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Das Spiel aus der Hand gegeben

Kölner Haie gegen den ERC Ingolstadt - Foto: Steffen Thaut

Der ERC Ingolstadt nimmt zum zweiten Mal in dieser Saison drei Punkte aus Köln mit – und das verdient. Den Kölner Haien ist die Partie im zweiten Drittel komplett entglitten und sie fanden auch nicht mehr zurück in die Spur.

Patrick Hager im Zweikampf mit Björn Barta, Foto: Steffen Thaut

Patrick Hager im Zweikampf mit Björn Barta Foto: Steffen Thaut

Die 9.692 Zuschauer in der Lanxess Arena sahen einen verhaltenen Beginn beider Mannschaften. Es hatte den Anschein, dass sich beide Teams erst in die Partie fühlen mussten. Als die Haie offensiv ein wenig konsequenter zu Werke gingen, eröffnete das dem ERC ein paar Konterchancen, die aber entweder Gustaf Wesslau entschärfte oder im Backcheck geklärt wurden. In einer Phase, in der die Gäste sich dann einige Wechsel lang im Haie-Drittel festsetzen konnten, kassierte John Laliberté eine Strafe wegen Beinstellens, die aus Sicht des Ingolstädter Stürmers nicht unumstritten war. Im folgenden Powerplay brauchte der KEC gerade mal 17 Sekunden, um die 1:0-Führung zu erzielen: Gogulla lupfte einen Rebound über Pielmeier. War der Unmut über die Laliberté-Strafe bei den Ingolstädtern noch nicht genug, so brachte sie dieser Treffer sichtlich in Fahrt. Nach dem Kölner Führungstreffer machten die Gäste konstant Druck. Nach einem Icing eroberten sich die Haie mehrfach die Scheibe im eigenen Drittel, aber Dragan Umicevic verpasste mehrfach unter dem Druck des Ingolstädter Forechecks den Puck aus der eigenen Zone zu klären. Die Panther blieben am Drücker und erzielten den zu diesem Zeitpunkt sehr verdienten Ausgleich durch Brian Salcido. Ein Treffer, der sich von langer Hand andeutete. „Sie hatten zwei Wechsel, während Dragan [Umicevic], Aslund und ich auf dem Eis waren. Sie haben immer weiter Druck gemacht. Und mit dem Treffer war das Momentum dann auf ihrer Seite“, so Andreas Falk über die Situation im Spiel.

Im zweiten Drittel machte der ERC genau da weiter, wo er im ersten Drittel aufgehört hatte. Die Haie hingegen verloren komplett den Faden in ihrem Spiel. „Ich würde es gerne erklären können, aber ich weiß nicht, was da passiert ist. Wir sind komplett von unserem Spiel weggekommen, und sie haben Wechsel für Wechsel weiter Druck gemacht“, meinte Falk sichtlich ratlos. „Wir konnten uns glücklich schätzen, dass es nach dem zweiten Drittel nur 2:3 stand.“ Niklas Sundblad hatte hingegen eine sehr konkrete Erklärung: “Wir hatten im zweiten Drittel große Probleme in der eigenen Zone. Wir waren zu weit weg vom Mann.” Zunächst war Ingolstadt nach einem Konter in der 24. Minute durch Kubalik in Führung gegangen. Lange Druckphasen der Gäste wurden dann durch ein Powerplay der Haie unterbrochen, nachdem Jared Ross an der eigenen blauen Linie Ryan Jones zu Fall brachte. Moritz Müller traf im Powerplay daraufhin zum 2:2-Ausgleich. Da war die 35. Spielminute 14 Sekunden alt. Doch noch in derselben Spielminute kam der ERC durch Alexander Barta zur erneuten Führung – ein Genickschlag für die Mannschaft von Niklas Sundblad. „Gleich im nächsten Wechsel kommt ein Schuss, den Gustaf nur ein bisschen erwischt, der dann an den Pfosten prallt, von da an Gustafs Rücken und ins Tor“, beschreibt Falk das Zustandekommen des 2:3.

Haie bejubeln den zwischenzeitlichen Ausgleich zum 2:2 Foto: Steffen Thaut

Haie bejubeln den zwischenzeitlichen Ausgleich zum 2:2 Foto: Steffen Thaut

„Wir bestrafen uns immer wieder selber. Wir schießen ein Tor und direkt im Anschluss kassieren wir eins. Da ist es natürlich schwer, in Schwung zu kommen. Wir bauen eigentlich immer den Gegner auf, selten uns selber. Der Wechsel nach einem Tor muss der wichtigste sein. Da weiß man, das ist ein Wechsel, da muss es krachen. Da dürfen keine Fehler passieren. Und in solchen Situationen bestrafen wir uns immer selber. Das ist eigene Dummheit“, bilanzierte Moritz Müller nach der Partie. „Meiner Meinung nach haben wir das Spiel im zweiten Drittel verloren. Da war Ingolstadt um Längen besser.“ Allein die Schussstatistik im Mittelabschnitt sprach dann auch eine deutliche Sprache: 9 zu 19 Schüsse aus Haie-Sicht. Der Frust entlud sich auch in einigen kleineren Rangeleien.

Zum Schlussdrittel kamen die Haie lange vor Pausenende zurück aufs Eis – wohl auch um Bereitschaft für die verbleibenden 20 Minuten zu signalisieren. Und tatsächlich gelang dem KEC ein guter Einstieg. „Wir haben eine Schippe drauf gelegt und sind mit mehr Energie in das letzte Drittel gestartet“, befand Falk. Die Haie machten Druck. Nach einem ungeahndeten Crosscheck gegen Patrick Hager „revanchierte“ sich dieser mit einem Treffer des Willens zum 3:3-Ausgleich in der 48. Minute. Ein Treffer, den seine Reihenkollegen wie den Erfolg nach einem Kraftakt feierten. In der Folge ergaben sich Chancen auf beiden Seiten. Die Haie mussten zudem eine 4-gegen-3-Unterzahl überstehen. Als Dragan Umicevic dann bei einem Ingolstädter Konter in der 53. Minute die Notbremse zog und wegen Hakens auf die Strafbank musste, schlug das Ingolstädter Powerplay zu. Thomas Greilinger verwandelte per Direktabnahme aus dem linken Bully-Kreis. Mit nunmehr weniger als sechs Minuten zu spielen, versuchte Niklas Sundblad, seiner Mannschaft nochmal einen Impuls zu geben und änderte die Reihenzusammensetzungen. Alex Weiß kam mit Hager und Gogulla zum Einsatz, Ryan Jones übernahm bei Falk-Aslund den Platz von Dragan Umicevic, der ab diesem Zeitpunkt bei fünf gegen fünf keine Eiszeit mehr bekam. „Er war nicht gut genug“, erklärte Sundblad nach der Partie seine Entscheidung, den schwedischen Stürmer in dieser Phase auf der Bank zu lassen.

Als die Uhr schon mehr als deutlich gegen die Haie lief, bekamen sie aber sogar noch eine Chance auf dem Silbertablett serviert, als Dustin Friesen knapp zweieinhalb Minuten vor Schluss eine Strafe wegen Spielverzögerung bekam. Im daraus resultierenden Powerplay nahm Sundblad Gustaf Wesslau direkt zugunsten eines sechsten Feldspielers vom Eis, aber in einem wenig kreativen 6-gegen-4-Powerplay verpassten die Haie den erneuten Ausgleich. Moritz Müller befand nach der verdienten Niederlage: „Ich würde nicht sagen, dass Ingolstadt unheimlich viel besser war, aber sie waren schlauer als wir. Und so gewinnt man dann halt hier in Köln.“

Über den Autor: Henrike Wöbking

Henrike schreibt für haimspiel.de seit 2005 und wurde von Ex-NHL-Spieler Jason Marshall gelobt für "the best interview I ever did". Sie zeigte sich hauptverantwortlich für das Abschiedsvideo von Dave McLlwain. Außerdem ist sie Buchautorin und schrieb den Roman "Auf Eis" vor dem Hintergrund der Playoffs 2002.

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