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Die Olympia-Qualifikation im Blick

Sidney Crosby, Patrick Reimer und Moritz Müller beim Spiel Canada gegen Deutschland der WM 2015 in Prag. Foto: Peggy Nieleck
Sidney Crosby, Patrick Reimer und Moritz Müller beim Spiel Kanada gegen Deutschland der WM 2015 in Prag. Foto: Peggy Nieleck

Die deutsche Nationalmannschaft kämpft ab heute beim Turnier im lettischen Riga vier Tage lang um die Olympia-Qualifikation für die olympischen Winterspiele 2018 im südkoreanischen PyeonChang. Nachdem das DEB-Team an den Spielen 2014 in Sotschi wegen des verpatzten Qualifikations-Turniers in Bietigheim nicht teilnehmen durfte, gilt es nun, das deutsche Eishockey wieder auf die ganz große Bühne zu bringen. Denn wie zuletzt bei den Sommerspielen in Rio zu sehen war, genießt Olympia nach wie vor das höchste Ansehen und wer nicht teilnimmt, findet in der öffentlichen Wahrnehmung einfach nicht statt. Nicht umsonst bezeichnet der DEB selbst das Qualifikations-Turnier in Riga als “das wichtigste Turnier des Jahres”, vielleicht ist es sogar das wichtigste der letzten Jahre.

Der immer noch recht frische Bundestrainer Marco Sturm hat nach dem erfolgreichen WM-Turnier im Frühjahr nun also Olympia fest im Blick. Ginge man rein nach dem Papier, sind die Deutschen auch tatsächlich der Favorit als Top-platziertes Team des Turniers in der IIHF-Rangliste der Eishockey-Nationen. Sturm hat nach der Streichung von Marcel Noebels und Stephan Daschner eine gute Mischung aus erfahrenen DEL-Spielern, noch erfahreneren NHL-Recken und jungen, hungrigen Spielern aus beiden Ligen zusammen. Eine Mischung, die von der deutschen Presse teilweise als “das beste deutsche Team aller Zeiten” gelobt wurde und der Blick auf den Kader zeigt, was gemeint ist. Es gab kaum Absagen von Spielern aus Nordamerika, diejenigen, die sich in der Vergangenheit gerne bei Olympia blicken ließen, dafür aber vorher nicht unbedingt viel taten, sind nun allesamt dabei. Einzig Thomas Greiß, der große Rückhalt der letzten WM musste aus privaten Gründen absagen. Philipp Grubauer, der von Sturm bereits als Starter für das Eröffnungsspiel gegen Japan benannt wurde, sollte aber ebenfalls in der Lage sein, eine gute Rolle zu spielen. Die Verteidigung ist mit den Zugpferden Dennis Seidenberg, Christian Ehrhoff und Korbinian Holzer sehr gut besetzt. Im Sturm dreht sich dieser Tage fast alles um Tom Kühnhackl, der mit den Pittsburgh Penguins im Juni den Stanley Cup gewann und der in der Vorbereitung auf Riga tatsächlich sein erstes Länderspiel für Deutschland bestritt. Neben dem in Köln bestens bekannten Leon Draisaitl ist noch sein Kumpel Tobias Rieder hervorzuheben. Die Farben der Haie vertreten in Riga Moritz Müller und Patrick Hager. Philip Gogulla sprach sich mit Marco Sturm ab, nicht teilzunehmen, da sein Bruder am vergangenen Samstag geheiratet hat.

Trotz der vermeintlichen Favoritenrolle muss die Mannschaft vorsichtig sein, das weiß auch Marco Sturm nach den beiden Testspielen gegen Frankreich (4:0-Sieg) und Weißrussland (2:3-Niederlage) und warnt schon mal vor: “Es wird ein hartes Stück Arbeit, wir haben mit Japan, Österreich und Lettland drei gute und ausgeglichene Gegner. Am Ende kommt es auch auf die Tagesform und das Quäntchen Glück an, um da am Schluss als Sieger rauszugehen. Ich denke die Jungs sind bereit dafür. Wir werden alles dafür tun, dass es wie bei der WM ein Happy End gibt”. Eine gute Einschätzung, denn gerade die Underdogs bauen auf die Kürze des Turniers und eventuelle Ausrutscher in der Tagesform oder an anderen Stellen, wie uns Japans Trainer Greg Thomson während des Köln-Cups schon verriet: “Wir wissen, dass wir ein krasser Außenseiter sind, aber man muss nur mal zur Fußball-EM im Sommer schauen, im Sport kann alles passieren. Es ist ein kurzes Turnier mit drei Spielen, die Tagesform spielt eine große Rolle, Schirileistungen, ein heißer Torwart und vieles mehr. Wir fahren nicht nach Riga, um zu verlieren, werden unser Bestes geben und schauen, was dabei rauskommt.”

Japan ist der Eröffnungsgegner der deutschen Mannschaft am Donnerstag, Spielbeginn ist um 14:30 Uhr deutscher Zeit, die Partie wird – wie alle drei Spiele des DEB-Teams – bei Sport1 live übertragen. Die Asiaten bestritten zur Vorbereitung vier Testspiele gegen DEL-Teams, gegen Augsburg und Straubing verlor das Team, das in diesem Jahr punktlos aus der Division IA abstieg, jeweils mit 1:3, am vergangenen Freitag in Köln gegen die Haie mit 1:5 und zuletzt am Samstag gegen die DEG mit 1:2 n.V. Das Spiel gegen die DEG sollte aber warnendes Beispiel sein, die schnellen Japaner stellten das Team von Christof Kreutzer vor mehr Probleme, als ihm lieb sein konnte und hätte vielleicht sogar den Sieg verdient gehabt. Dennoch sollte Team Japan in jedem Fall schlagbar sein und kein großes Problem darstellen, wenn jeder im deutschen Team dem Gegner den angebrachten Respekt entgegen bringt.

Am Freitag um 14:30 Uhr wartet dann der Nachbar aus Österreich auf Deutschland, das Team, das beim letzten olympischen Qualifikationsturnier in Bietigheim das endgültige Olympia-Aus besiegelte und anschließend selbst nach Sotschi fuhr. Aufgrund der nachbarschaftlichen Rivalität wohnt dem Spiel immer mehr Brisanz inne, als unbedingt nötig wäre. Das zeigt auch das letzte Aufeinandertreffen beider Mannschaften bei der WM in Prag 2015, das die Österreicher mit 3:2 n.P. siegreich gestalten konnten, was aber ihren Abstieg auch nicht mehr verhindern konnte. In der Vorbereitung auf Riga kassierte das Team von Cheftrainer Alpo Sauhonen mit 1:6 und 2:6 zwei empfindliche Niederlagen gegen Norwegen.

Zum großen Finale könnte es dann am Sonntag gegen Lettland kommen. Der Gastgeber steckt in einer ungewöhnlichen Situation, nur vier Tage vor Turnierstart trat Trainer Leonids Beresnevs zurück. Ein Nachfolger war zwar in Haralds Vasiljevs, dem Vater vom Krefelder Spieler Herberts, schnell gefunden, dass dieser Wechsel allerdings zu einem ungünstigen Zeitpunkt kommt und einiges an Verwerfungen mit sich bringen könnte, ist wohl klar. Am Dienstagabend bestritt das Team das einzige Testspiel im Turnier-Vorlauf gegen Dänemark, das mit 0:3 verloren ging. Dennoch ist die lettische Mannschaft der gefährlichste Gegner der Deutschen um die Olympia-Qualifikation, beide Teams agierten in den vergangenen Jahren auf Augenhöhe und lieferten sich bei Weltmeisterschaften stets knappe Duelle, die Deutschland aber immer für sich entscheiden konnte. Diesmal kommt allerdings noch der Heimvorteil der Letten hinzu und wer einmal lettische Fans auswärts erlebt hat, kann sich ungefähr vorstellen, wie frenetisch sie ihr Team in der Riga Arena nach vorne peitschen werden.

haimspiel.de wird per Twitter über das Wichtigste vom Turnier berichten, über unseren Snapchat-Kanal seid ihr zusätzlich noch neben dem Eis in der lettischen Hauptstadt dabei.

Der Spielplan des Turniers in Riga:

  • 1.9., 14:30 Uhr: Deutschland – Japan
  • 1.9., 18:30 Uhr: Österreich – Lettland
  • 2.9., 14:30 Uhr: Deutschland – Österreich
  • 2.9., 18:30 Uhr: Lettland – Japan
  • 4.9., 13:00 Uhr: Japan – Österreich
  • 4.9., 17:00 Uhr: Lettland – Deutschland

Über den Autor: Robert Heppekausen

Robert ist seit 2004 für haimspiel.de tätig und hat in der Zeit unter anderem am Radio das Rekordspiel gegen Mannheim kommentiert und war Mit-Ideengeber für die "Wir sind Haie"-Shirts. Zusammen mit Dennis hat er die Facebook-Seite der Kölner Haie ins Leben gerufen und für den Club aufgebaut.

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Playoff-Analyse, Teil 3: Eiszeit der Verteidiger

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