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Haie ziehen ins Halbfinale ein

Die Haie bejubeln Patrick Hagers 1:0. Foto: Steffen Thaut
Die Haie bejubeln Patrick Hagers 1:0. Foto: Steffen Thaut

Die Haie haben sich durch einen 3:2-Sieg in Spiel 7 der Viertelfinalserie gegen Berlin nach einer deutlichen Leistungssteigerung im Vergleich zu den beiden vorangegangenen Auswärtsspielen für das Halbfinale der Deutschen Eishockey Liga qualifiziert. Als Gegner wartet dort der Hauptrundengewinner Red Bull München auf die Mannschaft von Cory Clouston.

Nach den schwachen Auftritten der Haie in Berlin in den Spielen 3 und 5 war im siebten und finalen Aufeinandertreffen der beiden Teams von Abtasten nichts zu sehen. Die wieder zusammengefügte erste Reihe aus Hager, Gogulla und Salmonsson zeigte direkt im ersten Wechsel Präsenz und kam zu einer guten Chance durch den schwedischen Stürmer, der allerdings an Vehanen im Eisbären-Tor scheiterte. Auch die Gastgeber, bei denen heute Florian Busch erkrankt fehlte, dafür aber Milan Jurcina nach seiner 2-Spiele-Sperre wieder mit dabei war, kamen früh zu ersten Chancen, Laurin Braun vergab am kurzen Pfosten freistehend gegen Gustaf Wesslau. Kurz darauf fiel der erste Treffer der Partie, der in den vergangenen sechs Spielen der Serie stets vom späteren Gewinner des Spiels erzielt wurde. Nach einem gewonnenen Defensivbully durch Hager lief die Scheibe schnell über Eriksson, Müller und Salmonsson zu Gogulla, der auf der rechten Seite nur kurz zum inzwischen voll beschleunigten Hager passte. Der Haie-Stürmer ließ zuerst Petr Pohl stehen und düpierte dann noch Mark Olver mit einem schönen Move, bevor er Vehanen den Puck lässig durch die Schoner schob – Kategorie Traumtor zur Führung.

Der Torschütze erklärte den Treffer so: “Die Reihe mit Gogulla und Salmonnson funktioniert zur Zeit sehr gut, wir leben alle von unserer Geschwindigkeit. Ich kriege die Scheibe in vollem Lauf und nutze natürlich meine Chance gegen den gegnerischen Mittelstürmer, der es nicht gewohnt ist, immer rückwärts laufen zu müssen. Es gehört auch ein bisschen Glück dazu, dass die Scheibe dann so durchgeht, aber vor dem Tor habe ich Selbstvertrauen und weiß, was ich da machen will. Wenn man gegen Vehanen quer mit Speed kommt, hat man dann zwei Optionen: Entweder die Beine sind offen und man schiebt ihn schnell durch oder man macht noch einen Schritt weiter und versucht an der Fanghand vorbei hoch einzuschieben. Wenn du die erste Lücke siehst, nutzt du die natürlich aus.”

Die Haie überstanden im ersten Abschnitt mit starkem Einsatz der Unterzahlformation Müller-Eriksson-Falk eine 80-sekündige doppelte Unterzahl, in der die Eisbären kaum gefährliches auf das Haie-Tor brachten, die beste Chance hatte Noebels aus zentraler Position, aber Wesslau parierte. Überhaupt wirkten die Berliner im ersten Drittel noch nicht ganz anwesend und teilweise nervös. Demgegenüber stand ein Haie-Team, das immer wieder in den richtigen Momenten zu stören wusste, zu einigen guten Konterchancen kam und als Herr der Lage in die erste Pause ging.

Dieser Eindruck sollte sich im zweiten Drittel noch steigern, die Haie arbeiteten weiter konzentriert gegen die Berliner Angriffsbemühungen und blieben nach vorne stets mit schnellen Gegenstößen gefährlich. In der 25. Minute vergab Umicevic nach schöner Reingabe von Weiß – allerdings mit dem Rücken zum Tor stehend – eine gute Chance, nur wenige Momente später scheiterte dann Weiß nach feinem Zuspiel vom Umicevic ebenfalls an Vehanen. Als DuPont wegen eines Stockschlags auf der Strafbank saß, musste er zusehen, wie Philipp Gogulla im Powerplay auf 2:0 erhöhte. Nach einer schnellen Reingabe von Lalonde zu Hager wurde dessen Schuss aus zentraler Position noch von Constantin Braun geblockt, der Puck trudelte Richtung Gogulla, der auf ein Knie runter ging und eiskalt verwandelte. Keine zwei Minuten später ging es wieder ganz schnell, die Berliner Hintermannschaft war zu weit aufgerückt und so fand sich Umicevic plötzlich alleine im gegnerischen Drittel wieder, Alexander Weiß zog zur Unterstützung Richtung Vehanen zur Mitte. Hördler konzentrierte sich so sehr darauf, Weiß körperlich aus dem Spiel zu nehmen, dass Umicevics Hereingabe von seinem Schlittschuh zur 3:0-Haie-Führung ins eigene Tor abprallte.

Sechs Minuten waren da noch im zweiten Drittel zu spielen und die beiden Tore hätten für die Gastgeber eigentlich schon der Genickbruch sein können. Im Powerplay traf dann aber DuPont zum Anschluss durch einen Schuss von der blauen Linie, den Wesslau erst kurz vor dem Einschlag sehen konnte und somit keine Chance mehr hatte, zu reagieren. Durch das Tor beflügelt wirbelten die Eisbären im Offensivdrittel und kamen eineinhalb Minuten vor Drittelende durch Mark Olver sogar noch zum 3:2 – ein Tor, das die Schiedsrichter nach Videobeweis anerkannten, was eher fragwürdig war, da der Eisbären-Stürmer Hördlers Schuss per hohem Stock abgefälscht hatte. Fortan galt es für die Haie nur noch, sich ohne weiteren Gegentreffer in die Pause zu retten, was auch Shwan Lalonde so sah: “Die zweite Pause hätte auch gerne etwas früher kommen können. Es war gut, dass wir uns dann neu formieren konnten und mit der Führung ins dritte Drittel gegangen sind.” Auch Cory Clouston war froh über das Drittelende: “Wir haben uns nach dem 3:0 etwas zurückgelehnt, haben eine Strafe genommen und Berlin hat das ausgenutzt. Wir haben diese Drittelpause wirklich gebraucht, um uns neu zu gruppieren und haben dann im dritten Drittel unsere defensive Struktur wiedergefunden.” Auch Patrick Hager stimmte zu: “Das ist kein Selbstläufer hier in Berlin. Wir hatten in der ganzen Serie immer wieder Phasen, in denen wir unglaublich in die Defensive gedrängt wurden und so war es dann heute auch wieder. Sie haben sich belohnt für den Aufwand, den sie da in den letzten Minuten im zweiten Drittel betrieben haben. Wir haben uns davon aber nicht aus der Ruhe bringen lassen, haben in der Kabine durchgeschnauft, haben uns auf uns fokussiert.”

Das letzte Drittel ist schnell erzählt: Berlin rannte an, allerdings ohne ein wirklich effektives Mittel gegen die kompakte und konzentriert arbeitenden Haie-Verteidigung zu finden. Dass das Spiel noch bis zum Ende spannend blieb, lag an zahlreichen vergebenen Konterchancen der Haie, exemplarisch dafür waren zwei zwei-gegen-eins Konter von Weiß und Latta. Beim ersten Versuch warf sich DuPont in die Passbahn, Weiß konnte die Scheibe anschließend zwar über den Verteidiger lupfen, Vehanen damit aber nicht ausreichend überraschen. Beim zweiten Versuch probierte Weiß es selber, scheiterte aber erneut am Eisbären-Schlussmann. Uwe Krupp nahm knapp zwei Minuten vor Ende Vehanen vom Eis, aber auch mit sechs Feldspielern fiel den Berlinern nichts mehr ein, um Wesslau zu überwinden und so zählten die ca. 400 Haie-Fans die Schlussekunden runter, um anschließend den ersten Sieg der Haie in einer Playoffserie gegen Berlin zu feiern.

Alex Weiß fasste das Spiel so zusammen: “Ich glaube, dass die Mannschaft es irgendwie braucht, mit dem Rücken zur Wand zu stehen. Wir haben jetzt drei Spiele kurz vor dem Saisonaus gehabt und jedes Mal einen Weg gefunden, das Spiel zu gewinnen. Wir haben heute gezeigt, dass wir es unbedingt wollen. Vor dem dritten Drittel haben wir gesagt, das spielen wir jetzt solide runter. Am Ende haben wir es wieder ein bisschen zu spannend gemacht, aber verdient gewonnen.” Patrick Hager ergänzt: “Wir haben im letzten Drittel konsequent hinten verteidigt und hätten, um das ganze zu beruhigen, einen unserer Konter ordentlich zu Ende spielen können. Dann wäre es vielleicht nicht ganz so spannend gewesen. Aber letztendlich sind wir einfach unglaublich glücklich, Spiel 7 in Berlin zu gewinnen.”

In der abschließenden Pressekonferenz fasste Eisbären-Trainer Uwe Krupp das Spiel und damit auch die Serie kurz und knapp zusammen: “Wie eigentlich in der ganzen Serie hat Köln immer wieder in den entscheidenden Phasen sehr gut verteidigt. Unser ganzer Druck, den wir ausgeübt haben, war am Ende nicht so effizient, wie man es haben muss, um die Serie zu gewinnen.” Haie-Trainer Clouston zollte dem Gegner Respekt: “Wir haben gegen einen sehr guten Gegner gespielt, der uns ans absolute Limit gebracht hat. Hut ab, sie sind ein sehr gutes Team, gut vorbereitet, gut gecoached. Es war eine wirklich gute Serie.”

Zeit zum Feiern des Halbfinalzuges bleibt den Haien allerdings keine. Direkt nach dem Spiel bestieg die Mannschaft den Flieger zurück nach Köln, von wo es laut Cory Clouston am morgigen Dienstag nach München geht, denn bereits am Mittwoch steht Spiel 1 des Halbfinals an.

Über den Autor: Robert Heppekausen

Robert ist seit 2004 für haimspiel.de tätig und hat in der Zeit unter anderem am Radio das Rekordspiel gegen Mannheim kommentiert und war Mit-Ideengeber für die "Wir sind Haie"-Shirts. Zusammen mit Dennis hat er die Facebook-Seite der Kölner Haie ins Leben gerufen und für den Club aufgebaut.

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Viertelfinale Spiel 7: Halbfinale oder Saisonaus

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