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Schlechtes Spiel mit noch schlechterem Ende

Daniel Tjärnqvist im Gespräch mit Daniel Piechaczek, einem der besseren DEL-Schiedsrichter. Foto: Andreas Dick
Daniel Tjärnqvist im Gespräch mit Daniel Piechaczek, einem der besseren DEL-Schiedsrichter. Foto: Andreas Dick

Ein gebrauchter Dienstagabend für die Kölner Haie, der seinen krönenden Abschluss in einer der klarsten Fehlentscheidungen der Liga-Geschichte fand. Am schlechten Spiel des KEC gegen die Grizzly Adams Wolfsburg gibt es nichts wegzudiskutieren. Am irregulären Siegtreffer allerdings auch nicht.

„Das erste Drittel war noch unser bestes. Am Ende haben wir einen Punkt bekommen. Ich glaube, das war sogar ein bisschen glücklich. Ich bin nicht zufrieden mit unserem Spiel heute. Wir haben das System nicht zu 100% umgesetzt.“ bilanzierte Kapitän John Tripp nach der 1:2-Niederlage nach Verlängerung.

Auch Andreas Falk zeigte sich in erster Linie enttäuscht über die Leistung der eigenen Mannschaft: „Ich fand, beide Mannschaften wirkten müde. Weder Wolfsburg noch wir haben sonderlich gut gespielt. Wir hatten ein paar gute Powerplays. Die Unterzahl war auch gut. Aber insgesamt haben wir nicht so gut gespielt wie in den letzten paar Spielen. Vielleicht waren auch alle ein wenig angespannt, weil im Moment jeder Punkt wichtig ist. Wir können besser spielen als das heute.“

Douglas Murrays Fazit fiel noch deutlicher aus: „Eine so klare Fehlentscheidung habe ich persönlich noch nicht erlebt. Aber es ist auch einfach wahr, dass man sich sein Glück erarbeiten muss. Das haben wir heute nicht getan. Wir haben nicht gut genug gespielt. Wir hätten das Spiel früher gewinnen müssen, dann wäre es gar nicht zu so einer Entscheidung in der Verlängerung gekommen. Jetzt ist es so passiert, und das ist frustrierend. Aber es ist genauso frustrierend, wie wir gespielt haben. Wir hätten viel besser spielen müssen, um Wolfsburg zu schlagen. Wir hatten zu viele Scheibenverluste und haben es ihnen zu einfach gemacht.“

Ganze 18 Schüsse brachten die Kölner Haie auf den Kasten von Wolfsburgs Goalie Felix Brückmann. Die wenigen guten Chancen, die daraus resultierten, nutzte lediglich Daniel Tjärnqvist zum einzigen Treffer für die Hausherren. Wo die Haie vier Tage zuvor gegen die Adler noch ein Feuerwerk abgebrannt hatten, glimmte gegen die Grizzly Adams kaum noch ein Funken Glut. Kaum nachvollziehbar in einer Zeit und Tabellensituation, in der jedes Spiel sich wie ein Playoff-Spiel anfühlen müsste. Andreas Falk formulierte das in seinem Ausblick auf das Derby am kommenden Sonntag: “Wenn wir zur gleichen Intensität und zum gleichen Hunger zurückfinden können wie im Spiel gegen Mannheim, dann haben wir gegen Düsseldorf eine gute Chance.“

All die gerechtfertigte Kritik an der eigenen Leistung darf aber nicht davon ablenken, dass vier existentielle Bestandteile dieser Partie im entscheidenden Moment auf ganzer Linie versagt haben. Dass dem Siegtreffer eine mehr als deutliche Abseitsstellung vorausging, hatte keiner der vier Unparteiischen gesehen. Nachdem das Tor angezeigt war, war es eine unwiderrufbare Tatsachenentscheidung – so die Erklärung im Nachgang der Partie.

Die Kritik an den Schiedsrichtern fiel ungewohnt deutlich aus, auch wenn John Tripp seine Worte sorgsam wählte: „Es ist schade. Wir haben vier Schiedsrichter auf dem Eis und keiner hat es gesehen. Ich habe mit dem Kapitän der Wolfsburger [Tyler Haskins, Anm.d.Red.] gesprochen. Er hat dem Schiedsrichter auch gesagt, dass es Abseits war. Aber die Entscheidung konnten sie nicht mehr zurücknehmen. Die Schiedsrichter werden sich sicher das Video nochmal anschauen und sich sicher nicht gut fühlen, wenn sie sehen, was passiert ist. Aber es hilft nichts, zu viel darüber nachzudenken.“

„Die Schiedsrichter haben keinen leichten Job. Das muss man auch betonen. Aber es sind acht Augen auf dem Eis. Fehler können immer mal passieren, aber das war mindestens ein halber Meter abseits. Sowas sollte dann doch nicht passieren.“ begann Philip Gogulla, um dann auszusprechen, was Eishockeyfans quer durch die Liga und sicher auch genug Aktive seit langer Zeit denken: „Da gibt es einen Schiedsrichter, der seit Jahren in dieser Liga pfeift und seit Jahren nur Scheiße pfeift. Es ist schade, dass solche Leute jedes Jahr wieder antreten dürfen. Wenn ein Spieler schlechtes Eishockey spielt, dann kriegt er auch keinen neuen Vertrag. Da sollte die Liga auf jeden Fall dran arbeiten. Wir brauchen gute Schiedsrichter. Davon haben wir leider viel zu wenige.“

Aber auch wenn Willi Schimm sich mit seiner Leistung am Dienstagabend zum wiederholten Mal in seiner Karriere in ein unrühmliches Rampenlicht gerückt hat (eine Google-Suche nach Willi Schimm verschafft stundenlanges Lesevergnügen und Schwelgen in Skandalen vergangener Tage), bleibt unterm Strich für die Kölner Haie ihre eigene unterdurchschnittliche Leistung, an deren Ende ein Fragezeichen steht. „Wir werden nie erfahren, ob wir den Extra-Punkt geholt hätten.“ so Andreas Falk.

Ob es überhaupt irgendetwas Positives aus dem heutigen Spieltag mitzunehmen gibt, beantwortet John Tripp kurz und bündig: „Ein Punkt und Krefeld hat verloren.“

Über den Autor: Henrike Wöbking

Henrike schreibt für haimspiel.de seit 2005 und wurde von Ex-NHL-Spieler Jason Marshall gelobt für "the best interview I ever did". Sie zeigte sich hauptverantwortlich für das Abschiedsvideo von Dave McLlwain. Außerdem ist sie Buchautorin und schrieb den Roman "Auf Eis" vor dem Hintergrund der Playoffs 2002.

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