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Spiel 4: Der etwas andere Spielbericht nach einem 1:5

Quelle: mcfly37.de
Quelle: mcfly37.de

Wolfsburg gewinnt gegen Köln im Viertelfinal-Spiel 4 deutlich mit 5:1 und erhöht die Führung in der Serie auf 3:1. Den Grizzlys reicht ein weiterer Sieg zum Erreichen des Halbfinales. Die Kölner Haie hatten gute Phasen im Spiel, zeigten aber auch immer wieder hohe Defizite im Abwehrverhalten. So konnte Gerrit Fauser bereits in den ersten Minuten zwei Mal durch die Haie-Abwehr gleiten ohne wirklich gestört zu werden. Woher das kommt, ist nach dem Saisonverlauf unerklärlich.

Wir widmen uns in den folgenden Zeilen nicht dem spielerischen Offenbarungseid, denn das Spiel ist schnell erzählt: Das erste Überzahlspiel kann Wolfsburg – wie in den Spielen zuvor – zur 1:0-Führung nutzen. Im zweiten Drittel starten die Haie gut, aber Hager spielt in nur wenigen Sekunden fatale Fehlpässe, die mit der ersten Chance im Mittelabschnitt direkt zum 2:0 bestraft werden. Im Schlussdrittel erhöht Wolfsburg auf 5:0. Der Ehrentreffer durch Ehrhoff – immerhin.

Es wird der etwas andere Spielbericht. Warum? – Wir von haimspiel.de begleiten die Kölner Haie mit diesem Medium bereits seit 2003. Die meisten unserer Mitglieder zudem noch wesentlich länger über diese Zeit hinaus. Es gibt oftmals Dinge, die man sich erklären kann. Auch schlechte Phasen. Wie zum Beispiel der letztjährige Dezember mit der krönenden 0:6-Niederlage in Bremerhaven. Es war ärgerlich, auch wissentlich das es nur an der fehlenden Motivation lag. Aber es gab eine Erklärung.

Charakterspieler und Leadership?

Schon im Dezember haben wir uns allerdings gefragt: Wo sind die Charakterspieler, die das Team in dieser Saison prägen sollten? Leadership – bei den Haien sucht man es zur Zeit vergebens. Eine Motivationsfrage kann es eigentlich nicht sein – es sind Playoffs. Was es in den Playoffs bedeutet, gegen Wolfsburg zu spielen, wissen die meisten Spieler. Die Grizzlys machen das schon seit Jahren so. Effektiv, schnell, ausdauernd, taktisch und diszipliniert. Nichts neues. Sollte man meinen. Doch der KEC sucht seit Serienbeginn nach seiner Form. Nach der Leichtigkeit und nach dem, was die Mannschaft dann doch über die Saison gesehen ausmachte: Da zu sein, wenn es drauf ankam. Das Neujahrsspiel in München, das Rückspiel nur zwei Tage später. Als Reaktion auf einen desolaten Dezember. Doch im Viertelfinale wird die Zeit knapp. Der KEC steht nach der 1:5-Niederlage mit dem Rücken an der Wand.

Wolfsburger Spielweise so überraschend wie Weihnachten

Noch schlimmer: Die Kölner Haie erwecken nicht den Eindruck, dass sie auch nur ansatzweise aktuell eine Idee hätten. Eine Idee, die Tore kreiiert und Spiele gewinnen lässt. Sicher, Wolfsburg ist garantiert kein Wunschgegner in den Playoffs. Dass man aber auf die unangenehmen Niedersachen trifft, hat man sich selbst zuzuschreiben. Die letzten drei Spiele in der regulären Saison hat man verloren. Nur ein Sieg mehr und man wäre Wolfsburg aus dem Weg gegangen. Die Haie haben ihrer Stärke aber vertraut. Stärke, von der sie jetzt nicht wissen, wie sie einzusetzen ist.

Wer lacht die Haie noch aus?

Die nicht richtig einzusetzende Stärke der Haie wird zum Frust der Spieler: Sie versuchen die Grizzlys in Zweikämpfe zu verwickeln. Aber es war schon in den Spielen in Köln zu beobachten: Mehr als ein Auslachen der Wolfsburger folgt nicht als Reaktion. Auch beim heutigen Spiel ist es nicht schwer, sich in die Gedankenwelt von Byers hinein zu versetzen, als Likens ihn nach einem Check und Gerangel auslachte. In den sonstigen Zweikämpfen ist es wie immer – also auch nichts Neues gegen Wolfsburg. Es werden viele Strafen geschunden. Im neudeutschen Sport nennt sich das “cleveres Verhalten”. Es ist clever, weil es funktioniert. Wolfsburg setzt es ein, die Haie scheitern daran.

Spontan haben wir uns im Team an eine Serie zwischen Mannheim und Wolfsburg zurück erinnert. Wolfsburg war Außenseiter, Mannheim Favorit. Doch die Favoriten aus der Quadratstadt haben die Serie verloren und flogen aus den Playoffs. Wir haben geschmunzelt. Jetzt, so ist anzunehmen, lachen nicht nur die Wolfsburger Spieler die Kölner Haie aus. Die “halbe Liga” wartet schon auf Freitag, um zu sehen, ob auch über den KEC gelacht werden kann. Eine hochgelobte, talentierte Mannschaft. Die mit reichlich Budget in der Saison verstärkt wurde (mit Krämmer, Ehrhoff und Bolduc drei Nachverpflichtungen).

Wir sind bei 5 gegen 5 besser?

Stimmen nach den Spielen in dieser Serie? Meist Fehlanzeige. Und wenn, dann ohne Inhalt. Aber es gab ein Interview, geführt von den Kollegen der TV-Übertragung (telekomeishockey.de) mit Patrick Hager. Er sagte in Spiel 2: “Wir dürfen keine unnötigen Strafen kassieren, wir wollen unsere Stärke ausspielen. Die ist bei 5 gegen 5. Denn da sind wir das bessere Team”. Leider haben die Haie – in vier Spielen – noch kein Tor bei 5 gegen 5 geschossen. Setzt man den Siegtreffer von Bolduc in Spiel 1 in der Verlängerung in Klammern, kann man sogar sagen: Es hat noch kein Stürmer der Haie in vier Playoff-Spielen (in der regulären Spielzeit) getroffen. Natürlich sind Strafen nicht förderlich. Doch ist es nur das? Vor allem die erste Reihe punktet nicht mehr. Das, was Köln letzte Playoffs so stark gemacht hat, fehlt in der aktuellen Serie: Die Reihe Gogulla, Hager und Jones.

Tief besetzte Mannschaft ohne Tiefe?

Natürlich benötigt auch eine Top-Reihe Entlastung durch eine weitere gefährliche Reihe. Doch hier trennt sich die Spreu vom Weizen: Einzelne Aktionen von Krämmer oder Uvira lassen Qualität aufblitzen. Reinhart wurde nach erfolglosen Spielen ausgewechselt. Der erst genesene Latta kassiert bei seinem ersten Spiel eine Spieldauer-Disziplinarstrafe. Es scheint, als wenn sich die Haie-Spieler mit vielen Dingen beschäftigen, nur die spielerische Klasse, die ohne Zweifel in der Mannschaft steckt, scheint verloren gegangen zu sein. Ist die Moral gar schon gebrochen?

Das direkte Umfeld der Kölner Haie wirkt stark verunsichert. Vor allem durch die Wolfsburger Spieler, die diszipliniert und mit einem Lächeln auf alle Aktionen der Haie reagieren. Der Boulevard müsste eigentlich seine Freude daran haben: “Star-Truppe taumelt”, “Vom Gegner ausgelacht” oder einfach nur “Lachnummer”. Im Übrigen alles Schlagzeilen, die wir nach 5 Minuten Recherche auf bild.de gefunden haben – alle drei Artikel handelten vom Hamburger SV…

Randnotiz: Der heutige 1:5-Treffer durch Ehrhoff ist statistisch zwar bei numerischer Gleichheit gefallen, allerdings bei vier gegen vier und im gleichen Moment, als Wolfsburgs Pfohl von der Strafbank zurück kam. 

Kein Abgesang, Freitag gehts weiter!

Wir von haimspiel.de sind unabhängig vom Verein. Wir schreiben stets neutral, kritisieren den Club, wenn es angebracht ist. Aber wir alle haben mal in der Kurve der Kölner Haie angefangen. Wir wissen, wie sich Haie-Fans fühlen. Auch, wenn sie Kilometer weit fahren um dann eine 1:5-Niederlage zu sehen. Egal ob dienstags abends im tiefen Bayern, mitten im Winter in Bremerhaven oder eben in den Playoffs in Wolfsburg.

Und weil wir auch mitfiebern, verlieren wir auch nicht die Hoffnung: Vielleicht, nur vielleicht, geht ja noch was am Freitag und das Team findet in die Spur zurück.

Über den Autor: Dennis Wegner

Dennis gründete gemeinsam mit René im Sommer 2003 haimspiel.de und betreut die Seite bis heute als 1. Vorsitzender. Außerdem war er zwischendurch für das Haie-Fanprojekt tätig, hat mit dem Team und der Fanszene "Wir sind Haie" ins Leben gerufen und die Flyeraktion "Köln ohne Haie?" mit großem medialen Echo organisiert.

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8 Kommentare

  1. Rolf
    15.03.2017

    Wenn das der Fokus von Clouston war, dann hätte er von vornherein sagen sollen das der Fokus auf schnellen Urlaub liegt. Ein echter Fan der hinter seinem Verein steht sollte der Führung auch seinen Unmut kundtun und genau das werde ich tun. Ich verzichte darauf mir diese Gurkentruppe am Freitag nochmal ansehen zu müssen, Sch*** auf die Dauerkarte im Paket 2. Es ist eine Schande für jeden der auch nur einmal mit “Mund abputzen” kommt. denn Mund abputzen bedeutet nichts anderes als “Was interessiert es mich was ich bisher falsch gemacht habe, ich mache einfach so weiter” Und hört auf mit Cleverer spielen, was die Manschaft seit Januar macht ist einfach Schei****** hoch 10 und da kann ich als Fan der Haie nur sagen “Schämt euch dafür uns das Geld für Dauerkarten aus der Tasche zu ziehen”!
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  2. Jochem Aschert
    16.03.2017

    Super, mir voll aus der Seele geschrieben. Auch wir gehören zu den Gefrusteten, die zweimal 5 Stunden nach Wolfsburg und zurück und dazu zwei absolute Sch…. Spiele der Haie gesehen haben. Dazu jetzt noch die Nachricht vom Hagerwechsel, möge die Saison am Freitag endlich zu Ende gehen. Das derzeitige unfähige Gegurke kann ich nicht mehr sehen. Traurig, dass man so was als Haie Fan schreibt, aber bin gerade total müde und gefrustet in der Nacht zu Hause angekommen. Euch Dank für diese klaren Worte!!!

  3. Jannis Bernhard
    16.03.2017

    Es ist wirklich sehr ärgerlich, so viele Kilometer zu fahren, nur um sich so eine Klatsche mit antun zu müssen. Ich hab mir die ganze Zeit bei dem Spiel vorhin gedacht gegen wen die Wolfsburger spielen. Ich kenne diese Mannschaft gar nicht. Die “richtigen” Haie haben in der guten Phase der Hauptrunde mit Leidenschaft und zahlreichen Ideen gespielt und viele Tore geschossen. Das was die Gurkentruppe jetzt zurzeit abliefert ist einfach nur noch mit Lustlosigkeit und einer “Ich will endlich in den Urlaub”-Einstellung zu vergleichen. Und das ist gegenüber den Anhängern und Fans mehr als nur unfair. Natürlich hab ich weiterhin ein bisschen Hoffnung, aber ich glaube nicht, dass es Freitag besser wird. Um das Ding zu drehen müsste ein großes Wunder geschehen. Dafür ist es nur jetzt leider viel zu spät. In diesem Sinne bis zur nächsten Saison 17/18 und allen eine schöne Sommerpause…..

  4. Thomas Gullasch
    16.03.2017

    Keine der Verpflichtungen von Clouston/Mahon hat gepasst, das ist kein DEL-Niveau und es waren alles ausgesuchte “Wunschspieler” der beiden…. darüber muss geredet/geschrieben werden…

  5. Hans
    16.03.2017

    Als langjähriger Fan habe ich schon vieles mitgemacht, aber diese Pleite ist wohl der absolute Höhepunkt.
    Was will man mit dem Männlein Clouston noch? Schickt ihn schnell zurück nach Kanada, man hatte ja auch keine Probleme, Uwe Krupp zu feuern.
    So was hilfsloses hinter der Bande sieht man auch nicht jeden Tag.

  6. Reinhold Kosche
    16.03.2017

    Larry Mitchell ist auf dem Markt. Der hat es zumindest schon bewiesen, dass er es kann.

  7. Knipp Bea
    16.03.2017

    Das Wolfsburg lacht ist auch kein Wunder- die Grizzlys bestehen aus vielen sehr guten ehemals HAIEN, die man in Köln rausgeekelt hat, weil man die gelinde gesagt für nicht qualitativ hielt anstatt den grottigen Trainer zu feuern. Diese führen jetzt Köln vor Augen
    – zu rech, wie falsch diese Behauptung und Entscheidung damals war und lachen herzhaft. Das Verhalten der Verantwortlichen dem Hager gegenüber erinnert stark an das eins dem Hohn Tripp gegenüber. Offensichtlich ist man lernresistent.
    Es macht mich gleichermaßen traurig und wütend.
    Die Mannschaft ist gut- die Führung angefangen bei Trainer ist Schei……!!!!
    Halt durch Jungs!
    Bea

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