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Die Falk-Frage

Andreas Falk. Foto: Florian Müller
Andreas Falk. Foto: Florian Müller

„Diese Saison werde ich so schnell nicht vergessen“, hatte Andreas Falk nach dem letzten Hauptrundenspiel der Kölner Haie in München gesagt und hinzugefügt: „Aber wir müssen jetzt auch nach vorne auf die nächste Saison schauen.“ Das klingt nicht nach jemandem, der davon ausgeht, seinen noch bis 2016 laufenden Vertrag beim KEC nicht erfüllen zu dürfen. Spekuliert wird über einen möglichen Abgang des Schweden trotzdem.

Zu den Abschlussgesprächen in der Geschäftsstelle am Mittwoch in der Gummersbacher Straße war Falk krankheitsbedingt nicht erschienen. Sein Gespräch ist auf den morgigen Samstag umterminiert worden. Bis nach diesem Gespräch will sich der Club nicht offiziell zu Falk äußern, was natürlich für Irritation sorgt.

Da alle anderen Abgänge aus dem Team bereits bestätigt wurden, zieht das Rätselraten um den schwedischen Center derzeit alle Aufmerksamkeit auf sich. Nach einer mehr als unterdurchschnittlichen Saisonleistung steht ein Fragezeichen dahinter, ob Falk eine Chance zur Rehabilitierung bekommen soll oder nicht.

Angetreten war der heute 32-Jährige in Köln seinerzeit, um sich aus der Rolle des 3.-Reihe-Centers herauszuspielen, über die er während seiner Karriere in Schweden nie hinausgekommen ist, wie er im Haimspiel.de-Interview vorletzte Saison berichtete. Die Konkurrenz in der SHL zu groß, um die Top-6 zu knacken, versprach er sich von seinem Engagement in der DEL Fortschritte speziell in seinem Offensiv-Spiel und Powerplay-Eiszeit. Beides ist eingetreten, aber überzeugen konnte Falk in letzter Instanz in seiner neuen Rolle nicht. Die abgelaufene Saison markierte den Tiefpunkt und enttäuschte den ehrgeizigen Schweden vor allem selbst. „Man lernt zwar auch aus Niederlagen, aber ich bin im Moment einfach nur stocksauer. Auch auf mich. Wir wissen eigentlich alle, was wir können. Wir müssen es nur auch aufs Eis bringen.“ so Falk nach dem letzten Spiel in München.

Falks Kampfgeist scheint also ungebrochen. Solange der sich aber nicht ausreichend auf das Scoresheet überträgt, muss man seinen Top-6-Anspruch in Frage stellen.

In der Kaderplanung von Niklas Sundblad sind die Center-Positionen schon weitgehend verplant, wie er bei uns im Interview berichtete. Ein 1.-Reihe-Center wird noch gesucht. Patrick Hager wird von Sundblad zwar als bester Defensiv-Center Deutschlands gelobt, empfiehlt sich aber durch seine spielmacherischen Fähigkeiten und mit seinen 36 Punkten (17 Tore, 19 Assists) aus der abgelaufenen Hauptrunde eher für Reihe 2 als Reihe 3. Nick Latta scheint für die vierte Reihe als Center gesetzt zu sein. Bei Mittelstürmer Charlie Stephens behält sich Sundblad zwar vor, ihn auch als Winger oder in der Verteidigung einzusetzen, aber der Kanadier gibt dem Haie-Coach auch den Trumpf in die Hinterhand, im Zweifelsfall in Reihe 3 solide besetzt zu sein. Zudem kann auch Alexander Weiß Center-Aufgaben übernehmen.

Sollte also überhaupt nur noch die dritte Reihe für Falk bleiben, dann ist es nicht nur eine Abwägungsfrage für Niklas Sundblad, ob er seinen Landsmann im Team halten will. Dass mit Daniel Tjärnqvist bereits ein Spieler mit noch laufendem Vertrag in den Planungen des KEC keine Rolle mehr spielt, deutet darauf hin, dass der Club auch vor den finanziellen Folgen eines konsequenten Neuanfangs nicht zurückschreckt. Auch Falk wird für sich entscheiden müssen, ob er bereit ist, eine Rolle in den Bottom-6 zu akzeptieren und seine persönliche Mission, sich in Deutschland als Top-6-Spieler zu etablieren, vor sich selbst als gescheitert zu erklären.

Das Gespräch zwischen Clubführung und Spieler am Samstag ist deswegen durchaus ausschlaggebend. Viel wird sicher davon abhängen, ob Falk Sundblads Konzept der vier starken Reihen annimmt oder ob die Kröte von weniger oder keiner Powerplay-Eiszeit zu groß für ihn zu schlucken ist. Falk lebt als Spieler von seinem Ehrgeiz. Sollte der durch eine potenzielle Veränderung seiner Rolle ungebrochen sein, dann kann er ein wertvoller Bestandteil einer neu formierten Haie-Mannschaft werden.

Für Niklas Sundblad gilt es zu entscheiden, ob er Falk zutraut, über den Sommer zu alter Spritzigkeit zurückzufinden. Sein Ziel, das Team mit agilen, wendigen Schlittschuhläufern bestücken zu wollen, hat der Haie-Coach deutlich unterstrichen. Sieht er diese Perspektive bei Falk nicht mehr, dann wäre eine Trennung die logische Konsequenz.

Über den Autor: Henrike Wöbking

Henrike schreibt für haimspiel.de seit 2005 und wurde von Ex-NHL-Spieler Jason Marshall gelobt für "the best interview I ever did". Sie zeigte sich hauptverantwortlich für das Abschiedsvideo von Dave McLlwain. Außerdem ist sie Buchautorin und schrieb den Roman "Auf Eis" vor dem Hintergrund der Playoffs 2002.

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Anforderungsprofile – Niklas Sundblad im Interview

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