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Lobhudelei: Danke, Ryan Jones!

Ryan Jones nach seinem letzten Spiel für die Haie. Foto: Basti Sevastos
Ryan Jones nach seinem letzten Spiel für die Haie. Foto: Basti Sevastos

Ryan Jones hat seine Karriere beendet. Nach 259 Spielen bei den Kölner Haien in der DEL und über 300 NHL-Spielen ist Schluss. Die Kölner Haie verlieren einen Charakterspieler, auf den sogar Hans Zach stolz gewesen wäre. Vor allem während der Playoffs 2019 blühte der Haie-Stürmer nochmal auf und erzielte unter anderem das wichtige 1:0 gegen Ingolstadt in Spiel 7 der Viertelfinalserie. Jones ging stets voran, möchte sich nun aber mehr der Familie und seinen Kindern widmen. Auch wenn es sportlich eventuell ein Jahr zu spät war, tut der Abschied von Ryan Jones weh und dürfte bei der heutigen Abschlussfeier der Kölner Haie den emotionalen Höhepunkt finden. Mach es gut, Ryan Jones!

2014: Ryan Jones wird von Niklas Sundblad verpflichtet

In der Saison 2014/15 wurde Ryan Jones im November als Nachverpflichtung zu den Kölner Haien geholt. Der damalige Haie-Trainer Niklas Sundblad sagte damals über den Stürmer: „Ryan Jones ist ein Kämpfer, geht auf dem Eis dahin, wo es weh tut, um Tore zu schießen und bringt viel Erfahrung mit. Er ist ein Spieler, der uns weiterhelfen wird“. Im Nachhinein kann man sagen: Ja, da hatte Sundblad verdammt Recht.

Jones hat mit viel Leidenschaft seine Zweikämpfe in der Bandenecke geführt, hat vor dem Tor gewühlt und ist wahrlich dahin gegangen, wo es weh tat. Etliche Schläger in seinem Gesicht (meist ungeahndet) haben ihn nicht davor abgeschreckt, beim nächsten Wechsel genau an der gleichen Stelle wieder zu stehen und weiter zu machen. Bereits bei seinem ersten Spiel für die Haie wurde er mit drei Stichen genäht. Die Haie haben damals gegen Hamburg mit 5:1 gewonnen. Jones sagte über seinen Cut: “Es war nicht das erste Mal und es wird nicht das letzte Mal gewesen sein” (das ganze Interview hier lesen). Alles für den Mannschaftserfolg. 4 Jahre lang in Köln.

Rückblick: Jones 2014 im Drittelpausen-Interview

Nicht nur Ryan Jones macht in dieser Saison Schluss, sondern auch das haimspiel.de-Liveradio. In den letzten Jahren hatten wir aber viele Möglichkeiten, mit Ryan Jones sprechen zu können. Ausgesucht haben wir uns sein erstes Interview, dass er bereits im Dezember 2014 mit Henrike während der Drittelpause geführt hat. Er unterhielt sich damals über seine Sperre und eine mögliche Vertragsverlängerung. Schließlich hatte er nur einen Vertrag bis zum Saisonenede erhalten. Aber er erzählte auch, wie sich seine Familie in Köln eingelebt hat und welche Weihnachtswünsche er hatte…

Februar 2015: Der Vertrag wird frühzeitig verlängert

Traditionell sind Nachverpflichtungen in einer laufenden Saison keine Kandidaten für eine Vertragsverlängerung oder müssen bis zum letzten Tag warten, weil sich der Club einige Optionen offen hält. Bei Ryan Jones war frühzeitig klar: Der Stürmer muss in Köln bleiben. Und so war die Freude unter den Fans umso größer, als die offizielle Bekanntgabe im Februar 2015 ausgesprochen wurde: Ryan Jones hat seinen Vertrag bis 2017 verlängert. Zu seiner Verlängerung sagte er gegenüber haimspiel.de: „Ich musste ein bisschen mehr Zeit hier verbracht haben, um sicher zu sein, dass mir das hier langfristig Spaß macht. Die ‚Flitterwochen-Phase‘ ist immer schön. Man genießt die ersten drei oder vier Wochen. Aber es zählt erst, wenn der Alltag eingesetzt hat. Ich habe meine Zeit hier auf und neben dem Eis wirklich genossen. Meine Familie auch. Das hier ist ein guter Ort, um meine Karriere fortzusetzen. Nicht, dass es keine Chancen gegeben hätte, zurück nach Hause zu gehen, aber ich habe entschieden, dass ich hier weitermachen will.“

Die Energie, die Jones bereits damals und bis heute auf das Eis bringt, war oft genug Zündfunke und Motor für die Mannschaft. Er gehörte zu den Top6-Spielern, die zudem große Kompatibilität mit verschiedensten Reihenkollegen bewiesen hatte. Jones war die Universal-Waffe der Haie mit jeder Menge Upside.

Auszug: NHL-Veteran Kevin Bieksa über Ryan Jones

Um den Charakter eines Spielers besser einschätzen zu können, ist nichts hilfreicher als die Meinung seiner Gegner. Während seiner Zeit bei den Edmonton Oilers traf er häufig auf die Divisions-Rivalen aus Vancouver. Im Januar 2014 lieferte er sich einen beherzten Fight mit dem kampferfahrenen Canucks-Verteidiger Kevin Bieksa und hatte auch noch ein paar nachdrückliche Worte für seinen Gegner auf der Strafbank. Jones erinnert sich noch gut daran:

„Zu dem Zeitpunkt in meiner Karriere wusste ich, dass Fights von mir erwartet werden, um in der NHL zu bleiben. Ich glaube, ich bin groß genug, stark genug und weiß genug übers Fighten. Wenn ich ein Unentschieden geschafft habe, dann war das ok. Ich habe vor niemandem Angst und weiß noch ganz genau, was ich zu ihm gesagt habe: Ich habe keine Angst vor dir. Ich kann dich vielleicht nicht schlagen, aber wenn du glaubst, dass ich Angst vor dir habe, dann irrst du dich gewaltig.“

NHL-Veteran Kevin Bieksa zeigte sich noch Monate später beeindruckt: „Ich erinnere mich noch gut daran, was er auf der Strafbank zu mir gesagt hat. (…) Ich fand es sehr bewundernswert, dass er sich nicht darum schert, wie stark sein Gegner ist. Er tritt gegen jeden an, ob er den Kampf nun gewinnt oder verliert. Das ist die Sorte Jungs, die man in seinem Team haben will. Ein ehrlicher Spieler, der hart spielt und alle seine Checks zu Ende fährt.“

Im Interview 2016: Jones möchte Podolski beerben

Standort-Wechsel. Zurück in Köln. Ryan Jones gab 2016 ein exklusives und großes Interview für haimspiel.de. Die sportlichen Themen nach dem Trainerwechsel von Sundblad zu Clouston sowie der bevorstehende Kampf um die Playoff-Plätze standen natürlich im Fokus. Heute – im Nachhinein – beantwortete Jones vor allem die letzte, nicht ganz ernst gemeinte Frage, überraschend ehrlich. Natürlich mit dem Augenzwinkern.

Letzte und eigentlich wichtigste Frage: Wie entwickeln sich deine Pläne, Lukas Podolski als Prinz von Köln abzulösen?

Ich weiß nicht, was da schief läuft. Er spielt in der Türkei! Wie kann es sein, dass der Prinz von Köln in der Türkei spielt? Ich finde, ich sollte zumindest ein paar Pluspunkte dafür kriegen, dass ich hier in Köln spiele. Aber er sieht natürlich besser aus und verdient eine Menge mehr Geld als ich. Das spricht dann wohl für ihn.

 

Ryan Jones im Interview

Vertragsverlängerung 2017: Nicht mit anderen Vereinen gesprochen

Als es 2017 zur Vertragslängerung bis zum heutigen Tage kam, hatte Ryan Jones nicht mit anderen Vereinen gesprochen. Er fühlte sich wohl in Köln und wollte definitiv hier die Karriere beenden. Gegenüber haimspiel.de kündigte er damals schon an, dass 2019 Schluss sein wird. Zwei Jahre hatte er Zeit, sich auf den heutigen Tage vorzubereiten. Er wäre nach eigener Aussage zwar gerne “wie Mirko Lüdemann und spielen, bis ich Hundert bin”. Aber auf der anderen Seite möchte Ryan Jones unbedingt für seine Söhne Lincoln und Carter da sein. “Ich werde hoffentlich ein Vollzeit-Vater” sagte uns Ryan Jones 2017.

Ryan Jones: “Ich habe nicht mal mit anderen Vereinen gesprochen”

Es ist keine Frage der Nationalität, sondern des Charakters

In der ewig aufkommenden Diskussion um mögliche Ausländerregelungen in der DEL oder auch die weitere Stärkung von jungen deutschen Spielern ist der Auftritt von Ryan Jones erfrischend. Er beweist mit vollen Zügen: Emotionen auf dem Eis, Leidenschaft für den Sport und die Identität mit seiner Mannschaft und der Stadt sind keine Frage der Nationalität, sondern der Einstellung. Die Frage der DEL-Manager bei einer Verpflichtung darf nicht sein: Welche Nationalität hat der Spieler? Sondern viel mehr: Bringt er dieses Team und die Club-Mentalität weiter? Kann er Emotionen auf das Eis bringen, die sich auf die Ränge übertragen und umgekehrt?

Bei Ryan Jones waren diese Fragen nach sehr kurzer Zeit leicht zu beantworten. Er brachte mehr Emotionen auf und neben das Eis in den letzten knapp vier Jahren in Köln als manch andere Spieler in ihrer ganzen Karriere. Denn auch das ist wichtig: Nicht nur über Dinge reden, sondern auch mit der richtigen Einstellung und den nötigen Emotionen handeln.

Danke, Ryan, dass du diesen Beweis angetreten bist!

Jones: Köln ist zu unserer zweiten Heimat geworden

In der offiziellen Mitteilung der Kölner Haie sagte er zu seinem Karriereende: “Ich konnte mich ja schon etwas länger mit dem Gedanken anfreunden. Ein komisches Gefühl ist es trotzdem. Köln ist in den letzten knapp fünf Jahren zu unserer zweiten Heimat geworden und wird im Leben meiner Familie für immer einen großen Platz einnehmen. Jetzt freue ich mich aber auch auf die Zeit, die ich mit meinen Kindern und meiner Frau verbringen kann.”

Sei ein guter Vater, Ryan Jones. Wir sind uns sicher, es wird dir gelingen. Mach es gut, Ryan!

Kennst auch du eine Anekdote zu Ryan Jones oder erinnerst dich spontan an ein ganz besonderes Spiel mit ihm? Dann schreib uns in die Kommentare! 

Über den Autor: Dennis Wegner

Dennis gründete gemeinsam mit René im Sommer 2003 haimspiel.de und betreut die Seite bis heute als 1. Vorsitzender. Außerdem war er zwischendurch für das Haie-Fanprojekt tätig, hat mit dem Team und der Fanszene "Wir sind Haie" ins Leben gerufen und die Flyeraktion "Köln ohne Haie?" mit großem medialen Echo organisiert.

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Offiziell: 9 Haie gehen – Zukunft um drei Spieler offen

8 Kommentare

  1. Brigitta Werry
    13.04.2019

    Zum Abschied eines großartigen Spielers mit großem Herzen für Köln noch eine kleine Geschichte: Vor 3 Jahren setzte ich bei Whatsapp ein Selfie von Ryan und mir als Profilbild ein. Darauf erreichte mich folgender Kommentar einer guten Bekannten: Wer ist denn die ‘Sahneschnitte’ da an Deiner Seite? Von nun war Ryan bei mir und meinen Freunden immer nur die ‘Sahneschnitte’
    Meine Freunde und ich wünschen Ryan und seiner Familie eine tolle neue Zukunft und sagen Danke für eine tolle Zeit mit ihm bei den Kölner Haien.

  2. Florian
    13.04.2019

    Aufgrund seines Einsatzes und Arbeitseinstellung haben wir unseren Sohn Ryan nach ihm benannt.

  3. Pingu II
    13.04.2019

    Habe zwar keine Anekdote zu Ryan Jones, stimme aber eurer Lobhudelei voll und ganz zu.
    28, maach et jot

  4. Meppich
    13.04.2019

    Ihr habt viele richtige und gute Dinge über Ryan geschrieben. Doch eines habt ihr vergessen und ich glaube, dass das den Unterschied zu den anderen ALs bzgl. Einstellungen und Identifikation aussagt: Wenn man ihn als Fan was auf englisch gefragt oder sich mit ihm unterhalten hat, kam oft genug die Aussage:”Bitte auf deutsch”.

  5. Marius
    13.04.2019

    Als Jones und Potter die Vesper vom Moritz Müller nach dem Training versteckt haben! :p

  6. Alexander
    13.04.2019

    Peppi Heiss,Justin Peters und Ryan Jones waren für mich bisher sportlich wie Menschlich die größten Haie Spieler die ich erleben durfte und ich bin schon seit Ende der Lentstraße Zeit dabei.Ich wünsche Ryan Jones und seiner Familie alles gute für die Zukunft.

    Liebes Haimspiel Team die Pause ist so lange könntet ihr bitte in Zukunft immer mal wieder was über ehemalige Präsidenten,Manager,Trainer und Pressesprecher und alle die sonst noch dazu gehören und auch über Pressekonferenzen nach den Spielen berichten Danke!

  7. Ralf Claus
    13.04.2019

    Seit nunmehr 43 Jahren gehe ich zu den Haien. In dieser langen Zeit sieht man unzählige Spiele und kuriose Situationen an die man sich immer wieder erinnert und über die man immer wieder spricht.
    Viele Spieler sind in dieser Zeit gekommen und gegangen.
    Viele vergisst man,
    an manche erinnert man sich
    und es gibt die, mit denen man feiert und leidet, gewinnt und auch verliert. Mit denen man sich identifiziert.
    Einfach weil sie ehrlich daher kommen und nicht mehr sein möchten als sie selber sind.
    Ryan Jones gehört zu diesen Spielern.

    Danke Ryan für eine tolle Zeit.
    Dir und Deiner Familie alles Gute für die Zukunft.

  8. Bossy
    14.04.2019

    kleiner Nachtrag hierzu,
    Ryan Jones ist auch aktuell immer noch der Schütze des schnellsten Tors der Haie in der DEL, erzielt im Dezember 2014 gegen München nach offiziell sieben Sekunden (Uhr wurde spät angehalten^^); gleichzeitig habe ich dieses Tor auch noch als Lachnummer in Erinnerung, denn München hatte das Eröffnungs-Bully gewonnen und deren Verteidiger waren bis zur Sekunde vor dem Einschlag auch noch im Besitz des Pucks..

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