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Philipp Walter: “Ich glaube, wir sind als Verein in der Pflicht.”

Kölner Haie
Kölner Haie

Am gestrigen Sonntag startet die Mannschaft der Kölner Haie mit dem ersten Mannschaftstraining offiziell in die Saison 2018/2019. Mit von der Partie waren die Trainingsgäste, gebürtige Kölner und Ex-Junghaie Leon Draisaitl und Frederik Tiffels. Der neue Geschäftsführer der Kölner Haie, Philipp Walter, nutzte die Gelegenheit zu einer Ansprache an die Fans. Diese zeigten sich bemerkenswert bereit für die neue Saison, besetzten sämtliche Sitze und standen in mehreren Reihen um das Eis der KölnArena 2. Und auch die Rede Walters begann nicht ungewöhnlich, aber endete bemerkenswert.

Philipp Walter kennt Köln – und stellt das dar

Nach einer kurzen Begrüßung der Fans sowie einem Hinweis auf die Trainingsgäste, stellte sich Walter kurz vor und zollte den Fans Respekt: “Erstmal fehlen mir die Worte. Ihr seht natürlich, wie viele Leute heute hier sind. Vielen Dank dafür, das ist alles andere als selbstverständlich!” Walter betonte seine Verbundenheit mit Köln: “Wie ihr vielleicht wisst, war ich zwei Jahre weg. Bin jetzt wieder hier. Ich bin kein gebürtiger Kölner, bin aber mittlerweile 25 Jahre ungefähr hier in Köln und es ist unwahrscheinlich schön wieder hier zu sein.”

Bis dahin sicherlich keine ungewöhnliche Rede. Philipp Walter sprach die Worte jedoch “nicht einfach so”, sondern um im Vorfeld darzustellen, dass er weiss, wovon er spricht. “Ich bin seit ungefähr sechs Wochen wieder hier und man spürt an jeder Ecke, dass es ein ganz besonderer Verein ist und dass das eine ganz besondere Stadt ist. (…) Hamburg mag ein bißchen schöner sein, Berlin ist vielleicht ein bißchen größer, Düsseldorf hat vielleicht ein bißchen mehr Geld. Aber was wir hier in Köln haben, ist – glaube ich – wirklich einzigartig in Deutschland und das ist das Herz für diese Stadt. Das ist etwas, was man an jeder Ecke spürt: Diese leidenschaftliche Liebe zu dieser Stadt. Wir alle wissen, dass Köln nicht perfekt ist. Fahr einmal morgens montags über die Autobahn zur Arbeit. Es ist manchmal etwas chaotisch, es ist manchmal etwas zu laut, es ist manchmal etwas zu dreckig, aber Köln hat das Herz am rechten Fleck.”

Analogie zwischen Kölner Kultur und Anspruch an den Club

Auch bis dahin war es sicherlich keine ungewöhnliche Rede, im Gegenteil. Der neue Geschäftsführer der Haie spannte den Bogen jedoch noch weiter und konstruierte eine Analogie: “Wir feiern fünf Monate im Jahr Karneval, da gibt es so ein Motto: Ob du arm bist oder reich, (…) ob du schwarz bist oder weiß – trink doch eine mit. Wir sind eine Einheit! Und ich will das, diese Kultur, auch bei den Kölner Haien spüren. Wir wollen eine Einheit sein, die von Leidenschaft getragen wird, von Respekt. Und mit Einheit meine ich: Kabine, Geschäftsstelle, euch – die Fans, die Sponsoren, die Stadt. Das wollen wir alles spüren. Wir haben in der Kabine Schilder aufgehängt, wo diese ganzen Dinge draufstehen: Respekt, Leidenschaft, Stolz, Identität. 

Wir haben aber den Jungs aber auch gesagt: “Hey, wir können noch tausend Schilder aufhängen, wo genau diese Worte draufstehen. Das bringt alles nichts, wenn wir es nicht leben. Und das wird der Job sein, den wir zu erledigen haben.”

Verhältnis zu den Fans? Club in der Pflicht!

Hier legte Philipp Walter den Finger in eine der Wunden, die die vergangene Saison geschlagen hat: Die Wahrnehmung, dass weder das Team auf dem Eis, noch die Mitarbeiter auf der Geschäftsstelle als Einheit, als Team zusammenarbeiten – und dass die Interessen der Fans, aber auch der Sponsoren, an vielen Stellen unbeachtet geblieben waren. Alle Anteile zu einem Club zusammenzuführen dürfte eine der Hauptaufgaben des neuen Geschäftsführers sein. Walter verwies hier aber auch deutlich an die Anteile, die die Spieler hierfür auf dem Eis tragen müssen.

Gleichzeitig nimmt Philipp Walter aber auch sich und die Geschäftsstelle in die Pflicht, indem er die besondere Pflicht gegenüber den Fans betonte: “Ich glaube auch, dass das Verhältnis des KEC zu den Fans… das ist in wie einer langjährigen Ehe. Ganz viel Liebe, aber wir haben uns in der letzten Zeit ein bißchen auseinandergelebt. Und ich glaube, das gilt es zu korrigieren. Und da sind wir als Verein glaube ich wirklich in der Pflicht. Da geht es um so Dinge wie Wertschätzung, da geht es um solche Dinge wie Verlässlichkeit, um offene Kommunikation und ich will, dass ihr uns daran messt.”

Der neue Geschäftsführer Philipp Walter ist ein Medienprofi, der die “Bühne” vor dem “harten Kern” der Fans mit einer solchen Rede zu nutzen wusste. Er sprach das an, was sich viele Fans von den Kölner Haien als Club mit den Anteilen Geschäftsführer, Team und Geschäftsstelle erhoffen. Er nimmt sich selber, aber er nimmt auch andere deutlich in die Pflicht. Ein starker Einstand des neuen Geschäftsführers mit einer klaren Anspruchshaltung, deren Erfüllung im Verlauf der Saison von den Fans überprüft werden wird.

Über den Autor: René Guzmán

René hat Haimspiel.de 2003 zusammen mit Dennis gegründet. Mit Tobias hat er die allererste Radioübertragung aus Iserlohn gesendet. Er war Mitglied des Vorstandes des KEC "Die Haie" e.V., 2010 war er an der Organisation der Ausstellung "Powerplay - Eishockey in Köln" zur Eishockey-WM im Deutschen Sport und Olympia-Museum beteiligt, hat seine Staatsexamensarbeit zum Thema "Eishockey in Deutschland bis 1945" verfasst und z.B. das "Wir sind Haie!"-Logo und das Logo des Haie-Fanprojekts entworfen.

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6 Kommentare

  1. Ralf
    06.08.2018

    Ich kann nur zustimmen: Walter hat absolut die richtigen Worte gefunden. So einen Auftritt war aber auch nötig, nachdem der vorherige GF zwar stukturelle Verbesserungen eingeführt, aber die Komunikation und das Menschliche sträflich vernachlässigt hat.
    Insgesamt hat mir das Training sehr gut gefallen. Der Kontakt von den Spielern zum Publikum war da. Und da die neuen Trikots getragen wurden, konnte man die Neuen auch direkt gut erkennen. Ich freue mich jetzt auf die Vorbereitungsspiele.

  2. Markus
    06.08.2018

    Hört sich gut an, wollen wir hoffen das man wirklich wieder als TEAM auftritt und zwar sowohl auf dem Eis als auch innerhalb der ganzen Organisation. Und das man die Fans wirklich ernst nimmt!
    Das war wirklich in den letzten Jahren nicht immer gegeben.
    Ich bin gespannt, ein Anfang ist gemacht. Jetzt müssen Taten folgen und dann kommt auch der Spass am Eishockey gucken vielleicht wieder zurück… das war bei mir zumindest in letzter Zeit nicht immer der Fall.
    Aber die Anwesenheit von so vielen Fans gestern zeigt ganz klar, das der KEC nach wie vor eine große Fangemeinde und enormes Potential hat!

  3. thomas
    06.08.2018

    Große Worte denen aber auch erstnal Taten folgen müssen. Das Thema Transparenz ist dem KEC mehr denn je abhanden gekommen. Hier müssen erstmal neue Weichen gestellt werden. Am Thema Einheit hat man ja gearbeitet. Stichwort alte Zöpfe abgeschnitten. Möchte man die Fans aber abholen, müssen die Herren auf dem Eis auch mal wieder in den Modus “Nicht hier und nicht mit uns.”

    Und da müssen auch die Herren Draisaitl und Mahon sich messen lassen. Zu oft nimmt Mahon die Worte Charakter Spieler in den Mund.

    Ich bin sehr gespannt ob es endlich mal ruhig im Pulverfass Haie wird. Ich bin sehr gespannt was passiert.

    Gruß
    Thomas

  4. Alexander
    06.08.2018

    Der Wille kann Berge versetzen es muss aber auch sportlich gut laufen was nicht vergessen werden darf hier ist nur vom präsentieren die Rede.

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