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Draisaitl äußert sich zum Lalonde-Rauswurf

Peter Draisaitl im Derby bei der DEG am 02.02.2018. Foto: mcfly37.de
Peter Draisaitl im Derby bei der DEG am 02.02.2018. Foto: mcfly37.de

KEC-Headcoach Peter Draisaitl hat sich zum Rauswurf von Shawn Lalonde geäußert. Die Freistellung des Verteidigers war am Dienstagmorgen wie eine Bombe eingeschlagen. Für die Clubverantwortlichen war der Schritt laut Draisaitl die Konsequenz aus dem gezeigten Verhalten des Kanadiers in den vergangenen Wochen.

Draisaitl: “Rauswurf war eine Summe von Verhaltenssachen”

Es hat nicht den einen entscheidenden Vorfall gegeben, der den Ausschlag für die Entscheidung der sportlichen Leitung gegeben hat. „Es war eine Summe von Verhaltenssachen, die uns keine andere Wahl gelassen haben“, erklärt Draisaitl, ohne jedoch weitere Details zu nennen. Zum Timing des Rauswurfs – vor den drei wichtigen letzten Hauptrundenpartien und mit den Playoffs vor der Tür – sagt er: „Wenn wir zu einem anderen Zeitpunkt der Meinung gewesen wären, es machen zu müssen, hätten wir es gemacht.“

Unruhe in der Kabine durch diese Personalentscheidung fürchtet Draisaitl nicht. Der Headcoach lässt durchblicken, dass Lalonde womöglich sogar ein Störfaktor in der Mannschaft war, mindestens aber Loyalität und Teamgeist hat vermissen lassen. „Wenn wir der Meinung wären, diese Entscheidung sei schlecht für das Innenleben des Teams, dann würden wir die Entscheidung so nicht treffen. Im Gegenteil“, so Draisaitl. „Das ist genau der Punkt, um den es letztendlich geht. Das Team, der Club steht über Allem und Jedem. Das ist das alles Entscheidende. Das sind Werte, die jeden Tag gelebt werden müssen. Wir waren letztendlich der Meinung, dass Shawn Lalonde diese Werte nicht verkörpert hat.“

Alte Eishockey-Tugenden werden gefordert

Damit spricht Draisaitl die Punkte an, die sowohl er als auch Mark Mahon bereits bei Draisaitls Vertragsverlängerung unterstrichen haben: Es soll zurück zu alten Eishockey-Tugenden gehen. Und das nicht erst in der kommenden Spielzeit, sondern auch schon für den Rest der laufenden Saison.

Geschäftsführer Oliver Müller und Sportdirektor Mark Mahon haben Shawn Lalonde ihre Entscheidung mitgeteilt. Die Mannschaft wurde von Peter Draisaitl informiert. Das Team war laut Draisaitl nicht in die Entscheidungsfindung involviert. Dass Lalonde im Januar zwei Spiele lang nicht zum Einsatz kam, möchte Draisaitl getrennt betrachtet wissen. „Das geschah aus rein sportlichen Gesichtspunkten. Das darf man nicht mit der jetzigen Freistellung in einen Topf werfen“, betont der Headcoach.

Tiffels fährt mit nach Iserlohn

Aktuell trainiert Dominik Tiffels mit der Mannschaft und wird auch am Mittwoch mit nach Iserlohn fahren. Ob er als siebter Verteidiger mit auf den Spielberichtsbogen kommt, lässt Draisaitl aber noch offen. Viel wird davon abhängen, in welcher Verfassung sich Christian Ehrhoff und Moritz Müller zurückmelden. Beide – wie auch Felix Schütz – hatten nach den strapaziösen Wochen bei den Olympischen Spielen den Dienstag frei bekommen. Zum Einsatz der Silbermedaillen-Gewinner am Mittwoch in Iserlohn sagt Draisaitl: „Wenn Christian, Mo und Schützi signalisieren, dass sie bereit sind, dann werden sie auch spielen.“ Tiffels bleibt zunächst bis Donnerstag in Köln. Dann erst wird entschieden, ob es für ihn zurück nach Frankfurt geht, denn Draisaitl erwartet, dass das Olympische Turnier Spuren bei den Spielern hinterlassen hat. „Die Strapazen der letzten Wochen werden sie einholen. Das müssen wird jetzt vorsichtig handeln und viel mit ihnen kommunizieren“, so der Headcoach.

Umso wichtiger wäre die direkte Playoff-Qualifikation, um zumindest ein paar Tage Regeneration für Ehrhoff, Müller und Schütz zur Verfügung zu haben. Aber auch ohne Olympia würde die Mission für die Kölner Haie in den letzten drei Spielen nicht anders aussehen. „Wir wollen den Kampf um Platz 4 annehmen. Wenn das nicht klappt, dann aber zumindest Platz 5 verteidigen“, so Draisaitl.

Draisaitl sieht keine Probleme, den Wegfall von Shawn Lalonde zu kompensieren. Insgesamt wird mehr Eiszeit auf die anderen Verteidiger zukommen. Als Ersatz für Lalonde im Powerplay nennt Draisaitl nicht nur Blair Jones. Auch Dylan Wruck, Nico Krämmer, Alexander Sulzer oder eben auch Dominik Tiffels könnten ihre Chance in Überzahl bekommen.

Die Haie haben Lalonde rausgeworfen. Richtige Entscheidung?

Über den Autor: Henrike Wöbking

Henrike schreibt für haimspiel.de seit 2005 und wurde von Ex-NHL-Spieler Jason Marshall gelobt für "the best interview I ever did". Sie zeigte sich hauptverantwortlich für das Abschiedsvideo von Dave McLlwain. Außerdem ist sie Buchautorin und schrieb den Roman "Auf Eis" vor dem Hintergrund der Playoffs 2002.

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Lalonde fliegt bei den Kölner Haien raus

7 Kommentare

  1. J.Klasen
    27.02.2018

    Sorry, aber ich finde Shawn hat diese Spielzeit bei weitem nicht mehr die vorherigen Leitungen gezeigt.
    Und wenn dann der Trainer einen mal pausieren lässt, dann sollte er ein wenig Demut zeigen und was an SICH tun…..
    Dies hatte Shawn aber nicht wirklich für nötig empfunden, zumindest kam es so rüber…. von daher finde ich es vollkommen nachvollziehbar.

  2. Alexander
    27.02.2018

    Wir haben Qualität im Team ansonsten wäre kein Hai bei Olympia dabei gewesen jetzt zählt der Glaube an das erreichen des vierten Tabellen Platzes!!

  3. Hai67
    28.02.2018

    Wie ich schon gestern gepostet hatte: Alles nachvollziehbar, alle haben gesehen, wie Lalonde gegenüber den Vorjahren abgebaut hat, wir brauchen nur 100%-Haie, etc. ..
    Ich wünsche mir aber, dass sich das nicht mit Spielern, die ja Potenzial haben, wie in den letzten Jahren öfter passiert, immer wiederholt. Ist nicht der erste Spieler, der in den letzten Jahren den Verein verlassen hat oder verlassen musste, der zuvor oder danach deutlich besser oder bei einem erfolgreicherem Verein war…
    Es ist zwingend notwendig, das Team und die Loyalität zum Team und zum Verein einzufordern. Logisch. Aber wie jeder Arbeitgeber muss auch ein Verein ständig seinen Teil dazu beitragen, dass Spieler ihr Potenzial ausschöpfen und sich nicht nur beim Anblick der Gehaltsabrechnung im Team wohl fühlen und stolz auf die Zugehörigkeit zu den Kölner Haien sind – oder noch besser: Die darauf geil sind, bei den Haien zu spielen.
    In München gibt/gab es solche Querelen nicht.

  4. Hai67
    28.02.2018

    Ach ja, auch nicht toll: Der Vertrag mit Lalonde wurde erst vor einigen Wochen verlängert, hab ich nachgelesen. Und jetzt in die andere Richtung…. okayyy…
    Nicht nur die Spieler, auch der Verein muss permanent hochprofessionell und konstant sein, wenn man dauerhaft 100%-Spieler und daraus resultierenden Erfolg will.

    • Bossy
      28.02.2018

      Der Vertrag mit Lalonde wurde schon vor einem Jahr bis 2019 verlängert, das macht den Zeitpunkt des Rauswurfs jetzt aber auch nicht wirklich besser, das Tischtuch war doch schon nach seinem öffentlichen “der Trainer kann mich mal” vor Wochen komplett durch.

      Ein anderer “Nummer 1-Verteidiger”, Ross Lusch.. äh.. Lupaschuk (erinnert den noch wer? :D ), war ja seinerzeit auch sofort freigestellt worden, als er Stewart vor dem Rest des Teams widersprochen hatte (“this won’t work”); so einen Autoritätsverlust kann sich kein Trainer der Welt leisten, da bleibt immer was hängen.

      Vielleicht haben die Verantwortlichen jetzt auch wirklich nur noch abgewartet, ob Ehrhoff und Müller unverletzt aus Korea zurückkehren, aber auch das bleibt eine Spekulation.

  5. Kirsten
    28.02.2018

    Wie viele Dinge im Leben wird es auch hier zwei Seiten geben. Auf der einen Seite ist da der Offensivverteidiger, der in zwei Spielzeiten prima Leistungen gezeigt hat. Auf der anderen Seite ist die dritte Spielzeit ziemlich mau gelaufen – und zwar nicht nur offensiv. Ich kann mich da an einige Spielsituationen erinnern, bei denen Torchancen oder sogar Tore für den Gegner zustande kamen, weil Shawn Lalonde entweder (noch) nicht (wieder) im eigenen Drittel, oder weil er eben unachtsam war. Auch die Reaktion auf die vom Trainer verordnete Spielpause im Januar war unpassend. Ich denke nicht, dass sich die Verantwortlichen bei den Haien die Entscheidung leicht gemacht und ihn aus einer kurzen Laune heraus vor die Tür gesetzt haben.
    Der Vergleich mit dem Abgang von Nick Latta passt meiner Meinung nach nicht wirklich. Mal ganz davon abgesehen, dass Nick Latta von sich aus gegangen ist, liegt hier das Kernproblem darin, wie junge Nachwuchsspieler in der DEL eingesetzt werden. Ich meine beobachtet zu haben, dass junge Spieler in der DEL wenig Eiszeit in Reihe 3 und 4 bekommen, aber sich über diese wenige Eiszeit einen Platz in den Reihen 1 und 2 erarbeiten sollen. In Ländern wie Schweden, Russland, etc. ist es üblich, junge Spieler direkt in die ersten beiden Reihen zu stellen und ihnen auch genügend Eiszeit zu geben, damit sie sich entwickeln können.
    Aber um noch mal auf das eigentliche Thema zurückzukommen: ich denke, dass die Verantwortlichen bei den Haien richtig gehandelt haben.

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