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Letzte Worte von Holmqvist und Minard

Chris Minard, Jamie Johnson und Mike Iggulden nach einem Torerfolg gegen den ERC Ingolstadt. Foto: Andreas Dick
Chris Minard, Jamie Johnson und Mike Iggulden nach einem Torerfolg gegen den ERC Ingolstadt. Foto: Andreas Dick

Da wir uns heute im Live-Ticker von den Abschlussgesprächen aus der Geschäftsstelle der Kölner Haie aus zeitlichen Gründen kurz halten mussten, gibt’s hier nochmal in voller Länge, was Andreas Holmqvist und Chris Minard bei ihrem Abschied zu sagen hatten. Das möchten wir euch nicht vorenthalten.

Andreas Holmqvist

Andreas, du konntest in den letzten beiden Spielen nicht dabei sein. War’s hart zuzugucken?

Ich war verletzt, eigentlich seit ich wieder zurückgekommen bin. Ich habe jeden Tag Schmerzmittel genommen. Bei den letzten beiden Spielen war ich krank. Es war natürlich für alle hart, die Saison so zu beenden. Aber es ist gut, dass die Vorbereitung bald wieder beginnt. Hoffentlich schaffen sie es zurück an die Spitze.

Du hast gesagt, du gehst in Rente, außer du bekommst einen neuen Vertrag bei den Kölner Haien. Gibt’s was Neues an dieser Front?

(lacht) Nein, ich habe nur Spaß gemacht. Ich hatte meine Entscheidung gefällt aufzuhören. Das war keine leichte Entscheidung, aber meine Gesundheit geht vor. Womöglich nicht mehr mit meinen Kindern spielen zu können, ist keine Option für mich. Ich werde diesen Sommer 34 Jahre alt. Wenn ich das Jahr über gesund gewesen wäre, dann hätte ich sicher noch drei oder vier Jahre spielen können. Aber es fühlt sich jetzt nach dem richtigen Zeitpunkt an abzutreten und andere Dinge zu tun, die ich machen möchte.

Wie schwer ist es dir gefallen, dir einzugestehen, dass deine Karriere zuende ist?

Während ich so lange verletzt war, hatte ich das schon im Hinterkopf. Als Sunny [Niklas Sundblad, Anm. d. Red.] als Trainer kam, wollte ich versuchen, zurück ins Team zu kommen, hart zu arbeiten und mein Spiel wiederzufinden. Aber wenn einem ein kompletter Trainings-Sommer fehlt, bevor man herkommt, dann ist das schwer. Man beginnt immer gut durch die Emotionen auf dem Eis, wenn man nach einer langen Verletzung zurückkommt. Aber jetzt freue ich mich darauf, Zeit mit meiner Familie zu verbringen. Jetzt bin ich nicht mehr so viel auf Reisen. Es ist kein leichter Job in der Hinsicht. Man ist viel weg von der Familie. Ich glaube, jetzt ist meine Frau mal dran, das zu tun, was sie gerne tun möchte.

Wirst du es vermissen?

Ja, natürlich. Für jeden Eishockey-Profi ist auf dem Eis vor den Fans der liebste Ort. Oder mit den anderen Jungs in der Kabine zu sein. Das sind Dinge, die man nicht hat, wenn man irgendwo in einem Büro arbeitet. Also ist es natürlich etwas Besonderes. Ich bin mit meinem alten Club [Djurgarden, Anm. d. Red.] im Gespräch. Sie sind an mir interessiert, und wir werden nach ihrer Saison weitersprechen. Vielleicht werde ich mit ihnen arbeiten in irgendeiner Form. Wir werden sehen. Das wird sicher anders, aber das wäre zumindest ziemlich nah dran am Gefühl, in der Kabine mit den Jungs zu sein. Aber jetzt werde ich erstmal entspannen, und dann sehen wir in ein paar Monaten weiter.

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Chris Minard

Chris, mit was für einem Gefühl verlässt du heute die Kölner Haie?

In erster Linie natürlich enttäuscht darüber, wie die Saison gelaufen ist. Das, was in letzter Zeit durch die Presse gegangen ist, hat mich sehr verletzt und enttäuscht. Jetzt geht man hier raus mit dieser Erinnerung. Ich habe meine drei Jahre hier sehr genossen. Das hier ist mein Zuhause geworden. Ich wäre gerne hier geblieben, aber so ist es nicht gekommen. Jetzt geht es woanders weiter.

Haben dich die Zeitungsartikel und die Anschuldigungen der Fans getroffen?

Schon. Ich weiß nicht. Ich finde nicht, dass ein Bier nach dem Spiel eine große Sache ist. Es ist ja nicht so, dass ich jede Nacht in der Stadt war und gefeiert hätte. Das mache ich nicht. Wenn eine Saison so läuft, dann wollen die Leute irgendjemandem die Schuld geben. Ich glaube nicht, dass man es darauf schieben kann. Es gehören 25 Spieler zu einem Hockey-Team. Ein paar davon zu beschuldigen zu trinken und den Misserfolg am Trinken festzumachen, ist nicht richtig. Ich finde das nicht richtig. Unglücklicherweise wird das jetzt in der Öffentlichkeit gesagt.

Gerüchteweise bist du mit Düsseldorf einig geworden. Ist da was dran?
[Anm. d. Red.: Zum Zeitpunkt des Interviews war der Transfer zur DEG noch nicht offiziell von den Düsseldorfern bestätigt]

Ich habe einen neuen Verein gefunden. Darauf freue ich mich. Das Team hat es noch nicht offiziell bekanntgegeben. Ich werde also woanders spielen und freue mich darauf, von dieser schrecklich peinlichen Saison wieder zurückzukommen. Ich will versuchen, mein Spiel wieder auf das Niveau zu bekommen, auf dem es sein sollte.

Wenn es Düsseldorf werden sollte, dann könnte es für dich auf eine Wiedervereinigung mit Rob Collins hinauslaufen, was hier ja schon sehr gut funktioniert hat.

Ja, absolut. Wenn man als Winger bei einem Team unterschreibt, dann guckt man sich vorher die Center in der Mannschaft an. Man muss sich damit wohlfühlen, wo man hingeht und mit wem man womöglich spielt. Wenn man sich deren Top-3-Center anguckt, dann gibt es da bei keinem Grund zu meckern. Ich weiß nicht, wie die Reihen aussehen werden, aber egal mit welchem von den Centern man spielt, kann man sich nicht beschweren.

Warst du überrascht, dass es mit Jamie Johnson hier nicht so gut funktioniert hat, wie man erwartet hat?

Überrascht und enttäuscht. Und ich habe eben schon das Wort peinlich benutzt. Er wurde geholt, um mir zu helfen, Tore zu schießen. Ich meine, wir hatten eine gute Chemie. Es gab nur einfach Spiele, in denen die Scheibe nicht ins Tor gegangen ist. Es gab zum Beispiel eine Phase von zwei, drei Spielen, in denen gab es drei Latten- und zwei Pfostentreffer. Wenn die Dinger im Netz gelandet wären, dann bringt das die Wende in der Saison. Es fehlten zu oft ein paar Zentimeter. Das nagt auch am Selbstvertrauen. Das System, das wir spielen, macht es manchmal schwierig, Offensive zu generieren. Es ist schade, dass Jamie und ich die Schuld dafür bekommen. Ich weiß, dass Jamie und ich nicht das abgeliefert haben, was von uns erwartet wurde. Niemand ist darüber mehr enttäuscht als wir selbst.

Was machst du, um das hier abzuhaken und dich auf einen Neustart vorzubereiten?

Zum einen motiviert es mich sehr, dass man mich hier nicht mehr haben will. Zum anderen freue ich mich auf einen frischen Start bei einem Team, das mich will. Ich werde mir aber auf jeden Fall eine kleine Auszeit für den Kopf nehmen.

Über den Autor: Henrike Wöbking

Henrike schreibt für haimspiel.de seit 2005 und wurde von Ex-NHL-Spieler Jason Marshall gelobt für "the best interview I ever did". Sie zeigte sich hauptverantwortlich für das Abschiedsvideo von Dave McLlwain. Außerdem ist sie Buchautorin und schrieb den Roman "Auf Eis" vor dem Hintergrund der Playoffs 2002.

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