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Adler gleichen in der Serie aus

Charlie Stephens im Fight mit Dominik Bittner - Foto: Andreas Dick

Die Adler Mannheim glichen am Freitagabend die Pre-Playoff-Serie mit einem 5:2-Sieg über die Kölner Haie aus. Die Geschichte des Spiels ist in einem Satz erzählt: Es hat die Mannschaft gewonnen, die ums Überleben kämpfte.

„Das waren heute zwei Mannschaften, die aus zwei unterschiedlichen Ausgangsituationen in diese Partie gegangen sind“, so Haie-Headcoach Cory Clouston nach der Partie. „[Die Adler] haben verzweifelt um ihr Playoff-Leben gekämpft. Und das ist das Ergebnis. Uns fehlte die Dringlichkeit in unserem Spiel. Ich fand, dass wir sie nach der Hälfte der Partie gefunden haben. Die zweite Spielhälfte war viel besser als die erste Hälfte. Man muss den Adlern anrechnen, dass sie getan haben, was nötig war. Wir müssen dieses Intensitäts-Niveau am Sonntag matchen. Das wird ein sehr ähnliches Spiel zu heute werden. Sie werden ihre Checks zu Ende fahren und uns in Zweikämpfe zwingen. Wir müssen bereit sein, darauf eine Antwort zu geben.“

Die Haie hatten der Physis der Adler in den ersten 30 Minuten der Partie wenig entgegenzusetzen. Aber nicht nur in Sachen Körperspiel waren die Hausherren in dieser Phase überlegen. Auch die in Spiel 1 noch löchrige Defensive hatte am Freitagabend einen Gang hochgeschaltet und dem KEC wenig Raum gelassen.

Die Adler hatten sich vor allem vorgenommen, die Top-Reihe der Haie auszuschalten, denn Patrick Hager, Philip Gogulla und Johannes Salmonsson hatten in Spiel 1 für vier Kölner Tore verantwortlich gezeichnet. Diese Zielsetzung haben die Mannheimer über weite Strecken der Partie durch die Reihe mit Marcus Kink und Brandon Yip erfolgreich umgesetzt. Zu einem Torerfolg kam die vormals heißeste Kölner Sturmformation bei fünf gegen fünf in Mannheim nicht. Dabei testeten die Hausherren auch konsequent die Toleranzgrenzen der Schiedsrichter aus, die – wie für ein Playoff-Spiel zu erwarten – die Stockfouls weitestgehend ungeahndet ließen.

„Die Mannheimer haben im letzten Spiel gemerkt, dass sie unsere Top-Jungs mit Nickligkeiten und hartem Spiel aus der Partie nehmen müssen“, so Moritz Müller nach der Partie. „Das ist Playoff-Eishockey. Das gehört dazu. Wir müssen dasselbe mit denen machen. So einfach ist das. Wir dürfen da nicht zurückstecken sondern müssen unseren Mann stehen. Das haben wir dann in der zweiten Hälfte gemacht. Es war wichtig, den Mannheimern zu zeigen, dass wir uns nicht einschüchtern lassen.“

Clouston weiß, dass er am Sonntag auf eigenem Eis mit dem Vorteil des letzten Wechsels die Chance hat, darauf zu reagieren, erwartet aber auch eine Reaktion seiner Top-Formation: „In einem Heimspiel kann man die Match-Ups der Reihen viel mehr kontrollieren. Das macht einen großen Unterschied. Aber trotzdem kommt es in letzter Instanz auf das Zweikampfverhalten und die Intensität an. Sie sind drei sehr talentierte Spieler. Wenn sie die Zweikämpfe annehmen und auch auf engem Raum agieren, dann wird es funktionieren.“

Vier Adler-Tore innerhalb von neun Minuten im Mitteldrittel, bei denen die Haie-Defensive in für sie untypischer Manier nicht auf der Höhe war, stellten die Weichen für den Serienausgleich der Mannheimer. Wie schon am Mittwoch tat sich dabei die Reihe mit Ullmann, Hospelt und Rheault hervor. Doch sie waren im tief besetzten Adler-Kader nicht die einzige torgefährliche Reihe, was auch die größte Herausforderung für die Haie im entscheidenden Spiel darstellen wird. Wo sich die Adler bislang vorrangig auf das Ausschalten der ersten Kölner Reihe konzentrieren konnten, muss die Mannschaft von Cory Clouston den Angriffswellen von drei Mannheimer Sturmformationen standhalten. Die zweite und dritte Reihe der Haie waren in der Serie bislang nicht in der Lage, echte Torgefahr auszustrahlen. Ein Punkt, der einen großen Vorteil für die Adler im entscheidenden Spiel am Sonntag darstellt.

Nachdem die Adler den 4:1-Anschlusstreffer der Haie aus der Schlussminute des Mittelabschnitts mit dem Treffer zum 5:1 früh im Schlussdrittel konterten, war das Spiel für den KEC gelaufen, und Cory Clouston ersparte Gustaf Wesslau den Rest der Partie. Dabei bewies der Kölner Headcoach Fingerspitzengefühl beim Goalietausch. Er wechselte Wesslau nicht direkt nach dem Treffer zum 5:1 aus, sondern wartete noch einen weiteren Wechsel ab. Dazu, ob er seinem Nummer-1-Goalie damit signalisieren wollte, dass er ihm die Gegentore nicht ankreidet, sagt Clouston: „Absolut. Er hat von uns nicht die Unterstützung bekommen, die er braucht. Besonders früh in der Partie. Auf gar keinen Fall geht diese Niederlage auf seine Kappe. Wir als gesamtes Team hätten defensiv besser sein und ihn unterstützen müssen.“ Daniar Dshunussow übernahm und sorgte somit dafür, dass Wesslau seine Kräfte für die kommende Partie schonen konnte. Der KEC-Backup hielt seinen Kasten den Rest der Partie sauber.

Wer die Partie ebenfalls nicht zu Ende spielte, war Johannes Salmonsson. Der schwedische Stürmer war im letzten Drittel nicht mehr auf dem Eis. Laut Clouston eine vorsorgliche Maßnahme: „Er ist nicht hundertprozentig gesund, aber bis Sonntag ist er hoffentlich wieder ganz fit.“ Vermutlich die letzten Nachwehen des Virus, der durch die Haie-Kabine gegangen war, denn eine Verletzung war Salmonsson auch nach dem Spiel auf dem Weg zum Bus nicht anzusehen.

Die Adler schalteten in ihren Offensivbemühungen nach ihrem fünften Tor deutlich einen Gang zurück und verlegten sich aufs Verwalten ihres komfortablen Vorsprungs. Die Haie fanden nun zwar auch spielerisch den Faden wieder, konnten aber bei fünf gegen fünf Mannheims Goalie Youri Ziffzer nicht in Verlegenheit bringen. Das zweite KEC-Powerplay-Tor des Abends kam zu spät und diente somit nur noch als Ergebniskosmetik. In der Folge verpasste Philip Gogulla zwar noch eine Großchance, die bei einem Torerfolg die Partie nochmal spannend hätte machen können, aber er traf am bereits geschlagenen Ziffzer vorbei nur den Pfosten.

Für die Haie gibt es wenig Positives aus der Partie mitzunehmen. Lebenszeichen gab es in zahlreichen Auseinandersetzungen aber immer wieder vor allem in den entstandenen Fights. Nick Latta forderte Jochen Hecht, doch der kniff gegen den 22-Jährigen. Charlie Stephens schickte in einem einseitigen Kampf Dominik Bittner aufs Eis. Shawn Lalonde knöpfte sich später ebenfalls Jochen Hecht vor, der dieses Mal zwar die Handschuhe fallen ließ, aber einem tatsächlichen Fight mit einer Ringereinlage erfolgreich entging. Dadurch, dass Matt Lashoff im Nachgang dieser Situation fälschlicherweise die für Hecht fällige 2+2+10 erhielt, blieb Hecht in der kompletten Partie ohne große Strafe. Das kann für den Fortlauf der Playoffs noch von großer Bedeutung sein, denn in der Post-Season reichen – anders als in der Hauptrunde – bereits zwei große Strafen für eine Sperre.

Was die Zuschauer am Sonntag erwarten können, ist die nahtlose Fortsetzung des emotional geführten Duells der Erzrivalen. Erstes Bully wird um 14:30 Uhr sein. Wir übertragen die Partie live ab 14:15 Uhr.

Über den Autor: Henrike Wöbking

Henrike schreibt für haimspiel.de seit 2005 und wurde von Ex-NHL-Spieler Jason Marshall gelobt für "the best interview I ever did". Sie zeigte sich hauptverantwortlich für das Abschiedsvideo von Dave McLlwain. Außerdem ist sie Buchautorin und schrieb den Roman "Auf Eis" vor dem Hintergrund der Playoffs 2002.

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Spiel 2: „Do or die“ für die Adler

3 Kommentare

  1. olaf
    12.03.2016

    Weitgehend würde ich dir zustimmen, nur bei der Auseinandersetzung zw. Hecht und Lalonde hatte ich den Eindruck, dass Hecht die Strafe bewusst umging. Und Lashoff war tatsächlich in einen Fight verwickelt.

  2. Hecht hatte gegen Lalonde die Handschuhe aus. Das war für die Refs das Unterscheidungskriterium in der Situation mit Latta, also muss er fürs Handschuhe-Fallen-Lassen gegen Lalonde genauso die 10er kriegen. Da Lashoffs Fight als Fight angesehen wurde, wo ist dann die 10er für seinen Gegner? Da wurde im Laufe der Partie mit mehr als zweierlei Maß gemessen. Und Hecht ist letztendlich unbelastet daraus hervorgegangen. Das ist Fakt.

  3. Olga
    12.03.2016

    Umso wichtiger, dass die Haie morgen gewinnen und jemand (ausschließlich aus der Haie-Profimannschaft und auf dem Eis) Hecht auf links krempelt, bzw. dafür sorgt, dass er den Bart statt im Gesicht am Hintern kleben hat. Mein Angebot – eine Flasche Diplo für den Helden – steht. ?

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