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Die schwedische Geschichte Kölns

Grafik: René Guzman
Grafik: René Guzman

Nein, es soll hier natürlich nicht um „richtige“ Geschichte gehen. Keine Ausgrabungen, keine alten Wikingerhelme am Rheinufer und auch keine Drachenboote. Tatsache ist aber, dass unter allen deutschen Eishockeystädten Köln die mit Abstand schwedischste Adresse war und ist. Die aktuelle Entwicklung gibt uns den Aufhänger für einen kurzen Streifzug durch die schwedische Geschichte der Kölner Haie.

Den ersten schwedischen Paukenschlag konnten die Haie bereits in der Saison 78/79 vermelden. Hardy Nilsson spielte zwar nur eine Saison außerhalb seiner Heimat, hält aber aus dieser Saison den immer noch bestehenden Vorlagen-Rekord mit 81 Assists. Später wurde er mit den Haien und der DEG mehrfach deutscher Meister, mit Djurgarden schwedischer Meister, mit Salzburg österreichischer Meister und trainierte die schwedische Nationalmannschaft bei diversen großen Turnieren.

Nach Nilsson hat fast zwei Jahrzehnte kein weiterer Schwede den Weg zu den Haien gefunden. Erst nach dem Bosman-Urteil konnte in Köln mit Patrik Carnbäck wieder ein Wikinger vorgestellt werden. Er kam zum Ende der Saison 95/96 direkt aus Anaheim und spielte eine große Rolle beim Finaleinzug der Haie. Auch im Folgejahr spielte Carnbäck eine starke Saison, wechselte danach aber zurück in die Heimat nach Göteborg, wo er sechs Jahre später zum ersten Mal in seiner Karriere eine nationale Meisterschaft gewinnen konnte (Weltmeister wurde er schon 91/92 zusammen mit Petri Liimatainen) und danach seine Karriere beendete. Mittlerweile führt er eine Hockey-Agentur und hat Klienten wie Mikkel Boedker, Lars Eller oder Oliver Ekman-Larsson.

Daniel Rudslätt im Trikot der Kölner Haie. Foto: sportfoto-mueller.de

Daniel Rudslätt im Trikot der Kölner Haie. Foto: sportfoto-mueller.de

Mit Carnbäck hatten die Haie aber erst den Startschuss für die acht schwedischsten Jahre der Vereinsgeschichte abgegeben. Bereits ein Jahr später wechselten mit Petter Nilsson, Morgan Samuelsson und Tomas Forslund drei Landsmänner nach Köln und sorgten damit für die höchste Schwedendichte in der Geschichte des Vereins. Samuelsson kam in Köln nicht besonders gut zurecht und wechselte noch in der Saison nach Kassel und später in seiner Karriere auch in die Schweiz, wo er mit Zürich sogar Meister wurde. Bei ihm hatte es einfach nicht gepasst. Der Offensivverteidiger Petter Nilsson spielte ein starkes erstes Jahr in Köln, ließ ein weniger starkes Jahr folgen und wechselte zurück nach Schweden. Und zu Tomas Forslund müsste man wohl einen eigenen Artikel schreiben. Er blieb fünf Jahre in Köln und ist damit bis heute der „dienstlängste” Schwede in der Vereinsgeschichte. In der vergangenen Saison war er als Assistenztrainer bei Leksand in der zweiten schwedischen Liga aktiv. Selbstverständlich wird er auch beim Legendenspiel der Haie im November wieder in der Arena auflaufen, vielleicht zusammen mit seinen legendären Reihenkollegen Bruno Zarrillo und Corey Millen.

Zur Saison 97/98 konnten die Haie den sehr offensiv ausgerichteten Verteidiger Rikard Franzén aus Stockholm verpflichten. Franzén spielte eine durchschnittliche Saison und wechselte ein Jahr später auch wieder zurück zu AIK. Sechs Jahre später bestritt er nochmal eine Saison in Hannover.

In der Saison 99/00 wurde der nächste Schwede verpflichtet. Andy Murray durfte den Kader zusammenstellen und hat das mit Abstand teuerste Team gebaut, das jemals für die Haie gespielt hat. Teil dieses Teams war auch Anders Huusko, jedenfalls für die ersten neun Saisonspiele. Der Weltmeister konnte sich im mit Stars gespickten Kader der Haie (in der dritten Reihe spielten damals Jason Young, Todd Hlushko und Sergio Momesso!!) keine Position erkämpfen und wurde zu den Berlin Capitals abgegeben wo er im Jahr darauf mit 50 Punkten und 28 Toren Topscorer wurde.

Die Saison 01/02 läutete dann ein neues Schweden-Zeitalter in Köln ein. Tomas Forslund gehörte nicht mehr zum Kader, er wechselte zurück in die Heimat. Dafür präsentierten die Haie mit Niklas Sundblad und dem von den insolventen Berlin-Wie-Auch-Immer-Sie-Zu-Diesem-Zeitpunkt-hiessens verpflichteten Petri Liimatainen direkt zwei neue Nordmänner. Sundblad kam nach einer guten Saison aus Düsseldorf nach Köln und blieb noch ein weiteres Jahr hier, bevor er seine aktive Laufbahn nach teilweise kuriosen Stationen in Italien oder auch Japan 2009 in Stockholm beendete. Schon ein Jahr später verschlug es ihn aber wieder nach Köln, er war in den letzten Jahren Chef- und Assistenztrainer der Haie und wird auch in Zukunft Uwe Krupp unterstützen. Petri Liimatainen blieb nur das eine Jahr ein Hai, der Schlagschusskönig und schwedische Weltmeister wurde nach dem Gewinn der Meisterschaft zu Gunsten von Shane Peacock abgegeben. In der Saison 10/11 kehrte er als Assistenztrainer zurück zu den Haien, aktuell ist er Cheftrainer von IK Pantern in der dritten schwedischen Liga.

Die Saison 02/03 war mit Abstand die schwächste Schweden-Saison der Haie. Sundblad hatte ein sehr schwaches zweites Jahr und die Neuverpflichtungen Fredrik Nilsson (aus Kloten) und Johan Witehall (aus Chur) konnten die Erwartungen zu keinem Zeitpunkt erfüllen. Witehall wurde bereits während der Vorbereitung aussortiert und konnte auch danach bei keinem seiner Vereine überzeugen. Nilsson (immerhin der dritte Spieler mit diesem Namen in der Geschichte der Haie) war wohl unter falschen Voraussetzungen und mit den falschen Erwartungen verpflichtet worden. Von einem Importspieler wurde einfach mehr erwartet als grundsolides Defensivspiel und eine gute Bullyquote, genau das waren aber seine Stärken. Ein Missverständnis von Vorne bis Hinten das wohl auch mitverantwortlich dafür war, dass nach Ende dieser Saison vorerst keine weiteren Schweden mehr in Köln verpflichtet wurden.

Niklas Sundblad an der Haie-Bank. Foto: Jürgen Peters

Niklas Sundblad an der Haie-Bank. Foto: Jürgen Peters

Erst in der Saison 06/07 wurde wieder schwedisch gesprochen, Rodion Pauels wollte das europäische Element im Kader stärken und verpflichtete mit Daniel Rudslätt den zweiten schwedischen Dauerbrenner in der Geschichte der Haie. Rudslätt brachte es immerhin auf vier Jahre als Hai, konnte in dieser Zeit als überaus pflegeleichter Zwei-Wege-Stürmer von der ersten bis in die dritte Reihe sowohl auf dem Flügel, als auch als Center überzeugen und wechselte erst vor zwei Jahren zurück nach Stockholm.

Für die letzten schwedischen Momente sorgte in Köln Johan Åkerman. Der Verteidiger mit dem Hammerschuss – wer erinnert sich nicht gerne an diesen Penalty? – kam im Sommer 2010 aus Lugano nach Köln und spielte sich nach anfänglichen Schwierigkeiten in die Herzen der Fans. Eine Saison später konnte er als Rückkehrer in Köln begrüßt werden, er wechselte Anfang 2012 aus Linköping zurück nach Köln und war ein wichtiger Faktor für das Erreichen der Playoffs in der abgelaufenen Saison.

In der kommenden Saison werden die Haie mit drei Neuverpflichtungen aus Schweden starten. Und zumindest auf dem Papier sind Krupp und Pauels mit den Verteidigern Daniel Tjärnqvist (nach Nikolai Borschevsky erst der zweite Olympiasieger im Team der Haie, dazu schwedischer und finnischer Meister, zweifacher Vizeweltmeister, 2x WM-Dritter, 352 NHL-Spiele) und Andreas Holmqvist (Weltmeister) sowie dem Stürmer Andreas Falk (zweifacher schwedischer Meister und vor zwei Jahren die meisten Gamewinner in der schwedischen Liga) dabei richtig gute Transfers gelungen. Wenn die „Tre Kronor” diese Vorschusslorbeeren in Köln auf das Eis übertragen können, wird in der Saison 12/13 sicherlich deutlich mehr zu erwarten sein als zuletzt.

Über den Autor: Uwe Schipplock

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