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Peter Schönberger: “Sundblad denkt 24 Stunden am Tag an Eishockey.”

Wir haben Haie-Geschäftsführer Peter Schönberger um die sportliche Zukunft des Clubs befragt! Seine Aussagen über das Konzept mit Sundblad und Fritzmeier, die Finanzstärke von Red Bull im Kampf um deutsche Spieler sowie das Ziel Meisterschaft waren im Gespräch eindrucksvoll und ehrlich.

Ein Hinweis in eigener Sache: Das Interview wurde vor der Freistellung von Marcel Müller und der Bekanntgabe von Neuzugang Patrick Hager aufgenommen.

In den letzten Wochen wurde sehr viel und genug über Entscheidungen und Konsequenzen gesprochen. Wir möchten allerdings auf die Zukunft blicken: Für welches Konzept und welche Arbeitsweise steht Niklas Sundblad?

Die Ziele haben sich definitiv nicht verändert: Wir spielen in dieser Liga mit, um Meister zu werden! Aber auch das mit einer gewissen Nachhaltigkeit. Wir wollen nicht unbedingt durch einen „lucky shot“ die Meisterschaft holen, sondern konsequent weiter das Team verstärken und aufbauen. Die Chemie muss stimmen, die Reihen müssen untereinander harmonieren. Da ist Niklas Sundblad der absolut geeignete Mann. Er denkt 24 Stunden am Tag an Eishockey. Mit ihm wollen wir nachhaltigen Erfolg.

Es wird in dem Zuge auch immer viel gesprochen über Netzwerke und Kontakte. Verspricht man sich von Niklas Sundblad auch zukünftig eine skandinavische Linie? Hatte er damals schon bei den schwedischen Neuzugängen im Amt als Co-Trainer beim KEC sogar mit den Transfers zu tun? Oder wird das alles gerne mal zu hoch aufgehangen?

Zunächst einmal ist es vollkommen unabhängig vom Trainer: Das Netzwerk ist da. Es kommen automatisch die Kontakte zu den verschiedenen Beratern zu Stande. Man unterhält sich regelmäßig und tauscht sich aus, man sieht sich auch oft bei den Spielen und weiß, welcher Spieler bei welchem Berater unter Vertrag steht. Das System ist sehr transparent. Das spezielle Netzwerk bzw. die persönliche Beziehung zum Spieler ist wichtig, wenn man noch die entscheidenden 1-2 Argumente benötigt, damit ein bestimmter Spieler zu dir kommt. Diese Kontakte und Beziehungen hat natürlich auch Niklas Sundblad, vor allem als ehemaliger Spieler. Dass diese mehr nach Skandinavien gehen als nach Nordamerika ist auch ganz klar. Aber was auf dem Markt passiert, ist sehr transparent. Die meisten, die da tätig sind kennen sich: Spieler, Trainer, Club-Verantwortliche. Natürlich erhoffen wir uns auch hier von Niklas Sundblad, dass er seine persönlichen Beziehungen auch im Sinne des KEC einsetzen kann.

Welche Rolle spielt es da konkret, dass Niklas Sundblad auch ehemaliger Co-Trainer der Deutschen Nationalmannschaft ist? Drei Haie-Spieler sind für den Deutschland-Cup nominiert, aber es gab auch schon Zeiten, in denen 6-7 Spieler für das DEB-Team aufliefen.

Wir wollen natürlich immer eine gewichtige Rolle in der Nationalmannschaft spielen. Da geht’s aber weniger darum, ob wir einen ehemaligen Co-Trainer des Nationalteams hinter der Bande stehen haben, sondern schlichtweg darum, möglichst viele sehr gute deutsche Spieler in den eigenen Reihen zu haben. Wir sind da auch im ständigen Austausch mit der Nationalmannschaft.

Welche Rolle spielt in diesem Zusammenhang Co-Trainer Franz Fritzmeier, der für Nachwuchskonzepte und die Entwicklung von jungen Spielern beim Kooperationspartner Duisburg bekannt geworden ist?

Deutsche Spieler werden immer wichtiger, aber auch nicht günstiger. Es gibt immer mehr Konkurrenten im Werben um deutsche Spieler, vor allem jetzt auch Red Bull München. Der eigene Nachwuchs und dessen Entwicklung sind auch vor diesem Hintergrund sehr wichtig. Da haben wir mit Franz Fritzmeier genau die richtige Person gefunden. Über Duisburg hat er auch schon sehr viel mit unserer DNL zu tun gehabt und viel konzeptionelle Arbeit geleistet.

Heißt es dann kurzfristig, dass man für die nächsten 1-2 Jahre Spieler aus der Nationalmannschaft verpflichten möchte um die Ziele zu erreichen oder den nachhaltigen Weg geht, eigene Spieler auszubilden und den Weg in die DEB-Elf zu begleiten?

Natürlich beides. Wir müssen eine gesunde Mischung finden aus erfahrenen und jungen Spielern, ebenso wie aus deutschen und ausländischen Spielern. Die richtige Mischung zu finden ist die Kunst an der Sache. Einerseits wollen wir unsere eigenen jungen Spieler ausbilden und nach vorne bringen. Das ist auch das Beste was uns passieren kann: Einer, der bei uns in der Jugend spielt, der Kölner ist, der hier aufgewachsen ist und für den Verein brennt. Den soweit zu bringen, dass er bei uns in der DEL spielt und für die Nationalmannschaft nominiert wird. Das ist sehr schwierig und du benötigst auch Glück dabei. So wird es jedoch nicht nur gehen. Du brauchst auch erfahrene Spieler und du musst auch Spieler verpflichten, die in der Nationalmannschaft spielen und in einem anderen verein ausgebildet wurden um erfolgreich zu sein. Niklas Sundblad achtet genau darauf: Er möchte unseren jungen Spielern die Chance geben, sich zu entwickeln, aber andererseits Schlüsselspieler haben, die uns sofort weiterhelfen.

Der Kader ist in dieser Saison durch verschiedene Transfers vor allem in der Offensive schon sehr tief besetzt, besonders wenn die Spieler zurück kommen, die aktuell noch verletzt sind. Da wird es sicherlich schwieriger für junge Spieler wie Schmölz, Pfohl, Latta, die aber durchaus gute Leistungen gezeigt haben. Wie möchte der KEC mit dieser Situation dann kurzfristig umgehen?

Wir haben dieses Jahr die Situation, dass, wenn alle fit sind, wir überzählige Spieler haben. Das ist positiv, weil es den Konkurrenzkampf belebt und Ausfälle auch kompensiert werden können. Im Fußball ist das normal, im Eishockey aber tatsächlich nicht so. Jeder bekommt dennoch genügend Eiszeit. Auch ohne großes Verletzungspech wird man meistens 1-2 Verletzte haben. Es gibt zudem auch Spieler, die mit Förderlizenzen ausgestattet sind und in Kassel und Duisburg zum Einsatz kommen können. Zur Klärung der Frage, wer spielt, sind auch die Trainingseindrücke entscheidend. Es bringt nichts, wenn einer schlecht trainiert und dann darauf gehofft wird, dass er dennoch gut spielt. Das wird nicht funktionieren. Ein junger Spieler hat natürlich in der Regel weniger  Eiszeit, wobei Niklas Sundblad auch regelmäßig mit vier Reihen spielen lässt. Einige Teams in der DEL spielen grundsätzlich nur mit drei Reihen, dies wird oft für junge Spieler zum Problem.

Sie haben die Kooperationspartner Duisburg und Kassel angesprochen. Welche Rolle spielt in dieser Konstellation Franz Fritzmeier, der zuletzt ja noch als Trainer für die Füchse Duisburg auch tätig war?

In der DEL können wir derzeit noch kein langfristiges Modell planen. Es gibt jedes Jahr erhebliche Veränderungen in der übergreifenden Systematik. Zudem verändert sich auch die direkte sportliche Umgebung. Was passiert zum Beispiel, wenn Duisburg in die DEL2 aufsteigt? Aktuell haben wir Duisburg als Oberliga-Partner und Kassel als DEL2 Partner und das funktioniert sehr gut. Franz Fritzmeier spielt dabei eine zentrale Position und steht ständig mit allen Trainern und Verantwortlichen in Verbindung. Auch natürlich mit Rodion Pauels und dem Haie-Nachwuchs hier im Haus. Wir haben eine gute Transparenz geschaffen, so dass uns hier niemand aus dem Raster fällt. So jemanden braucht man auch, weil es sehr viel Detailarbeit benötigt, um Spieler zu kriegen, die es in die DEL oder in die Nationalmannschaft schaffen wollen. Wir hier in Köln haben jedoch immer noch mit den Nachwirkungen von 2010 zu kämpfen, als es der GmbH nicht gut ging, was auch die Jugendarbeit beeinträchtigt hat. Einige Spieler sind damals gegangen, auf die wir heute nicht mehr zurückgreifen können. Da brauchen wir auch noch etwas Zeit, um wieder mehrere eigene Spieler in unserem DEL-Team zu finden.

Der Haie e.V. sollte natürlich auch eine sehr zentrale Rolle spielen und ähnlich wie bei den Kooperationspartnern hatte man hier als Außenstehender oft das Gefühl, dass auch hier sehr kurzfristig von Jahr zu Jahr gedacht wird. Natürlich gab es auch hier spürbare Folgen von 2010 und den Jahren zuvor. Aber sind hier Ansätze vorhanden, die nicht nur auf, sondern auch neben dem Eis spüren lassen, dass man wieder enger zusammenarbeitet?

Wir haben seit der Saison 2011/12 die Kooperation schon viel enger verzahnt, in dem ich beispielsweise in den Vorstand des Haie e.V. gegangen bin. Ich habe es mir da zur Aufgabe gemacht, die Verbindung zur GmbH weiter zu stärken. Wir arbeiten täglich eng zusammen. Wir von der GmbH fördern den e.V. über vergünstigte Eiszeiten. Darüber hinaus versuchen wir immer wieder neue Anreize zu schaffen, die dem Nachwuchs zu Gute kommen. Der Becherpfand in der Arena gehörte dazu, den es inzwischen durch den Wechsel auf die Einwegbecher in der LANXESS arena leider nicht mehr gibt. Veranstaltungen wie „Haie laufen für Haie“ oder „Pänz om Ies“ finden regelmäßig statt. Es gilt darüber hinaus immer wieder neue Modelle zu finden, wie wir von den Profis den Nachwuchs effektiv unterstützen können. Im Vertrieb arbeiten wir nun auch sehr eng zusammen, wir bieten potenziellen Partnern  Profi-Eishockey und Nachwuchs-Eishockey im Paket an. Dieses Paket kann für Partner besonders interessant sein.

Achtung: Diese Woche folgt auch der zweite Teil des Interviews mit allen Fragen rund um die Wirtschaftlichkeit und die Investorengruppe des KEC!

Über den Autor: Dennis Wegner

Dennis gründete gemeinsam mit René im Sommer 2003 haimspiel.de und betreut die Seite bis heute als 1. Vorsitzender. Außerdem war er zwischendurch für das Haie-Fanprojekt tätig, hat mit dem Team und der Fanszene "Wir sind Haie" ins Leben gerufen und die Flyeraktion "Köln ohne Haie?" mit großem medialen Echo organisiert.

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Kölner Haie verpflichten Patrick Hager

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