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Sebastian Uvira: „Ich hoffe auf die Top 9.“

Sebastian Uvira - Foto: Steffen Thaut

Vor dem Nachholspiel gegen die Iserlohn Roosters am 26. Januar traf man einen sichtlich bedrückten Sebastian Uvira in den Katakomben der Kölner Arena an. Er nahm die Glückwünsche zu seinem 23. Geburtstag entgegen und quittierte dann die Nachfrage zum Verpassen des zweiten Heimspiels unter dem neuen Headcoach aus tiefstem Herzen mit einem „Es ist zum kotzen.“

Es war damals gerade drei Tage her, dass er sich die Verletzung zugezogen hatte, die die Saison für ihn beenden sollte. „Es ist im Training passiert. Ich hab mich im ersten Training unter Cory verletzt“, berichtete Uvira auf der Saisonabschlussfeier. „Ich habe einen schlechten Schritt gemacht und dabei ist mir was in der Hüfte gerissen. Das ist nichts Angeborenes oder so gewesen. Es ist traumatisch passiert. Das ist einfach blöd gelaufen für mich.“

Einen guten Zeitpunkt für eine Verletzung gibt es natürlich nie, aber der Ausfall des Stürmers direkt nach dem Trainerwechsel und zu Beginn des Saisonendspurts war nicht nur für ihn mehr als unglücklich. Der Mannschaft fehlten seine physische Präsenz und das druckvolle Element, dass er in seine Reihe bringt. Zudem war er als deutscher Spieler im weiteren Verlauf der Saison und in den Playoffs in der immer dünner werdenden Personaldecke nicht adäquat zu ersetzen. Für den ehrgeizigen Powerforward selbst wurden die letzten zweieinhalb Monate zur seelischen Tortur.

„Es war nicht einfach für mich, den Jungs von der Tribüne aus zuzuschauen und kein Teil davon zu sein. Das war für mich vielleicht noch schwerer als eine Niederlage für die Jungs“, beschreibt er die Zeit, die er in der KEC-Box verbringen musste. „Ich hab sehr gelitten.“

Nach eingehenden Tests war schnell klar, dass eine Operation unumgänglich war. Der Club setzte alle Hebel in Bewegung, um keine Zeit zu verlieren. „Ich bin froh, dass Cory und die gesamte Organisation der Kölner Haie mich dabei unterstützt haben, dass ich schnell wieder auf den Beinen bin. Die haben alles dafür getan, dass ich schnell operiert werden konnte. Sonst wäre ich wahrscheinlich immer noch nicht operiert und wahrscheinlich immer noch auf Krücken unterwegs“, berichtet Uvira. „Aber das ist jetzt alles vorbei. Ich bin auf einem guten Weg der Heilung. Ich bin froh, dass ich mittlerweile schon wieder in der Aufbauphase bin. Jetzt geht es darum, step by step wieder auf hundert Prozent zu kommen.“

Medizinische Unterstützung gibt es ausgerechnet vom FC-Rivalen aus dem Kölner Norden. „Ich bin in Leverkusen bei Bayer sehr gut betreut. Die machen für mich einen sehr guten Job und sind immer hundertprozentig für mich da“, lobt Uvira. „Die Physios und die Trainer kennen sich alle sehr gut aus und haben viel Ahnung. Die wissen, was sie machen, und haben alle Möglichkeiten da.“

Die Krücken braucht er zwar schon eine ganze Weile nicht mehr, aber dennoch liegen arbeitsreiche Monate vor dem 23-Jährigen, die er hochmotiviert angeht. „Im Sommertraining werde ich mich auf die Rumpfmuskulatur und die Beinmuskulatur konzentrieren. Dann kann ich nächstes Jahr hoffentlich meinen Titel verteidigen, der schnellste Spieler zu sein“, gibt sich Uvira kämpferisch, weiß aber auch: „Das wird schwer. Ich habe lange keinen schnellen Schritt mehr gemacht, aber ich bin auf einem sicheren Weg, dass ich wieder auf hundert Prozent komme.“

Dem neuen Trainergespann konnte er sich bislang kaum präsentieren. Lediglich in Cloustons Antritts-Spiel in München stand Uvira auf dem Eis. Es gilt also, sich beim Headcoach zu beweisen. „Auf jeden Fall“, bestätigt Uvira. „Ich habe mit Cory auch schon gesprochen. Er will, dass ich im Sommer Gas gebe, damit ich fit werde. Das ist sein A und O. Er will, dass ich hundertprozentig da bin für die Mannschaft. Das macht mich sehr froh. Er hat viel Vertrauen in mich. Er hat gesagt, dass es ein neuer Start wird – auch für mich. Ich will mich einfach durchsetzen und hoffentlich wieder in den Top-9 der Stürmer dabei sein.“

„Ich will mich vor Cory beweisen“, so Uvira weiter. „Ich bin mir sicher, wenn ich hundert Prozent gebe, dass er mich dann auch mit Eiszeit belohnen wird. Ich hoffe, dass ich noch vor der Saisonvorbereitung auf dem Eis bin und wieder ein Gefühl dafür bekomme, mit der Scheibe umzugehen, und ein bisschen die Kufen zu spüren. Das ist mir sehr wichtig. Ich will auf jeden Fall nicht nach sechs Monaten Pause ins Trainingscamp gehen, ohne Eis gesehen zu haben. Sonst wird es sehr schwer reinzukommen. Ich habe auch mit Mark Mahon und allen gesprochen. Die Möglichkeiten sind auf jeden Fall da. Köln ist – glaube ich – einer von drei Clubs in Deutschland, die den Sommer über Eis haben. Das werde ich auf jeden Fall nutzen.“

Den neuen Start hat Clouston aber nicht nur Uvira angekündigt. Das Gleiche gilt für alle in der Mannschaft. Auch wenn es konkrete Ideen für das Line-Up der kommenden Saison gibt, werden alle im Trainingscamp die Chance haben, durch Leistung zu überzeugen. Das Signal der Trainer ist klar: Nichts ist in Stein gemeißelt. Der interne Wettstreit um die Positionen in der Aufstellung soll jeden Einzelnen zu Bestleistungen anstacheln. Die Botschaft ist angekommen.

„Cory macht einen sehr guten Job, was die Konkurrenz untereinander bei uns angeht“, so Uvira. „Sein Ziel ist, dass jeder hier hundert Prozent gibt. Er will keine Lockerheit sehen. Sobald wir die Kabine betreten, soll jeder voll fokussiert sein. Ich denke, es ist sehr wichtig, dass die Vorgabe da ist, sobald man hier herkommt alles zu geben.“

Unter Clouston hat sich viel verändert für die Mannschaft. Es ist egal, wen aus der Mannschaft man fragt, alle sind voll des Lobes für den Kanadier. „Ich bin sehr froh, dass Cory hier ist“, meint auch Uvira, betont dann aber: „Ich war auch sehr zufrieden mit Sunny [Niklas Sundblad]. Ich habe von Sunny auch viel gelernt und möchte mich bei ihm auch bedanken. Ich bin froh, dass er mich nach Köln geholt hat.“

Sebastian Uvira steht mit seinen jungen Jahren noch am Anfang seiner Profikarriere. Dass sein Headcoach auch Verbindungen in höherklassige Ligen wie die NHL hat, sieht er durchaus auch als Chance und zusätzliche Motivation, einen guten Eindruck zu machen. „Ich hoffe, dass er Gutes über mich erzählen wird für die Zukunft – vielleicht in Nordamerika oder wo auch immer es irgendwann mal hingeht“, sagt er, auch wenn sein Ziel erstmal ist, sich bei den Kölner Haien als wichtiger Bestandteil der Mannschaft zu etablieren. Deswegen gönnt er sich jetzt auch keine Pause. „Ich muss ganz ehrlich sagen, ich hatte genug Zeit zum Nachdenken. Ich werde jeden Tag bis zum Saisonanfang in der Reha sein. Da bleibt keine Zeit für Urlaub oder sowas. Das macht mir aber nichts aus. Ich will von Anfang an bereit sein. Ich will, dass Cory sieht, dass ich mich bemühe und hundertprozentig für die Mannschaft da bin. Ich kann es kaum erwarten, in die nächste Saison zu starten.“

Wer über den Sommer die Trainingsfortschritte von Sebastian Uvira verfolgen möchte, der kann ihm auf Instagram (@sebastianuvira93) folgen. Hier will er die Haie-Fans auf dem Laufenden halten.

Über den Autor: Henrike Wöbking

Henrike schreibt für haimspiel.de seit 2005 und wurde von Ex-NHL-Spieler Jason Marshall gelobt für "the best interview I ever did". Sie zeigte sich hauptverantwortlich für das Abschiedsvideo von Dave McLlwain. Außerdem ist sie Buchautorin und schrieb den Roman "Auf Eis" vor dem Hintergrund der Playoffs 2002.

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