Unabhängiges Magazin seit 2003 – Eishockey. Kölner Haie. Köln. DEL.

Hinweis: Dieser Artikel ist älter als sechs Monate. Um immer auf dem aktuellen Stand zu sein nutzt du:

Aktuelle Informationen findest du auf unserer Startseite »

1:6-Niederlage in Iserlohn

Moritz Müller vs. Colton Teubert - Foto: Andreas Dick

Es war ein Spiel, das alles hatte: Gegentore in jeder nur denkbaren Situation, einen Fight, ein wütendes Pauseninterview, blankliegende Nerven und am Ende die offene Frage, ob es nun auch weiterhin keine Trainerdiskussion bei den Kölner Haien gibt.

Der Start in die Partie war für den KEC einer von der Sorte, die sie in den letzten Spielen eigentlich abgestellt hatten: es gab ein frühes Gegentor. Ganze 69 Sekunden brauchten die Roosters, um durch Cody Sylvester in Führung zu gehen. Kurz danach bekamen die Hausherren einen Penaltyshot zugesprochen, nachdem Moritz Müller Brooks Macek am Torschuss hinderte, als der Iserlohner allein auf und davon war. Gustaf Wesslau konnte aber gegen Macek parieren und verhinderte, dass die Haie früh in der Partie gleich mit zwei Toren hinten lagen. In der Folge gab es Chancen auf beiden Seiten. Roosters-Coach Pasanen sagte nach der Partie: „Matthias Lange war unser bester Spieler. Er hat uns im 1. Drittel im Spiel gehalten.“ Allein zwei Powerplays in den ersten 20 Minuten ließen die Haie ungenutzt, auch weil Lange herausragend hielt. Die Roosters hingegen nutzten ihr erstes Powerplay der Partie, um durch Mike York auf 2:0 zu erhöhen. Bei den Haien gelang wenig. Sebastian Uvira, der sich immer wieder mit schönen Einzelaktionen Chancen erarbeitete und unter anderem zwei Strafen damit zog, blieb ein Torerfolg verwehrt. „Es geht einfach im Moment nichts rein. Das ist auch nicht normal, dass man sieben oder acht Chancen im Spiel hat, und keiner geht rein. Wir haben alle [Scheiße] am Schläger“, so der Kölner Stürmer nach der Partie.

Die Haie bemühten sich, zurück in die Partie zu kommen, aber als Nicholas Petersen kurz vor Ende des ersten Drittels die 3:0-Führung markierte, war das ein herber Genickschlag für die Mannschaft von Niklas Sundblad. Pasanen dazu: „Die Haie haben uns zum Teil auseinander genommen, aber wir haben die Tore zum richtigen Zeitpunkt gemacht.“ Gegen die Roosters in ihrer aktuellen Form in Iserlohn vier Tore zu machen, schien ein Ding der Unmöglichkeit. Ab diesem Zeitpunkt konnte es für die Haie nur noch darum gehen, sich achtbar aus der Affäre zu ziehen. Das gelang allerdings nicht.

Mit dem deutlichen Rückstand öffneten die Haie im Mittelabschnitt ihr Spiel. Es sprang ein Lattentreffer dabei heraus, der ins Bild der auch noch glücklosen Haie passte. Das offenere Spiel wiederum bot den Roosters Konterchancen. Caporusso setzte sich nach Scheibenverlust des KEC in der neutralen Zone durch und konnte von Torsten Ankert nur mit einer Notbremse am Torschuss gehindert werden. Ankert selbst verletzte sich bei dieser Aktion, als er mit dem Kopf ins Torgestänge rutschte, und fiel für den Rest der Partie aus. Den folgenden Penalty verwandelte Caporusso zum 4:0. Die Nerven lagen zu diesem Zeitpunkt bei den Haien längst blank. Und so kam es wenig überraschend zu einem Fight zwischen Moritz Müller und Colton Teubert. Gingen die ersten Schläge von Teubert noch ins Leere, so landete das Iserlohner Schwergewicht nach einigen eingesteckten Treffern von Moritz Müller dann letztendlich die entscheidenden Punches. Punktsieg Teubert, aber ein richtiges Signal des Kölner Kapitäns in einer ohnehin verlorenen Partie. Den Push, den die Haie nach diesem Fight hatten, nutzten sie kurz danach zu ihrem einzigen Treffer, den Johannes Salmonsson erzielte. Doch die Freude darüber hielt nicht lange an.

Zunächst kassierte Alexander Weiß eine mehr als fragwürdige 5+Spieldauer-Strafe für einen Stockstich, der keiner war. Die ersten knapp zwei Minuten der daraus resultierenden Unterzahl kämpften die Haie wacker, bis dann Jason Jaspers nach einer leichten Berührung durch Salmonsson zu Boden ging, was von den Schiedsrichtern mit zwei Minuten geahndet wurde und den Haien eine doppelte Unterzahl bescherte. Fast anderthalb Minuten hielten die Haie den Angriffsbemühungen der Roosters stand, bis Raymond dann doch eine Schussbahn fand und zum 5:1 traf. Der KEC kam im weiteren Verlauf noch zu zwei eigenen Überzahlspielen, ließen diese aber – wie alle insgesamt sieben Powerplays – nicht nur ungenutzt, sondern kassierten auch noch einen Shorthander durch Brooks Macek in der 35. Minute.

Moritz Müller ließ in der Drittelpause im Interview bei Servus TV seinen Gedanken über den Kader und die Organisation der Iserlohn Roosters freien Lauf. Er fand deutliche Worte zu den eingedeutschten Import-Spielern und titulierte die Roosters als „kanadische 1C-Nationalmannschaft“. Er stellte aber auch klar, dass das keine Entschuldigung für die eigene Leistung war und bezeichnete das Spiel seiner Mannschaft bis dahin als „peinlich“.

Der Schlussabschnitt war dann geprägt von anrennenden Haien gegen auf Defensive umgestellte Roosters. Die Gastgeber kamen bei ihren Konterchancen aber genausowenig zu Torerfolgen wie die Haie in ihren Angriffsbemühungen. Und so blieb es nach 60 Minuten beim 6:1.

Charlie Stephens resümierte nach der Partie: „So, wie wir gespielt haben, hatten wir keine Chance zu gewinnen. Wir haben zu viele Fehler gemacht. Iserlohn hat gut gespielt, aber wir haben ihnen auch viele Möglichkeiten gegeben – genauso wie im letzten Spiel gegen Ingolstadt. Wir müssen etwas ändern. Wir machen wieder und wieder die gleichen Fehler und dann kommt am Ende immer das Gleiche dabei heraus. Es ist zum wahnsinnig werden.“

Peter Schönberger wollte nach der Partie keine Aussagen zum Stand der Überlegungen zu Niklas Sundblad machen. Aber es ist nicht von der Hand zu weisen, dass dieses Spiel jedes Potential hat, der berühmte letzte Sargnagel zu sein. Die kommenden Tage werden zeigen, ob der KEC weiterhin Geduld mit Niklas Sundblad und der Mannschaft hat oder nun den Schritt des Trainerwechsels geht.

Über den Autor: Henrike Wöbking

Henrike schreibt für haimspiel.de seit 2005 und wurde von Ex-NHL-Spieler Jason Marshall gelobt für "the best interview I ever did". Sie zeigte sich hauptverantwortlich für das Abschiedsvideo von Dave McLlwain. Außerdem ist sie Buchautorin und schrieb den Roman "Auf Eis" vor dem Hintergrund der Playoffs 2002.

Vorheriger Artikel

Das Spiel aus der Hand gegeben

Keine Kommentare vorhanden

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.