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Führungsfluch erfährt Fortsetzung

Patrick Hager scheitert per Penalty-Schuss an Joseph MacDonald. Foto: Steffen Thaut
Patrick Hager scheitert per Penalty-Schuss an Joseph MacDonald. Foto: Steffen Thaut

Die Haie erspielten sich einmal mehr eine 2:0-Führung, aber fingen sich 13 Sekunden vor Ende den Treffer zum 2:3 – die uralte Geschichte von nicht voll gespielten 60 Minuten bewahrheitete sich erneut und bescherte den Haien ein Null-Punkte-Wochenende der unnötigen Sorte.

Alles war ein wenig anders an diesem Sonntagnachmittag in Köln Deutz: infolge der Hogesa- und sämtlicher Gegendemonstrationen befand sich der Bereich um den Deutzer Bahnhof im Ausnahmezustand. Bahnen verkehrten erst unregelmäßig, dann gar nicht mehr, Hundertschaften begleiteten Hockeyfans und Demonstrationsteilnehmer zu ihren jeweiligen Zielen. Als in der Arena mit 20 Minuten Verspätung aufgrund der chaotischen Anreisebedingungen das Spiel begann, befanden sich in wenigen hundert Metern Luftlinie die Wasserwerfer im Einsatz.

Umso erfreulicher war es, dass es dennoch über 14.000 Fans in die Arena schafften, unterstützt durch eine Freikartenaktion für Schulklassen aus der Region und auch die bereits tags zuvor angereisten Gästefans sorgten für einen stimmungsvollen Rahmen. Beide Teams zeigten sich im ersten Abschnitt konzentriert und waren darauf bedacht, dem Gegner möglichst wenige Räume zu bieten. Es entwickelte sich ein recht schnelles Spiel, geprägt von vielen tiefgespielten Scheiben und resultierenden Kämpfen an der Bande, von diszipliniertem Forechecking, aber auch Ungenauigkeiten im Aufbau, erzwungen wie selbstverschuldet. Das Resultat waren kaum klare Chancen vor beiden Toren, die beiden hervorragenden Goalies waren selten gefordert. Das änderte sich für einen Moment nach über einer Viertelstunde. Nach einem Halten war eine Strafzeit für die Gäste angezeigt, die Haie befanden sich in 6-gegen-5-Überzahl, spielten sich in Position im Offensivdrittel und konnten mehrfach abschließen und kamen immer wieder an die Rebounds – zuletzt in Person von Marcel Ohmann, der einen solchen aus der Luft zur Führung verwandeln konnte.

Im zweiten Abschnitt zeigte sich ein wenig verändertes Bild. Die Teams wurden allenfalls noch ein wenig ungenauer. Im Kasten der Haie war nun auch Gustaf Wesslau mehr gefordert, der unter anderem gegen den kurz vor dem Torraum abfälschenden Danner klären konnte. Die größte Chance gab es aber wieder für den KEC: Jones wurde perfekt bedient und hatte aus kurzer Distanz die Chance, doch seinen Abschluss wehrte Gästekeeper Joey MacDonald ab – allerdings nur durch Wurf seines Stockes. Während Jones für ein technisches Tor plädierte, entschieden die Unparteiischen auf Penalty. Die Aufgabe übernahm Patrick Hager, ihm gelang es allerdings nicht, den Schlussmann der Wild Wings zu umspielen. Auch beide Coaches sahen soweit ein enges Spiel mit leichten Vorteilen auf Seiten der Haie, wie sie in der anschließenden Pressekonferenz bekannten.

Der Schlussabschnitt begann dann mit mehr Tempo, und auch deutlich schnellerem Erfolg: eine Hereingabe aus spitzem Winkel konnte wiederum Ohmann gekonnt zum 2:0 abfälschen – Doppelpack für den 24-jährigen im erst zweiten Spiel nach langer Pause infolge eines Kreuzbandrisses. Die Freude war entsprechend groß: “Für mich war es sehr emotional, auch gerade das erste Tor, das hat man vielleicht auch an meiner Reaktion gesehen”, verriet er Haimspiel.de nach dem Spiel. “Das hilft mir natürlich, mich wieder ins Spiel zu finden”, zeigte er sich optimistisch für seine Rückkehr zu Topform. Auch sein Coach attestierte ihm ein “super Spiel” und freute sich sichtlich für den jungen Stürmer.

Angesichts des bis dahin so soliden und kontrollierten Auftritts des Haie-Teams in der Rückwärtsbewegung kam man nicht umhin, sich nun ein wenig siegessicher zu fühlen. Sogar Gästetrainer Helmut De Raaf gab offen zu: “Wir haben schon ein bisschen nicht mehr dran geglaubt, da wir unsere wenigen Chancen nicht genutzt haben.” Diese Gedanken ließen sich jedoch bald beiseiteschieben, wurden doch zunächst Sebastian Uvira und nur drei Sekunden später Shawn Lalonde nach einem verunglückten Befreiungsschlag auf die Strafbank geschickt. 90 Sekunden gelang das Penaltykilling bei 3-gegen-5 respektabel, auch weil Wesslau einen Schuss von Pikkarainen sehenswert fing. Der nächste Anlauf brachte dann aber den Anschluss: Ashton Rome brachte einen Rebound im Kasten der Haie unter. 30 Sekunden galt es zu dem Zeitpunkt noch in einfacher Unterzahl zu überstehen, was den Haien den bisherigen Abend gut gelangen war. Nicht so diesmal: aus eigentlich harmloser Position an der Bande in Höhe des Bullypunktes sah Damien Fleury, dass Haie-Kapitän Moritz Müller genau in der Sicht seines Torhüters stand, und beförderte die Scheibe einfach in Richtung Tor – sie verfehlte Müller und Wesslau und schlug im Winkel ein. Binnen 20 Sekunden hatten die Gäste ein vermeintlich verlorenes Spiel ausgeglichen.

Die Haie waren sichtbar geschockt von der zweiten verspielten 2:0-Führung des Wochenendes und, in den Worten von Niklas Sundblad, “dann ist es auf einmal ein ganz anderes Spiel”. Ashton Rome hatte zwei der Chancen der Wild Wings, die das Momentum nun auf ihrer Seite spürten. Sieben Minuten vor Schluss hätten die Haie dies brechen können, doch die Überzahl blieb erfolglos. Als sich beide Seiten bereits ein wenig auf eine Verlängerung eingestellt hatten, gab es dann noch ein Bully in der Zone der Haie, und angesichts der starken Bullyquote der Gäste wurde bereits da dem einen oder anderen Haie-Fan wohl etwas mulmig, und diese Vorahnung sollte sich bestätigen: Topscorer Will Acton gewann das Anspiel völlig klar, legte direkt ab auf Damien Fleury und der zog mit dem Selbstverständnis eines Mannes, der bereits 6 Tore in den letzten 3 Spielen erzielt hatte, ab. Nummer 7 schlug, noch leicht abgefälscht, 13 Sekunden vor Ende des Spiels im Haie-Tor ein und besiegelte die zweite Haie-Niederlage des Wochenendes.

Während Gästetrainer De Raaf in dem auch aus seiner Sicht etwas glücklichen Sieg einen Ausgleich für Pech in den letzten Partien sah, musste Haie-Coach Niklas Sundblad die besondere Schmerzhaftigkeit dieser Niederlage konstatieren und redete auch nicht um den heißen Brei herum: “Bis zum 2:0 war es Ok, wir hatten das Spiel unter Kontrolle, doch dann haben wir einen Weg gefunden, das Spiel zu verlieren”, sagte der Coach und sprach auch direkt an, woran es bei den Haien noch hapert: “Wir schießen zu wenige Tore, das Spiel hätte schon früher entschieden sein müssen.”

Wollte Sundblad die verlorenen Führungen zum noch recht frühen Zeitpunkt der Saison nicht zum “Kopf-Problem” erheben, zeigte sich Philipp Gogulla enttäuscht davon, an einem Wochenende zweimal solche Vorsprünge nicht über die Zeit gebracht zu haben: “Wir fühlen uns dann vielleicht ein bisschen zu sicher. Wir müssen daran arbeiten, dass wir auch mal solche Spiele, in denen wir führen, als die Klasse-Mannschaft, die wir sein wollen, über die Bühne zu bringen. Das schaffen wir momentan nicht. Da müssen wir dran arbeiten, da muss sich jeder hinterfragen, auch, wieso das so ist und ob man diesen einen Schritt dann zu wenig macht oder woran es liegt. Nichtsdestotrotz sollte man den Kopf jetzt nicht in den Sand stecken, wir haben eine gute Mannschaft, wir sind gut, wir müssen daran glauben. Bloß, so Siege muss man auch mal dreckig nach Hause fahren.”

Die nächste Chance dies umzusetzen erhalten die Haie am kommenden Freitag im nächsten Heimspiel, Gegner dann die Ice Tigers aus Nürnberg. Es folgt ein Gastspiel in Ingolstadt am Sonntag, bevor die 12-tägige Pause über den Deutschland Cup den verletzten in Reihen der Haie (Frederik Eriksson, Alexander Sulzer, Jason Williams und Maximilian Faber) etwas Zeit gibt, hoffentlich wieder Anschluss zu finden.

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