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2:6 gegen München: Sechs unbeantwortete Tore

Moritz Müller nach dem Spiel. Foto. mcfly37.de
Moritz Müller nach dem Spiel. Foto. mcfly37.de

Nach der herben 4:7-Niederlage gegen den AEV trat der KEC heute in einer mit über 14.000 Zuschauern gefüllten heimischen Arena gegen den EHC München an. Der Mannschaft bot sich die Möglichkeit Wiedergutmachung zu betreiben, hatte Clouston ihre Leistungsbereitschaft doch zuletzt als „inakzeptabel“ bezeichnet.

Dies gelang den Haien nur phasenweise. Nach einer 2:0-Führung konnte München sechs Tore in Folge und Köln kein Tor mehr erzielen. Neben deutlichen Auflösungserscheinungen in der Mannschaft quittierten auch die Fans die 2:6-Niederlage der Mannschaft erstmals deutlich mit ihren Mitteln.

Die Haie bestrafen Münchener Fehler

Der EHC München startete besser in die Partie. Früh musste Peters auf der Hut sein und sich den ersten Schüssen des Meisters erwehren. So prüften bereits Matsumoto, Seidenberg, Wolf und Jaffray den Kölner Goalie bis zur 5. Spielminute. Das erste deutliche Ausrufezeichen der Haie in Spielminute 9: Der Münchener Goalie Aus den Birken konnte im Torraum die Scheibe lange nicht festhalten. Kai Hospelt rauschte heran, den Puck aber nur mit einem Kick in das Tor befördern. Der Videobeweis versagte folglich den Haien das 1:0.

München mit mehr Scheibenbesitz, doch die Haie machten das Beste daraus und bestraften Münchener Fehler in der Offensive. So konnte der KEC den Puck an der eigenen blauen Linie erobern, Hanowski mit dem nachfolgenden Schütz 2-auf-0 laufen und eiskalt zum 1:0 versenken. Nur 31 Sekunden später der erneute Fehlpass der Münchener an der blauen Linie der Haie. Diesmal sprintete Ryan Jones der Scheibe hinterher und erreichte sie gerade in Schussweite – und netzte mit einem mächtigen Onetimer zum 2:0 ein (beide Szenen in der 11. Spielminute).

In der Folge wurde die Partie ruppiger und wilder, die Zahl der Auseinandersetzungen und Strafen nahm zu, doch keine Mannschaft konnte Kapital hieraus schlagen. Doch Freud und Leid liegen oft nah beieinander. So traf erst Ehrhoff die Latte traf, dann Kahun fast im Gegenzug 7,1 Sekunden vor dem Ende des Drittels aus dem Nichts zum 2:1-Anschlusstreffer. Peters hatte die Scheibe die Bande entlang geschickt, wo sie Abeltshauser aufsammeln und Kahun von hinter dem Tor bedienen konnte. Dieser erzielte reichlich unbedrängt sein zweites Saisontor (20. Spielminute).

Köln bricht ein, München zieht davon

Die ersten sieben bis neun Minuten des zweiten Drittels neutralisierten sich beide Mannschaften.  Die Konsequenz der Haie im ersten Drittel hatte München offensichtlich etwas zum Nachdenken gegeben. Die Haie hingegen hatten etwas Selbstbewusstsein getankt; konnten sich durchaus in vielen Zweikämpfe durchsetzen. Wirklich zwingende Chancen entstanden jedoch weder für die Haie, noch für den EHC. Doch: zunehmend konnte der EHC das Heft in die Hand nehmen.

In Spielminute 34 dann der Genickbruch der Haie in dieser Partie: Jerome Flaake eroberte die Scheibe, zog auf der linken Seite in das Offensivdrittel. Dort bediente er zentral Christensen, welcher auf Hager weiterleitete, der von der rechten Seite aus direkt abzog und zum 2:2 traf. Die Münchener konnten aus diesem Tor ad hoc enormes Selbstbewusstsein tanken – mit dem KEC verhielt es sich genau andersherum. Nach einem Puckverlust der Haie kommt die Scheibe über zwei Stationen zu Frank Mauer, der wiederum reichlich unbedrängt aus dem Bullypunkt zum 2:3 traf (36. Spielminute). Nur eine Minute später konnte München den 3:1-Konter laufen  – und Peters mit einer spektakulären Parade den Abschluss entschärfen. Doch: Die Scheibe blieb zwischen seinen Beinen frei spielbar liegen. Da sämtliche Kölner einen Schritt zu langsam waren oder an der Situation vorbeifuhren, hatte Macek alle Zeit der Welt um in den Torraum zu fahren und die Scheibe einzunetzen. Eiskalt hatte München das Momentum genutzt, war gewachsen und setzte sich so b, während Köln einbrach und zunehmend nur noch hinterherschaute.

Kurz darauf ein Lebenszeichen der Haie: Schütz konnte sich durchsetzen und nach dem Rebound abziehen, doch Aus den Birken zeigte einen guten Reflex und machte mit einem Pad-Save die Chance zunichte (39. Minute).

Müllers Weckruf verhallt ungehört

Ein Lebenszeichen versuchte auch Moritz Müller zu setzen. Die Nummer 91 der Haie, der heute Geburtstag feierte, blockte bei einem Münchener Angriff Pinizotto weg und nach einem kurzen Wortgefecht flogen die Fäuste. Offensichtlich hatte Müller die Konfrontation gesucht, um Emotionen zu schüren und so muss auch seine Geste in Richtung seiner Bank nach dem Fight gedeutete werden.

Doch: Sein Weckruf verhallte weitgehend ungehört. Im Gegenteil: Nur Sekunden nach der Szene die nächste Großchance für München, die zuvor die Haie-Defensive aushebeln durften, doch Hospelt konnte Frank Mauers Schuss blocken (43. Spielminute). Nur eine Minute später entschloss sich Gogulla in der Rückwärtsbewegung lieber den Passweg dichtzumachen und Wolf nicht anzugreifen – und konnte sich bei Peters bedanken, der wieder einmal durch einen starken Save ein Gegentor verhinderte.

Während auf dem Eis das Spielgeschehen verflachte, eröffnete Pinozotto eine zweite Front, indem er erst mit Müller, dann regelmäßig mit dem Publikum kommunizierte. Die Haie auf dem Eis mühten sich und fanden doch wieder einen Weg in die Offensive, doch Aus den Birken konnte alle Scheiben festhalten (46.-48. Spielminute). Doch gerade, als man den Haien irgendeinem Weg zurück ins Spiel zutraute, agierte München.

Zum wiederholten Male am heutigen Abend konnte München im Rücken von Peters von der Bande aus den Pass in den verlängerten Slot spielen, wo Macek schnell reagieren, einlaufen und – unbedrängt vom räumlich wie mental entfernten Lalonde – zum 5:2 einnetzen konnte.

Die Halle verstummte nun völlig und die Fans legten eine Stille an den Tag, wie sie dem heutigen Volkstrauertag angemessen erschien. Die absolute Stille schlug in Sarkasmus um, als Kahun zwei Haie in der Offensive auf sich ziehen und so Christensen den freien Schuss auf der linken Seite ermöglichte. Es war das 6:2 für München und die Haie-Fans applaudierten München (53. Minute).

Waren die Haie nicht zuvor schon eingebrochen, so etablierten sie nun eine neue Qualität, indem sie den Backcheck sichtbar vernachlässigten. Dies bedeutet in letzter Konsequenz, dass die Mannschaft ihren Torhüter, der heute viele gute Saves zeigte und die Haie heute lange Zeit im Spiel gehalten hatte, im Stich ließ. Das physische Spiel entfiel in den letzten Minuten vollständig. Einzelne Spieler schnappten sich die Scheibe und versuchten sich an brotlosen Einzelaktionen, wie etwa Uvira (56.) und Ryan Jones (57. Spielminute).

Am Ende des Tages steht eine 2:0-Führung, die einer spielerisch konsequenten, überzeugtenden Phase entsprang. Sie wird überschattet von sechs unbeantworteten Gegentoren, welche gegen Ende der Partie in regelrechten Auflösungserscheinungen der Mannschaft gipfelten. Ein gebrauchter Tag für die Mannschaft der Kölner Haie, das Trainerteam, die sportliche Leitung, die Gesellschafter und die Fans der Kölner Haie.

Über den Autor: Dennis Wegner

Dennis gründete gemeinsam mit René im Sommer 2003 haimspiel.de und betreut die Seite bis heute als 1. Vorsitzender. Außerdem war er zwischendurch für das Haie-Fanprojekt tätig, hat mit dem Team und der Fanszene "Wir sind Haie" ins Leben gerufen und die Flyeraktion "Köln ohne Haie?" mit großem medialen Echo organisiert.

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Clouston: „Das ist inakzeptabel.“

5 Kommentare

  1. Jana
    19.11.2017

    Merkt irgendjemand von den Verantwortlichen noch irgendwas? Wie lange will man noch an Herrn Clouston festhalten? Wieso hat man ihn überhaupt geholt?! Zur Erinnerung: Clouston ist in Nordamerika gegangen worden, da er es nicht geschafft hat einen Top-Kader zum Erfolg zu führen. Genannte Gründe: fehlende/schlechte Kommunikation und mieses/kein Teambuilding. Es ist doch mehr als OFFENSICHTLICH das dies auch in Köln der Fall ist. Unterschied zu Nordamerika: dort war für ihn konsequent nach einer Saison Schicht im Schacht – in Köln hält man ihn, und warum?! Ich verstehe es einfach nicht. Das Team ist am Boden und steht mit diesem Trainer nicht mehr auf.
    Ja, klar, ein Trainer spielt nicht. Nur, ein Trainer ist in der Verantwortung seine Mannschaft einzustellen und Impulse zu geben. Nichts davon passiert. Er ist nicht in der Lage dagegen zusteuern. Auch nicht während eines laufenden Spiels. Wenn er sieht, dass seine Mannschaft anfängt den “gameplan” zu verlassen, dann muss er reagieren und sie wieder auf Spur bringen – just in time. Doch er kann es nicht, er hat es nicht drauf. Er steht regungslos an der Bande und guckt zu. Lächerlich.
    Irgendetwas geht in Köln gehörig daneben. Die Mannschaft austauschen geht nicht, also Clouston raus, neuen Trainer rein und auf neue, sinnvolle Impulse setzen.

    Wenn nach diesem Spiel nichts passiert, dann passiert diese Saison gar nichts mehr und wir alle müssen zittern, dass Herr Gotthardt nicht die Lust am Geld geben verliert. Eishockey ist nicht Fussball. Wenn Herr Gotthardt nicht mehr mag, dann kann in Köln ganz schnell der letzte Puck gefallen sein …

  2. Thomas
    19.11.2017

    Ich mach es mal kurz und schmerzlos. Setzten 6!

    Da wurde ja einfach alles eingestellt. Das ist einfach zu wenig. Nicht das ich es oft angemahnt hätte, und jeder halbwegs normale Eishockey Fan inzwischen erkennt das die Haie einfach durch sind. Womit? Ja das wissen Sie wohl nur selber. Reine Alibiauftritte sind das inzwischen. Ich habe 20 Minuten gearbeitet, jetzt bekomme ich doch mein Gehalt oder?

    Ja ich habe beim 2:6 auch applaudiert. Das ist ja nicht MAL ein Aussetzter, das sind 40 MInuten aussetzter Pro Spiel. Aber nur wenn es gut läuft…

    Dieses Team hätte Huras als Trainer so verdient. Da werden sich einige noch wundern. Da wird es auch vorbei sein mit Top 6 Eiszeit. Herr Gogulla dann wird nämlich wieder gearbeitet.

    Ich habe auch kein Verständnis mehr warum man sich sowas angucken muss. Der Zeitpunkt vor der Pause wäre richtig gewesen. Da hätte man gleich am neuen System arbeiten könne. So wurden schon wieder unnötig, Punkte und Zeit einfach verschenkt.

    Die Krönung würde dem nur aufsetzten, wenn unserer Verletzten alle eine Wunderheilung erfahren würden. Ach die waren ja eh alle im Aufbautraining. Tja schade herr Clouston.

    Ich bin froh wenn Clouston weg ist. Das Team wäre auch jetztz noch stark genug für gute Spiele. Es sind 5 Punkte bis Platz 13. Also schönreden gilt nicht mehr.

    *Hust* Waren die Busbeine aus Augsburg heute bestimmt schuld. Viel Spaß mit Huras übrigends bei der Auswärtstour sollte er kommen. Da gibt es laute Rückfahrten.

    Vielleicht wird ja auch endlich mal im Line UP was passieren. Hospelt aus den Top 6. Gogulla auch mit einem Auf und ab, was es derzeit schwer macht.

    Also diese Mannschaft wird es für den Rest der Saison echt schwer haben. Diese Mannschaft muss sich richtig Kredit erarbeiten. Man darf gespannt sein was das Kriesen Meeting bringt.

    Gruß
    Thomas

  3. Bernd Schumalski
    19.11.2017

    also, wenn CC jetzt nicht fliegt, weiss ich nicht, was noch passieren muss. Scheinbar scheint die Chemie zwischen Spielern und dem Trainerstab nicht mehr zu passen (wenn sie es je getan hat). Was einige Spieler abliefern, ist erschreckend. Selbst Müllers Fight weckt enige nicht mehr auf. Hoffentlich zut sich jetzt endlich was auf der Trainerposition, ansonsten sehe ich für diese Sasion schwarz.

  4. Bossy
    19.11.2017

    13 Gegentore trotz (nach DEL-Maßstäben) wirklich sehr respektablen Torhüterleistungen? Nicht übel, gar nicht übel.. das übertrifft meine Befürchtungen nach den völlig unangemessenen Selbstzufriedenheitsbekundungen auf den Sieg gegen waidwunde Krefelder dann doch noch mal deutlich; muss man in dieser ‘Form’ auch erst einmal schaffen, für diese Vorstellungen erfinde und vergebe ich einfach mal die Farbe ‘Dunkelschwarz’.

    Clouston war eigentlich schon nach dem Playoff-Aus im März und seiner anschließend völlig ausgebliebenen Selbstkritik fällig, aber man hatte ihm ja zuvor schon als erfolgreichen Feuerwehrmann der Saison 2015/2016 gleich wieder mit einem mehrjährigen Vertrag danken müssen, obwohl ihm ein Ruf vorausgeeilt war, der eindeutig zur Vorsicht mahnte..

    Ich werde die Haie Entscheider da wohl nie verstehen, weil es ja schon mehrfach so gelaufen ist, sofort habe ich auch wieder die sensationelle Flipchart-Meisterplanung von Kill Bill vor Augen.. eine äußerst flache Lernkurve, die sich einfach nicht über die Grasnarbe hinaus erheben will.

    So hat man jetzt schon wieder mindestens eine halbe Saison verloren und muss nun in aller Eile zusehen, dass die Saison kein Totalausfall wird (u.a. Zuschauerzahlen Vorrunde und Playoff-Teilnahme).

    Huras wäre dieser Truppe wirklich zu wünschen, aber dann auch direkt mit einem laut angekündigten disziplinarischen Auftrag, sollten sich einige auch weiterhin hängen lassen oder ungeniert auf dem Eis gegen den Teamerfolg zocken.

    Tribünenplätze, Freistellungen und Vertragsauflösungen dürfen keine Tabus sein.

    Und ich sehe von den vor der Saison fest für das Lineup eingeplanten Feldspielern niemanden mehr im Kader, der in irgendeiner Form besondere Rücksichtnahme verdient.

    Absolut niemanden.

  5. Alexander
    20.11.2017

    Jugendspieler einsetzen und die Führungsspieler 1-2 Spiele auf die Tribüne setzen könnte ein Wachmacher sein aber das wird Draisaitl schon machen da bin ich mir sicher.

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