Unabhängiges Magazin seit 2003 – Eishockey. Kölner Haie. Köln. DEL.

Hinweis: Dieser Artikel ist älter als sechs Monate. Um immer auf dem aktuellen Stand zu sein nutzt du:

Aktuelle Informationen findest du auf unserer Startseite »

Per Derbysieg in die Playoffs

Daniar Dshunussow macht mit der Nordkurve die "Welle" - Foto: Steffen Thaut

Die Kölner Haie verließen das Eis am Freitagabend nicht nur als Derbysieger sondern auch mit dem Ticket für die Pre-Playoffs in der Tasche. Der 3:1-Sieg gegen die DEG und die gleichzeitige Niederlage der Hamburg Freezers sicherten dem KEC einen Platz in den Top-10.

Es war vor allem der Abend von Daniar Dshunussow. Der Haie-Backup sprang als Starter ein, weil Gustaf Wesslau erkrankt ausgefallen war. Es war sein erster Einsatz seit Ende Dezember und nach 20 Spielen auf der Bank. Größer hätte der Rahmen für seine Rückkehr zwischen die Pfosten wohl kaum sein können: Derby gegen Düsseldorf, 18.528 Zuschauer und dazu noch ein Schlüsselspiel im Kampf um einen Playoff-Platz. Doch der gebürtige Berliner schien davon vollkommen unbeeindruckt, strahlte über 60 Minuten Ruhe aus und beschloss den Abend nach 34 Saves und nur einem Gegentreffer verdientermaßen mit einer Welle mit den Fans.

„Es ist mir ziemlich leicht gefallen. Gerade wenn der Druck so groß ist, kommen die Instinkte raus und dann ist die Konzentration fast von alleine da“, erklärte der 29-jährige Goalie nach der Partie. „Ich wusste natürlich, dass es am Ende der Saison, wenn der Druck hoch ist und wir viele Spiele hintereinander haben, jederzeit sein kann, dass ich rein muss wegen Verletzung oder Krankheit. Deshalb habe ich versucht, die Trainingsqualität immer hoch zu halten, um eine bessere Chance zu haben, wenn ich dann im Tor bin. Ich wusste, dass es für mich immer wieder auch längere Phasen gibt, in denen ich nicht spielen werde. Das wusste ich, als ich hier herkam und auch als ich hier verlängert habe. Ich mache halt das Beste daraus, damit man dann solche Momente hier feiern kann – Sieg gegen die DEG in der ausverkauften Arena vor 18.000 Leuten. Ein unbeschreibliches Gefühl.“

Auf die Unterstützung der Fans für ihn persönlich angesprochen, strahlt Dshunussow: „Das tut natürlich gut. Wenn man die meiste Zeit auf der Bank ist und sozusagen ein bisschen nebenbei läuft, dann ist es natürlich umso schöner, wenn man dann solche Momente wie heute hat. Die geben einem natürlich ganz viel Energie, um in Zukunft dann auch wieder die ‚Trockenphasen‘ zu überstehen.“

Aber nicht nur von den Rängen bekam er Zuspruch. Auch seine Teamkameraden waren voll des Lobes für seine Leistung. „Extrakompliment an Daniar. Von der Bank so reinzukommen in so einer Situation in so einem wichtigen Spiel und dann so ein Spiel abzuliefern – das ist schon eine große Sache“, befand Haie-Kapitän Moritz Müller. „Ganz unglaublich. Es ist natürlich superschwer, nach so langer Zeit wieder reinzukommen. Und dann vor so einer Kulisse in so einem Spiel so eine Leistung zu zeigen – da ziehe ich meinen Hut davor“, meinte auch Alexander Sulzer. Das Wort, was Nick Latta zu Daniar Dshunussow als erstes einfiel war „Stark!“ und ergänzte: „Er war in den wichtigen Situationen da. Er hat Ruhe ausgestrahlt. Hut ab.“ – „Dshunussow war fantastisch heute“, befand auch Shawn Lalonde. „Es ist nicht leicht, für 20 Spiele auf der Bank zu sitzen, dann reinzukommen und so ein Spiel zu machen. Er wirkte sehr sicher. Wir freuen uns alle für ihn.“

Der souveräne Auftritt von Dhunussow war die Basis, auf der die Haie ihren verdienten Sieg mit einer guten Mannschaftsleistung aufbauten. Im ersten Drittel hatte der KEC die größeren Spielanteile und die besseren Torchancen, brachte aber nichts an Mathias Niederberger im Düsseldorfer Tor vorbei. Auch eine doppelte Überzahl der Haie verstrich ereignislos. Die DEG ihrerseits immer wieder mit Schüssen von der Blauen Linie, die aus dem Slot abgefälscht wurden, konnte Dshunussow nicht überwinden.

Im zweiten Drittel legten die Gäste phasenweise noch eine Schippe drauf, wurden von der Haie-Defensive aber weitestgehend auf den Außenbahnen gehalten. In ihrem Bemühen um den Führungstreffer kam die DEG aber nur zu einem Pfostentreffer, dem die Haie ihrerseits kurz danach das 1:0 durch Nick Latta folgen ließen. Sulzers Hereingabe von der linken Seite brachte Zerressen aufs Tor. Niederberger konnte die Scheibe nicht festhalten, und so brachte Latta sie zum ersten Treffer der Partie über die Linie. „Das erste Tor ist immer wichtig, aber heute besonders – vor ausverkauftem Haus“, so der Torschütze. „Das ist schon speziell. Man hat gemerkt, wie die Fans hinter uns gestanden haben. Lob an die Fans dafür, wie laut sie heute waren.“

Die DEG versuchte, eine direkte Antwort zu geben, scheiterte aber wieder und wieder am Kölner Keeper. Die Haie verpassten im Mitteldrittel ihrerseits, die Führung weiter auszubauen. Und so ging es mit dem knappen 1:0 in die Kabine.

Der Schlussabschnitt bescherte den Haien früh eine doppelte Überzahl, die im Gegensatz zum ersten Drittel nun bestmöglich ausgenutzt wurde. Mit zwei Mann mehr auf dem Eis brachte Umicevic die Scheibe zu Alexander Sulzer, der mit viel Zeit und Platz aus zentraler Position Maß nehmen konnte und per Schlagschuss auf 2:0 erhöhte. Ganze sechs Sekunden hatte es ab dem Bully bis zu diesem Treffer gedauert, und so blieb den Haien noch weitere 1:54 einfache Überzahl zur Verfügung. Wieder war es Dragan Umicevic mit dem tödlichen Pass, der Lalonde auf der rechten Seite fand. Der Verteidiger traf daraufhin hoch ins kurze Eck über die Schulter von Niederberger. Das 3:0 war nicht nur ein gehöriger Dämpfer für die DEG sondern auch gefühlte Versicherung für die Haie. „Es heißt, dass eine 2:0-Führung die schlimmste Führung im Eishockey ist. Es war wichtig, dass wir das nächste direkt gemacht haben“, meinte Lalonde. „Dragan hat mir einen super Pass rübergespielt, und ich habe glücklicherweise getroffen.“

Düsseldorf rannte aber nochmals an. Zudem nahmen die Haie ein paar Strafen, die nun auch der DEG eine doppelte Überzahl bescherten. In diesem 5-auf-3-Powerplay traf Ebner für die Gäste fünfeinhalb Minuten vor Schluss zum 1:3, doch zu mehr reichte es für die DEG nicht. Mit der Verkündung der Freezers-Niederlage und dem somit gesicherten Pre-Playoff-Platz für den KEC endete ein rundum gelungener Abend für die Fans.

Haie-Headcoach Cory Clouston gab sich nach der Partie sachlich: „Wir haben erwartet, dass wir es in die Playoffs schaffen. Wir haben zwar ein paar Umwege gemacht, aber ich denke, wir haben heute wieder gezeigt, dass wir mit einem einigermaßen gesunden Line-Up eine ziemlich gute Mannschaft sind. Ein paar von den Jungs waren heute gesundheitlich angeschlagen und haben viel Charakter bewiesen, dass sie sich da durchgebissen haben. Es gibt natürlich immer noch ein bisschen was zu verbessern, aber insgesamt war das von allen eine sehr solide Mannschaftsleistung.“

„Man kann sich sicher vorstellen, dass das heute keine ganz leichte Aufgabe war. Ich denke, es ist uns ganz gut gelungen, das Ding hier kontrolliert runterzuspielen“, resümierte Moritz Müller.
„Wir waren gut vorbereitet und wussten was heute auf uns zukommt. Wir wussten, dass wir unser bestes Spiel bringen müssen, und ich glaube, das haben wir gemacht“, so Nick Latta.

Am Sonntag treten die Haie zum letzten Hauptrundenspiel bei den Iserlohn Roosters an. Während die Sauerländer im Fernduell mit München um die Tabellenspitze kämpfen, haben die Haie die Chance, sich noch das Heimrecht in den Pre-Playoffs zu ergattern. Dafür müssten der KEC am Seilersee punkten und mindestens entweder Ingolstadt oder Straubing verlieren.

Erstes Bully am Sonntag ist um 14:30 Uhr. Wir übertragen die Partie live ab 14:15 Uhr.

Über den Autor: Henrike Wöbking

Henrike schreibt für haimspiel.de seit 2005 und wurde von Ex-NHL-Spieler Jason Marshall gelobt für "the best interview I ever did". Sie zeigte sich hauptverantwortlich für das Abschiedsvideo von Dave McLlwain. Außerdem ist sie Buchautorin und schrieb den Roman "Auf Eis" vor dem Hintergrund der Playoffs 2002.

Vorheriger Artikel

Derby hin oder her – es zählen nur noch Punkte

Keine Kommentare vorhanden

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.