. Jeder muss zu dieser Zeit [in der Saison] Top-Leistung bringen. Da kann es nicht sein, dass wir hier 5:1 auf den Sack kriegen“, so der Kölner Stürmer, der laut Cory Clouston nicht der einzige KEC-Profi ist, der kränkelt.

Es ist also mehr als nur gut möglich, dass die Saison 2015/16 für die Kölner Haie am Freitagabend ein Ende findet. Doch trotz all der Widrigkeiten will sich die Mannschaft von Cory Clouston nicht kampflos in ihr scheinbar unvermeidliches Schicksal ergeben.

„In Spiel 4 war München in allen Bereichen besser als wir. Daran gibt es nichts schönzureden. Wir haben jetzt zwei Möglichkeiten. Entweder wir packen jetzt schon ein und erklären die Saison für beendet oder wir kämpfen wie verrückt, damit es weitergeht“, so Ryan Jones. „Alle Jungs in unserer Mannschaft – einschließlich mir selbst – müssen sich fragen, was für ein Spiel wir am Freitag spielen wollen.“ Mit seinem ungebrochenen Glauben an den Charakter der Mannschaft sieht er das als rein rhetorische Frage.

„Wir stecken jetzt nicht den Kopf in den Sand. Wir nehmen die Herausforderung an“, gibt sich auch Patrick Hager kämpferisch. „[Am Donnerstag] kriegen wir sicher ein, zwei Videoclips von Cory zu sehen mit Dingen, bei denen es nicht so gepasst hat. Dann fahren wir nach München und versuchen, die Serie zurück nach Köln zu holen. Man darf nicht darüber nachdenken, dass es ein entscheidendes Spiel ist. Wir werden uns ganz normal darauf vorbereiten wie auf jedes andere Spiel auch. Es wird eine ganz schwere Aufgabe, aber ich denke, der Charakter [der Mannschaft] hat das ganze Jahr gepasst. Dementsprechend müssen wir in München unser bestes Spiel bringen, und dann sehen wir, ob es für einen Sieg reicht.“

„Wir haben noch ein Spiel. Bis uns jemand sagt, dass wir ausgeschieden sind, werden wir so hart und so gut spielen, wie wir nur können. Wir haben in der letzten Serie ein entscheidendes Auswärtsspiel gewonnen. Wir brauchen nochmal so eine Leistung“, so Cory Clouston nach der Niederlage. Dazu, wie er die Mannschaft auf Spiel 5 einstellen will, sagt er: „Es ist die einfachste Herangehensweise, die möglich ist: Ein Wechsel nach dem anderen.“

Erstes Bully in Spiel 5 ist am Freitag um 19:30 Uhr. Wir übertragen die Partie live ab 19:15 Uhr.

Über den Autor: Henrike Wöbking

Henrike schreibt für haimspiel.de seit 2005 und wurde von Ex-NHL-Spieler Jason Marshall gelobt für "the best interview I ever did". Sie zeigte sich hauptverantwortlich für das Abschiedsvideo von Dave McLlwain. Außerdem ist sie Buchautorin und schrieb den Roman "Auf Eis" vor dem Hintergrund der Playoffs 2002.

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