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Alles auf Anfang

Kölner Haie gegen Düsseldorfer EG - Foto: Steffen Thaut

Als wir Niklas Sundblad in der vergangenen Woche fragten, wie unantastbar die aktuellen Reihenkonstellationen generell und die Jones-Hager-Gogulla-Reihe im Speziellen sind, meinte der Headcoach der Kölner Haie: „Ich will jetzt kein shake-up in den Reihen mehr. Ich möchte sie so zusammen lassen. Jones-Hager-Gogulla bleiben, und Umicevic wird mit Falk und Aslund zusammen spielen. Weiß bleibt Mittelstürmer in der dritten Reihe. Das sollten wir so behalten. Ich bin kein großer Fan davon, die Reihen immer wieder umzubauen. Wenn man eine neue Reihe zusammensetzt, dann geht das vielleicht ein Spiel lang gut, und dann verlieren wir drei in Folge. Dann muss man wieder neue Reihen finden. Ich stelle lieber im Laufe eines Spiels mal um, wenn es nicht läuft. Aber Jones, Hager und Gogulla bleiben zusammen.“ Eine Rückkehr zu den Formationen vom Saisonbeginn schloss Sundblad aus.

Eine Woche, zwei Niederlagen und ein Ultimatum der Geschäftsführung später sieht die Welt nun anders aus. Niklas Sundblad bricht jetzt doch nochmal die etablierten Reihen auf. Alexander Weiß wird sich für das Derby in Düsseldorf statt Jones an der Seite von Hager und Gogulla finden. Jones wird zusammen mit Falk und Umicevic auflaufen. Stephens centert für Aslund und Uvira. Der wieder genesene Boucher spielt zwischen Salmonsson und Ohmann. Nick Latta kehrt ins Aufgebot zurück und wird als 13. Stürmer mit auf dem Spielberichtsbogen sein.

„Wir müssen etwas Neues versuchen“, hatte Charlie Stephens nach dem 1:6 in Iserlohn gefordert. Er scheint beim Trainer Gehör gefunden zu haben. Wobei neu in ihrer Zusammensetzung eigentlich nur die Falk- und die Stephens-Reihe sind. Alexander Weiß zusammen mit Patrick Hager und Philip Gogulla hatte es zu Saisonbeginn bereits erfolgreich gegeben, und die für das letzte Wolfsburgspiel aus der Not geborene Reihe Salmonsson-Boucher-Ohmann hatte beim 3:0-Sieg Anfang des Jahres ebenfalls schon überzeugen können.

„Wir wollen vier gleichwertige Reihen haben“, erläutert Niklas Sundblad die Umstellungen. „Düsseldorf spielt immer mit vier Reihen. Da brauchen wir vier ausgeglichene Reihen dagegen. Wir wollen mit hoher Intensität spielen.“ Bei den Haien fehlen wird neben Langzeitausfall Jason Williams, der aber mittlerweile wieder auf dem Eis ist, auch Mirko Lüdemann aufgrund einer Zerrung.

Dass es für das kommende Wochenende nicht einfach nur normale Spielvorbereitung ist, merkt man Niklas Sundblad an. Das Ultimatum der Geschäftsführung steht im Raum, aber der Kölner Headcoach geht die Aufgabe sehr rational an: „Ich lese keine Zeitung. Davon halte ich mich fern. Mein Fokus liegt auf den Dingen, die ich kontrollieren kann, und das ist meine Arbeit hier mit der Mannschaft. Wir hatten eine sehr gute Trainingswoche und sind viel zurück zu den Basics.“ Zu diesem Zweck gab es mit der Mannschaft ausgiebige Videoanalysen und Besprechungen, die in dieser Art und Ausführlichkeit zum ersten Mal in der Saison stattgefunden haben, was angesichts der wiederkehrenden Fehler im Spiel ein wenig verwundert. „Wir haben viel Taktisches besprochen. Jetzt sind alle auf der gleichen Wellenlänge.“ Jetzt. Nach dem 36. Spieltag.

Was aber im positiven Sinne überrascht hat, war Sundblads sachliche Analyse der bisherigen Saison, die nun doch eine Erklärung bietet, warum die Mannschaft früh in der Saison den Boden unter den Füßen verloren und bis einschließlich des letzten Wochenendes nicht wieder zurückbekommen hat: „Im Laufe der Saison nimmt man nach verlorenen Spielen kleine Änderungen vor. Man probiert ein bisschen was aus. Das machen alle Trainer. Wir haben letztendlich viele Dinge verändert. Am Ende funktioniert das so nicht. Das ist wie bei einem Boot. Es kommt an einer Stelle Wasser herein, also stopft man das eine Leck. Dann kommt an einer anderen Stelle Wasser herein, und man stopft da. Dann kommt irgendwann von überall Wasser rein.“ Es waren also in der Summe und in der Frequenz zu viele „tweaks“, zu viele taktische Varianten, zu viele gedrehte Stellschrauben.

Deshalb will Niklas Sundblad nun wieder alles auf Anfang stellen: „Wir haben uns gesagt, wir machen in dieser Woche einen Neuanfang. Zurück zu den Basics, zu der gleichen Taktik, mit der wir im Trainingslager angefangen haben. Das haben wir gemacht. Es gab auch viele, viele Stunden nur Theorie. Jetzt sind wir alle auf der gleichen Wellenlänge. Es gibt jetzt kein ‚should have, would have, could have’ mehr. Jeder Spieler weiß jetzt, wie es funktioniert. Das müssen wir morgen jetzt nur auch umsetzen.“

Die Mannschaft steht in den kommenden beiden Spielen, die aller Voraussicht nach über die Zukunft von Niklas Sundblad entscheiden, genauso in der Pflicht wie ihr Coach. Sollte es zu einem Trainerwechsel nach dem Wochenende kommen, dann tragen die Spieler einen Teil der Verantwortung dafür mit. In dem Zusammenhang ist es auch vollkommen unmaßgeblich, wie der Gegner heißt. Es müssen zwei Siege her, und die am besten auch noch überzeugend.

Über den Autor: Henrike Wöbking

Henrike schreibt für haimspiel.de seit 2005 und wurde von Ex-NHL-Spieler Jason Marshall gelobt für "the best interview I ever did". Sie zeigte sich hauptverantwortlich für das Abschiedsvideo von Dave McLlwain. Außerdem ist sie Buchautorin und schrieb den Roman "Auf Eis" vor dem Hintergrund der Playoffs 2002.

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1 Kommentar

  1. Traumpass
    14.01.2016

    Dem Vorwurf der Sturheit und Betriebsblindheit kann das Trainerteam (Liimatainen nehme ich da ausdrücklich mit ins Boot!) auch wenig bis gar nichts entgegen setzen. Schon Ende November, nach dem Niederlagen-Wochenende gegen die DEG und in Augsburg, hatten Vereinsführung, Medien und nicht wenige Fans den kleinen Panikknopf gedrückt, aufgrund der erkennbar schlechten Entwicklung mit damals schon immer wieder denselben Fehlern und Aussetzern meiner Meinung nach auch genau zum richtigen Zeitpunkt. Damals war noch eine Menge Zeit für einen Komplett-Reset, und das Warnlicht hätte noch problemlos von Gelb auf Grün zurückgesetzt werden können.
    Leider scheint diese Warnung beim Trainerteam überhaupt nicht angekommen zu sein, denn die groben, Punkte und Spiele kostenden Fehler wurden sichtbar nur in wenigen Spielen reduziert, aber nie ganz abgestellt, z.B. der langsame, unstrukturierte und damit ineffektive Spielaufbau (war vor der Saison noch ganz anders angekündigt!), auf der anderen Seite aber das großzügige Preisgeben der neutralen Zone und der blauen Linie in der Rückwärtsbewegung. Ich habe wirklich viele Fans in der Arena gefragt, aber die Idee dahinter, warum die Außenstürmer in der Defensive nahezu komplett passiv bleiben, konnte mir nicht einer einleuchtend erklären.

    Und so haben wir jetzt die Situation, in der nur noch die Punkte zählen und auch eine gute bis sehr gute Leistung im Dorf womöglich nicht zu Punkten reichen wird, denn die DEG wird, neben einer guten Form, auch wieder eine hohe Motivation zeigen. Und Letzteres ist etwas, was Haie Teams unter Sundblad noch nicht ein einziges Mal gegen die DEG gezeigt haben! In Ergebnissen: 2:3,1:3, 1:2, 3:6 und, schlimm genug, aus Haie Sicht immer übel bis äußerst übel anzusehen, immer verdient.
    Ein Nachbar in der Arena sagte schon Mitte Dezember, dass Sundblad sich auf direktem Weg zum sportlichen Selbstmord befindet; mittlerweile gebe ich ihm da recht, da droht akut jetzt der Abschied und auch ein Karriereknick.

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