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Nachgehört: Frischer Wind

Douglas Murray bei seinem Debüt gegen die Adler Mannheim. Foto: Andreas Dick
Douglas Murray bei seinem Debüt gegen die Adler Mannheim. Foto: Andreas Dick

„Das war unsere beste Saisonleistung“, resümierte Niklas Sundblad sichtlich zufrieden nach dem 5:3-Sieg über Tabellenführer Adler Mannheim. Seine Mannschaft hatte gerade über 60 Minuten eine konzentrierte und engagierte Leistung gezeigt. Auch angetrieben von dem neuen Element in der Mannschaft, Douglas Murray.

Natürlich war es nicht nur ein Spiel um wichtige drei Punkte. Duelle gegen Top-Teams und besonders gegen die Adler Mannheim pushen immer nochmal ein bisschen mehr. Diese Zusatzmotivation machte am Donnerstagabend den Unterschied aus und sorgte für eine geschlossene Mannschaftsleistung.

„Es sind immer gute Spiele, wenn wir gegen Mannheim spielen. Man weiß, man muss sein bestes Spiel bringen. Wir haben uns heute reingehängt, an die Vorgaben gehalten und sie gut umgesetzt“, so Chris Minard nach der Partie, der seine beiden Tore nach langer persönlicher Torflaute voll und ganz dem Mannschaftsverdienst zuschrieb. „Es ist immer toll, wenn man der Mannschaft weiterhilft. Wir haben in letzter Zeit eigentlich gut gespielt, wir haben nur die Tore nicht gemacht. Es ist wirklich gut, dass uns heute fünf Treffer gelungen sind.“

Taktische Disziplin über die volle Spieldauer gab den Haien im Verlauf des Spiels zudem immer mehr Sicherheit. Alle haben auf den Punkt ihre Aufgaben gemacht. Die Mannschaft wirkte von Anfang an gut eingestellt und bereit. „Wir haben das System heute perfekt umgesetzt“, meinte Moritz Müller, und fügte hinzu: „Gegen Mannheim hat es uns gutgetan, einen Tick passiver zu spielen. Ich denke, das werden wir auch in Zukunft so spielen.“

Neben den fünf Toren war die außerordentlich konsequente Defensiv-Arbeit ein weiterer wichtiger Schlüssel zum Erfolg. Einen großen Anteil daran hatte Haie-Debütant Douglas Murray. Es machte den Eindruck, dass seine Physis im Spiel auf den Rest des Teams abgefärbt hat, was Moritz Müller bestätigte: „Ich hatte das Gefühl, dass er durch seine körperliche Präsenz die Physis der ganzen Mannschaft angehoben hat. Er hat es vorgemacht, und alle anderen sind gefolgt. Das war Weltklasse, was der heute gespielt hat. Er passt super zu uns.“

Murray ist mit seiner Spielweise beim Schiedsrichter Gespann Piechaczek/Schukies in seinem ersten Spiel nicht angeeckt. Das kann sich natürlich in Zukunft mit anderen Schiedsrichtern und gegen andere Gegner auch ganz schnell ändern. „Es wird sicher irgendwann mal eine Situation geben, wo er für irgendwas auf die Strafbank geht, aber das, was er uns gibt, macht das lange wett“, ist sich Müller sicher. „Diesen Kampfgeist und dieses Herz können wir super gebrauchen. Er ist auch enorm wichtig in der Kabine. Er ist ein Leader. Man merkt das. Er geht in die richtige Richtung voran.“

Für Danny aus den Birken war der Wandel im Verhalten seiner Vorderleute wohl am deutlichsten zu merken. „Wir haben defensiv heute viel besser gespielt. Doug [Douglas Murray, Anm.d.Red.] hat uns jede Menge Energie gegeben. Der Mann räumt einfach auf. Da traut sich keiner vors Tor. Ich glaube, zum Teil hatten die Mannheimer schon Angst vor ihm. Nach seinen Checks hat man gemerkt, dass unsere anderen Verteidiger auch mehr auf den Körper gegangen sind. Das war schon ein guter Push.“

Ein gut gelaunter Douglas Murray stellte sich dann der Presse: „Alle haben heute ihren Teil dazu beigetragen. Es ist ein tolles Gefühl, gleich im ersten Spiel einen Sieg einzufahren. Mir hilft es auch, ein bisschen mehr Selbstvertrauen aufzubauen und in der Zukunft ein bisschen mehr beisteuern zu können. Man hofft immer, dass man einem Team in allen möglichen Bereichen helfen kann. Die Jungs haben mich heute gut aussehen lassen. Schauen wir mal, wie es in Zukunft weitergeht.“

Und das war noch nicht das Ende seiner selbstkritischen Betrachtung. „Ich muss mir das auf jeden Fall nochmal im Video anschauen, aber ich habe die Lücke zu den Stürmern oft zu groß werden lassen. Ich habe zu weit zurückgehangen. Ich hatte auch die Scheibe nicht oft, also konnte ich nicht so viel wirklich das Spiel mit gestalten.“ Dass er lange noch nicht bei hundert Prozent seiner Möglichkeiten ist, ist ihm sehr bewusst. Die Umstellung auf die große Eisfläche hat er versucht, so unaufgeregt wie möglich anzugehen: „Während eines Spiels versuche ich so wenig wie möglich zu denken. Man bereitet sich vor, man geht vorher alle Dinge durch. Man will alles vom Training verinnerlicht haben. Wenn man dann da rausgeht, dann geht man einfach raus und spielt. Als ich während des letzten Lockouts für eine kleine Weile in Djurgarden gespielt habe, wurde ich oft aus der Position erwischt, weil ich versucht habe, zu aggressiv zu sein. Ich glaube, das habe ich vor zwei Jahren gelernt.“

Was die Haie aus der Partie außer den sehr verdienten drei Punkten mitnehmen können, ist die Bestärkung darin, dass eine Menge in ihnen steckt, wenn sie als Mannschaft ihr Potenzial abrufen. „Das und kein bisschen weniger müssen wir ab jetzt in jedem Spiel bringen“, fasste Moritz Müller am Ende zusammen. Am Dienstag gegen die Grizzly Adams Wolfsburg können die Haie beweisen, dass es gegen den Tabellenführer aus Mannheim keine Eintagsfliege war.

Über den Autor: Henrike Wöbking

Henrike schreibt für haimspiel.de seit 2005 und wurde von Ex-NHL-Spieler Jason Marshall gelobt für "the best interview I ever did". Sie zeigte sich hauptverantwortlich für das Abschiedsvideo von Dave McLlwain. Außerdem ist sie Buchautorin und schrieb den Roman "Auf Eis" vor dem Hintergrund der Playoffs 2002.

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