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„Mit guter Moral zurückgekommen“ – Stimmen zum 3:2-Sieg gegen Bremerhaven

Kai Hospelt - Foto: Florian Müller

Die Kölner Haie bezwangen am Sonntagnachmittag die Fischtown Pinguins in einer umkämpften Partie, in die die Gäste aus Bremerhaven zwar den besseren Start erwischten, der KEC aber seinen Weg in die Partie fand und am Ende verdient die Punkte in der Domstadt blieben. Die Stimmen zum Spiel von Cory Clouston, Moritz Müller, Kai Hospelt und Ryan Jones:

Konsequent ans System gehalten und dafür belohnt worden

Cory Clouston: „Ich fand, dass unsere Jungs hart gekämpft haben. Bei uns geht eine Krankheitswelle durch die Mannschaft. Einige haben erkrankt gefehlt, andere haben krank gespielt. Großes Lob dafür, dass sie sich da durch gekämpft haben. Zudem hat Byers noch gesperrt gefehlt. Ich fand, wir haben gut gespielt. Unser provisorisch zusammengestelltes Powerplay hat einen sehr guten Job gemacht und hat zwei wichtige Tore erzielt. Unser Unterzahlspiel hat die Partie über weite Strecken eng gehalten.“

(Auf die Frage, ob die Krankheitswelle in der Mannschaft den Unterschied im Speed beider Teams ausgemacht hat: ) „Nein, sie spielen einen anderen Stil. In den letzten 40 Minuten haben wir einen sehr guten Job gemacht, den zu neutralisieren. [Bremerhaven] hatte bei fünf gegen fünf nur vier oder fünf Schüsse auf unser Tor. Im dritten Drittel waren es auch nicht sehr viele. Sie spielen nach einem Scheibengewinn steil nach vorne. Wenn wir ihnen Zeit und Platz nehmen, dann können sie das so nicht spielen. In den letzten 40 Minuten haben wir uns gut darauf eingestellt.“

(Zur überstandenen fünf-minütigen Unterzahl: ) „Das war wirklich wichtig. Wir wussten, wenn wir mit zwei Toren in Rückstand geraten, dann würde es schwer werden. Uns haben immerhin ein paar Schlüsselspieler gefehlt. Unsere Penaltykiller haben einen wirklich guten Job gemacht. Das hat uns auf jeden Fall ein bisschen Momentum gegeben.“

(Zum Ausfall von zwei Dritteln der ersten Reihe mit Gogulla und dann Hager: ) „Wir haben versucht drei Reihen mit Jungs zu finden, die sich gegenseitig ergänzen, und diese Reihen auszubalancieren. Für mich ging es in erster Linie darum, im System und in unserer Struktur zu spielen. Es sollte nicht wirklich eine Rolle spielen, wer mit wem spielt. Wenn jeder im System spielt und seine Rolle ausfüllt, dann gibt man sich eine Chance um zu gewinnen. Für mich war das heute unser Erfolgsrezept, dass wir uns konsequent ans System gehalten haben. Dafür sind wir belohnt worden.“

(Zu den Toren von anderen Formationen als der 1. Reihe in den letzten Partien: ) „Ein paar der Jungs haben inzwischen ein bisschen mehr Selbstvertrauen vor dem Tor. Für uns ist es wichtig, dass Jungs wie zum Beispiel Nick Latta treffen. Es ist wichtig, dass auch die Reihen hinter der ersten Reihe treffen. Es war nicht so, dass sie keine Chancen hatten. Sie haben sie nur nicht verwandelt. Glücklicherweise beginnen wir in letzter Zeit, diese Chancen auch zu nutzen.“

(Zur zwischenzeitlichen Wiedervereinigung der Reihe Reinhart-Latta-Turnbull, die in Augsburg gut funktioniert hatte: ) „Wir hatten heute nicht so viele Möglichkeiten in der Reihenzusammenstellung. Nach dem letzten Spiel hatten wir eigentlich geplant, die drei zusammen zu lassen. Aber uns haben einige Jungs gefehlt, deswegen war das schwer umzusetzen. Wir haben sie dann irgendwann wieder zusammen aufs Eis geschickt, weil sie am Freitag sehr gut für uns waren. Aber die anderen beiden Reihen mussten auch ausgeglichen sein.“

(Zur Frage, wer fürs kommende Wochenende zurück im Lineup erwartet wird: ) „Byers sollte wieder dabei sein. Ansonsten sollten eigentlich alle dann wieder zurück sein. Wir müssen natürlich abwarten, was mit Patrick Hager ist. Ich habe noch nicht nachgesehen, aber er könnte gesperrt sein. Aber einige Jungs werden auf jeden Fall zurückkommen.“

Über den Kampf in die Partie reingespielt

Moritz Müller: „Man muss Bremerhaven Respekt zollen. Die haben wieder ein gutes Spiel hier in Köln gezeigt. Die sind taktisch sehr gut eingestellt. Es war nicht so einfach, aber am Ende ist es wichtig, dass wir das Spiel gewonnen haben. Ich denke, dass wir nicht so gut angefangen haben. Die ersten zwanzig Minuten war Bremerhaven das bessere Team. Wir haben uns dann über den Kampf im zweiten und dritten Drittel in die Partie reingespielt.“

(Zur Frage nach der verbesserten Disziplin ab dem zweiten Drittel: ) „Wir wussten, dass wenn heute die Emotionen mit uns durchgehen, dann kann das ein langer Abend auf der Strafbank werden. Deswegen haben wir uns in der Pause gesagt, wir ziehen uns jetzt aus dieser Emotionalität und konzentrieren uns auf das Eishockeyspiel. Und das haben wir gut gemacht.“

(Zur Frage, was der Auslöser für die Emotionalität war: ) „Ich muss das nochmal sehen, aber der Check von Nick Latta war für mich ein harter, aber fairer Check. Dann kommen wir mit Unterzahl nicht so gut in die Partie rein. Als Patrick Hager dann noch runter gegangen ist und die folgenden fünf Minuten Unterzahl, das waren einfach Brüche in unserem Spiel.“

(Zu den Toren von anderen Reihen außer der 1. Formation: ) „Wir hatten ein paar Spiele, in denen wir Probleme hatten, wenn die erste Reihe nicht produziert hat. Heute und auch schon in Augsburg haben einige Jungs gezeigt, dass sie auch für ein Tor gut sind. Wir wissen das. Die Stürmer wissen das auch, dass wir sehr viel Qualität vorne haben. Umso schöner, dass die Jungs sich auch belohnen. Das wird ihnen weiter Aufwind geben.“

Mit guter Moral zurückgekommen

Kai Hospelt: „Man muss Bremerhaven auch ein Kompliment machen. Die spielen gut. Es ist kein Ausrutscher, dass sie in der Tabelle da stehen, wo sie stehen. Sie spielen gut nach vorne und kombinieren gut. Dagegen muss man gut verteidigen. Ich denke, man hat heute gesehen, dass es wieder schwer war, weil wir in Rückstand geraten sind. Wenn wir das erste Tor schießen, tun wir uns vielleicht leichter. Aber mit einer guten Moral sind wir zurückgekommen, haben nicht aufgesteckt und auch verdient gewonnen, denke ich. Unser Torwart war wieder sehr gut und hat viele Chancen zunichte gemacht.“

(Zur Wichtigkeit der Tore der Reihen hinter der 1. Reihe: ) „Das ist auf jeden Fall wichtig. Das macht es schwieriger, uns auszurechnen. Die erste Reihe ist die, die am meisten Tore schießt. Das ist auch in Ordnung. Dafür sind sie ja da. Aber wir anderen haben auch genug Talent, um Tore zu machen. Im Laufe der Saison hatten wir oft genug Chancen, die dann einfach nicht reingegangen sind. In den letzten zwei Spielen sind sie reingegangen. Nehmen wir gern. Ich selbst habe in den letzten beiden Spielen zwei Super-Pässe vom [Sebastian Uvira] bekommen. Es ist am besten, wenn man direkt schießen muss. Da kann man nicht viel nachdenken. Dann gehen sie auch eher rein.“

(Zur Frage, ob die Specialteams spielentscheidend waren: ) „Ja, auf jeden Fall. Ein Powerplaytor hat Bremerhaven zwar geschossen, aber die lange Unterzahl zu überstehen, war wichtig. Das sind immer so Schwingpunkte in so einem Spiel. Wenn die in der Zeit ein, zwei Tore schießen in den fünf Minuten, dann ist es natürlich schwierig für uns. So hat es uns natürlich nochmal Dampf gegeben, weil die eine Chance hatten davonzuziehen. Wir haben nicht nur fünf Minuten gut Unterzahl gespielt und kein Tor kassiert, sondern auch wirklich wenig zugelassen. Das hilft einem natürlich dann. Im eigenen Powerplay zwei von drei – da kann man auch nicht meckern.“

(Zur Frage nach der kurzen Bank gegen ein so laufstarkes Team: ) „Natürlich ist das anstrengend, aber wir sind alle fit und gut trainiert. Wir wussten, dass wir jetzt dann zwei Tage frei haben. Da kann man ruhig mal die Batterien leer machen, wie man so schön sagt.“

Können uns immer auf unser System stützen

Ryan Jones: „Der Sieg fühlt sich wirklich gut an. Besonders mit der kurzen Bank, die wir hatten. Mit dem System, dass Bremerhaven spielt, hatten wir in der Vergangenheit schon unsere Schwierigkeiten. Es war schön, sich heute durch die Schwierigkeiten zu kämpfen und einen wichtigen Sieg einzufahren.“

(Zur Frage danach, wie schwer es war, die Emotionen aus dem eigenen Spiel zu nehmen: ) „Für mich ist eins der schwierigsten Dinge in dieser Liga, die Dinge nicht an sich heranzulassen, die man nicht kontrollieren kann. Ich bin da heute ein bisschen hineingeraten und habe vielleicht ein paar Dinge gesagt, die ich nicht hätte sagen sollen. Aber wenn man ein emotionaler Spieler ist, dann gerät man hier und da mal ein bisschen mit den Schiedsrichtern aneinander. Wir haben das aber gut gemacht. Wir sind ein bisschen zur Ruhe gekommen, nachdem wir die fünf-minütige Unterzahl überstanden hatten. Danach haben wir unsere Füße in die Hand genommen und [Bremerhaven] gezwungen, ein paar Strafen zu nehmen.“

„Es scheint so, dass fast jedes Spiel in dieser Liga von den Specialteams entschieden wird. Eigentlich ist es allgemein im Eishockey so. Wann immer man in einem Spiel den Wettkampf der Specialteams für sich entscheiden kann, hat man gute Siegchancen. Unser Unterzahlspiel war den größten Teil der Saison wirklich gut. Wir haben einfach eine Menge Jungs, die mit Stolz ihre Arbeit da draußen machen und gewillt sind, Schüsse zu blocken. Der wichtigste Spieler in Unterzahl ist natürlich der Goalie. Wir haben Gustaf da hinten drin, der uns zudem noch alle gut aussehen lässt. Wenn unser Powerplay heiß ist, dann ist es richtig heiß. Wenn es grad nicht läuft, dann läuft es eigentlich immer nur ein kleines bisschen unrund und wir verwerten unsere Chancen nicht. Mit jetzt noch zehn Spielen in der Hauptrunde müssen wir auf diesen Dingen aufbauen und sie am Laufen halten für die Playoffs, denn das wird außerordentlich wichtig für uns.“

(Zum Ausfall seiner Reihe mit Gogulla und dann Hager in der Partie: ) „Die Jungs, die uns heute gefehlt haben, sind schwer zu ersetzen. Deswegen versucht man am besten erst gar nicht, sie zu ersetzen. Jeder Einzelne in unserer Kabine muss in so einer Situation einfach sein Spiel spielen. Es ist egal, mit wem zusammen man aufs Eis geschickt wird. Man muss sich einfach ans System halten. Dafür haben wir es ja. Egal, mit wem man spielt, wir haben immer das System, auf das wir uns stützen können. Das hat heute wirklich gut funktioniert. Und es sagt auch viel über den Charakter unserer Mannschaft aus.“

Über den Autor: Henrike Wöbking

Henrike schreibt für haimspiel.de seit 2005 und wurde von Ex-NHL-Spieler Jason Marshall gelobt für "the best interview I ever did". Sie zeigte sich hauptverantwortlich für das Abschiedsvideo von Dave McLlwain. Außerdem ist sie Buchautorin und schrieb den Roman "Auf Eis" vor dem Hintergrund der Playoffs 2002.

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