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Playoff-Analyse, Teil 3: Eiszeit der Verteidiger

Alexander Sulzer - Foto: Steffen Thaut

Bevor die Haie in die neue Saison starten werfen wir nochmal einen Blick zurück auf die letzten Playoffs. Daniel Weinberger vom statistischen Analyse-Blog 5plusspieldauer.com hat sich die Playoff-Spiele der Haie nochmal angesehen und händisch getrackt. Die Ergebnisse präsentiert er hier auf haimspiel.de in einem dreiteiligen Gastbeitrag. Vorgestern ging es um einen Aspekt des Spielsystems: Das Verhalten in der Defensivzone, gestern um den Einsatzbereich gewisser Reihen und wer zu Bullys im Defensivdrittel geschickt wird. Heute widmet Daniel sich der Eiszeitverteilung bei den Verteidigern.

Der grösste Vorteil, den Microstats (Microstats sind Dinge wie Zone Exits, Entries, Pässe, etc) bieten, liegt meiner Meinung nach in der Beurteilung von Verteidigern. Deren Leistungen sind schwerer einzuschätzen, da man sie nicht an offensichtlichen Ereignissen (Tore und Assists) misst. Die Hauptaufgaben eines Verteidigers sind: Den Spielaufbau ankurbeln und den Gegner vom eigenen Tor fern halten. Der zweite Teil beinhaltet aber nicht nur das “vorm Tor wegschieben” von gegnerischen Stürmern, sondern eben auch gutes Stellungsspiel in der neutralen Zone (NZ), um es dem Gegner möglichst schwer zu machen, die blaue Linie zu überqueren (Es gibt sogar Anzeichen dafür, dass Forechecking und NZ Defense wichtigere Faktoren sind als die Zuordnung im eigenen Drittel: LINK). Frei nach dem Motto: Verteidigen fängt an, wenn der Puck weg ist.

Also schauen wir doch mal drauf, wie die Haie-Verteidiger sich im Spielaufbau geschlagen haben:

Weiter oben: Weniger Fehler, Weiter Rechts: Effektiverer Spielaufbau

Weiter oben: Weniger Fehler, Weiter Rechts: Effektiverer Spielaufbau

Alex Sulzer schneidet hier sehr schlecht ab. Dass Sulzer unter dem Spielsystem oder unter Verletzungen leidet, lässt sich durchaus argumentieren. Berechnet man die Leistungen von 2014/15 mit ein, schneidet er deutlich besser ab (dort war er mit 62% Exits mit Scheibenkontrolle überdurchschnittlich unter den Haie-Verteidigern). Also mit dem Puck besteht durchaus Hoffnung auf Besserung. Aber wie sieht es ohne Puck aus?

Weiter Oben: Mehr an der blauen Linie unterbrochene Angriffe, Weiter rechts: weniger zugelassene Entries mit Scheibenkontrolle

Weiter Oben: Mehr an der blauen Linie unterbrochene Angriffe, Weiter rechts: weniger zugelassene Entries mit Scheibenkontrolle

Irgendwo zwischen mangelnder Mobilität und fahrlässigen Ausflügen:

Irgendwo zwischen mangelnder Mobilität und fahrlässigen Ausflügen:

Und hier birgt die letzte Saison leider keine Hoffnung auf Besserung, denn da war er, unter den Verteidigern, die heute noch bei den Haien spielen – Ankert, Müller, Zerressen, Sulzer – klar der schlechteste, wenn es ums Verteidigen der eigenen blauen Linie ging.

Also zusammengefasst: Im Spielaufbau hat Sulzer in den Playoffs seine Probleme gehabt, aber es gibt Argumente dafür, dass er diesbezüglich deutlich mehr drauf hat. Defensiv scheint er schlichtweg einfach mittlerweile kein sehr guter Verteidiger zu sein. Für jemanden mit seinem Ruf und seinem Vertrag ist das eine Kombination, die für Haie-Fans (und das Management und den Trainerstab) sehr enttäuschend ist. Im PP kann er wohl durch seine Schussstärke noch durchaus positives zum Spiel der Haie beitragen, aber bei 5v5 sollte er meiner Meinung nach nicht über die Rolle eines 5./6. Verteidigers hinauskommen. “Alex Sulzer, 3. Paar” ist leider kein Luxusproblem aufgrund einer bombastischen Defensive, sondern viel mehr das traurige Resultat aus Alterungsprozess und Verletzungsproblemen.

Alles klar soweit oder habt ihr noch Fragen? Dann schreibt sie in die Kommentare, Daniel schaut immer mal wieder vorbei und beantwortet sie euch dann gerne. Lasst uns gerne auch wissen, wie euch diese Artikelserie gefallen hat.

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Playoff-Analyse, Teil 2: Einsätze am Bullypunkt

6 Kommentare

  1. B-2-K
    01.09.2016

    (Y)

  2. guenthas
    01.09.2016

    Wieder sehr interessante Analyse. Aus nostalgischen Gründen und um einen Maßstab zu haben, hätte ich auch gerne den “Stürmer” Lüdemann (mit Daten aus der regulären Saison) gesehen.
    Etwas ernüchtert bin ich von der Statistik von Eriksson, ob da noch was geht? Sulzer kann einem leid tun, seine Zeit dürfte vorbei sein. Vermutlich wäre eine Tjärnqvist-Lösung am besten.

  3. Thomas Gullasch
    01.09.2016

    Mich hatte die Beurteilung der anderen Verteidiger mehr interessiert, wie schlecht Sulzer war haben alle gesehen…

  4. Pullipresidente
    02.09.2016

    @thomas Mit den beiden Tabellen oben kann man die Analyse auch für andere Verteidiger selber versuchen. Sulzer ist irgenwie ja schon ein “gutes” Beispiel, um die dargestellten Werte zu verdeutlichen, und sich darüberhinaus weitere Gedanken zu machen. Außerdem sind die Microstats aus den gesammelten Spielen derart erschreckend, wenn ich das richtig verstanden habe; das bietet sich als Aufhänger ja geradezu an.

    Mir kam Sulzer in Sursee übrigens wieder souveräner und spritziger vor. Es gab zwar ein, zwei schlecht getimte frühe Störversuche, ähnlich wie beim Video oben, die sind aber von jeweils zwei Teamkollegen nach hinten abgesichert worden. Vielleicht fehlten ihm ja in den PO doch noch 10-20% Beweglichkeit für seine Art zu verteidigen.

    Wenn nicht, könnte ich mir auch gut so eine Holmqvist-Variante vorstellen: Im PP immer auf dem Eis und ansonsten 7. Verteidiger zur Entlastung einzelner Top-6er.

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