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Mahon/Clouston: „Wir haben Vertrauen in unsere Spieler.“

KEC-Sportdirektor Mark Mahon im Interview - Foto: Steffen Thaut
KEC-Sportdirektor Mark Mahon im Interview - Foto: Steffen Thaut

Wir trafen Haie-Sportdirektor Mark Mahon und Headcoach Cory Clouston zum Gespräch über den Status Quo der Mannschaft, den Umgang mit den Derby-Niederlagen und für einen Blick in die Zukunft.

Herr Mahon, Herr Clouston, vierter Tabellenplatz nach 21 Spieltagen. So weit, so gut?

Clouston: Ja, ich denke schon. Wir hatten ein paar Höhen und Tiefen. Wir haben acht neue Spieler, deshalb ist die Mannschaft noch in der Lernphase, wie sie als Team mit Widrigkeiten umgeht. Aber insgesamt sind wir auf dem richtigen Weg.

Herr Clouston, wir haben im Interview vor der Saison darüber gesprochen, dass hier eine neue Teamidentät etabliert werden soll. Hat das so funktioniert wie gedacht?

Clouston: Das ist ein Prozess, der noch nicht abgeschlossen ist. Das ist ein Punkt, mit dem man nie fertig wird. Ich glaube, wenn wir so spielen, wie wir spielen müssen, dann sind wir sehr effektiv. Dann ist es schwer, gegen uns zu spielen. Wenn wir uns aber nicht an den Plan halten, dann geht es bergab. Wie gesagt, der Prozess ist noch nicht abgeschlossen. Wir sind noch dabei unsere Rollen und unsere Nischen zu finden. Aber zum größten Teil, wenn wir so spielen, wie wir spielen sollten, sind wir ein sehr gutes Team.

Erfüllen die neuen Spieler im Kader die Erwartungen, die Sie vor der Saison an die Jungs hatten?

Mahon: Unsere gemeinsame Philosophie war, ein Team  zu bilden, das in diese Liga passt. Es ist eine starke, physische Liga, in der ein nordamerikanischer Stil gespielt wird. Wir haben uns um die Härte im Team und unsere physische Präsenz gekümmert, indem wir einige größere Spieler hereingebracht haben. Wir sind sehr zufrieden damit, wie diese Jungs ihre Rolle ausfüllen. Wir brauchten außerdem Rechtsschützen. Der deutsche Markt war in diesem Punkt sehr dünn. T.J. Mulock war da eine gute Option, auch wegen seiner Erfahrung aus Meisterschaften und wegen seiner vielseitigen Einsetzbarkeit. Er war eine wichtige Ergänzung. Von meiner Warte aus – ohne jetzt täglich mit den Jungs zu arbeiten – bin ich sehr zufrieden mit unseren Neuzugängen und wie sie ihre jeweilige Rolle ausfüllen.

Wie intensiv tauschen Sie beide sich über die Mannschaft aus?

Mahon: Wir sprechen jeden Tag über die Mannschaft. Die Kommunikation miteinander ist ein großer Bestandteil dessen, wie wir zusammen funktionieren. Natürlich ist Cory der Headcoach, aber ich glaube, dass wir eine gemeinsame Philosophie verfolgen müssen. Wir tauschen täglich unsere Meinung über Spieler, gezeigte Leistungen und den jeweiligen Game-Plan aus. Corys und meine Kommunikation ist sehr offen und direkt. Wir arbeiten als Team.

Clouston: Ich hole mir Meinungen ein. Sei es eben von Mark oder von Thomas [Brandl, Anm. d. Red.]. Es ist falsch zu glauben, dass nur man selbst immer alle Antworten hat. Ich frage ständig nach Meinungen über Spieler – über so ziemlich alles. Wir suchen immer nach Ideen und tauschen Gedanken aus.

Herr Clouston, im Interview mit uns vor der Saison sagten Sie, dass Sie es nicht gewohnt sind, kein Farmteam zu haben und man deshalb Tiefe im Kader haben muss. In diesem Kader ist jetzt nicht nur eine Menge Tiefe sondern auch Qualität in der Tiefe. In welchem Maß ist das ein Segen, in welchem Maß ist es eine Last?

Clouston: Ich denke, es ist ein Segen. Es hängt natürlich immer davon ab, wie die Spieler auf die Rolle reagieren, die sie spielen. Letztendlich braucht man in dieser Liga aber einfach Tiefe im Kader, um eine Meisterschaft zu gewinnen. Das braucht man einfach. Bestimmte Spieler bekommen unter bestimmten Umständen größere oder kleinere Rollen. Manche Jungs werden in bestimmten Situationen nicht in der Aufstellung sein. Aber wir haben in der letzten Saison gesehen, was es bedeuten kann, wenn man nicht genug Tiefe im Kader hat. Es gibt nunmal kein Farmteam. Es steht und fällt also damit, wie gut die Jungs damit umgehen, dass sie immer mal wieder nicht in der Aufstellung sind.

Mahon: Man muss hier das große Ganze im Blick behalten. Man kann bis Mitte Februar auf dem internationalen Spielermarkt aktiv werden. Aber auf dem deutschen Markt sind einem ab Ende des Jahres die Hände gebunden. Wir hatten das letztes Jahr, als wir mal Stephens oder mal Aslund draußen lassen mussten. Für einige von den Jungs ist diese Situation jetzt sicher neu. Aber ich glaube, dass man so agieren muss, wenn man die Ziele hat, die wir haben.

Clouston: Es ist ja auch nicht unüblich. Nehmen wir Mannheim als Beispiel. Wie viele Spieler sitzen bei denen in jedem Spiel auf der Tribüne?

Mahon: Oder München beispielsweise, die dieses Jahr neun Verteidiger im Kader haben.

Clouston: Wenn man sich unser Training heute anschaut, hatten wir genau zwölf Stürmer und sieben Verteidiger auf dem Eis. [Hager, Mulock und Lalonde fehlten im Mittwochstraining; Anm. d. Red.] Wenn wir morgen spielen würden, dann müsste niemand auf die Tribüne, der heute im Training war.

Wurde im Vorfeld der Saison mit der Mannschaft über die angestrebte Tiefe im Kader gesprochen? Eventuell auch darüber, was das für die Konkurrenz unter den Spielern bedeutet?

Clouston: Jeder kann im Line-Up nach oben oder unten wandern. Salmonsson zum Beispiel, der uns die ersten sechs Wochen gefehlt hat, ist in der vierten Reihe wieder eingestiegen, kam in die dritte Reihe, dann in die zweite Reihe, dann wieder in die vierte. Jetzt ist er zurück in der ersten Reihe. Turnbull hat auf dem rechten Flügel in der ersten und in der zweiten Reihe gespielt, jetzt ist er Center der dritten Reihe. Bei den Ausfällen, die wir bislang in der Saison schon hatten, weiß ich gar nicht, wie wir ohne die Tiefe im Kader dagestanden hätten.

Mahon: Und man muss auch auf den Markt reagieren. Von der Situation mit den Hamburg Freezers wurde die ganze Liga überrascht.

Clouston: Ja. Absolut.

Mahon: Wir als Top-Club mussten da aktiv werden. Wir konnten den Spieler aus dem Hamburger Kader bekommen, den wir haben wollten. Und natürlich muss man auch reagieren, wenn ein Spieler wie Christian Ehrhoff verfügbar wird. Der Markt hat einen Einfluss darauf, wohin man sich bewegt. Es werden nicht immer so viele gute Spieler verfügbar, wie es in diesem Jahr der Fall war.

Clouston: Ja, das hat eine Menge verändert.

Mit Kai Hospelt ist ein Spieler nach Köln zurückgekehrt, der in seinen jungen Jahren hier in der vierten Reihe feststeckte und zu einem anderen Club wechseln musste, um eine Chance weiter oben im Line-Up zu bekommen. Mit Blick auf Spieler wie Sebastian Uvira und Nick Latta – haben solche Jungs eine Chance, in einem Kader wie diesem und in einem Club mit Titelambitionen dauerhaft über die vierte Reihe hinaus zu kommen?

Headcoach Cory Clouston im Interview - Foto: Steffen ThautClouston: Man muss natürlich junge Spieler entwickeln, aber wir sind in diesem Geschäft, um Spiele zu gewinnen. Wenn ich Reihen zusammenstelle oder im Spiel einen Wechsel ansage, dann denke ich nicht darüber nach, wer von den Jungs auf der Bank wohl in drei Jahren für uns spielen wird. Wenn ich im Spiel die Bank verkürze und nur noch mit drei Reihen spiele, dann denke ich nicht über die Entwicklung von Spielern nach. Dann will ich einfach nur das Spiel gewinnen. Zwischen den Spielen und beim Training bewertet man die Spieler neu und schaut, was gut funktioniert hat oder was nicht so gut funktioniert hat. Wer hat im nächsten Spiel eine Chance weiter oben im Line-Up verdient, wem gibt man noch ein weiteres Spiel lang eine Chance auf der Position, auf der er ist. Es ist ganz interessant, dass so viel über die Eiszeit der jungen Spieler gesprochen wird, aber niemand über die Eiszeit der Top-Reihe spricht. Die spielen rund zwei bis drei Minuten weniger als letztes Jahr. Unsere vierte Reihe spielt mindestens drei Minuten mehr als letztes Jahr. Unsere dritte Reihe spielt fast vier Minuten mehr als letztes Jahr. Darüber spricht niemand. Niemand spricht darüber, dass Hager, Gogulla und in gewissem Maß auch Jones Eiszeit geopfert haben, um die Eiszeiten insgesamt besser zu verteilen und den jungen Spielern mehr Eiszeit und damit Zeit für ihre Entwicklung zu geben. Es wird immer nur darüber gesprochen, warum Uvira nicht weiter oben im Line-Up zum Einsatz kommt. In meinen Augen bringen unsere Top-Spieler das größte Opfer.

Mahon: Man muss im Hinterkopf behalten, dass die Entwicklung eines Spielers ein Prozess ist. Aus Sicht des betreffenden Spielers kann es natürlich nie schnell genug gehen, in die Top-6 zu kommen. Was wir bei unserer Bewertung mit in Betracht ziehen, sind seine Routine, seine Vorbereitung und seine Konstanz. Nicht nur von Spiel zu Spiel, sondern auch von Wechsel zu Wechsel. Wir bewerten eine Menge verschiedener Aspekte. Nicht nur Tore und Assists. Konstanz ist ein großer Faktor im Verlauf der Entwicklung eines Spielers.

Clouston: Spieler sollen sich im Verbund des Teams weiterentwickeln. Das gilt auch nicht nur für die jungen Spieler. Auch jemand der 28 oder 29 ist, kann sein Spiel noch verbessern. Aber in allererster Linie ist unser Ziel hier, Spiele zu gewinnen.

Mahon: Uvira ist aber auf dem richtigen Weg.

Sind die Kölner Haie damit eine attraktive Adresse für gute, junge deutsche Spieler?

Clouston: Nico Krämmer ist dafür ein gutes Beispiel. Er wollte Teil einer erfolgreichen Mannschaft sein. Er hätte zu einem anderen Club gehen können, wo er vielleicht eine etwas größere Rolle bekommen hätte, aber ist er reif dafür? Er wollte zu einem Team, mit dem er gewinnen kann. Er wollte zu einer Mannschaft mit Titelambitionen und dann bereit sein, wenn seine Zeit für eine größere Rolle im Team gekommen ist. Wenn man diesen Weg überhastet geht, dann geht das nach hinten los. Man muss einige Bereiche beherrschen, bevor man den nächsten Schritt machen kann. Für mich geht es bei einem jungen Spieler darum, dass er seine Leistung konstant bringen kann. Nicht nur in ein oder zwei Spielen sondern dauerhaft. Und in Drucksituationen. Ein weiteres gutes Beispiel ist Pascal Zerressen. Er hat nichts geschenkt bekommen, sondern sich seinen Platz verdient. Die Perspektive hat jeder junge deutsche Spieler, der nach Köln kommt.

Ganz anderes Thema: Wenn nur sechs Verteidiger einsatzfähig sind, kommt trotz des verfügbaren Platzes kein 13. Stürmer mit in die Aufstellung. Warum?

Clouston: Weil das schwer für den Betroffenen ist. Wir wollen die Voraussetzungen dafür schaffen, dass Spieler erfolgreich sein können. Es ist nicht fair, von jemandem zu erwarten, dass er erfolgreich ist, wenn er zwischendurch lange auf der Bank sitzt. Wenn sich die Eiszeit der vierten Reihe auf vier Spieler aufteilt, dann hat jemand da schnell mal 10 oder 15 Minuten ohne Einsatz. Das hat sich in der Vergangenheit nicht als sonderlich erfolgreich erwiesen. Es ist für die Spieler viel besser, wenn sie in einer normalen Rotation sind. Wer im Spiel mit auf der Bank ist, soll die bestmöglichen Chancen bekommen, erfolgreich zu sein. Ich habe sogar mit der vierten Reihe über die Option eines 13. Stürmers gesprochen. Sie hassen es, weil sie sich dann nicht darauf einstellen können, ob sie aufs Eis müssen, wenn ihre Reihe dran ist. Es ist ihnen gegenüber nicht fair, und auch nicht fair gegenüber dem zusätzlichen Spieler. Es macht einfach keinen Sinn.

Es sieht so aus, als ob Gustaf Wesslau jedes Spiel startet – außer er ist krank oder verletzt.

Clouston: Nicht unbedingt, aber so war es zumindest bislang in dieser Saison, ja.

Das ist ja durchaus eine Frage der Philosophie. Andere Teams – als Beispiel München – teilen die Starts ihrer Goalies sogar ziemlich gleichmäßig auf. Sie sind konsequent auf der anderen Schiene?

Clouston: Definitiv. Wir haben hier eine klare Nummer Eins. Dshunussow wird voraussichtlich im Lauf des kommenden Monats zum Einsatz kommen. Wir haben einen Plan, wo wir ihm unter bestimmten Umständen Einsätze geben können. Aber Gustaf Wesslau ist unser Nummer-Eins-Goalie. Ein Goalie kann ohne Probleme 52 Spiele bestreiten. Das wird so nicht sein, aber von der Belastung her könnte man das ohne Probleme machen. Wir haben hier ja keine Spiele an aufeinanderfolgenden Tagen.

Mahon: Andere Teams setzen auch durchgängig ihre Nummer Eins ein. Endras, Pielmeier, Vehanen.

Clouston: Das wollte ich auch gerade sagen. Wir sind nicht die einzigen, die so verfahren. Wir sind außerdem in ständigem Austausch mit unserem Goalie-Coach, wo Gustafs Energie-Level ist und wie er mental drauf ist. Wir wissen, dass wir an ein paar Dingen arbeiten müssen, bevor wir ihm eine Pause geben können. Aber was die Belastung angeht, ist es kein Problem. Wann immer wir jetzt viele Spiele in kurzer Zeit hatten, hatten wir danach eine längere Spielpause. Er ist im Moment so frisch, wie man nur sein kann.

Das bringt Dshunussow allerdings in die Situation, einen kompletten Kaltstart hinlegen zu müssen, sollte er jetzt zum Einsatz kommen.

Clouston: Er hat letztes Jahr gezeigt, dass er damit gut klarkommt.

Dieses Jahr sah es aber anders aus beim 1:5 gegen Ingolstadt.

Mahon: Ich glaube, Kommunikation spielt an dieser Stelle eine große Rolle. Sowohl Jonas Forsberg als auch der Trainerstab sprechen viel mit ihm. Wir alle sind zufrieden mit der Situation.

Dshunussow ist damit auch zufrieden?

Clouston: Er hat es akzeptiert. Ich bin sicher, dass er lieber mehr spielen möchte. Es ist natürlich nicht leicht für ihn. Man muss aber auch festhalten, dass bis zum jetzigen Zeitpunkt in der Saison Wesslau unser bester Spieler war. Seinen besten Spieler nicht einzusetzen, macht nicht sonderlich viel Sinn, wenn man Spiele gewinnen will.

Herr Clouston, als wir vor der Saison über das Thema Team-Toughness gesprochen haben, sagten Sie, dass für Sie einen großen Teil daran mentale Toughness ausmacht – und daraus resultierend Konstanz von Spiel zu Spiel und die Stärke, bei Rückständen nicht einzuknicken. Das sah in drei der letzten vier Spiele nicht danach aus.

Clouston: Ich fand, dass wir ein sehr gutes Spiel in Ingolstadt gezeigt haben. Unser erstes Drittel in Iserlohn war auch sehr gut. Im zweiten Drittel haben wir nachgelassen, aber sind im dritten Drittel gut zurückgekommen. Ich würde sagen, das vergangene Wochenende war ein ziemlich positives Wochenende. Ich fand, dass unsere Jungs eine gute Reaktion auf die Spiele davor gezeigt haben. Es ist immer ein Kampf, die Konstanz im Lauf einer Saison aufrechtzuerhalten. Wir haben Vertrauen in unsere Spieler. Es gibt Bereiche, in denen sie sich verbessern müssen. Unser Ziel ist nicht, nach 21 Spielen die Liga zu dominieren. Unser Ziel ist es, besser zu werden. Manchmal muss man etwas auf die harte Tour lernen, in dem man als Team durch Schwierigkeiten geht.

Es sind einige neue Führungsspieler dazugekommen. Das sollte einen positiven Einfluss in solchen Zeiten haben, oder?

Mahon: Ein guter Führungsspieler kann nicht in ein neues Umfeld kommen und einer Mannschaft innerhalb der ersten paar Wochen oder ersten paar Monate seinen Stempel aufdrücken. Ein guter Führungsspieler wartet erstmal ab, lernt die Menschen einzuschätzen, beobachtet, reagiert, versucht mit gutem Beispiel voranzugehen. Er bringt sich erst im Laufe der Zeit in die Gruppe ein und wird eine dominante Figur. Man muss bedenken, dass wir noch dabei sind, als Team zu wachsen.

Clouston: Die Jungs sind noch dabei, ein Gefühl füreinander zu entwickeln. Es ist im Moment einfach noch so. Vor dem Wochenende mit dem Ingolstadt- und dem Iserlohn-Spiel gab es eine Menge Gespräche. Ich werde da jetzt nicht ins Detail gehen, aber ja, natürlich hat sich die Mannschaft mit dem Wochenende davor auseinandergesetzt.

War Input von Seiten der sportlichen Führung nötig oder hat die Mannschaft das intern besprochen?

Clouston: Beides. Man kann sich ja nicht zurücklehnen und darauf hoffen, dass die Spieler alle Probleme lösen. Manchmal muss man Gespräche initiieren. Manchmal muss man die Führungsspieler führen. Nur weil wir jemanden als einen Führungsspieler ansehen, muss man trotzdem mit dem betreffenden Spieler oder den betreffenden Spielern kommunizieren. Wir haben in der vergangenen Woche eine Menge unterschiedlicher Dinge gemacht.

Haben Sie erwartet, dass es nach dem guten Saisonstart irgendwann mal einen solchen Durchhänger geben würde?

Clouston: Natürlich hat man mal Durchhänger. Ob man einen Durchhänger erwartet? Erwarten tut man das natürlich nicht, nein. Man spielt nicht eine komplette Saison hindurch sein bestes Eishockey. Es ist ärgerlich, dass wir ausgerechnet die beiden Derbys verloren haben. Für die Tabelle ist aber letztendlich ein Spiel gegen Ingolstadt genauso viel wert wie jedes andere Spiel. Was die Vorbereitung angeht, gehe ich jedes Spiel gleich an. Auf das Spiel in Ingolstadt haben wir uns genauso vorbereitet wie auf alle anderen Spiele auch. Wir müssen auch Konstanz in unserer Herangehensweise auf jedes einzelne Spiel haben, deswegen versuchen wir ein bisschen die Emotionen herauszunehmen. Wir haben da einfach nicht gut gespielt. Mehr kann man dazu eigentlich gar nicht sagen.

Wir nähern uns der Zeit im Jahr, in der üblicherweise allmählich die Marschroute für die kommende Spielzeit festgelegt wird. Das trifft unter anderem ja auch Sie und Ihre jeweiligen Vertragssituationen bei den Kölner Haien.

Mahon: Ich werde zum jetzigen Zeitpunkt meine Vertragssituation nicht kommentieren. Wir wollen einfach weiter daran arbeiten, hier eine erfolgreiche Mannschaft zu bauen. Ich glaube, der Rest regelt sich dann von allein, was mich angeht.

Clouston: (lächelt) Kein Kommentar.

Gut, dann nähern wir uns dem Blick auf die kommende Saison von der theoretischen Seite. Gäbe es jetzt schon Bereiche im Kader, in denen Sie Verbesserungsbedarf für die kommende Spielzeit sehen? Oder Bereiche, die man unbedingt so behalten wollen würde?

Clouston: Da werfe ich nur kurz was ein, denn die Frage geht natürlich eigentlich an Mark. Aus meiner Sicht – darüber haben wir schon gesprochen – ist die Liga in dieser Saison besser als in der vergangenen Saison. Man ist also gezwungen, sich ständig zu verbessern. Man kann sich nicht zurücklehnen. Man muss sich nur mal die Spieler anschauen, die in die Liga gekommen sind, seit die Saison läuft. Christian Ehrhoff natürlich, dann Brandon Prust, Matt Halischuk, Luke Adam, Carlo Colaiacovo. Das sind die Zugänge allein seit Saisonbeginn. Diese Liga ist im Vergleich zur letzten Saison zweifelsohne stärker geworden. Dazu hat man den Hamburger Kader auf die Liga verteilt. Die Qualität der Spieler, die von drüben in die DEL kommen, ist beeindruckend. Das spricht Bände über die Liga insgesamt.

Mahon: Ich glaube, die Priorität muss auf dem Markt an deutschen Spielern liegen. Das ist ein so begrenzter Markt, was die Verfügbarkeit von Spielern angeht. Wir versuchen natürlich Spieler innerhalb der Haie-Organisation zu entwickeln. Wir haben einige gute junge Spieler. Wir hoffen, dass sich Nick Latta weiter so gut entwickelt. Uvira entwickelt sich in die richtige Richtung. Zerressen hat einen großen Schritt gemacht. Dann haben wir noch unsere Jungs in Dresden. Da müssen wir sehen, wie deren Entwicklung voranschreitet. Aber man muss auf dem deutschen Markt aktiv sein. In meiner Position als Sportdirektor sogar sieben Tage die Woche, zwölf Monate im Jahr. Da sind wir also ständig aktiv. Es ist jetzt die Zeit im Jahr, in der man die Situation bewertet. Ich hatte mir im Hinterkopf 25 Spiele als Marke gesetzt, nach denen man sich zusammensetzt und bewertet, wo man steht. Ich hoffe, dass unser Team hier weiter zusammenwächst. Im Gesamtbild bewerte ich andere Dinge als Siege und Niederlagen. Ein wichtiger Punkt ist die Menge an Gegentoren und die Tordifferenz. Und ich schaue auf die Specialteams. Hier sind wir in beiden Kategorien auf Platz 2. Langfristig glaube ich, dass der deutsche Markt deutlich wichtiger im Auge zu behalten ist als der internationale Markt. Dazu müssen wir definieren, wer unsere Kernspieler sind. Wer bildet den Kern der Mannschaft, um den herum wir das Team aufbauen wollen. Wenn man diese Dinge im Auge behält, dann ist man nicht nur morgen gut aufgestellt sondern auch zum Beispiel in zwei Jahren.

Gibt der Blick auf die Kader anderer Teams ein Stück weit vor, wo man seine Schwerpunkte für das eigene Team setzen muss?

Mahon: Man darf nie nur reagieren. Wir müssen bei unserem Plan bleiben. Cory und ich haben eine Vorstellung davon, was wir brauchen. Ich glaube, wir sind ziemlich zufrieden mit dem, was wir jetzt hier haben. Ich kann mir ehrlich gesagt nicht vorstellen, dass wir in dieser Saison noch weitere Ergänzungen vornehmen. Langzeitverletzungen können darauf natürlich noch einen Einfluss haben. Aber letztendlich darf man nicht nur auf das reagieren was Mannheim macht oder was München macht. Wir sind zufrieden mit dem, was wir hier haben und wollen weiterhin jeden Tag daran arbeiten, das Beste aus dieser Mannschaft herauszuholen.

Wir bedanken uns bei Mark Mahon und Cory Clouston für das Interview!

Über den Autor: Henrike Wöbking

Henrike schreibt für haimspiel.de seit 2005 und wurde von Ex-NHL-Spieler Jason Marshall gelobt für "the best interview I ever did". Sie zeigte sich hauptverantwortlich für das Abschiedsvideo von Dave McLlwain. Außerdem ist sie Buchautorin und schrieb den Roman "Auf Eis" vor dem Hintergrund der Playoffs 2002.

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Haie-Verteidiger Max Faber wechselt nach Krefeld

7 Kommentare

  1. Barbara Zoschke
    30.11.2016

    Cooles Interview, Henrike????

  2. Ingo Board
    01.12.2016

    sehr gute Fragen!
    Vielen Dank.

  3. Thomas
    02.12.2016

    Sehr gutes Interview. Ist eine Kopie an die Tante vom ksta gegangen, mit den Worten “Wie es richtig geht”? Ups, ich und meine böse Zunge ;).

    Ich bin nicht so sicher was ich von dem Inhalt der Aussagen halten soll. Mahonund Clouston werden als verlängern. So meine Interpretation. Und es werden wieder mehr deutsche Spieler geholt? Aber Faber schickt man in die Wüste? Passt jetzt nicht so ganz in mein Bild. Preibisch von der DEG wäre zur neuen Saison frei.

    Man muss intern also seine Führungsspieler führen? Bei der Aussage bekomme ich etwas Bauchschmerzen. Es ist ja gut wenn man Spieler auch menschlich weiter formt. Aber es gab auch mal Leute die das “C” hatten und einfach ohne Trainer zu einer interen Mannschaftssitzung gerufen haben, weil es so nicht weiterging.

    Klingt etwas nach “Wir haben uns als Team noch nicht richtig gefunden.” Für mich hat sich das Team bereits gefunden. Konsequent gut, oder ab dem mittel Drittel im kollektiven Schlaf. Ups wieder diese Zunge….

    Beim Thema nach Leistungen aufstellen wiederspricht er sich aber etwas aus meiner Sicht. Latta und Uvira beißen in sich in jedem Spiel sehr auffällig rein, spielen dürfen aber dann andere in wichtigen Situationen. Kann man jetzt so oder so sehen ;).

    Jedenfalls ein sehr interessantes und spannendes Interview, in man jetzt eine Menge interpretieren könnte. Vielen Dank dafür!!

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