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Mehr statt weniger Personalsorgen vor dem Spiel gegen Berlin

Alexander Sulzer - Foto: Steffen Thaut

Nach der bitteren 1:3-Niederlage in Nürnberg hatte Haie-Headcoach Cory Clouston seine Hoffnung geäußert, dass Johannes Salmonsson für das Heimspiel am Sonntag gegen die Eisbären wieder zur Verfügung stehen könnte. Am Samstag zerschlug sich diese Hoffnung aber. „Er war heute Morgen alleine auf dem Eis, aber er ist noch nicht so weit. Wir hoffen jetzt darauf, dass er am Mittwoch [gegen München] wieder dabei ist“, so der Kölner Cheftrainer nach dem Training.

Doch nicht nur der schwedische Stürmer wird den Haien neben Jones, Uvira und Williams am Sonntag fehlen. Auch hinter dem Einsatz von Alexander Sulzer steht ein Fragezeichen. Der Verteidiger konnte am Samstagstraining nicht teilnehmen. „Wir hoffen, dass er morgen spielen kann“, so Clouston. „Wir sind nicht hundertprozentig sicher, aber wir rechnen damit, dass er einsatzbereit sein wird.“ Über die genauen Hintergründe des Pausentags für Sulzer hüllte sich der Headcoach in Schweigen, schloss aber zumindest eine konkrete Verletzung aus dem Freitagsspiel in Nürnberg aus. Das legt die Vermutung nahe, dass die volle Belastung mit Top-4-Eiszeit in den letzten Spielen, die Clouston nach Sulzers langer Verletzungspause eigentlich langsam steigern wollte, dem Verteidiger Probleme bereitet.

Sollte Sulzer gegen Berlin nicht auflaufen können, wird Mirko Lüdemann zurück in die Verteidigung rutschen. Nach dem gelungenen Experiment mit dem Haie-Urgestein als Außenstürmer in der vierten Reihe mit Charlie Stephens und Pascal Zerressen, das nicht nur für Entlastung der anderen drei Reihen gesorgt sondern in Nürnberg auch einiges an Chancen kreiert hat, wäre Clouston in dem Fall gezwungen, einige seiner gelernten Stürmer in Doppelschichten einsetzen zu müssen. Angesichts einer erneuten „englischen Woche“ mit dem nächsten Spiel bereits am kommenden Mittwoch wäre das eine energiefressende Variante, die Auswirkungen auf die nächsten Spiele haben kann.

Die Genesung von Ryan Jones, der derzeit ebenfalls alleine trainiert, scheint hingegen gut zu verlaufen. Ob er bereits am kommenden Wochenende wieder auflaufen kann, wird sich Anfang der Woche herausstellen.

Unter den zahlreichen Zuschauern beim Samstagstraining der Haie war auch Berlins Cheftrainer Uwe Krupp und ein Teil seiner Mannschaft, die nach den KEC-Profis eine Trainingseinheit in der Kölnarena 2 absolvierten. „Es ist ein sehr nordamerikanisch geprägtes Training“, beschreibt er seinen Eindruck von Cory Cloustons Übungseinheit. „Er hat viel umstrukturiert, was ja zu erwarten war.“

Sein Training unter den Augen des gegnerischen Trainers zu absolvieren, fand Clouston zwar ein wenig befremdlich, nahm Krupps Anwesenheit aber letztendlich mit einem Schmunzeln: „Naja, wir haben heute nichts sonderlich besonderes oder geheimes gemacht. Wir sind nur unser Spiel in der neutralen Zone und unsere Breakouts durchgegangen. Ich denke nicht, dass wir irgendwas preisgegeben haben. Es ist, wie es ist, aber ein wenig seltsam war es schon.“

Die Eisbären waren nach ihrem Freitagsspiel in Iserlohn nach Köln weitergereist. Die Niederlage der Hauptstädter bei den Roosters, bei der die Berliner nach einer 3-Tore-Führung noch im Penalytschießen unterlagen, war für Krupp bereits abgehakt. „Wir haben gestern in Iserlohn ein gutes Spiel gemacht, aber die Roosters sind eine starke Mannschaft – besonders zuhause. Wir haben im zweiten Drittel ein paar Fehler gemacht. Iserlohn ist eine Mannschaft, die das dann ausnutzt“, fasste Krupp die Niederlage zusammen. „Es war am Ende noch eng und hätte auch in die andere Richtung ausgehen können, aber wir sind erstmal zufrieden mit dem einen Punkt.“

Wenn man komfortabel auf Tabellenplatz 2 steht, die Viertelfinalteilnahme gesichert hat und es nur noch um die bestmögliche Ausgangsposition in den Playoffs geht, dann kann man eine solche Niederlage verkraften und mit einem Punkt zufrieden sein. Der größere Druck liegt für die Partie am Sonntag eindeutig auf Seiten der Haie. „Das kann den Ausschlag geben“, meint Krupp. „Es ist ein wichtiger Punkt. Köln hat natürlich außerdem den Heimvorteil vor eigenem Publikum morgen. Aber wir wollen uns teuer verkaufen. Wir werden versuchen, unser Spiel umzusetzen, aber wir wissen natürlich, dass Köln morgen kommen und ein gutes Spiel spielen wird. Für uns geht es darum, dass wir uns auf unsere Qualitäten besinnen und die Chancen nutzen, die wir haben, und Köln so wenig wie möglich geben.“

Von Zufriedenheit sind die Haie nach den letzten beiden Niederlagen weit entfernt. Nachdem man gegen Schwenningen und in Nürnberg trotz gutem Spiel am Ende mit leeren Händen dagestanden hat, war es wichtig, die Frustration darüber nicht zu groß werden zu lassen. „Wir hatten heute ein gutes Gespräch mit der Mannschaft vor dem Training“, berichtet Clouston. „Wir wollten die letzten Spiele bei den Jungs in die richtige Perspektive rücken. Die Fortschritte vom Beginn meiner Amtszeit hier bis zum gestrigen Spiel sind so groß, dass es einem vorkommt, als wäre es inzwischen eine komplett andere Mannschaft. Wir spielen hart und machen vieles richtig. Aus irgendeinem Grund haben wir Probleme, Tore zu schießen. Aber was den Einsatz, die Struktur in unserem Spiel und die Umsetzung des gameplan angeht, lassen die Jungs nichts zu wünschen übrig. Aber gerade mit Jones und Salmonsson fehlen uns natürlich aktuell ein paar erfahrene Torschützen. So oder so müssen wir da morgen rausgehen und einen Weg finden, das Spiel zu gewinnen.“

Der Druck im engen Rennen um die Playoff-Plätze ist auch nach den Ergebnissen der Konkurrenz am Freitag deutlicher spürbar denn je. „Die Tabellensituation, in die uns die ersten zwei Drittel der Saison gebracht haben, setzt uns jetzt natürlich die Pistole auf die Brust“, meint Clouston. „[Die Eisbären] sind da natürlich in einer anderen Situation. Sie haben diese Form von Druck nicht. Ich gehe davon aus, dass sie bemüht sind, ihre Tabellenposition zu behaupten. Das ist ein ganz anderes Gefühl, als wenn man in unserer Situation ist. Wir müssen den mentalen Nachteil überwinden. Die positive Haltung, die die Mannschaft entwickelt hat, müssen wir aufrechterhalten.“

Mit der Unterstützung der Fans vor heimischer Kulisse soll es am Sonntag gegen die Eisbären mit Punkten klappen. Spielbeginn ist um 14:30 Uhr. Wir übertragen die Partie live ab 14:15 Uhr.

Über den Autor: Henrike Wöbking

Henrike schreibt für haimspiel.de seit 2005 und wurde von Ex-NHL-Spieler Jason Marshall gelobt für "the best interview I ever did". Sie zeigte sich hauptverantwortlich für das Abschiedsvideo von Dave McLlwain. Außerdem ist sie Buchautorin und schrieb den Roman "Auf Eis" vor dem Hintergrund der Playoffs 2002.

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