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Viertelfinale gegen Nürnberg: Größe gegen Speed

Kai Hospelt beim Bully gegen Nürnbergs Philippe Dupuis - Foto: Andreas Dick

Am Mittwoch starten die Kölner Haie ins Viertelfinale gegen die Nürnberg Ice Tigers. Der Tabellendritte gegen den Tabellensechsten. Es wird ein Kräftemessen im übertragenen wie im buchstäblichen Sinn. Besteht die Mannschaft von Peter Draisaitl gegen die Physis der Ice Tigers? Können die Haie ihre Torproduktion wieder hochschrauben? Wird Gustaf Wesslau der Schlüsselspieler für den KEC in dieser Serie?

Das Duell zwischen den Pfosten

„Ich glaube, der Goalie ist der wichtigste Spieler in einem Eishockeyspiel. Wenn der Goalie einen guten Tag hat, hat man eine Chance zu gewinnen. Hat der Goalie einen schlechten Tag, verliert man wahrscheinlich,“ betrachtet Gustaf Wesslau den Druck, der auf den Torhütern lastet. Ein schlechter Tag in der Hauptrunde bedeutet: Verlorene drei Punkte. Ein schlechter Tag in den Playoffs bedeutet: Einen Schritt näher im Aus in einer Serie.

Auf Nürnberger Seite steht mit Niklas Treutle und Andreas Jenike ein Torwartduo, das noch bis Ende Januar die Plätze 1 und 3 im Goalie-Ranking der Liga innehatte. Für die Nürnberger standen nach der Hauptrunde ligaweit die wenigsten Gegentore zu Buche. „Sie haben zwei gute Goalies. Ich weiß nicht, wer von beiden spielen wird. Aber wer den besseren Goalie hat, wird wahrscheinlich gewinnen“, so Wesslau. Das Duell zwischen den Pfosten ist also eröffnet.

In den Playoffs ist es egal, ob ein Ergebnis mit drei, acht oder nur einem Tor Unterschied ausfällt. Es zählen Siege und Niederlagen. Sonst nichts. Gustaf Wesslau ist vielleicht einer der ehrgeizigsten Vertreter seiner Zunft in der DEL. So nah wie möglich ans Optimum zu kommen, ist in jedem Spiel sein Ziel. Nicht nur so fehlerfrei wie möglich bleiben, sondern auch die vermeintlich Unhaltbaren halten.

Nicht weniger als das muss der Schwede leisten, wenn die aktuelle Torflaute bei seinen Vorderleuten anhält. Der Offensive des KEC hat es zuletzt an Kaltschnäuzigkeit vor dem gegnerischen Tor gefehlt. Das macht die Rahmenbedingungen für die Kölner Goalies nicht einfacher.

Hoffnung auf gesteigerte Torproduktion

„Wenn wir keine Tore schießen, geben wir Gustaf keinen Raum, auch mal einen oder zwei Fehler machen zu dürfen“, meint T.J. Mulock. „Das muss frustrierend für ihn sein.“

„Darum kann ich mich nicht kümmern. Ich bin ein defensiver Spieler. Ich bin ein Goalie. Ich muss mich um meine Sachen kümmern. Das müssen die offensiven Spieler hinkriegen“, meint Wesslau dazu, äußert aber auch Hoffnung auf Besserung: „Wir haben diese Woche daran gearbeitet. Wir werden also mehr Tore schießen.“

„Dass wir so wenig Tore geschossen haben, hat uns schon beschäftigt“, sagt Corey Potter. „Aber wir haben jetzt über ein paar Dinge gesprochen und an ein paar Sachen gearbeitet. Ich glaube, wir können es zu unserem Vorteil nutzen, dass das zuletzt eine unserer Schwächen war, und uns jetzt darauf konzentrieren, mehr Schüsse aufs Tor zu bringen, mehr Verkehr vor dem gegnerischen Tor zu produzieren und insgesamt mehr Zeit im Angriffsdrittel zu verbringen.“

„Wir haben jetzt so trainiert, dass wir Vertrauen am Schläger haben und vor dem Tor auch ein bisschen ruhiger bleiben“, berichtet Sebastian Uvira. „In den Playoffs kann man Panik nicht gebrauchen.“

„Tore zu schießen hat viel mit Selbstvertrauen zu tun. Daran haben wir jetzt im Training gearbeitet“, ergänzt Mulock. „Alle fühlen sich gut. Selbstvertrauen ist die Hauptsache. Wir wissen, dass wir gut aufgestellt sind gegen Nürnberg.“

Defensiv-Schlacht ist zu erwarten

Auch wenn in Spiel 1 am Mittwoch sicherlich die eine oder andere Duftmarke gesetzt und der Ton für die Serie angegeben wird, ist im Duell zwischen den Ice Tigers und den Haien auf lange Sicht eher mit einer Defensiv-Schlacht mit Fokus auf Fehlervermeidung zu rechnen. „Das erste Tor spielt definitiv eine große Rolle. Man will definitiv das erste Tor machen und in Führung gehen. Die Liga ist so defensiv und alle spielen so gut in ihren Systemen, dass man nicht viele Chancen bekommt“, erklärt Mulock. „Besonders gegen Nürnberg. Wenn man gegen sie in Rückstand gerät, tut man sich schwer, das Spiel noch zu drehen. Es ist das Ziel, in jedem Spiel das erste Tor zu machen.“

Größe gegen Speed

Die Mannschaft von Peter Draisaitl sieht sich läuferisch überlegen und will daraus Kapital schlagen. Wo die Nürnberger mit Größe, Gewicht und Physis glänzen, wollen die Haie mit Speed und Härte antworten. „Sie sind das größere und stärkere Team. Deshalb müssen wir unsere Schnelligkeit zu unserem Vorteil nutzen“, so Potter. „Wir müssen es schaffen, Scheiben tief ins Nürnberger Drittel zu bringen, um ihre Verteidiger dazu zu zwingen, sich zu bewegen. Das ist eine ihrer Schwächen. Dann werden wir aber ebenso physisch spielen müssen, weil sie glauben, dass sie uns in dem Bereich schlagen. Da müssen wir also dagegenhalten.“

Was den Nürnberger Verteidigern an läuferischer Geschwindigkeit fehlt, machen die antrittsschnellen Stürmer wieder wett. Das Personal auf dem Eis ist im Gesamtpaket für Rob Wilsons System perfekt zusammengestellt. Das routinierte Konter-Hockey der Ice Tigers verlangt von den Haien im Fall von Scheibenverlusten im Angriffsdrittel ein adäquat schnelles Umschalten von Offensive auf Defensive und gute Abstimmung im Backcheck.

Unterzahl der „Stützpfeiler“ im Spiel der Haie

In den Special Teams haben sich beide Mannschaften während der Hauptrunde nahezu komplett neutralisiert. Die Ice Tigers haben in den vier Partien dieser Saison aus 14 Powerplay-Situationen gegen Köln keinen Treffer machen können. Alle 12 Nürnberger Tore gegen die Haie fielen bei gleicher Mannschaftsstärke auf dem Eis. Der KEC seinerseits brachte es auf einen einzigen Powerplay-Teffer gegen Nürnberg – und dazu war eine doppelte Überzahl nötig. Die restlichen 8 Haie-Tore in dieser Saison gegen die Ice Tigers waren ebenfalls alles Treffer bei gleicher Mannschaftsstärke.

Das Penalty-Killing war über die gesamte Saison die einzige positive Konstante im Spiel der Haie. Ligabestwert mit fast 90% Unterzahlquote. Peter Draisaitl nannte es den „Stützpfeiler“ im Spiel seiner Mannschaft.

„Die Special Teams sind in den Playoffs enorm wichtig. Die Spiele sind so eng bei fünf gegen fünf, dass Über- und Unterzahlspiel großen Einfluss auf das Ergebnis haben“, meint Unterzahlspezialist Mulock. „Wir werden alles tun, was wir können. Schüsse blocken – was auch immer, um Gustaf zu helfen. Er ist ein so wichtiger Faktor in unserem Spiel. Wir müssen Bullys gewinnen und uns bei freien Scheiben durchsetzen. Das wird wichtig werden. Solche Dinge machen den Unterschied aus.“

Auch das Unterzahlspiel der Ice Tigers kann sich sehen lassen. Probleme gab es bei den Franken eher in Überzahl. Das Nürnberger Powerplay ist während der gesamten Saison nie wirklich in Fahrt gekommen. Mit der drittschlechtesten Überzahl der Liga nach der Hauptrunde hat die Mannschaft von Rob Wilson in diesem Bereich noch viel Luft nach oben. In der Hauptrunde hat es auch mit nur 24 Powerplaytreffern zu Platz 3 in der Tabelle gereicht. Man war nicht auf die Ausbeute in Überzahl angewiesen.

Ausfälle und Rückkehrer

Dass den Haien Fredrik Eriksson mindestens für die ersten beiden Viertelfinalspiele am Mittwoch und Donnerstag fehlen wird, steht fest. Ein Fragezeichen steht noch hinter Justin Shugg. Die Entscheidung, ob er aufläuft, wird erst am Spieltag selbst fallen. Alle anderen KEC-Spieler sind fit und haben sich am Dienstag nach dem Training auf den Weg nach Nürnberg gemacht.

Bei den Ice Tigers kehrte Steven Reinprecht nach seiner Rückenoperation vor Weihnachten und folgender Reha ins Line-Up zurück. Sein Comeback gab er bei der 2:6-Niederlage am vorletzten Spieltag gegen Ingolstadt. Neben dem Langzeitverletzten Colton Teubert wird Stürmer Marco Pfleger nach seiner Hüftverletzung noch nicht wieder verfügbar sein, ist aber wieder auf dem Eis. Marius Möchel und Milan Jurcina trainieren derzeit nur individuell.

Draisaitl: „Nebengeräusche spielen keine Rolle.“

Die vielleicht wichtigste Frage rund um die Mannschaft von Peter Draisaitl wird aber wohl werden, ob sie die turbulente, von Sideshows geprägte Hauptrunde hinter sich gelassen hat und ob die Playoffs dafür sorgen können, dass sich die mannschaftliche Geschlossenheit einstellt, die bislang fehlte.

Die schwankenden Leistungen, der Trainerwechsel, der Abgang von Nick Latta, der Rauswurf von Shawn Lalonde, die Unsicherheit über die individuelle Vertragssituation – es gäbe genug, was die Spieler in den Hinterköpfen beschäftigen könnte.

Peter Draisaitl kommentiert die Nachfrage dazu: „Nebengeräusche spielen keine Rolle.“ Ob das eine Tatsache oder nur Wunsch Vater des Gedankens ist, muss die Mannschaft ab Mittwochabend 19:30 Uhr auf dem Eis zeigen.

Wir übertragen die Partie live ab 19:15 Uhr aus der Arena in Nürnberg.

Euer Viertelfinal-Tip: Wer schafft den Einzug ins Halbfinale?

Über den Autor: Henrike Wöbking

Henrike schreibt für haimspiel.de seit 2005 und wurde von Ex-NHL-Spieler Jason Marshall gelobt für "the best interview I ever did". Sie zeigte sich hauptverantwortlich für das Abschiedsvideo von Dave McLlwain. Außerdem ist sie Buchautorin und schrieb den Roman "Auf Eis" vor dem Hintergrund der Playoffs 2002.

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Ohne Eriksson in Spiel 1 und 2, Shugg mit Fragezeichen

3 Kommentare

  1. Gabriele Umland
    13.03.2018

    Ich hoffe das was die Haie sich vorgenommen haben auch umsetzen,denn sie haben schon oft vor entscheidenden Spielen geredet was sie alles besser machen wollen u.was war immer scheiße.wollen hoffen das es diesmal Nicht so ist also Jungs gebt alles wir glauben an euch

  2. Alexander
    13.03.2018

    Wir sollten Strafen vermeiden ansonsten gillt nur der Glaube an die Meisterschaft!!

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