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Draisaitl: „Phasenweise ohne defensive Verantwortung und leichtsinnig.“

Haie-Trainer Peter Draisaitl. Foto: Florian Müller.
Haie-Trainer Peter Draisaitl. Foto: Florian Müller.

Das Spiel der Kölner Haie gegen die Schwenninger Wild Wings hat im Laufe seiner 65 Minuten plus Penalty-Schießen eine Vielzahl an Geschichten produziert. Ein Rookie mit seinem ersten DEL-Tor, das Powerplay nach der jüngsten Trockenphase wieder effektiv, vier Tore auf eigenem Eis. Aber auch wenn bei Weitem nicht alles im Spiel der Haie schlecht war, bleibt am Ende vor allem eins hängen: Die Rückkehr eines behoben geglaubten Problems.

Comeback von Blair Jones und Dylan Wruck

Der KEC war mit veränderten Reihen 2 bis 4 in die Partie gegangen. Blair Jones gab sein Comeback und centerte nicht nur die 2. Sturmformation zwischen Gogulla und Ryan Jones sondern besetzte auch erfolgreich die Blaue Linie im Powerplay. Der Rechtschütze traf mit einem perfekt platzierten, harten Schlagschuss in Überzahl zum zwischenzeitlichen 3:3.

Dylan Wruck kam nach langem Ausfall erstmals wieder zum Einsatz. Peter Draisaitl wollte sich ein Bild von der Verfassung des 25-jährigen Stürmers machen. Nach der Partie auf den Kanadier angesprochen, sagte Draisaitl: „Ich finde, dass die vierte Reihe es heute ganz gut hinbekommen hat in der neuen Zusammenstellung. Sagen wir es mal so: Die vierte Reihe war heute mit Sicherheit nicht unser Problem.“

Dumont erzielt sein erstes DEL-Tor

Es war diese vierte Reihe, die für eine der guten Storys der Partie sorgte. Lucas Dumont fälschte in der 24. Minute einen Schlagschuss von Dominik Tiffels ab und erzielte so sein erstes Tor im Trikot der Kölner Haie – eine Youngster-Co-Produktion gefolgt von “Lucas Dumont“-Sprechchören aus der Nordkurve. Peter Draisaitl hatte mit seiner Aufstellung die bisherigen Leistungen des 20-Jährigen zu Recht honoriert.

Außerdem erfreulich waren zwei Powerplay-Tore aus fünf Gelegenheiten. Das Überzahl-Spiel der Haie hatte zuletzt geschwächelt. Das sah am Donnerstagabend gegen die Wild Wings deutlich besser aus. Viel Bewegung, eine schnell laufende Scheibe, reichlich Verkehr vor Schwenningens Goalie Dustin Strahlmeier – die Haie waren wacher und konzentrierter als in den vergangenen Partien.

„Wir sollten hier zuhause besser sein.“

Wach und konzentriert waren die Mannen von Draisaitl allerdings nicht über 60 Minuten. Dass die Wild Wings eine konterstarke Mannschaft mit viel Speed in ihren Reihen sind, ist nichts Neues. Die Haie waren in der Theorie darauf vorbereitet. Die Praxis ließ dann aber zu wünschen übrig. Speziell im ersten und letzten Drittel kamen die Gäste wieder und wieder zu besten Gelegenheiten nach Break-Aways, weil die Haie nicht konsequent genug nach hinten arbeiteten.

Ihre Konteranfälligkeit war eines der Hauptprobleme, die Peter Draisaitl bei seiner Amtsübernahme in Köln ausgemacht hatte. In den bisherigen Partien unter seiner Regie war diese Schwachstelle angegangen und auch dank der insgesamt defensiveren Ausrichtung deutlich verkleinert worden. Gegen Schwenningen gab es aber Rückfälle in alte Verhaltensmuster. „Ich habe immer daran geglaubt, dass die Jungs es letztendlich kapieren. Die sechzig Minuten waren ja auch mit Sicherheit nicht gänzlich schlecht“, so Draisaitl. „Aber es war phasenweise wirklich ohne defensive Verantwortung und leichtsinnig. Wir haben die Schwenninger fahren lassen. Wir haben ihnen die Tore selber aufgelegt. Mindestens drei von den Toren haben wir heute wirklich selber geschossen zusätzlich zu unseren vier. Wir sollten hier zuhause besser sein.“

„Einige waren heute nicht wirklich anwesend.“

Was aufhorchen ließ, war aber vor allem die Kritik des KEC-Headcoaches an seiner Mannschaft, die er im TV-Interview nach der Partie äußerte. „Einige waren heute nicht wirklich anwesend“, sagte ein sichtlich unzufriedener Draisaitl in die Kamera. „Wir haben einfach nicht alle aufs Eis gebracht, um das hier letztendlich zu gewinnen.“

Dieses Statement erinnerte sehr an die Erklärungsversuche von Christian Ehrhoff zur Niederlagenserie von vor ein paar Wochen. „Es war so, dass wir nicht in jedem Spiel jeden ,an Bord‘ hatten, sozusagen“, erklärte der Haie-Kapitän damals nach der Länderspielpause. Drei Spiele, zwei Niederlagen und 15 Gegentore später musste Cory Clouston seinen Hut nehmen, weil er genau dieses Problem nicht in den Griff bekam.

Mögliche Konsequenzen für einzelne Akteure

Draisaitl ist nun also gefragt, diese alte Thematik nicht wieder zu einer aktuellen werden zu lassen. Dabei gilt es schnell herauszufinden, ob die Ursachen für das Phänomen andere sind als unter Cory Clouston. Sicher ist lediglich, dass Draisaitl die Lösung der Problematik anders angehen wird als sein Vorgänger. Es stehen ihm aufgrund der wieder entspannteren Personalsituation nicht nur mehr Möglichkeiten zu Verfügung, sondern er ist eben auch ein anderer Charakter als der Kanadier. Als Freund der klaren Worte nach außen, wird Draisaitl auch die richtige Ansprache in der Kabine finden.

Es bleiben ihm dafür zwei Tage Zeit, bis sein Team es am kommenden Sonntag mit dem Tabellenzweiten aus Nürnberg zu tun bekommt. Moritz Müller kehrt dafür nach abgesessener Sperre ins Line-Up zurück. „Wir werden Tiffels und Dumont am Freitag auf jeden Fall nach Frankfurt schicken. Das steht schonmal fest“, erklärt Draisaitl. „Mo kommt zurück, deswegen brauchen wir Tiffels erstmal nicht – wobei das letzte Wort da noch nicht gesprochen ist“, hält sich der Kölner Headcoach noch alle Optionen zur Besetzung der Blauen Linie offen.

„Was den Lucas angeht: Der soll spielen. Jede Minute für ihn ist gut. Ob wir ihn am Sonntag holen, werden wir sehen. Wir haben ja auch noch Boucher und Nick Latta hier“, so Draisaitl weiter. Dumont ist am Freitag im großen Derby gegen die Kassel Huskies für Frankfurt im Einsatz. Mit Blick auf seine Mannschaft hier macht Peter Draisaitl seine Ankündigung, das Line-Up ab jetzt von Spiel zu Spiel neu zu überdenken und zu entscheiden, also wahr. Man darf auf die Aufstellung am Sonntag gespannt sein.

Am Sonntag gegen Nürnberg

Mit den Thomas Sabo Ice Tigers treffen die Haie am Sonntag erstmals seit der Pleite gegen München wieder auf ein Top-3-Team. Die Franken haben ihrerseits ein paar Verletzungsausfälle zu beklagen. David Steckel fällt mit einer Beinverletzung für drei bis vier Wochen aus. Auch Brett Festerling und Steven Reinprecht fehlen den Ice Tigers am Wochenende aller Voraussicht nach.

Spielbeginn in der LanxessArena am Sonntag ist um 16:30 Uhr. Wir übertragen die Partie live ab 16:15 Uhr.

Über den Autor: Henrike Wöbking

Henrike schreibt für haimspiel.de seit 2005 und wurde von Ex-NHL-Spieler Jason Marshall gelobt für "the best interview I ever did". Sie zeigte sich hauptverantwortlich für das Abschiedsvideo von Dave McLlwain. Außerdem ist sie Buchautorin und schrieb den Roman "Auf Eis" vor dem Hintergrund der Playoffs 2002.

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Gegen Schwenningen kommt Bewegung ins Line-Up

6 Kommentare

  1. Thomas
    08.12.2017

    Also ich bin ehrlich. Mir hat gestern einiges nicht gefallen. Schwerer Rückschlag. Das System wieder viel zu offensiv und nicht so defensiv wo man die Spiele gewonnen hat. Gerade da hätte Schwennigen garnicht seine stärken ausspielen könne.

    Peters wirkte gestern alles andere als gut drauf. Tor 3 und 4 sahen in der Arena stark haltbar aus. Aber auch hier einen Torwart durch unnötige Aktionen erst dumm aussehen lassen. Lalonde muss aus diesem Kader. Der war gestern für mich eine absolute Fehlbesetztung. Zeressen setzt seinen Körper null ein und Eriksson wirkt auch als wäre er im Kopf auch zwischendurch wo anders.

    Tiffels dafür mit einem tollen Spiel. Gefällt mir sehr gut. Dürfte gerne mal 1 oder 2 Spiele für Lalonde ins Line up.

    Dumont endlich mit seinem verdienten Tor. Wruck hat mich auch gestern nicht überzeugt. Für ihn würde ich lieber Latta sehen.
    Warum man jetzt diskutieren muss ob Dumont spielt verstehe ich leider nicht so richtig.

    Gogulla, tja hatte sich gerade gefangen und dann sprengt man die Reihe. Auch das verstehe ich leider nicht. Blair Jones stand auch gestern R.Jones und Gogulla mehr im Weg, als das er der Reihe geholfen hat aus meiner sicht.

    Wenn das Leistungsprinzip gilt, dann muss sich auch Schütz einige gedanken machen. Ich würde ja lieber mal Blair Jones zwischen Shugg und Hanowski sehen. Und dann wieder Hospelt Gogulla R.Jones.

    Gut wir werden sehen. Draisaitl war ja gestern mal richtig angefressen nach dem Spiel. Hoffen wir das er damit besser umgeht als Clouston, dann wird es gegen Nürnberg mal richtig spannend.

    Gruß
    Thomas

  2. Markus
    08.12.2017

    Dem Kommentar von Thomas ist nichts hinzuzufügen.

    Ich gehe davon aus, dass Draisaitl die richtigen Schlüsse zieht und auch Reihen umbesetzen wird.

    Gut so!

  3. Schmidt
    08.12.2017

    Also ich war über 50 Minuten zufrieden, ich habe gestern einen drückend überlegenen KEC gesehen der 4 Haarsträubende Fehler begangen hat die von dem effektivsten Team der Liga bestraft wurden.
    Bei aller Kritik an Lalonde, okay er steht seit ca. 5-6 Wochen neben sich, aber man sollte nicht vergessen das er in meinen Augen seit er beim KEC spielt der einzige im Kader ist der immer gut gespielt hat. Ich denke da muss mal ein Mentalcoach ran. Warum auch immer…..
    Und vielleicht sollte man mal Penaltyschiessen trainieren das kann man sich ja seit Jahren nicht ansehen.

    So, jetzt Mund abwischen und Nürnberg verhauen… :-)

  4. Bossy
    08.12.2017

    Ich denke, Nr. 27 hat jetzt endgültig genug Chancen erhalten und äußerst entspannt weggeworfen; ich kann bei ihm auch keinerlei ernsthafte Selbstreflektion erkennen, dafür um so mehr Überheblichkeit eines Zockers, dem der lange Vertrag bei den Haien und die Einladung zur Nationalmannschaft ÜBERHAUPT NICHT gut getan haben.

    Bitte klarmachen, dass er nur noch Nr. 7 im Line-up ist, und wenn ihm das nicht passt, bitte neuen Verein suchen lassen; Gross’ Wolfsburg wäre ihm zu raten, damit er wieder an seinen Schwächen arbeitet. Wenn da überhaupt noch etwas zu machen ist, denn das ist vor allem eine Einstellungssache.
    Oder nach Krefeld, da freut man sich bestimmt.

    Der Mann ist immerhin schon 25 und beraubt die ihm zugeordneten Verteidiger permanent ihrer Schwächen; es nervt ungemein, das ständig mit ansehen zu müssen, ohne dass längst überfällige Konsequenzen gezogen werden.

    Oder hat man bei den Haien keine wirklichen Saisonziele mehr, dass der Namen hinten auf dem Trikot wichtiger ist als der Hai vorne drauf?

    Über diese Frage stolpere ich permanent schon seit Jahren, weil die jährlich neu zusammengestellten, kostspieligen Haie-Truppen mit Nerv tötender Regelmäßigkeit auseinanderfallen und sportlich natürlich nichts erreichen, weil sich einige Ego-Sportler im Team scheinbar alles erlauben können, ohne dass es sichtbare Konsequenzen für diese erkennbaren (!!) faulen Äpfel gibt.

    Und es sind auffallend oft die Herren mit den Langzeitverträgen, die sich regelmäßig persönliche Auszeiten gönnen, dann mit überschaubarer Einsatzfreudigkeit auf dem Eis herumgleiten, dabei entspannt den harten Zweikämpfen aus dem Weg gehen und mit ihren ‘Traumpässen’ die gegnerischen Stürmer beglücken.

    • Bossy
      08.12.2017

      ich meinte natürlich ‘Stärken’ statt ‘Schwächen’.

  5. Alexander
    08.12.2017

    Herzlichen Glückwunsch Lukas Dumont zum ersten DEL Tor und Peter Draisaitl zum Geburtstag.Das war ein gutes Spiel man kann eben nicht immer gewinnen aber der Wille war da.Wann wird endlich der Vertrag von Peter Draisaitl verlängert?Gogulla hatte nicht seinen besten Tag aber die Reihen Umstellung war nötig um allen Spielern zu zeigen das sie wichtig sind.

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