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Derbysieg mit starker Mannschaftsleistung

Johannes Salmonsson beim Vorbereitungsspiel gegen Langnau. Foto: Steffen Thaut
Johannes Salmonsson beim Vorbereitungsspiel gegen Langnau. Foto: Steffen Thaut

Die Kurzzusammenfassung des 3:0-Sieges der Kölner Haie bei der Düsseldorfer EG lautet: taktisch diszipliniert; zu viele Strafen genommen; Unterzahl tadellos; 60 Minuten Einsatz; Wesslau-Shutout; Uvira, Boucher, Gogulla treffen. Aber weil es eben nicht nur das 210. Rheinische Derby war, lohnt ein Blick auf die Details.

Die DEG startete vor ausverkauftem Haus mit Vollgas und erwischte die Haie direkt auf dem falschen Fuß. Gustaf Wesslau musste schon im ersten Wechsel eine Düsseldorfer Großchance entschärfen. Rückblickend war dieser Save der Grundstein, auf dem der Sieg der Haie aufbaute. „Sie hatten direkt vom ersten Bully weg eine gute Chance und danach sofort noch ein paar. Ich war froh, dass ich die parieren und uns im Spiel halten konnte“, beschreibt Wesslau den Start in die Partie. „Darauf konnten wir aufbauen, haben das Spiel in die Hand genommen und uns auch ein paar gute Chancen erarbeitet.“

„Die ersten Wechsel waren ein bisschen wild“, beschreibt Moritz Müller die ersten Minuten des Spiels. „Da ging’s noch hoch her. Ich denke, wenn da einer reingefallen wäre, dann weiß ich nicht, ob wir das Spiel heute so beendet hätten. Aber da war Gustaf da und hat uns im Spiel gehalten. Dass wir die Phase überstanden haben, hat uns ein bisschen Aufwind gegeben.“

Im Laufe der Partie zeigte sich schnell, dass der Plan von Niklas Sundblad auf allen Ebenen aufgegangen war. „Wir haben uns in einigen Details darauf zurückbesonnen, was uns am Anfang der Saison erfolgreich gemacht hat. Ich glaube, jeder ist vertrauter damit, wie wir jetzt spielen.“ stellte Gustaf Wesslau nach dem Spiel fest.

„Wir haben am System gearbeitet. Wir haben auch an der Unterzahl gearbeitet. Das Unterzahlspiel heute war perfekt“, so der Kölner Goalie. Das musste es auch sein, denn die DEG kam zu insgesamt neun (!) Powerplays. „Meine Vorderleute haben Schüsse geblockt und haben die Rebounds weggeräumt. Ich konnte die Scheibe sehen – es hätte nicht besser sein können.“ Nicht nur in Unterzahl sondern auch bei fünf gegen fünf ließen die Haie kaum Nachschüsse zu und unterstützten ihren wieder einmal herausragenden Goalie in den Momenten, in denen er seine Vorderleute brauchte: „Ich habe ein paar Rebounds zugelassen, die ich sonst nicht zulasse, aber ich hatte großartige Unterstützung von meinen Stürmern und meinen Verteidigern in unserem Drittel. Darum geht es beim Teamwork.“

Teamwork war überhaupt die Überschrift über dem gesamten Auftreten der Haie. Fehler wurden vom Mitspieler kompensiert, jeder ist für jeden gerannt und bei Bedarf in die Bresche gesprungen. Niklas Sundblad konnte zu Recht zufrieden sein: „Ich freue mich über diese Mannschaftsleistung. Ich war gespannt vor der Partie, wie das heute aussehen würde, weil wir an so vielen strukturellen Dingen gearbeitet haben. Die eigene Zone, der Forecheck – da habe ich heute viele gute Sachen gesehen. Das war sehr positiv. Es waren wirklich alle auf der gleichen Wellenlänge. Dazu kam dann noch die Leidenschaft und der Kampf. Wenn wir so spielen, dann sind wir gefährlich. Wir haben zu viele Strafen genommen, aber die Unterzahl hat gut geklappt heute.“ Die Haie präsentierten sich als geschlossene Einheit, in der jeder Einzelne um seine Aufgabe wusste und sie konsequent erfüllt hat. Das hat sicher auch KEC-Boss Frank Gotthardt so gesehen, der zum Derby nach Düsseldorf gekommen war und der Mannschaft nach dem Spiel auch einen Besuch in der Kabine abgestattet hat. Nur das Powerplay blieb im Vergleich zum restlichen Spiel blass. Das Selbstbewusstsein, das die Haie bei fünf gegen fünf und auch in Unterzahl ausstrahlten, transportierte sich nicht in die Überzahl. Die veränderten Verteidigerpaare im Powerplay (Müller mit Eriksson und Lalonde mit Sulzer) waren laut Sundblad als Absicherung vor Kontern gedacht, um die Schwemme an Gegentoren in eigener Überzahl zu stoppen.

„Wir waren heute sehr kompakt. Wir haben die neutrale Zone ziemlich dicht gemacht. Ich denke, Düsseldorf hatte oft Probleme, kontrolliert in unser Drittel reinzukommen. Das haben wir uns vor dem Spiel heute vorgenommen und sehr gut umgesetzt“, analysierte Moritz Müller. „Außerdem war die Leidenschaft da. Und der Einsatz.“

„Ich bin sehr zufrieden mit der Mannschaftsleistung“, sagte auch Uvira nach dem Spiel. „Wir haben einfach die Taktik vom Saisonbeginn gespielt und es ist ein zu Null dabei herausgekommen. Defensiv haben wir stark gestanden. Natürlich gibt es Dinge, die wir noch besser machen können, aber es war eine gute Leistung von uns heute.“

Große Erleichterung gab es bei Sebastian Uvira, der nach der Partie in Iserlohn mit seinen vielen vergebenen Chancen gehadert hatte. Der Treffer zum 1:0 hatte ihm sichtlich gutgetan. „Da ist mir schon ein Stein vom Herzen gefallen“, meinte der Stürmer nach dem Spiel, aber mit dem einen Tor war er noch nicht zufrieden. „Ich hatte heute wieder viele Chancen und hätte vielleicht noch eins mehr machen können.“

Einzelne Spieler hervorzuheben, wird der Gesamtleistung der Mannschaft eigentlich nicht gerecht, aber dennoch stach neben Gustaf Wesslau noch ein anderer Akteur besonders heraus. „Salmonsson hat heute ein gutes Spiel gemacht. Er war der beste Spieler auf dem Eis“, attestierte Niklas Sundblad dem Schweden, der nach einer grandiosen Einzelleistung das 2:0 für Jean-Francois Boucher auflegte. Aber das war bei weitem nicht sein einziger Verdienst in dieser Partie. Wieder mit Marcel Ohmann und Boucher vereint, war die Chemie zwischen den Dreien sofort wieder da. „Ich glaube, es liegt daran, dass ich einfach weiß, was die anderen beiden Jungs machen. Sie halten das Spiel einfach. Das ist nicht schwer zu lesen. Wir alle drei arbeiten sehr hart. Wir versuchen, gut vorzuchecken. Jetzt spielen wir seit zwei Spielen zusammen und haben in beiden Spielen ein Tor gemacht. Ich glaube, wir funktionieren gut zusammen. Ich hoffe, wir können den Erfolg fortsetzen.“

Der Stürmer spielte in so gut wie jedem seiner Wechsel eine dominante Rolle, brachte die Düsseldorfer Defensive immer wieder in Verlegenheit und war kaum von der Scheibe zu trennen. „Das ist mein Spiel, wenn ich mit ein bisschen mehr Selbstvertrauen spiele. Wenn ich mich nicht so gut fühle, dann will ich die Scheibe gar nicht so oft haben. Aber wenn ich mich gut fühle, dann will ich die Scheibe. Das ist auch das Gute mit Ohmann und Boucher im Vergleich zu Jungs, die die Scheibe auch viel haben wollen oder die in der Hierarchie über einem stehen, so dass man das Gefühl hat, dass man ihnen den Puck mehr geben muss. Ohmann und Boucher akzeptieren, dass ich die Scheibe lange halte. Die sind ok damit. Das ist toll“, erklärt Salmonsson. In jedem Fall hat sich diese Formation mit ihrer Leistung dafür empfohlen, in dieser Konstellation zusammenzubleiben. Auf die Frage, ob seine neuen Schlittschuhe etwas mit seiner heutigen Leistung zu tun hatten, lacht Salmonsson: „Ja, ich habe tatsächlich neue Schlittschuhe. Und ich liebe sie.“ Das neue Equipment ist nicht nur den Mannschaftskollegen aufgefallen. Auch sein Trainer konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen: „Sieht aus wie Sergej Fedorov, oder?“

Dass Philip Gogulla kurz vor Schluss per empty-netter noch auf 3:0 erhöhte, war nur noch die Sahnehaube auf einer rundum gelungenen Vorstellung. Niklas Sundblad hat offensichtlich im Laufe der Trainingswoche alles richtig gemacht. Die Mannschaft hat mit großer taktischer Disziplin und dem richtigen Einsatz ihren Teil zum Erfolg beigetragen. Dass das Team sich in seinen Aufgaben nun wieder so sicher und wohl fühlt wie zu Saisonbeginn, ist eine gute Basis, auf der man einen Aufwärtstrend aufbauen kann.

Aber all die verständliche und verdiente gute Laune wurde auch direkt nach Spielende schon wieder eingebremst. „Wir tun gut daran, uns jetzt nicht zu gut zu fühlen. Wir können ein bisschen Selbstvertrauen mitnehmen. Das war ein wichtiger Sieg. Aber daran müssen wir anknüpfen.“ mahnte Haie-Kapitän Moritz Müller. „Wir müssen auf dem Teppich bleiben. Wir haben nichts erreicht“, sagte auch Sebastian Uvira. „Natürlich ist ein Derbysieg besonders schön, aber trotzdem müssen wir jetzt mit den Füßen am Boden bleiben. Das ist wichtig.“ Und auch Johannes Salmonsson befand: „Wir haben das direkt nach dem Spiel in der Kabine angesprochen. Heute Abend können wir uns freuen, aber morgen geht es wieder an die Arbeit. Krefeld ist Tabellenletzter, deswegen müssen wir am Sonntag hellwach sein. Es wird garantiert ein schweres Spiel.“

Über den Autor: Henrike Wöbking

Henrike schreibt für haimspiel.de seit 2005 und wurde von Ex-NHL-Spieler Jason Marshall gelobt für "the best interview I ever did". Sie zeigte sich hauptverantwortlich für das Abschiedsvideo von Dave McLlwain. Außerdem ist sie Buchautorin und schrieb den Roman "Auf Eis" vor dem Hintergrund der Playoffs 2002.

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