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Kommentar: Lösungen finden!

Foto: Jürgen Peters
Foto: Jürgen Peters

Lösungsansätze finden definiert Wikipedia über den Problemlösungsprozess und sieht hierzu drei Schritte vor:

1.) Erfassen des Ist-Zustandes bzw. des Problems (“Ist-Analyse”)
2.) Anwenden des Lösungsverfahrens
3.) Erreichen des/eines gewünschten Soll-Zustandes

Schaut man sich die Situation der Kölner Haie über die letzten Monate an, wird bereits der erste Punkt zum Erfassen des Ist-Zustandes komplex. Auf Wunsch eines Großteils der Mannschaft wurde in der Saison 2014/15 vor über einem Jahr der Trainer beurlaubt und der Vertrag des Kapitäns nicht mehr verlängert. Sicher, vor allem bei Tripp, war die sinkende Leistungskurve nicht mehr zu übersehen. Obwohl nach diesen Entscheidungen viele bereits unkten, Tripp könne in Berlin unterschreiben, hat er keinen DEL-Club von einem neuen Vertrag überzeugen können und landete in der DEL-2 bei den Eispiraten Crimmitschau. Ein verdienter Spieler, der das Beste aus seiner Situation gemacht hat und in der 2. Liga untergekommen ist.

Inzwischen ist über ein Jahr vergangen, Entscheidungen wurden im Sommer getroffen, die allesamt sinnvoll erschienen: Man wolle ein schnelleres System spielen, trennte sich unter anderem von Spielern wie Iggulden und Minard und holte dafür die schnelleren und jüngeren Leute wie Aslund und Salmonsson. Neuzugang Lalonde war in den ersten Trainingswochen überrascht von der Qualität der Mannschaft und verkündete im Kölner Express, dass der Kader “in der Liga großen Schaden anrichten wird”. Der DEL-Saisonstart ließ die Vermutung zu, ein ähnlich dominantes Haie-Team aufs Eis zu schicken, wie es zuletzt in der Saison 1999/2000 in Köln agierte. Deutliche und hohe Siege unter anderem auch gegen Berlin und Mannheim bestätigten die Entscheidungen im Sommer. Nicht zu vergessen: Top-Einkauf Williams war zu dem Zeitpunkt noch gar nicht spielbereit.

Das Blatt wendete sich. Erst wurden Spiele unglücklich verloren, später dann völlig verdient in einer Häufigkeit, die viele Fragen – bis heute unbeantwortet – aufwarfen. Fans und Medien wurden unruhig. Die Geschäftsführung, die vorher alles dafür tat, um den Stammkader zufrieden zu stellen, geriet immer mehr unter Druck und versuchte Sundblad und den Kader zu schützen. Zum heutigen Mittwoch brach der Schutz und es kam zur Trainer-Entlassung nach einem Marathon an Einzelgesprächen am gestrigen Dienstag in der Kölnarena2. Kurios: Ein Bus stand für das Team bereit, wurde aber nach den Einzelgesprächen wieder nach Hause geschickt und die Entscheidung der Trainer-Entlassung in den nachfolgenden Stunden getroffen. Was war also in den Einzelgesprächen mit den Spielern vorgefallen? Der KEC gastiert am Freitag in München, so früh wäre aber noch keine Anreise notwendig gewesen. Sollte ein kurzes Trainingslager stattfinden? Auch heute – direkt nach dem Vormittagstraining und der Bekanntgabe der Entlassung – stand der Haie-Bus vor der Tür an der Kölnarena2 und wurde erneut weggeschickt.

Sicher ist: Es ist etwas unerwartetes in den letzten 24 Stunden in der Kölnarena2 geschehen. Mittendrin: Das Team, Haie-Geschäftsführer Peter Schönberger sowie Haupt-Gesellschafter Frank Gotthardt. Erst heute zur Trainer-Entlassung kam auch Ralf Pape hinzu. Wer hatte Maßnahmen treffen wollen und warum wurden diese kurzfristig wieder abgesagt? Hat sich in den Gesprächen also ein Teil der Mannschaft sogar geweigert?

Die Trainer-Entlassung hat heute den gesamten Kader überrascht. Die Reaktionen nach dem Training waren eindeutig. Viele Spieler standen für einen O-Ton nicht zur Verfügung und wollten den Nachmittag abwarten. Niklas Sundblad und Petri Liimatainen zeigten sich enttäuscht und wollten ebenfalls die Entwicklung nicht kommentieren.

Wie ist also nun der Ist-Zustand? Viele Brandherde, viele Scherben und von außen auch viel Ungeklärtes. Vor allem drängt sich die Frage auf, wie es um das Team bestellt ist und ob die Mannschaft den Charakter beweist, wieder die Power und Leidenschaft aufs Eis zu bringen wie es zu Saisonbeginn der Fall war.

Stattdessen ist allerdings zu befürchten, dass die Mannschaft erneut zerbricht. Befürworter und Gegner scheinen ihre Positionen stärken und andere Meinungen schwächen zu wollen. Wie in jedem Jahr und in jedem (erfolgreichen und erfolglosen) Team gibt es zufriedene und unzufriedene Spieler. In Köln scheinen die unzufriedenen Spieler aber erneut die Mehrheit gewonnen zu haben, ohne das es von außen ersichtlich wird, welche Ursache das Problem hat.

Genau diese Ursache wird aber zum Mittelpunkt, um Lösungsansätze zu finden und Probleme zu beseitigen für einen erfolgreichen Saisonabschluss. Es bringt genauso wenig, den Finger ausschließlich auf Geschäftsführung zu zeigen oder aber Einzelpersonen der Mannschaft keinen Charakter zu attestieren, wie es zuletzt Ex-Trainer Hans Zach im Kölner Boulevard gemacht hatte.

So lange alle Seiten versuchen, nur die Schuldfrage zu klären und im besten Falle beim Gegenüber zu suchen, wird keine Lösung geschaffen. Die letzten 24 Stunden lassen aber befürchten, dass dies noch nicht bei allen angekommen ist um den gewünschten Soll-Zustand zu erreichen.

Über den Autor: Dennis Wegner

Dennis gründete gemeinsam mit René im Sommer 2003 haimspiel.de und betreut die Seite bis heute als 1. Vorsitzender. Außerdem war er zwischendurch für das Haie-Fanprojekt tätig, hat mit dem Team und der Fanszene "Wir sind Haie" ins Leben gerufen und die Flyeraktion "Köln ohne Haie?" mit großem medialen Echo organisiert.

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Haie trennen sich von Sundblad

4 Kommentare

  1. Mark
    20.01.2016

    Mir scheint es gärt da seit letzter Saison, was an die Fans nicht heran getragen wird.

  2. Jan
    20.01.2016

    Ein “Problemspieler” kann jemand sein, der sich menschlich völlig adäquat verhält, aber in einem gegebenen Umfeld nicht in der Lage ist, seine sportliche Leistung zu wiederholen, die er zuvor in einem anderen Umfeld regelmässig gebracht hat.
    Oder eben ein “Problemspieler” bringt das, was von ihm erwartet wird, stiftet aber Unruhe im Teamgefüge durch sein Verhalten.
    Frage ist auch, wer Meinungsführer im Team ist, wer die Faust im Sack macht oder wer vielleicht meint Meinungsführer zu sein, aber von den Anderen als solcher nicht gesehen wird.
    Wenn man in den letzten Jahren, bei den wenigen Interviews aus Teamkreisen zwischen den Zeilen gelesen hat, hat man immer wieder mal latente Hinweise von deutschen Spielern erhalten, die daraus schliessen liessen, in der Kabine nicht immer eine leistungsfördernde Atmosphäre vorzufinden, bzw. es nicht immer einfach zu sein scheint, neue Leute zu integrieren.
    Es wurden ja vorwiegend Interviews mit den langjährigen Stammverteidigern geführt, welche nicht diese “kanadischen Standardsätze, tolle Stadt, toller Verein, ich bin gekommen um Meister zu werden zum Besten geben.
    Die Schweden sind von ihrer Mentalität viel zu anständig, um Probleme öffentlich auszubreiten und neigen eher dazu, Widerstände zu akzeptieren oder unter Landsleuten auszudiskutieren (klar pauschalisiert).

    Frage ist halt, ob es unantastbare gibt, die eigentlich längstens im Sinne des Teamgefüges hätte gehen müssen?

    Gruss

  3. Traumpass
    20.01.2016

    Die Zeit von Niklas Sundblad wird wohl, gemessen an den zu Beginn geäußerten Erwartungen, als das größte Missverständnis der KEC-Historie auf der Trainerposition eingehen, da hat er für mich sogar noch Bill Stewart überflügelt.

    Ich trauere ihm nicht nach, denn ich habe das von seinen Teams an- und dargebotene Hockey als überwiegend schlicht unansehnlich und langweilig empfunden. Von fast allem gab es regelmäßig zu wenig zu sehen: Struktur, Kampf, Tempo, Spielwitz, Teamspirit, Cleverness, Coolness, Siegeswillen (!).

    Und wenn ein Trainer in drei aufeinanderfolgenden Jahren den Draht zu seinem jeweiligem Team verliert und vorhandene und entstehende Befindlichkeiten entweder nicht wahrnimmt oder, falls doch, nicht angemessen konfliktlösend darauf reagiert oder sie gar ignoriert, dann wird er auch in Zukunft überall in kurzer Zeit Respekt verlieren und scheitern.

    Denn die Spieler samt Teamgeist bei aller Trainingshärte auch bei guter Laune zu halten und ihnen bei Problemen auf und neben dem Eis ein echtes Ohr zu leihen, gehört auch zu den Eigenschaften eines Top Trainers. Einem Hans Zach z. B. wurde dies früher immer wieder bescheinigt, hart aber fair. Von Sundblad war da leider wenig zu hören, zu sehen und (auch zwischen den Zeilen) wenig zu lesen.

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